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Racinet, F. Baucher Enfent terribel oder Genie, neu und umfassend erklärt

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pepperann:
Diese Buch ist ja jetzt kürzlich in Deutsch erschienen und ich musste es natürlich sofort haben. Obwohl ich Olms-Bücher gewohnt bin, war ich von der sehr spartanischen Aufmachung doch enttäuscht. Ich habe davor gerade den letzten Oliveira-Band (30 Jahre Aufzeichnungen..)gelesen, wo man nicht mal mehr die Fotos erkennen konnte. Das fällt bei diesem Buch weg, da gibts fast gar keine Fotos.

In den Text muss man sich erst einlesen und er setzt vermutlich einiges an Wissen über französische Reitkultur voraus. Ich konnte allerdings dann auch garnicht mehr aufhören zu Lesen, weils für mich irgendwie fesselnd war. Als Bewunderer Bauchers ist Racinet natürlich auch kein Anhänger der typisch "deutschen Reitweise", der Anlehnung und des ständigen Treibens. Mir waren die Theorien der Balance vor der Bewegung bekannt, das Anheben des Widerrists allerdings nicht und ich muss da noch nachdenken und die Pferdeanatomie studieren. In dieser Hinsicht ist es sicher ein provokatives Buch.

Hat es schon jemand von euch gelesen?

chily:
oh ja, und erzähl du mal was von Fr. Cygon! Hast du unterricht bei ihr? Is nämlich wenigstens keine Weltreise von mir weg...Ich wollt mir mal das Buch kaufen, lohnt sich das?

pepperann:
Der Ansatz von Frau Cygon ist sicher genau gegensätzlich. Ich habe ja vor einiger Zeit ein Händlerpferd gekauft, dass durch Kutschenfahren sehr stark im Hals aufgerichtet war (nicht eingerollt, sondern wie eine Zieharmonika zusammengeschraubt). Daher hab ich mich verstärkt mit Ansätzen zum v/a beschäftigt  ;).  Die "normale" Methode hat natürlich auch geklappt, diese hat mein Pferd aber stark auf die Schultern gebracht, was bei einem Iberer nicht unbedingt dienlich für die Vorderbeine ist (die halten das noch weniger aus, als andere Rassen). Die "andere" Methode: Nämlich zuerst das Gleichgewicht-die Balance herstellen und dann erst die Bewegung dazukommen zu lassen, war für mich viel hilfreicher. Ich bin sehr verkürzten Schritt geritten und das Pferd durfte nicht auf die Schultern fallen. Dadurch wurde der Rücken besser (und ich hatte da meine Zweifel), die Balance besser und auch der Takt besser.
So ähnlich ist Racinets (bzw. der französische) Ansatz im allgemeinen. Ganz wichtig ist die Lockerung des Unterkiefers und Hand ohne Bein /bzw. umgekehrt.

In diesem Buch erläutert er aber eher Bauchers Lehrweise und wie er (Racinet) dazu steht. Er erzählt auch ein paar Beispiel von schwierigen Pferden, aber ein richtiges Lehrbuch ist es ja keines. Das dürfte eher das andere, noch nicht erschienene Buch sein.

Er erklärt anatomisch das Widerristheben damit, dass das Pferd keine Schlüsselbeine hat und der Widerrist sich daher beim v/a nicht automatisch heben kann. Bzw. eher, dass das Pferd ohne Reiter elegant und leicht gehen kann und mit Reiter eher wie ein Fisch am Land. Er hat Messungen gemacht, wo ein Pferd stehend ohne Reiter bis zu 2,5 cm grösser ist, als mit Reiter, da der Widerrist quasi zwischen die Schulterblätter absinkt  ???. Daher muss man vorne heben, damit das Pferd im Gleichgewicht ist, damit die Hinterhand überhaupt arbeiten kann.

So ganz genau kann ich es aber auch noch nicht schildern, da ich es auch noch mal hinterfragen muss (im eigenen Hirn) und dazu hab ich es zu schnell gelesen ;D ;)

pepperann:

--- Zitat von: zaino am 06.06.05, 15:32 ---pepperann, meinst Du mit "normaler Methode" das FN-mässige Dehnen in anlehnung bis maximal Höhe Buggelenk?
Oder meinst Du tatsächlich Fr. Cygon's Methode mit losem Zügel, Dehnung zunächst beliebig tief fürs Pferd?

--- Ende Zitat ---

Ich hab mal einfach v/a überhaupt gemeint.

pepperann:
In dem Buch geht es halt erst mal um Baucher und seine Methode.
Racinet schreibt gut und unterhaltsam. Ich habe es regelrecht verschlungen und für gut befunden  ;D. Was er sagt macht Sinn. Ich habe danach Oliveira und Ph.Karl noch besser verstanden *pfui klingt das überheblich*. Vielleicht hab ich sie erst so verstanden  ::). Ich bin vom v/a Dehnen bis zum Boden nicht überzeugt. Aber mein Pferd liegt sowieso immer sehr schwer auf den Schultern (kurzer Hals - schlecht ausbalanciert). Das kommt vermutlich auch immer auf den Körperbau und aufs jeweilige Pferd an. Oliveira war ja auch deshalb so gut, weil er für jedes Pferd das passende gefunden bzw. gewusst hat.

Was mir ja insgeheim an dem Buch so gefällt ist, dass Racinet ordentlich über die FEI-Regeln, über Richter und das alleinige Bestehen auf nur einer einzigen Methode (nämlich der der FEI) lästert. So schreibt er z.B.: Das Konzept des "Aussetzens der Hilfen" (descete des aides) wird heutzutage in der Dressur nicht gut aufgenommen, das Aussetzen der Beinhilfen, wie schon erwähnt, aber ebenso und weitaus mehr das Aussetzen der Handeinwirkung. Die FEI legt fest, dass eine Piaffe mit anstehenden Zügeln geritten werden soll. So hätte Maestro Oliveira beispielsweise für seine (hervorragenden Piaffen) schlechte Noten bekommen, wenn er bei Tunieren angetreten wäre.
Die FEI-Meinung hält gläubig an der Lehre des deutschen Meisters Steinbrecht fest, welcher bemerkt, dass ein Pferd sogar zwischen den Pilaren permanent gegen die Seile getrieben werden solle....Warum überwiegt diese Ansicht so sehr? Warum sollte man nur einen Stil im Dressurviereck anerkennen? Ich weiss es nicht, und ich muss hinzufügen, dass es nicht immer so gewesen ist......

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