Hallo ihr!
Ja - einen Erfahrungsaustausch fänd' ich klasse! Gibt nicht so viele Leute, die das praktizieren, da ist man manchmal ganz schön alleine..
Dann mach' ich mich mal ans Fragen-Beantworten... die einfachsten zuerst!
Danke für den Glückwunsch! Das "Baby" ist aber schon 1 3/4, im Februar wird sie 2. Aber "Babypause" schreibt sich besser als "Kleinkindpause" - und es ist ein hammerhartes Alter... als sie noch im Kinderwagen lag, war's noch einfacher als jetzt - da konnte sie wenigstens noch nicht abhauen...

Und mein Mann ist - berufsbedingt - immer mal 2 oder auch mal 4 Wochen weg...dann reicht die Zeit grade für die Pferde-Grundversorgung

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In Malibaud wars völlig klasse, wir (ein Freund von mir) und ich hatten sogar Longenstunden auf Ibis, der inzwischen über 30 ist, ich glaube 33.
Das hat mich auch am meisten beeindruckt - dieses Pferd sieht NICHT ALT aus! OK, außer im Gesicht..Ich hab' schon 12-jährige gesehen, die älter wirkten....
Ich hab' ihn auch fotografiert, wenn ich rauskriege, wie man hier Bilder reinstellt, kann ich das gerne machen.
Ich finde, er ist ein schöner Gegenbeweis gegen das Gerede, das ganze Aussitzen und die ganzen Mini-Volten beim Longieren machten die Pferde kaputt...
Ach ja, Solinski hat ihn 3-jährig bekommen. Als wir irgendwann einmal kommentierten, wie gesetzt und absolut taktrein Ibis an der Longe seine Volten galoppiert, meinte er - also, nach 30 Jahren Gymnastizierung müßte er's wohl langsam können...

Leider ist Ibis auf Malibaud allein, seit Garrigaud letztes Jahr gestorben ist, mit, ich glaube 34. Das ist natürlich nicht schön, aber ich glaube, Solinski scheut sich davor, in seinem Alter die Verantwortung für noch ein weiteres Pferd zu übernehmen... außerdem ist da noch die leise Hoffnung, Icaro - den aus dem Buch - wieder zurückzukriegen.
Und das Fazit - 10 Jahre Zeit verschwendet? Nein, ganz so schlimm war's nicht...
Als ich das erste Mal da war, kam ich von der Dressurszene her - ich bin zwar selber nie Turniere geritten, aber ich habe bei einem der besseren deutschen S-Dressurreiter Pferde betreut, hab' sie auch geritten und so... aber ich dachte immer, das kann nicht alles sein.
Und da in Frankreich standen diese kleinen gakeligen schwachbemuskelten Pferdchen auf der Wiese - im Vergleich zu den deutschen Dressurkolossen -, dann ist Solinski geritten, und ich hätte nie gedacht, daß Pferde überhaupt so laufen können - ich bekam eine leise Ahnung davon, was Versammlung eigentlich ist.
Ansonsten stand ich da wie der Ochs vorm Berg, ich habe praktisch nichts verstanden - diese komische Mitgehmethode beim Longieren, das konnte man doch nicht ernsthaft betreiben? Und wieso beim Reiten die Beine vergessen?
Aber das Reitgefühl auf dem Pferd war so genial, daß ich unbedingt wissen mußte, wie man es einem Pferd beibringt, so zu laufen.
Dann habe ich in Deutschland weitergelernt, bei jemandem, der "nach Solinski" gearbeitet hat, es aber wohl doch nicht so wirklich ganz verstanden hatte - das weiß ich aber jetzt erst...
Zur Bodenarbeit: ich hatte beim ersten Mal nicht gesehen, wie intensiv das Pferd longiert wird, wie sehr es "angepackt" wird - aber aus-schließ-lich!! durch die treibende Position!! Und wirklich niemalsnicht über die Longe.
Das ist nämlich so ein Knackpunkt der Methode: Voraussetzung für den gymnastizierenden Erfolg der Bodenarbeit ist, daß das Pferd - gerade am Anfang im Schritt - immer so energisch und raugreifend läuft, wie es überhaupt laufen kann, und das durch alle Volten, Schlangenlinien usw. hindurch, mit dem inneren Hinterbein weit unter den Schwerpunkt tretend. Diesen "Maximalfleiß" - der natürlich auf keinen Fall mit Eilen zu verwechseln ist! muß man für das jeweilige Pferd im Gefühl haben.
Das ist auch so ne Sache: man muß unheimlich gut sehen können, unheimlich viel Gefühl fürs Pferd haben, sonst wird's nix. Und da wird's dann schwierig: Mitgehrhythmus - bitte im Gleichschritt mit dem Pferd - Abstand zum Pferd, eigener Weg in der Reitbahn, aber bitte nicht schwanken, wie soll denn sonst das Pferd gerade laufen, gleichzeitig permanent überwachen, ob der Takt noch stimmt, ob's sich noch biegt, der innere Hinterfuß weit genug untertritt, der äußere nicht ausfällt...
Und dann noch aus dem Bauch raus alle Lektionen so wählen, daß sie dem Pferd maximal zugute kommen, natürlich spontan während des Longierens...
Ich denke, wer das beherrscht, kann fast jedes Pferd am einfachen Kappzaum und loser Longe sehr weit ausbilden und hat andere Longiermethoden, Hilfszügel usw. gar nicht nötig - sie wären einfach überflüssig.
"Fast" jedes Pferd, weil es immer ein Pferd gibt, bei dem die Methode - egal welche - nicht funktioniert.
Aber wer hierzuland beherrscht das? Welcher Freizeiteiter schafft es, sich diesen Takt anzueignen?
Wobei - auch wenn sie nicht perfekt ausgeführt wird, als grundlegende Erziehungsmethode ist diese Form der Bodenarbeit, über die verschiedenen Führpositionen, einfach toll fürs Pferd - sehr pferdefreundlich im Sinn von konsequent und für das Pferd leicht zu verstehen - meine Meinung. Nur die perfekte Versammlung auf der Hinterhand, die wird dann nicht so ganz erreicht.

Und beim Reiten ist es natürlich ähnlich.
Jetzt muß ich aber dringend Kinder zum Schlafen bringen! Schreib später weiter..übers Reiten!
LG Claudia