Autor Thema: Corona/ tractorpulling  (Gelesen 60934 mal)

Offline Sascha Mecking

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Re: Corona/ tractorpulling
« Antwort #330 am: 18.06.2020, 11:04:29 »
Dioxin in Hünereiern, Acrylamid, BSE und was nicht alles noch...Was hat sich geänder? Richtig!


Was sich da geändert hat? Bio bekommt andere (höhere) Grenzwert für die Giftstoffe, ist damit "gesund" und wird als Lösung propagiert.

Was BSE betrifft... da hat sich ALLES geändert. Wir sind ein kleiner Futtermittelbetrieb mit 12 Leuten. Zwei davon, Ingenieure, machen nichts anderes als Qualitätssicherung und Gesetze erfüllen.

Und Giftstoffe in Tierfutter:
Man hat der Branche die Beweislast umgekehrt.
Es sieht im Moment so aus:
Wenn irgendjemand einen Futtermittelhersteller anzeigt, dass der z.B. Dioxin im Futter hat, ist dieser verpflichtet sofort eine Rückholaktion einzuleiten. Alle Viecher die von der Charge gefressen haben keulen inkl.
Auf Kosten den Futtermittelherstellers.
Der muss dann beweisen, dass er kein Dioxin drin hat.
Kann er das beweisen, bleibt er trotzdem auf allen Kosten hängen.

Wir hatten hier vor kurzem den "Spass" dass wir nach einer amtlichen Kontrolle Ware sperren und zurück holen mussten, die angeblich was drin hatte was wir gar nicht rein tun.

Nach wiederholter Untersuchung kam dann vom Amt "Oh Sorry .. unser Messgerät spinnt ab und zu". Wer trägt die Kosten (selbst für die Falschmessung vom Amt?) Wir....
« Letzte Änderung: 18.06.2020, 11:09:03 von Sascha Mecking »

Offline Dj Nafets

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Re: Corona/ tractorpulling
« Antwort #331 am: 18.06.2020, 11:40:38 »
Soweit so gut. Der Gesetzgeber reagiert mit irgendwelchen Verordnungen und Gesetzen nach denen dann nie mehr was auftreten kann...eigentlich. Trotzdem haben wir immer wieder neue Skandale.

Ohne die Branche genau zu kennen möchte ich einfach mal behaupten das die von Dir geschilderte Praxis vor höheren Gerichten kein Bestand haben wird. Beweislastumkehr hin und her kann es nicht sein das bei unbegründetem(!) Schadensfall (Keulen, Rückrufaktion etc.) der Hersteller auf den Kosten sitzen bleibt da er nicht Regelwidrig gearbeitet hat.

Mir werden ja auch keine Gerichtskosten auferlegt wenn ich unschuldig aus einem Verfahren heraus komme.

Gruß

Stefan

Offline peppi

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Re: Corona/ tractorpulling
« Antwort #332 am: 18.06.2020, 15:06:21 »
Hallo !
Das Zauberwort heißt " Aussitzen " ! Hat Kohl auch immer so gemacht . Einfach ein halbes Jahr warten und
dann redet kaum noch jemand drüber . Für alle möglichen Sachen werden Gesetze gemacht und Pflichten
auferlegt aber die Fleischindustrie kann eh machen was sie wollen . es heißt immer nur " Der Kunde will Billiges
Fleisch und da geht es nicht anders  " Bei Meyer in Papenburg ist es nicht anders weil da auch jede menge so
genannte Werkvertrags Arbeiter beschäftigt sind die auch damit was übrig bleibt mit 10 Mann eine Wohnung
teilen ! Ich fürchte da wird sich wenig ändern .
Großveranstaltungen im September ? Ich denke alles kein Problem solange keine Zuschauer kommen ! Müssen
wir abwarten wie es sich weiter so entwickelt !

Gruß Peter !

Offline Sascha Mecking

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Re: Corona/ tractorpulling
« Antwort #333 am: 18.06.2020, 15:39:28 »

Ohne die Branche genau zu kennen möchte ich einfach mal behaupten das die von Dir geschilderte Praxis vor höheren Gerichten kein Bestand haben wird. Beweislastumkehr hin und her kann es nicht sein das bei unbegründetem(!) Schadensfall (Keulen, Rückrufaktion etc.) der Hersteller auf den Kosten sitzen bleibt da er nicht Regelwidrig gearbeitet hat.

Mir werden ja auch keine Gerichtskosten auferlegt wenn ich unschuldig aus einem Verfahren heraus komme.


Leider doch. Was da (und auch Landwirtschaft) zur Zeit abgeht, ist unglaublich. Fakten spielen überhaupt keine Rolle mehr. Es geht nur noch darum, was der Wähler Wähler möchte -
und das richtet sich danach, was er erzählt bekommt.

Offline pace setterTopic starter

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Re: Corona/ tractorpulling
« Antwort #334 am: 22.06.2020, 07:44:53 »
Hallo,

Landwirtschaft ist ja auch einer der Bereiche die ständig mit Subventionen künstlich beatmet werden. Der Etat liegt so um die 30 Milliarden Euro pro Jahr.
Höher, schneller, weiter? Das geht nicht grenzenlos...

Gruß  Gordon



Offline Another One

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Re: Corona/ tractorpulling
« Antwort #336 am: 23.06.2020, 06:45:24 »
Guter Artikel!
MfG und Full Pull

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Re: Corona/ tractorpulling
« Antwort #337 am: 23.06.2020, 07:59:56 »
Hallo,

Leider fehlt in dem Artikel der Hinweis darauf, dass diese ganze Sache 1. hochsubventioniert ist und 2. das alleine in Deutschland jedes Jahr rund 11 Tausend Tonnen noch geniessbare Lebensmittel weggeworfen werden.

Auch in unserem Dorf habe ich bei "Kartoffelbauern" schon Säckeweise aussortierte, kleine Kartoffeln auf dem Misthaufen gesehen.

Nun kommt´s ja ganz dicke für die armen Bauern. Tönnies nimmt keine Schweine mehr ab. Was tun mit dem "schlachtreifen" Tieren? Hoffentlich werden sie nicht schon als Ferkel gegen die Stallmauer geschlagen und dann halb tot in die Mülltonne geworfen, was ich auch schon mal in einer Reportage gesehen habe.
Das Problem ist da aber auch wie bei den Missständen in den Arbeitsbedingungen in den "Fleischfabriken". Alles bekannt, man bringt Berichte in allen Medien und was ändert sich danach zum besseren für das Tierwohl und für die Arbeiter? Wenig bis nichts.

Und da sind wir wieder beim Ursprungsthema. Corona, so schlimm wie das für die Betroffenen ist und deren Familienangehörigen, aber ohne Corona würde doch über diese Misstände nicht einmal gesprochen werden.

Apropos Nitrate im Grundwasser. Selbst auf unseren verpachteten Ackerflächen habe ich schon Gülletanker aus Schleswig Holstein gesehen. Da scheint es so eine Art Börse zu geben...


Gruß  Gordon

Offline Sascha Mecking

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Re: Corona/ tractorpulling
« Antwort #338 am: 23.06.2020, 10:42:19 »
Hallo,

Leider fehlt in dem Artikel der Hinweis darauf, dass diese ganze Sache 1. hochsubventioniert ist


Warum ist es subventioniert?
Die Bedingungen, zum Weltmarktpreis zu produzieren sind hier... sagen wir mal zumindest schwierig.
Wir fordern Umweltschutz, tiergerechte Haltungsformen, gentechnikfrei, am liebsten pestizidfrei und auch noch regional und die Leute arbeiten hier auch nicht für 2€ die Stunde usw. All das kostet.
Wir können die Subventionen auch abschaffen. Dann haben wir hier keine Bauern mehr und dann MÜSSEN wir importieren. Aber glaube mal nicht, dass du den großen Agrarstaaten wie USA oder Brasilien erklären kannst, dass sie doch bitte kein Gylophosat und keine Gentechnik einsetzen sollen.

Zitat
und 2. das alleine in Deutschland jedes Jahr rund 11 Tausend Tonnen noch geniessbare Lebensmittel weggeworfen werden.

Auch in unserem Dorf habe ich bei "Kartoffelbauern" schon Säckeweise aussortierte, kleine Kartoffeln auf dem Misthaufen gesehen.
Weil die Leute das nicht kaufen. Da werden ganze Äcker umgepflügt, wenn der Salat optisch nicht den Standard hat, den die Leute kaufen. Ähnlich sieht es mit kleinen Kartoffeln aus. Der Bauer kippt die ja nicht auf den Misthaufen, weil er das so toll findet.

Zitat
Nun kommt´s ja ganz dicke für die armen Bauern. Tönnies nimmt keine Schweine mehr ab. Was tun mit dem "schlachtreifen" Tieren? Hoffentlich werden sie nicht schon als Ferkel gegen die Stallmauer geschlagen und dann halb tot in die Mülltonne geworfen, was ich auch schon mal in einer Reportage gesehen habe.
Mal von der moralischen Seite abgesehen, stellen Tiere auch einen finanziellen Wert dar.
Ich bin ja nun mal in der Branche und die Tierhalter kämpfen um das Überleben ihrer Tiere. Davon leben wir als Firma...
Das drückt sich etwas sehr steril in der "Mortalitätsrate" aus (also wie viele Tiere sterben). Diese liegt im Biobereich übrigens oft jenseits von gut und böse. Fällt aber nicht so auf, weil von von 100 Biohühnern 5 verenden ist das natürlich nicht so auffällig als wenn es bei 10.000 Hühnern 50 es nicht schaffen. Und wenn dann die Kamera auf die Kadvertonne einer 30.000 Broiler Farm hält....
 
Zitat
Das Problem ist da aber auch wie bei den Missständen in den Arbeitsbedingungen in den "Fleischfabriken". Alles bekannt, man bringt Berichte in allen Medien und was ändert sich danach zum besseren für das Tierwohl und für die Arbeiter? Wenig bis nichts.
Nichts - ich denke, die ziehen jetzt nach Polen / Ukraine usw. um. Aus den Augen, aus dem Sinn...

Zitat
Und da sind wir wieder beim Ursprungsthema. Corona, so schlimm wie das für die Betroffenen ist und deren Familienangehörigen, aber ohne Corona würde doch über diese Misstände nicht einmal gesprochen werden.

Apropos Nitrate im Grundwasser. Selbst auf unseren verpachteten Ackerflächen habe ich schon Gülletanker aus Schleswig Holstein gesehen. Da scheint es so eine Art Börse zu geben...


Die gibt es tatsächlich!
In Gegenden mit guten Böden macht Tierhaltung wenig Sinn. Das ist nämlich "Scheißarbeit" und das tut man sich, wenn man 100 ha guten Ackerboden hat, eigentlich nicht an.
Der Boden ist einfach zu schade, als dass man da Kühe drauf rumtramplen lassen würde.
Hier oben bei uns in Moor und Marschen kommst du mit dem Trecker nicht drauf und ausser Gras und Mais wächst auch nicht das Meiste.. also geht's Gras durch die Kuh und der Mensch kann's verdauen. Für Gras direkt fehlen ein paar Mägen.

Allerding braucht der Ackerbauer mit gutem Boden man nun mal Gülle, sonst wächst da auch nichts. Ohne Tiere - schwierig.

Auf dem Sand im Emsland / Kreis Cloppenburg wächst allerdings auch nicht das Meiste.
Also hält man Tiere. Mehr als der Boden vertragen könnte. Da man die Gülle da auch nicht ausbringen darf (das ist reguliert und kontrolliert wie kaum etwas anderes in diesem Land),
der Bauer in Hildesheim sie aber braucht, karrt man sie dahin.
« Letzte Änderung: 24.06.2020, 12:07:29 von Sascha Mecking »

Offline Robibib

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Re: Corona/ tractorpulling
« Antwort #339 am: 23.06.2020, 12:51:55 »
Und was habe ich neulich erst im TV gesehen?
Einen Bauern der gesagt hat mit "Scheiße" macht der mehr Geld als mit dem Fleisch seiner Tiere.
Geht wohl alles in eine Biogasanlage...
Das kann ja so auch nicht der richtige Weg sein.
Aber solange alle immer noch alles so billig wie möglich haben wollen...  ::)

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Re: Corona/ tractorpulling
« Antwort #340 am: 24.06.2020, 08:54:19 »
Hallo,

Auch das nur weil es dafür Geld vom Steuerzahler gibt.
Es gibt auch Reportagen wo ein Betriebsleiter über deren 1000 Hektar großer Betrieb sagt, dass sie die über 300 Euro pro Hektar gezahlten Subventionen eigentlich nicht benötigen. Aber Sie wären natürlich dumm wenn sie diese nicht nehmen würden.

Hier liegt das Problem. Da werden Gelder pauschal pro Fläche gezahlt und nicht nach Bedürftigkeit, so wie man es anderen Berufsgruppen und Firmen auferlegt, wenn Sie staatliche Gelder beantragen. Es sei den ein Großkonzern bettelt um Geld. Da fließen die Gelder auch recht unbürokratisch.
Mal sollte die Subventionen also mal auf eine gewisse Hektar- Größe begrenzen und eher die "kleinen" Betriebe finanziell unterstützen, wenn es schon ohne Subventionen nicht geht. Was mich wundert, denn wir haben als Betrieb, nein, Bauernhof bis 1976 nie Subventionen beantragt oder gezahlt bekommen und es hat auch so funktioniert.
Allerdings sind meine Oma und Opa auch nicht zweimal im Jahr in den Urlaub geflogen und das neueste SUV stand auch nicht auf dem Hof.
Natürlich muss man auch erwähnen, wenn die Bauern heute so malochen müßten wie meine Großeltern damals, dann hätten sie den Bettel schon lange hingeworfen.


Ob Bio oder nicht hat übrigens nichts damit zu tun, ob man die Subventionen bekommt oder nicht.

Auf den Satz "Weil Alle immer alles so billig wie möglich habe wollen..", kann man nur sagen, ja. Aber woran liegt es? Vielleicht mal anständige Löhne zahlen von denen man leben kann? Das hängt doch alles zusammen.
Aber das werden einige jetzt noch lernen im Laufe von Corona..hoffentlich.

Gruß  Gordon

Offline miky

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Re: Corona/ tractorpulling
« Antwort #341 am: 24.06.2020, 11:36:50 »
Billig ist immer relativ, einerseits stellen sich die Leute ein
2000€ Weber Grill in den Garten aber die Wurst darf nur
50 Cent kosten, da liegen die Prioritäten falsch.
Wir haben in Deutschland in Verhältnis zu den
Löhnen usw schon die Günstigsten Lebensmittel in Europa,
wo anders geben die Leute deutlich mehr aus für Lebensmittel. 

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Re: Corona/ tractorpulling
« Antwort #342 am: 26.06.2020, 07:56:49 »
Hallo,

Gestern habe ich erfahren, dass Deutschland in der Fleischverarbeitung als Billiglohnland gilt, billiger als Rumänien, Bulgarien, Polen.... Demnach liefert Polen sogar die Schweine nach Deutschland, um sie bei uns "verarbeiten" zu lassen.
Von daher ist nix mit, dann gehen die Firmen nach xy...
Hier muss ich etwas ändern.

Aber ich schätze mal das sich der Milliardär vor Gericht, wo er eigentlich hingehört, für ein paar lausige Milliönchen auf feien Fuß setzen läßt.
Er hat ja schließlich nur Menschenleben gefährdet und keine Steuern hinterzogen.

Gruß  Gordon

Offline Sascha Mecking

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Re: Corona/ tractorpulling
« Antwort #343 am: 26.06.2020, 10:26:39 »

Gestern habe ich erfahren, dass Deutschland in der Fleischverarbeitung als Billiglohnland gilt, billiger als Rumänien, Bulgarien, Polen.... Demnach liefert Polen sogar die Schweine nach Deutschland, um sie bei uns "verarbeiten" zu lassen.
Von daher ist nix mit, dann gehen die Firmen nach xy...
Hier muss ich etwas ändern.

Die Schlachthöfe hier sind nicht nur so billig, weil die Leute da so günstig arbeiten (und auch für die gilt Mindeslohn), sondern weil das inzwischen riesige Fabriken sind.
Ich habe vor einigen Jahren noch auf einem kleinen Schlachthof Versuche mit Desinfektionen gefahren.
Den Laden haben sie (nach einem Brand) schlussendlich dicht gemacht  (von den Arbeitern sprach auch keiner Deutsch), weil sie gar nicht die Mengen da durch bekamen
und die ganzen Auflagen zum Tierschutz bei Neubau gar nicht hätten umsetzen können, dass es sich gelohnt hätte.

Aber ja - da muss sich was ändern. In der Bezahlung der Leute.

Offline miky

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Re: Corona/ tractorpulling
« Antwort #344 am: 26.06.2020, 12:15:19 »
Letztendlich haben es die Verbraucher selber in der Hand, statt zum Discounter könnten
Sie zb zum Örtlichen Metzger gehen.