Pferdeforum

Pferdezucht, Aufzucht => Züchter => Hengste => Thema gestartet von: benny am 07.11.05, 14:00

Titel: "Ausschachten"
Beitrag von: benny am 07.11.05, 14:00
Hallo liebe Hengstbesitzer/-kenner,

ich habe einen liebe 7jährigen Friesenhengst, der bei uns zu Hause in "Männergesellschaft" lebt. Ich kenne ihn von Geburt an, habe ihn selbst erzogen, angeritten,ausgebildet etc.

So weit so gut...

Nach dem Reiten lässt mein Pferd einfach alles "fallen". Genauso beim entspannten Ausreiten, oder in Gesellschaft von fremden Pferden. Bisher hat mich das nicht wirklich gestört, aber langsam mache ich mir doch so meine Gedanken, ob ich an seiner Erziehung etwas falsch gemacht habe.

Gestern bin ich mit unserer neuen Miteinstellerin das erstemal zusammen ausgeritten. Sie hat einen 10jährigen Reithengst. Mein Pferd schachtete aus und behielt das auch für die nächsten 5 km bei, bis wir wieder zu Hause angekommen waren. Es war wirklich peinlich. Sein Schniedel baumelte in voller Länge hin und her, so dass ich es vom Sattel aus sehen konnte :-))).

Hilfe, was soll ich tun???

Ich freue mich auf eure guten Ratschläge.

Liebe Grüße benny
Titel: Re: "Ausschachten"
Beitrag von: Manu am 07.11.05, 14:18
Macht meiner auch, wenn er sehr aufgeregt ist. Vor allem, wenn er Quadrille gehen soll.
Eine ganze Zeitlang hat er das auch nach jedem Reiten gemacht, nicht während dem Reiten, aber sobald ich in der Bahnmitte anhielt und fertig war. Ich hab ihn dann immer noch ein paar extra Runden kreiseln lassen, bis das Teil drin blieb. Hat aber eigentlich nicht viel genützt. Beim Reiten war er aber auch eher nervig, dauernd am Rumspielen mit dem Gebiß. Brav war er schon, aber halt etwas aufgeregt.
Seit letztem Jahr hab ich im Prinzip nochmal ganz von vorne angefangen. Ihm schon beim Reiten verboten, mit dem Gebiß rumzuscheppern und meine zu starre Hand als einer der Übeltäter entlarvt, warum er so nervig wurde.
Jetzt sind wir gerade auf dem Weg zu einer sehr schönen Anlehnung, ich arbeite an mir und meiner Hand und er scheppert nicht mehr. Und siehe da, nach dem Absitzen bleibt das Teil drin. Quadrille bin ich seitdem nicht mehr geritten. Ich hab auch das Gefühl, daß wir da noch nicht soweit sind. Er wird da sicher etwas aufgeregt sein und dann muß ich es schaffen, ihn durch korrektes, lockeres und zielgerichtetes Reiten von der Aufregung abzulenken und ihn wieder ruhig kriegen. Das ist ein Ziel für die Zukunft. Irgendwann schaffen wir das auch noch  :)
Meinst Du, bei Deinem Friesen ist das vielleicht ein ähnliches Problem?
Leider kenn ich ja kein Patentrezept, wäre selber an einem interessiert, aber ich hab halt das Gefühl, daß das Ausschachten eigentlich nur das sichtbare Zeichen dafür ist, daß schon vorher was nicht stimmt und Spannungen im Pferd sind.
In Gesellschaft von anderen Pferden bei einem lockeren Ausritt ist es aber sicher eher eine Gewohnheitssache und wenn er da nur ausschachtet, sonst aber prima läuft und sich auf Dich konzentriert, würde ich es einfach ignorieren. Vielleicht läßt er es dann mit der Zeit, wenn er das andere Pferd besser kennt und es nichts besonderes mehr ist.
Bin gespannt, ob jemand anderem dazu auch noch was einfällt und werde das mal mit Interesse verfolgen.
Titel: Re: "Ausschachten"
Beitrag von: Waddington am 07.11.05, 14:24
Also mein Wallach schachtet aus, wenn er eine gute Gymnastizierung mit Entspannungsfaktor erfahren hat. Dann weiß ich, dass er zufrieden ist und sich wohl fühlt.

- Seitengänge mit anschließendem v/a
- ZL wie Kompliment, Verbeugung und andere dehnende Übungen
- gelungene Wechsel zwischn versammelnden und lösenden Übungen

Es funktioniert nicht, wenn er im Gelände nur "müde" geritten wurde.

Das "hängen" lassen hat er als Hengst auch schon gemacht. Angeblich ist das ein sicheres Zeichen für Doping mit Beruhigungsmitteln  ;D
Titel: Re: "Ausschachten"
Beitrag von: Manu am 07.11.05, 14:28
Man muß da aber schon unterscheiden zwischen hängen lassen (schlaff) und richtig ausschachten (steif). benny, wie ist das bei Deinem Friesen? Was ich oben beschrieben habe ist schon eher zweiteres und das passiert garantiert nicht bei Entspannung  ;)
Titel: Re: "Ausschachten"
Beitrag von: George am 07.11.05, 14:39
...naja, wenn es beim gehen von einer seite zur anderen baumelt hört es sich eher nach hängenlassen an als nach steif.  ;D
Titel: Re: "Ausschachten"
Beitrag von: benny am 07.11.05, 14:54
Schön, dass ihr das auch kennt. Bisher bin ich davon ausgegangen, dass es nur Entspannung ist, also nach dem Training reiten im Schritt am langen Zügel. Aber nach der Aktion mit dem anderen Hengst gehe ich davon aus, dass er ihn auch anmachen wollte. Frei nach dem Motto: Wer lang hat lässt lang hängen...

Da ich dieses Phänomen bei anderen Hengsten nie bemerkt habe (auch der andere Hengst hat erst entspannt ausgeschachtet, als er wieder auf seinem Paddock stand) und man mir sagte, es könne auch an der Erziehung liegen, frage ich mich nun, was ist schief gegangen?? Oder besser, wie mache ich es richtig?

Man hat mir schon Tips gegeben wie: Rückwärtsrichten bis der Arzt kommt.  Oder: da musst du mal richtig draufhaun....dann läßt er es sein.

Das mit dem Rückwärtsrichten hilft teilweise, draufhauen will ich nun wirklich nicht.

Das Problem beginnt ja schon mit der Frage, wie erkenne ich vom Sattel aus, wenn er ausschachtet (außer es schlenkert so stark wie gestern). Normalerweise sehe ich nur an den Augen der Zuschauer/Fußgänger, dass ihm etwas aus dem Bauch hängt (ha, ha, ha....) Dieser neidische Blick.....

Aber nun im Ernst. Würde bessere Erziehung etwas bringen, akzeptiert er mich nicht als Chef? Wie gesagt, beim Training ist er superbrav und konzentriert. Auch Stuten in der Halle interessieren ihn wenig. Eher grummelt er, wenn ein fremder Wallach hereinkommt und schachtet dann auch aus. Soll ich mich dann mit ihm anlegen, oder einfach ignorieren.

Bitte noch mehr Tipps

Liebe Grüße benny
Titel: Re: "Ausschachten"
Beitrag von: Manu am 07.11.05, 15:00
Das sind alles Fragen, die ich mir auch schon gestellt habe. Bin gespannt, ob jemand eine Antwort drauf weiß.
Titel: Re: "Ausschachten"
Beitrag von: benny am 08.11.05, 10:26
Hi Manu,

offensichtlich sind wir die einzigen Hengstbesitzer mit diesem "Problem". Ist aber schön zu wissen, dass ich nicht allein daran  interessiert bin, wie und ob man dieses Gehabe abstellen kann.

Vielleicht sollte man das Gebaumel doch einfach ignorieren und darauf warten, dass er auf Grund seines zunehmenden Alters von alleine aufhört zu schwänzeln.

Würde mich freuen, wenn sich noch andere Hengsthalter zu Wort melden würden.

Liebe Grüße benny

Titel: Re: "Ausschachten"
Beitrag von: elena am 08.11.05, 12:03
hallo ihr,
naja, so alleine seid ihr auch nicht mit dem problem. ;)
ich hab nen araberhengst und hin und wieder schachtet (also sein bestes stück ist dabei steiff ) er natürlich auch aus. aber bei ihm ist es wenn er gierig oder aufgeregt ist. anfangs in der ausbildung ist dies öfters gewesen. wir haben ihn immer geschimpft, so in der art: laß das!! und im laufe der zeit ist das viel weniger geworden, allerdings hört er sehr gut auf das, was wir sagen. egal ob unterm reiter oder an der hand. meist zieht er dann seinen pimmel wieder ein.
viel schwieriger ist der fall, wenn "einem das teil so quasi um die ohren geschlagen wird" ich kann ihn ja nicht schimpfen, wenn er so entspannt unterm reiter läuft. wir ignorieren das und ich hab das gefühl, so angenehm ist ihm das auch nicht und er zieht alles wieder ein.
klar, daß andere leute etwas grinsen oder lachen, aber was solls? irgendwo ist doch ein unterschied da. ;D
eleni


Titel: Re: "Ausschachten"
Beitrag von: Ronja am 08.11.05, 15:19
Naja, unangenehm ists wohl eher weniger...unsere Dressuerhengste hier sind auch allesamt sehr artig und mit Stuten zusammen zu reiten. Ab und an lässt auch einer mal "so richtig einen raushängen"...die Piaffe auf 5 Beinen ist keine Seltenheit 8)
Seit die Viecher dafür angemeckert werden, ists deutlich weniger geworden. Die Trainerin der Pferde ist recht unkompliziert mit ihren Pferden aber auch der Meinung, dass sie sich ihre "warmen Gedanken" gefälligst währen der Arbeit verkneifen sollen! Auf Turnieren ist sowas ja nicht unbedingt dienlich, ich häte auch keinen Bock mit *klatsch-klatsch* durch Gelände oder sonst wo zu reiten...
Titel: Re: "Ausschachten"
Beitrag von: benny am 09.11.05, 10:47
Na Prima, dann habe ich wohl doch alles richtig gemacht.

Wie gesagt, eigentlich stört es mich nicht, wenn er auf 5 Beinen geht, da ich glaube, dass es bei ihm ein Zeichen von Entspannung ist.

Weil ich  dieses Phänomen bei anderen Hengsten (in der Halle oder im Gelände) eher selten sah, dachte ich man müsse vielleicht erzieherisch etwas dagegen unternehmen, um nicht gleich als anti-autoritärer Hengsthalter entlarvt zu werden. Was natürlich auch nicht stimmt, denn ich bin eigentlich wirklich konsequent und mir meiner Verantwortung schon sehr bewusst.

Danke für Eure Meinungen und Beiträge

Liebe Grüße benny
Titel: Re: "Ausschachten"
Beitrag von: A-Hörnchen am 14.09.06, 09:03
@benny - an deiner stelle würde ich es mal mit einem tierkommunikator versuchen.
vielleicht outet sich dein hengst, daß er eben auf wallache/hengste steht!
Titel: Re: "Ausschachten"
Beitrag von: Ghamali am 02.11.06, 13:46
Na das ist ja ein interessantes Thema. Ich bin auch seit kurzem Hengstbesitzerin und meiner schachtet z. B. beim Putzen aus und haut sich dann mit dem Teil gegen den Bauch. Für mich war das bisher ein Zeichen, daß es ihm gefällt z. B. an den Beinen geputzt zu werden und daß es ihm gut geht. Denn wenn ihm was unangenehm wäre, würde er ja nicht ausfahren. Oder?!

Das mit dem schlenkernden Teil kenne ich nur, wenn sich ein Hengst sehr erregt und aufspult z. B. durch ne anwesende Stute und man nicht rechtzeitig mit Mehr-Arbeit als Ablenkung für ihn reagiert. WEnn man ihn dann arbeitet, kommt er doch schnell auf andere Gedanken und fährt das Teil wieder ein.

Womit man sich so alles beschäftigen muß...
Titel: Re: "Ausschachten"
Beitrag von: benny am 13.11.06, 13:22
Huch.... Ein Jahr danach und schon findet sich der Beitrag wieder ganz oben....

Das mein Hengst auf Männer steht, habe ich insgeheim auch schon gedacht. Immerhin kann er mit den Jungs etwas anfangen. Er steht schon immer in Männergesellschaft (habe aber noch nie gesehen, dass er sie deckt oder so..) Und Stuten kennt er, wenn überhaupt nur, wenn die im Rückwärtsgang auf uns zumaschieren (war alles schon da). Da er aber ein reiner Reithengst ist, kann ich mir vorstellen, dass er den anderen zum "Spiel/Kampf" auffordern möchte.

Beim Reiten mehr von dem Pferd verlangen funktioniert natürlich super, geht aber nur, wenn man auch Arbeitet. Zum Beispiel Stute/Wallach in der Halle oder auf dem Platz ist kein Problem. Wenn meiner grummelt, kriegt er eins in die Rippen, dann geht es auf eine Volte und schon ist er wieder bei der Sache. Beim gelösten Ausreiten sieht das schon anders aus.

In diesem Sommer waren wir mit mehreren Pferden in der schönen Lüneburger Heide. Ich bin meistens vorne geritten, oder wenigstens eine Halslänge vorne. Dann kann man sich trotzdem noch unterhalten und mein Kleiner hatte keine Hängeprobleme mehr. Vielleicht muss man das auch einfach trainieren, in dem  man oft mit fremden Pferden ausreitet. Andere Hengsthalten haben mir auch schon gesagt, dass die Hengste mit fortschreitendem Alter auch in sich ruhiger und gelassener werden. Vielleicht läßt es dann von alleine nach. Bis dahin habe ich mich ja vielleicht auch dran gewöhnt (an die gierigen Blicke mancher Fußgänger  :D ) und es fehlt mir dann.

Benny