Autor Thema: Sofort nachgeben auf Zug am Zügel - warum eigentlich nicht beim Englischreiten?  (Gelesen 96663 mal)

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Muriel

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Zaino, ich meine das ganz ernst. Ich will nichts verurteilen, nur verstehen. Mirko ging ja selbst bei einem Westerntrainer in Grundausbildung, und davon provitieren wir heute noch. Und ich denke immer, von dem was ich heute weiß und kann, würde ich auch vieleicht heute western reiten wollen. Aber ich möchte es auch verstehen, warum das so gemacht wird und wo der Sinn liegt.
All die ganzen Versuche mit Western-Reitern auf dressurpferden und anderesherum ergeben doch wohl immer nur, daß gutes Reiten auf gut ausgebildeten Pferden sehr ähnlich ist - hier wäre aber ein eklatanter Unterschied.

Offline Beagle-Petra

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Ich finde die Sache wird deswegen so knifflig und spannend, weil die Unterschiede ja nicht so sind, das man in der einen Reitweise grundsätzlich Dinge tut die man in der anderen nie macht. Ein großer Teil ist schon ähnlich. Da dann Unterschiede rauszufieseln, das macht die Sache interessant.

Z.B. ist es so, dass beim Westernreiten die Pferde mehr auf "abgekürzte Hilfen" hin ausgebildet werden. Je nachdem, wie man es macht, kann man am Anfang beim jungen Pferd durchaus dieselben Hilfen geben wie beim Dressurpferd. Beim ausgebildeten Reiningpferd dagegen ist die Hilfe zum Angaloppieren nur noch ein "cue", ein "knopfdruck", ein recht einfaches Signal. Dennoch muss die komplette Hilfe zu Schulungszwecken immer abrufbar sein. Warum? Stellt euch mal vor, ihr steht mit eurem Pferd mitten in der Bahn, am Punkt x, und sollt es angaloppieren, links, und auf den linken Zirkel gehen. das pferd darf maximal 2 schritte im schritt gehen bevor es im richtigen galopp ist. und es soll ruhig und gesetzt angaloppieren, nicht einfach losrasen. Die zügel habt ihr so lang dass sie völlig durchhängen und in einer Hand. Wie wollt Ihr das mit der üblichen Dressur-Angaloppiererei hinkriegen? Da liegt es auf der Hand, dass einige Dinge anders gemacht werden müssen und auch schon im  Vorfeld anders angelegt werden sollten. Da liegt es auch auf der Hand, dass das Pferd nicht mit Schwung in den Galopp gehen kann, denn Schwung muss mit der Hand aufgefangen werden. Aber da ist keine Hand, keine Anlehnung, noch nicht mal Kontakt. Ein Pferd, das mit Schwung an die Sache rangeht, kommt ganz schnell ausser Kontrolle. Ein Westernpferd entwickelt wohl Schub (eine der notwendigen Komponenten, aus denen Schwung erzeugt wird), aber beim Schub bleibt es, und Schub lässt sich z.b. durch "Umkehrschub" kontrollieren (tiefes Einsitzen, gegensitzen, das Pferd hinterm Gebiss halten). Beim Dressurpferd laufen da zwei Ebenen parallel ab: zum einen wird Schub durch Umkehrschub kontrolliert, aber gleichzeitig wird Schwung aufgebaut, der durch Treiben und Auffangen kontrolliert wird. diese Ebene entfällt beim Westernpferd an sich völlig.
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GerlindeK

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BP, und bei meinem RL (Western-Trainer und Richter) sind all die Pferde, die so wie von Dir beschrieben daherlaufen, ohne Wertung aus der Prüfung geflogen (ok, ok, es gab immer Tumult  und Aufregung nach der Wertung).
Sinngemäß: jedes Pferd, egal in welcher Weise geritten, soll trotz Reiter wieder sein natürliches Gleichgewicht finden. Dazu gehört die Aktivierung der HH. (also  nicht den Pferdekörper durch die HH auf die VH schieben) Nun wird das Westernpferd nicht versammelt im FN-mäßigen Sinne, trotzdem soll eine stärkere Hankenbeugung erkennbar sein. Diese wirkt sich auf den Rücken aus, so daß ein leichtes Schwingen des Rückens schon zu erkennen sein soll. Diese etwas betonte Hankenbeugung in Verbindung mit dem etwas schwingenden Rücken könnte man schon als Schwung bezeichnen, der nicht mit der Hand aufgefangen werden braucht, da Selbsthaltung.
Desweitern waren ihm rückwärts zurück staksende Pferd ein Greul. Gerade gut gerittene Westernpferde können sich wunderbar auf die HH setzen (rückwärts, Spin (?), sliding  stop usw.)
Seine  Vorstellung von einem gut gerittenen Pleasurepferd gibt es selten auf Turniere zu sehen. Ich konnte aber anhand seiner Pferde erkennen, wie er es sich genau vorstellte. Und es war immer ein herrrliches Bild.

Offline Beagle-Petra

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GerlindeK,

es ist jetzt auch immer eine Frage, wie Du das, was ich beschreibe, vor Deinem inneren Auge umsetzt.

Ich hab ja auch geschrieben: ganz sauber kann man das nicht trennen, weil es nicht zu trennen ist. Ich kann nur die Schwerpunkte skizzieren. Das kann man dann auch so und so umsetzen. Beispiel: Bei meiner ehemaligen Trainerin, die sehr oft Regionalmeisterin, Deutsche Meisterin und Europameisterin in verschiedenen Disziplinen geworden ist, laufen vor allem die Pleasure- und Trailpferde ohne jeglichen Schwung, auch ohne viel Schub. Sie nimmt auch immer ihre Showpferde für den Unterricht, und so hab ich einige Male auf dem seinerzeit erfolgreichsten Paint in Europa gesessen. Alle waren begeistert vom Jog dieser Stute, ich hab da regelmässig Seitenstiche gekriegt und mir wurde übel von dem Gestucker, da war null Fluss in der Bewegung. Mein Pferd läuft von Haus aus mit einem netten Schub und schönem Fluss. Sie muss nur wenig zusammengestellt werden, damit ich sie angenehm sitzen kann. Sie hat aber auch eine völlig andere Bewegungsmechanik als ich mir das z.b. bei Deinem Heinrich vorstelle. Bei einer Cuttingstute, die ich gut 2 Jahre lang hatte (hab mit ihr entsprechend trainiert und war mit ihr auf Turnieren) hab ich nach der Fohlenpause dressuriger geritten als es üblich war fürs cutting-training. Sie hat enorm an schub zugelegt. Aber in dem Moment, wo wir in die Gegend von Anlehnung und Schwung kamen, ging ihre Beweglichkeit flöten. Sie wurde zu langsam. Es fiel ihr schwerer, sich selbständig auf den Hintern zu setzen und ihre Turns zu machen. Klar, für das Laienauge war sie immer noch flott. Nur für die Arbeit am Rind oder für gute Rollbacks zu langsam. Die gleiche Feststellung mache ich immer wieder, derzeit auch bei meiner jungen Stute. Wird mir auch so generell bestätigt. Es ist auch mühsamer, ein wirklich schwungvoll laufendes Pferd in einem Trail heil über die Stangen zu kriegen, vor allem, wenn der Zügel lose bleiben muss. Fleissig und rund vorwärts sollten sie aber schon gehen, durchlässig also schon sein, natürlich.

Fazit für mich: In der Ausbildung eines guten Westernpferdes sind Selbsthaltung, Entspannung, Takt, Losgelassenheit und Vorwärts schon wichtig. In gewissen Bereichen gibt es durchaus überschneidungen mit dem Dressurreiten. Aber ab einem gewissen Punkt verlässt man den Bereich des Westernreitens und ist eher Dressurreiter im Westernsattel.

Wer ist denn Dein RL, wenn ich fragen darf?
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GerlindeK

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Offline Beagle-Petra

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Nachgeben als Reflex, nicht nachgeben als Ergebnis eines recht komplexen Hilfenkanons. Wenn das Pferd nur auf das Nachgeben konditioniert ist, dann kommt der Vergleich mit dem Pfötchengeben durchaus hin. Passiert auch oft, vor allem bei den Pferden, bei denen nichts  mehr geht, wenn sie irgendwas aus der Fassung gebracht hat. Wenn man sich das Nachgeben erst erreitet durch Reiten auf Kontakt etc. und dann das Nachgeben am losen Zügel schult und vor allem diese gerittene Nachgiebigkeit immer wieder frisch hält, dann kann es sich erlauben, den Reflex einzubauen sozusagen als gezielten vorauseilenden Gehorsam und in Folge den ganzen Paradenkram durch simple Zügelhilfen abzurufen (z.B. das Checken), dann wird ne gerittene Variante draus. Letzteres sieht man zugegebenermassen nicht ganz so oft.
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Offline froeschli

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Schon die französische Reitweise arbeitet auf wesentlich mehr Eigenständigkeit des Pferdes hin, möchte es möglichst unabhängig von der Hand machen, allerdings lauert diese immer im Milimeterabstand udn das Pferd weiß, dass sie da ist. Somit wird auch hier immer noch ein recht bewachter Rahmen vorgegeben und sobald das Pferd die gewünschte Form verlässt, wird formgebend eingegriffen.

Auch im FN-Lager will man (theoretisch ;)) dieses Ziel erreichen, nur lässt man sich - zugegebener Maßen - damit eben doch recht viel Zeit. Und leider bleibt diese Zielvorstellung auch im großen Sport bei vielen auf der Strecke. Aber wer bei dem Seminar von Christoph Hess dabei war (du warst es ja Sandra) wird auch bemerkt haben, wie viel Wert er auf das Überstreichen in JEDER Lektion legt, auch solchen wie Traversalen etc. Die Pferde sollen eben (eigentlich) schon zur Selbsthaltung und einer gewissen Selbstständigkeit gebracht werden. Aber eben, wie hier auch schon gesagt wurde, bei Weitem nicht in dem Maße wie beim Westernreiten.

Das andere ist doch logisch: Je mehr Vorwärtsschwung du hast, desto mehr Zeit und Energie kostet es Dich, diesem Schwung eine neue Richtung zu geben. Ein Mitteltrab oder gar ein starker Trab ist reiner vorwärtsschwung, auch eine Piaffe enthält eine Menge an Vorwärtsenergie. Würdest Du auf die Idee kommen, von einem Pferd in der Piaffe, Passage, im Mitteltrab von einem Moment auf den anderen eine Hinterhandwendung zu verlangen, um dann den Mitteltrab etc. in die andere Richtung fortzusetzen? Das gäbe mächtige physikalische Probleme.

Dem wage ich jetzt zu widersprechen und erinnere an solche Kürlektionen wie starker Galopp durch die halbe Diagonale und daraus eine doppelte Galopppirouette 8) Eine echte Verstärkung zeichnet sich eben gerade doch dadurch aus, dass man diese jederzeit ins Halten (und das ist mit weniger Vorwärtstendenz verbunden als die Hinterhandwendung) bringen kann, ohne dass das Pferd auch nur ein bisschen auf der Vorhand landet. Dass die Verstärkungen auf geraden Linien verlangt werden, hat andere Gründe: nur so sieht man, ob die Pferde dort schnurgerade unter den Schwerpunkt spuren (achtet mal drauf, wie viele sich da vom Schwerpunkt wegschummeln) und nur über diese lange Strecke sieht man, inwieweit der Schwung dann auch erhalten bleibt, ohne Takt zu verlieren oder auf der Vorhand zu landen.

Ansonten kann ich dir aber, BP, voll zustimmen. Und dabei habe ich gar keine Ahnung von Westernreiten ;D Aber bei uns im Stall sind seit einger Zeit sehr aktive Westernreiter (und es funktioniert übrigens ganz hervorragend, dass wir uns gegenseitig Hilfe geben können ;)), die nun auch schon ein paar Mal einen bekannten, erfolgreichen Trainer und Ausbilder in den Stall geholt haben. Der macht das total Klasse und einleuchtend. Mittlerweile reiten auch von den "Englischreitern" einige mit. Er macht sehr deutlich, was eigentlich "reine Hilfen-Konditionierung" ist und was eben auch Anatomie/Gleichgewicht etc. beruht. Er versucht gar nicht, die Englischreiter "umzuwandeln" (wollen die ja auch gar nicht), sondern ihnen das Positive der Westerngrundausbildung mit auf den Weg zu geben. Anfangs ist nämlich gar nicht so viel unterschiedliches dran an den beiden Ausbildungswegen. Und gerade die Pferde, die sich (sicherlich aufgrund falscher Grundausbildung) auf´s Gebiss legen, die anatomische Mängel haben wie Unterhals etc. sprechen ganz hervorragend auf diese "sofort-Nachgeben-auf-Zügel-Methode" an. Also, Rübe, durchaus ein sehr überlegenswerter Weg für dein Schimmeltier und du scheinst ja den positiven Effekt schon zu spüren. Aber er machte auch sehr eindringlich darauf aufmerksam, dass man sich nicht dazu verleiten lassen darf, dass die Nase nur in den Boden gesteckt wird, aber ansonsten das Pferd weiter ohne Rücken dahinschlurft. Mir ist endlich mal klar geworden, was der Unterschied zwischen Jog und Schlurfen ist ;D

Und er hat das Gleiche gesagt, wie BP oben, im weiteren Ausbildungsweg trennen sich die Methoden aber grundlegend. Westernpferde sollen keinen Schwung entwickeln, sie sollen nicht in diesem Maße hoch versammelt werden wie Dressurpferde und deshalb benötigen sie auch nur einen Bruchteil der erforderlichen Spannung sowohl vom Pferd wie auch vom Reiter (im positiven Sinne gemeint). Diese Schwungentfaltung, die man im Dressursport haben möchte, ist es auch, die die Dressurpferde "unbeweglicher" durch die eigentlich uneffektive, raumgreifende Bewegung machen als die Westernpferde mit ihren flachen, effektiven Gängen. Und Westernpferde sollen möglichst selbstständig arbeiten. Das geht schon los, dass sie so lange auf den Zirkel bleiben sollen, bis man ihnen ein deutlich anderes Signal gibt. Ich erwarte von meinem Pferd, dass er so lange auf dem Zirkel bleibt, wie ich ihm das "sage" ;)

an sich alles einleuchtend.... bleibt immer noch die Frage offen: Nachgeben auf 1x Zug = vorgefertigte Kopfhaltung?
Da hab' ich immer noch das Gefühl das hat nix mit Reiten zu tun sondern ist mehr wie Pfötchengeben.  8)
Ja, Zaino, im gewissen Sinne schon... genauso wie das Nachgeben auf die hohe Hand... genauso wie das Kopfsenken auf Kommando bei Bodenarbeit... genauso wie das Angaloppieren auf die Galopphilfe... 8)

Offline RübeTopic starter

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@froeschli, ja, so einen Lehrer brauche ich. Im Moment ist es aber mit Unterricht eher schwierig bei uns, aber im Herbst gibt es evtl. einen Kurs.

Zitat
Ja, Zaino, im gewissen Sinne schon... genauso wie das Nachgeben auf die hohe Hand...
Ja, das ist mein Stichwort. Die hohe Hand ist gut und schön, aber ich muß, damit das Pferd im Genick losläßt, eben die Hand hochnehmen und unterbreche damit den Fluß der Hilfen. Konditoniere ich aber auf die tiefere Hand, kann ich im gleichmäßigen Ablauf bleiben. Ich mache es so, daß ich am Zügel leicht zupfe, wenn er dagegen geht und wenn er nicht reagiert (was am Anfang des Ritts normal ist) setze ich Beine und zur Not Sporen ein. Nach ca. 30 Minuten habe ich ein auf leichte Zügelverbindung gehendes Pferd das weiß, daß mehr als ein paar Gramm nicht erlaubt sind, in allen Gangarten. Dann fängt er an dauerhaft zu kauen und nicht das kurzzeitige "ja, ja, ich mach ja!".  ;) Ich behaupte mal, daß dieses Kauen zufriedener ist als das nach einer Reitstunde mit ständiger "starker" Zügelverbindung.

Ganz vom Zügel wegreiten geht ohne Lehrer bei mir nicht und ich weiß auch nicht, ob ich das will. Mein Pferd ist jedenfalls erst mal damit völlig überfordert, es würde sicher auch bei gutem Unterricht eine ganze Weile dauern, bis das halbwegs funktioniert.

Nochmal: Ich erfinde nix neu, ich kann es nicht sondern ich probiere und lerne viel dabei. Besonders auch von euren Beiträgen!
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Offline RübeTopic starter

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Nachschlag:
Ach ja, mein Pferd hat ein hühnereigroßes Melanom an der Ohrspeicheldrüse. Das ist nicht gerade förderlich für die korrekte Dressurhaltung und ist eigentlich der Ausschlag für diesen Versuch gewesen. Ich möchte uns einfach das Leben erleichtern für die Zeit, die uns noch bleibt.
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Offline Cinnamon

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haarspalterei hin oder her - für mich klingt die western-marnier auch eher nach einmal vorne abstoßen zwecks "hallo hier hand du bitte dahinter bleiben" und ende der diskussion.
wenn`s wirklich darauf hinauslaufen sollte, fände ich es schade, da man sich damit eines wichtigen kommunikationsmittels beraubt. gerade ein unbeweglicher unterkiefer kann zu vielfältigen negativen auswüchsen führen.
außerdem frage ich mich, ob dinge wie rahmenerweiterungen und -verkürzungen von anfang an ausschließlich über gewicht und schenkel geritten werden (wie??)

rübe, wie genau meinst du das mit der hohen hand, die den hilfenfluss unterbricht?  ???
edit: der vorteil der hh ist ja, dass du nix konditionieren musst, weil der reflex ja schon installiert (=unbedingt) ist  ;D

fröschli: mit dem überstreichen tu ich mir persönlich insofern noch schwer, dass das bei uns immer eine gradwanderung ist zwischen "trägt sich selbst" und "hält sich fest und verweigert kommunikation", aber das kommt vermutlich davon, wenn man nicht reiten kann *seufz*
« Letzte Änderung: 20.06.05, 16:29 von Cinnamon »
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Muriel

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Rübe, *schluck* :-[
geht denn dann überhaupt irgendeine dressurmässige Haltung? oder würde man sich besser auf einer v/a-Höhe einpendeln?

die hohe Hand ist eigentlich auch nur zu Beginn nötig, im Grunde reicht bei mir inzwischen ein Eindrehen der Hand um ca 2 cm, die sich die Handunterkante nach oben bewegt.

BP, sehr interessant. Würde mich mal interessieren, so ein Pferd zu reiten, ich denke auch nur so merkt man den Unterschied richtig.

Offline froeschli

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Zaino, doch ich werfe das Angaloppieren mit in diesen Topf. Pferde lernen es auch, wenn man sie auf ein Schnalzen konditioniert und wenn´s sein muss auch, indem man ihnen am Ohr zieht ;) Verfolge doch nur mal die Diskussionen, ob das Pferd nun mit Druck am inneren oder äußeren Bein anspringen soll. Es tut es so, wie es das gelernt hat, so wie es drauf konditioniert wurde... ebenso WEISS mein Pferd, wenn ich das verwahrende Bein außen nach vorne nehme, dass jetzt runtergeschaltet wird im Gang. Das alleine reicht ihm mittlerweile (!) als "Parade" aus... reine Konditionierung. Rückwärtsrichten ist auch so eine Lektion, wo es verschiedene Möglichkeiten gibt, die Pferde darauf zu schulen. Auch hier ist mir der Unterschied zwischen "uns" und den Westernreitern aufgefallen. "Wir" fangen die Vorwärtsbewegung vorne ab, die Westernreiter "reiten" rückwärts, indem sie völlig andere Hilfen für diese Lektion geben... selbst Druck vom Bein her mit "Vorwärts" zu verbinden, ist reine Konditionierung. Kannst du dich nicht mehr erinnern, dass dein Pferd "roh" nichts damit anfangen konnte? Das fand ich echt toll von dem besagten Trainer, dass er vorher diese Konditionierungen abgefragt hat, weil er eben keineswegs Jemanden umkrempeln wollte. Dabei kam natürlich auch heraus, dass eine Menge Leute nicht wissen, was sie überhaupt tun ;D

Klar gibt es einen Großteil (die Mehrheit wohl) von Hilfen, die "logisch" sind (also Reiten bleibt auch in meinen Augen vor allem ein Balance-/ Gleichgewichts-/ Schwerpunktspiel), aber dennoch erleichtert Einem Konditionierung oft auch das Leben und bei so manchen Dingen kommt man wohl auch nicht Drumherum. Und so manche logische Konditionierung ergibt sich aus dem, was man im Weiteren damit verbinden will.

Rübe, nach dem, was ich jetzt hier im Stall gesehen habe und was ich so aus der Erinnerung an dein Pferd mitgenommen habe und was du jetzt so schreibst, finde ich es gut, dass du mal den für euch scheinbar unproduktiven Kreislauf durchbrichst und deinem Pferd und dir mal andere Möglichkeiten eröffnest. Wie gesagt, auch hier waren die Erfolge bei den Pferden unverkennbar. Die Nachgiebigkeit und die Sensibilität im Maul halte ich ohnehin für sehr wichtig, um überhaupt an Anlehnung zu denken. Versuch einfach diesen Weg und daraus dann wieder stückweise die Anlehnung zu erarbeiten. Manchmal fehlt auch einfach das erforderliche Timing beim Reiter, was das Nachgeben betrifft (und das produziert wohl auch deinen Dauerzug?). Ich finde die Westernreit-Methode sehr gut, um beide (Pferd und Reiter) darauf (wieder) zu schulen bzw. dem Reiter mal das Gefühl für das Nachgeben zu vermitteln. Die hohe Hand ist m.M. nichts für Alleingänge. Sorry, wenn ich das so sage, aber wenn man dieses Prinzip beherrscht, dann würde es vermutlich gar nicht so weit kommen, dass sich Pferde plötzlich vorne fest machen ;). Mit der jetzige Methode wirst du vielleicht doch auch merken, dass eben auch in der Englischreiterei Niemand einen Dauerzug am Zügel haben will, sondern auch hier das Nachgeben des Pferdes gewünscht und sogar Basis ist, auch wenn du das in deinem Eingangsposting vehement abstreitest ;)

Cinnamon, die Westernpferde, die bei uns im Stall ernsthaft trainiert werden (es gibt auch ´ne Menge, deren Eigenschaft als Westernpferd nur daher rührt, dass sie ´nen Westernsattel tragen ;D), sind alle beweglich im Unterkiefer und kauen. Und da ich momentan immer wieder mal (als eingefleischter FN-Reiter ;D) bei bestimmten Dingen um Hilfe gefragt werde, sehe ich auch wie wichtig ihnen ein losgelassenes Pferd ist. Gerade in der Jungpferdeausbildung sind wir offensichtlich gar nicht so weit voneinander entfernt. Und ich habe sher wissbegierig den Äußerungen des Trainers gelauscht als er die Funktion des Beckens erleutert hat - alles eigentlich nichts Neues, aber es war schön, mal wieder dran erinnert zu werden :)

Zum Überstreichen: da das ja ´ne aktive Handlung vom Reiter erfordert, verstehe ich jetzt dein Problem nicht wirklich. Wie meinst du das? Wenn du auf einem losgelassenen Pferd sitzt und mit dem Überstreichen seine Selbsthaltung (und dich selbst ;)) kontrollierst und das Pferd wird dabei plötzlich fest, dann hat die Lektion doch ihren Zweck erfüllt: sie zeigt dir, dass da vorher was grundsätzlich falsch gelaufen ist  ;)

esge

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Hach ja, das Zusammenspiel der Hilfen, die anatomisch richtigen Momente, um gewisse Hilfen auszuführen und Pferd wir ganz natürlich drauf reagieren - ja, ja, ich hab das jetzt auch wieder bis zum Abwinken gehört. Aber sorry: Ich sehe es wie Frosch: Letztlich sind mindestens 2/3 jeglicher Reiterei Pudedressur, und wenn die werten Herren und Damen die Wände hochgehen! Die Galopphilfe ist wirklich das allerbeste Beispiel. Oh ja, es gibt schon Hilfen, die ein ungeschultes Pferd sozusagen natürlich in den Galopp versetzen - aber wer bitte schön wendet die denn wirklich an beim später gut geschulten Pferd. Das würde doch als Reiz-Reaktionsleitung viel zu lange dauern. Ein pferd, das am Punkt angaloppiert, tut dies auf einen winzigen, angelernten Impuls hin - im Idealfall das berühmte Ohrenwackeln des Reiters.

Wenn 1000 Leute auf dasselbe Ohrenwackeln hin angaloppieren, gilt das als korrekte Hilfengebung und alles andere wird als Pudeldressur verdammt.

Rübe, von Daraks ganzem Gebäude plus seinem handycap mit dem Melanom kann ich mir vorstellen, dass er gut aufs Westernreiten reagieren könnte. Einen Versuch ist es sicher wert!

Gruß
Sandra

Offline Cinnamon

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naja, solang`s leute gibt, die nach wie vor der festen überzeugung sind, dass jedes pferd mit integriertem gaspedal in den rippen zur welt kommt....  ;D
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Offline RübeTopic starter

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Mit der jetzige Methode wirst du vielleicht doch auch merken, dass eben auch in der Englischreiterei Niemand einen Dauerzug am Zügel haben will, sondern auch hier das Nachgeben des Pferdes gewünscht und sogar Basis ist, auch wenn du das in deinem Eingangsposting vehement abstreitest
Da ist wohl etwas falsch rüber gekommen: Ich streite nicht die Theorie ab, sondern zweifle die Praxis an.
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