Man darf auch die mentalität des Pferdes nicht vergessen.
Es gibt durchaus Pferde, die ein so grosses Gerenne im Bauch haben, dass der Traum vom prompten anhalten allein auf hochziehen der augenbrauen hin immer ein traum bleiben wird. Andere haben so wenig gerenne im Bauch, dass sie - selbst wenn man sie auf full speed hochgetreten hat - sofort die bremsen reinhauen, wenn man nur mal kurz nach oben guckt, nach ästen z.b. Das hat dann mit Reitenkönnen aber auch gar nichts zu tun. man kann das wesen eines pferdes nicht unbegrenzt modifizieren.
auch beim westernreiten gibt es das problem. noch lange nicht jedes quarter lässt sich am völlig losen zügel reiten. Wie lang der Zügel gelassen werden kann, bestimmt das Pferd auch mit. Das liegt im Wesen des Pferdes verankert. Manchen Pferden müsste man die Seele aus dem Leib prügeln, um sie so kirre zu kriegen, dass sie gehorsam genug sind, um am völlig losen Zügel laufen zu können. Das wird auch oft gemacht - Ergebnis sind diese seelenlosen Automaten mit den toten zombie-augen - und dennoch bleiben diese Pferde längerfristig gesehen unsichere Kandidaten. Der kluge Trainer passt sich den Vorgaben durch das Pferd an und reitet entsprechend.
Und noch eines: Verschiedene Disziplinen verlangen da ihre ganz speziellen Einstellungen seitens des Pferdes. Das Westernreiten im allgemeinen ist gut bedient mit Pferden, die sich hinter dem Gebiß halten lassen. Die Dressur lebt von Pferden, die sich am Gebiss halten lassen. In der Vielseitigkeit ziehen viele Pferde mit mehr Biss vor, die voll ins Gebiss laufen, die man halten muss mit Muckikraft. Nur ein Pferd, das voll anzieht und in Hand läuft, lässt sich mit der für den erfolgreichen Durchritt einer X-C (ab L-Niveau) notwendigen Gesamtspannung versehen. Ein Pferd, das zögerlich vorwärtsgeht, nicht in die Hand geht, das dazu neigt, eher die verhaltenden Hilfen anzunehmen als die treibenden, ist da wenig geeignet.
Ich stelle mir da gerade eine Skala vor: der Nullpunkt versinnbildlicht die perfekte Balance zwischen Treiben und Verhalten = Dressur. in richtung verhalten vor vorwärts siedle ich das westernreiten an (das showreiten, von der rancharbeit hab ich keine ahnung), in der anderen richtung - vorwärts vor verhalten - z.b. VS und Rennen.
Ein Pferd wie Darak, ein tres sangre, wird schon von haus aus den biss und die selbständigkeit mitbringen, den ein pferd braucht, um bei frankoiberischen Kampfstieren bestehen zu können, den würde ich schon auf die dem westernreiten gegenüberliegende Seite der Skala einordnen, von seiner grundeinstellung her. klar, dass man ein solches pferd anders anfasst als einen dressurer oder einen reiner. von seinem körperbau her könnte darak sicher gut klarkommen mit der westernmethode, der tieferen kopfhaltung, der grösseren rahmenfreiheit. von seiner einstellung her wird er ein gerüttelt mass mehr an disziplin brauchen, möglicherweise mehr, als unsereins einbauen kann in so ein pferd. wenn es nichts anderes zu meckern gibt als "langer bremsweg im gelände, aber anhalten tut er schon", das ist das meiner meinung nach ein für so ein pferd sehr gutes ergebnis.