Zaino, ich versuche mal, den Heinrich im Viereck zu beschreiben, aber dazu muß ich ausholen:
Auf meinem Gino habe ich "denkendes Reiten" gelernt, aber befand mich trotzdem fast sein ganzes Pferdeleben lang immer nur auf Irr- und Umwegen mit Korrekturen. In meinem Hinterkopf, also theoretisch, meinte ich wohl zu wissen, wie es sich anfühlen müßte, wenn alles korrekt ablaufen würde und mein Pferd meine Hilfen richtig umsetzen würde. Trotzdem waren es bei Gino immer nur Momente und Augenblicke, wo ich dieses erfühlen konnte. Durch immer wieder lange Pausen durch Krankheit usw. fing ich bei Gino immer wieder von vorne an, und malte mir oft aus, wie es wohl wäre, wenn da eine Kontinuität drin wäre, wie weit ich wohl schon wäre, wenn da keine Pausen, körperliche Mängel (Traber) und die vielen Irrwege gewesen wären.
Mit diesem Hintergrund habe ich mir bewußt ein junges, unverbrauchtes Pferd gekauft, das die körperlichen Voraussetzungen für anständige Dressur mitbrachte.
Diesen Unterschied zwischen Theorie (glauben zu wissen, wie es denn richtig wäre und eine Ahnung davon haben, wie es sich anfühlen müßte) und Praxis (verdammt nochmal, es fkn. aber nicht) ist, glaube ich, jedem bekannt.
Nun stellt Dir mal vor, Du setzt Dich mit Deiner Theorie auf Heinrich, UND ALLES FUNKTIONIERT!! DAS ist Reiten auf Heinrich!
Es ist nicht nur die Nase vor der Senkrechten, sondern ALLES, was Du dir wünscht, fknt!
Der Rücken fühlt sich etwas fest an? Körperspannung aufbauen und schwupp, fängt der Rücken an zu schwingen! Es darf auch noch etwas mehr sein? Kein Problem. Jetzt noch etwas mehr auf die HH setzen, Null Probleme!
Der Zirkel verliert seine Kreisform? Kurz korrigiert, schwupss, isser wieder rund.
Durchparieren? Kurz auf die HH setzen, etwas verhalten, und zack isser aus dem Trab zum Halt durchpariert!
Und hier könnte ich den Heinrich wirklich fix und fertig reiten, sprich richtig körperlich arbeiten. Ich dürfte (mach ich aber nicht) z.B. eine Std. lang ganze Paraden üben. Henrich würde eine Std. lang artig mitarbeiten.
Ich könnte ihn eine Std. ins VORWÄRTS schicken, und nach einer Std. würde die HH immer noch fleißig untertreten.
Ich möchte mal sagen, daß H. im Viereck wirklich körperlich und mental an den Hilfen steht...........
ABER, es darf nebenan z.B. keine Kuh in den Galopp fallen (oder ein Hänger auf den Hof kommen, der Bauer sein Heu einfahren usw):
Dann vergißt er mich (völlig), macht ne Kehrtwendung, piaffiert in Richtung Kuh, regt sich auf (ich oben drauf absolut machtlos) und wäre ohne Druck die nächsten Tage nicht mehr an dieser Stelle vorbeizureiten.
Ich bekomme ihn nur wieder zurück (genauso im Gelände), indem ich wieder seine volle Aufmerksamkeit auf mich richte. Also nicht mit: "Schau Dir die Kuh ruhig an und gewöhne Dich an sie!" Sondern: "Alles um uns herum HAT DICH NICHT ZU INTERESSIEREN!"
Das geht allerdings nur durch "Druck" in diesem Moment.