Meiner Meinung nach wird das Pferd im Englisch-Reiten genauso auf Nachgeben konditioniert, nur, dass beim ER die Anlehnung (weicher, elastischer Kontakt zum Pferdemaul) nicht abbricht. Die Konditionierung erfolgt auf die Abfolge Kontakt geben, Schenkeldruck aufbauen, sofort Nachgeben, wenn Pferd richtig reagiert.
Das Wehren der Pferde gegen das Nachgeben und die Anlehnung hat viele Gründe:
Der Reiter sitzt zu weit hinten im Sattel ein und übt so Druck auf den empfindlichen hinteren Teil der Wirbelsäule aus. Das Pferd drückt den Rücken weg. Reiter sitzt nicht elastisch sondern gegen die Bewegung (sieht man sehr oft)
Wenn das Pferd nachgibt, wird es permanent durch springende Zügel gestört, sofern die Hand nicht elastisch jeder Bewegung des Kopfes folgt (rythmische Kopfbewegung der jeweiligen Gangart)
Störungen von Gleichgewicht, Reitersitz, Zügelhände reagiert das Pferd sofort mit Aufgeben der Anlehnung. Entweder nach oben oder nach unten. Anlehnungsprobleme sind daher fast immer Reiterprobleme.
Im Idealfall lässt sich das Pferd mit Gewichtshilfe, Schenkelhilfe und Zügelhilfe leicht rahmen, Ausfallen aus dem Rahmen wird vom Reiter mit Druck beantwortet, zurückfinden in den Rahmen mit Loslassen. Loslassen wird aber oft vergessen. Daher wirkt es oft verkrampft. Die Konditionierung findet in einem recht engen Rahmen statt. In so einer Art Zwiegespräch zwischen Reiter und Pferd. (hier ist nicht der enge Rahmen des Pferdes gemeint)
Wenn dieses Zwiegespräch positiv verläuft, dann vertraut sich das Pferd dem Reiter an, sonst nicht. Anlehnung und Losgelassenheit gehören untrennbar zusammen. Anlehnungsprobleme bringen daher sehr lediglich die mangelnde Losgelassenheit zum Ausdruck.
Und da liegt der Hund meistens begraben.
Nun, ich bewege mich leider auch noch lange nicht auf dem gewünschten Niveau, ich kann aber immer wieder in kurzen Reprisen erleben, wie es sein müsste. Und mein Reitlehrer kann es mir auf meinem noch rel. jungen Pferd zeigen. WIE stark das Feingefühl und die präzise Kommunikation das Pferd leiten können, habe ich Anfang dieser Woche gesehen, als RL mein Pferd das allererste mal in echte Versammlung geritten hat. Ein wunderbares Wechselspiel zwischen Lösen und von hinten nach vorne Reiten und wieder lösen und wieder von hinten nach vorne zusammenschieben. Mit sehr leichter Anlehnung. Das Pferd hat die Wünsche des Reiters sehr präzise umgesetzt. Mit Kraft und Anmut und LOSGELASSENHEIT. Diese ist nicht einmal verloren gegangen. Wunderschön war das anzusehen!