Thema: Pferd nur bei Arbeit unter dem Sattel motiviert?!

[Tina68]

Hallo zusammen!
Ich habe einen 11-jährigen Quarter-Wallach, der beim Reiten (meistens) sehr gut mitmacht, mitdenkt und auch auf Turnieren vollen Einsatz gibt. Eine Turnier-Disziplin, in der das Pferd an der Hand vorgestellt wird, findet er hingegen offensichtlich sehr langweilig. Longieren ist auch nicht so sein Ding. (Er macht beides problemlos, aber nach ca. 15 Minuten beginnt er jeweils zu "nörgeln".)
Nun soll er aber auch genügend Abwechslung zum Trainings-Alltag haben. In der "hellen Jahreszeit" gehen wir 3-4x pro Woche ausreiten, was mein Pferd sichtlich geniesst. Für die Winterzeit habe ich für unter der Woche nach etwas anderem gesucht und bin vor 2 Jahren auf Zirkuslektionen gestossen und habe auch einen Kurs besucht. Nun habe ich vor ca. 2 Wochen wieder angefangen, am Kompliment weiter zu arbeiten. Die ersten 10 Minuten macht er jeweils interessiert mit, aber dann steht er nur noch herum und lässt sich auch mit einem Leckerli nicht zur weiteren Mitarbeit motivieren.
Ich muss vielleicht noch erwähnen, dass er im Umgang vom Boden aus absolut brav und problemlos ist.
Es fällt mir auf, dass er bei allem, was ich vom Boden aus mit ihm erarbeiten will, schnell das Interesse verliert. Unter dem Sattel ist er jedoch meistens hochmotiviert und lernfreudig. Kennt jemand von Euch das Phänomen, dass ein Pferd nur unter dem Sattel mitdenken und mitarbeiten will?
Das Verhalten meines Pferdes ist mir echt ein Rätsel!

[kimba99]

Hallo...

Hi....hört sich an als würdest Du über mein Pony reden.....
Er ist haargenau so.
Longieren hasst er wie die Pest (da legt er sich sogar hin und streikt), Bodenarbeit...na ja, wenn's sein muß und Kunstücke - da pfeift er drauf wenn er nach dem 3. Versuch nicht ans Bestechungs-Leckerlie kommt.

Beim Reiten allerdings, egal wie oder wo, ist er immer mit Eifer bei der Sache.

Was er allerdings als willkommene Abwechslung sieht, ist ein Spieltag mit einem Pferdkumpel auf dem Reitplatz.........

LG
Kimba

[geolina]

hallo,

da ich mein shetty ja nicht mehr reiten kann - dachte ich mir vor einigen jahren dass es eine gute idee wäre mit bodenarbeit zu beginnen*ggg*.

mein pony fand dass das eine schnapsidee ist...kompliment erarbeiten (du hättest ihren gesichtsausdruck sehen sollen - angewidert)

beim longieren nach 5 min auch einmal gestiegen und auf mich zugegangen...ich hab dann gehorsamkeitsmäßig mal wieder longiert...damit sie nicht denkt sie wäre durchgekommen...aber bodenarbeit ist nix für sie.

also ist sie nun rasenmäher und kindertaxi - das macht sie beides mit feuereifer..fressen eh (gibt ja nur dicke oder tote shetties  ) und wenn sie geritten wird blüht sie auf....kann sogar noch seitengänge wenn ich sie führe und kinder draufsitzen..aber wehe ich probier das einfach so, unglück dein name ist sybille.

bodenarbeit ist nicht für alle gut. und dass das hier immer als allhilfsmittel angeboten wird ist meiner meinung nach falsch...da auch mein warmblut nicht wirklich für handarbeit zu begeistern ist kommt in mir allerdings manchmal der verdacht auf, dass ich meine pferde wohl etwas mit meiner abneigung angesteckt habe . wobei die große (kleine dem alter nach) dabei immer hochanständig bleibt und die longiererei sogar rel. nett findet).

alex

[esge]

Geolina, ich bin da genauso: Weil ich in Bodenarbeit jeglicher art mehr ein notwendiges Übel sehe, sehen das meine Pferde genauso. Mein kleiner Youngster war ja sooo froh, als ich mich endlich entschlossen hatte ihn einzureiten! Endlich schlurft die Alte nicht mehr neben ihm her! Endlich kommt man mal voran!!
Gehe ich heute mit ihm spazieren, schlufft er neben mir her wie strafversetzt. Erst wenn ich doch irgendwo aufsteige, blüht er auf.
Zirkuslektionen macht er brav aber eher unbegeistert. Seine Begeisterung steckt im Geritten werden, wo er alles gibt, egla ob Dressur, Gelände oder Springen.
Spanischer Schritt bspw war lange uninteressant für ihn. Erst seit ich ihn auch unter dem Sattel übe, ist er Feuer und Flamme dabei.

Also, Abwechslung ist ja ganz gut und schön und ich finde Bodenarbeit zur Lösung bestimmter Probleme nach wie vor mehr als sinnvoll! - aber wenn man keine Problem mit dem Pferd hat und dieses die Bodenarbeit einfach fade findet - reit! 

Mein Pony findet es eine tolle Abwechlung, ohne sattel oder ohne zaum geritten zu werden und seine liebste Freizeitbeschäftigung ist eine Runde Raufen mit Kumpels. Leider kann ich ihm das imWinter nur ein ode zweimal pro Woche bieten  aber den Rest der zeit darf ich dann getrost reiten und dass uns jüngst wieder Longieren für wenigstens einmal die Woche verordnet wurde - würg, wenn du dem Pony ins Gesicht guckst. ich hab immer ein ganz schlechtes Gewissen dabei. Und mal ehrlich: Gibt es aus Sicht eines Pferdes etwas sinnloseres, als im Kreis zu laufen?

Gruß
Sandra

[Laddie]

Hi!

Mein QH Wallach (11) ist ein lustiges Kerlchen, der allerdings bei jeglicher Art Arbeit, die zu oft wiederholt wird, schnell gelangweilt ist. Unterm Sattel merkt man das nicht so, nur wenn ich ihn in Pausen am langen Zügel seinen eigenen Weg gehen lasse, zieht er schon mal zum Ausgang. Wenn ich ihn dann aber animiere, mit was anderem weiter zu machen ist er wieder dabei.
Am Boden findet er im Kreis zu laufen generell nach einigen Runden öde. Da versuche ich eben viel abzuwechseln. Das nützt meist ganz gut. Wo ich jetzt leider auch feststecke ist das Kompliment. Er geht nach unten, bleibt aber nicht auf Kommando länger unten als er möchte. Momentan entscheidet er wann er wieder aufsteht. Das ist ungünstig, denn ich möchte mit ihm auch zum Knien übergehen, um ihn dann dazu zu bringen sich hinzulegen. Nur ohne untenbleiben beim Kompliment wird das nichts werden

Ich glaube, daß es in der Tat auf die Art ankommt, wie man sich und das, was man möchte, dem Pferd präsentiert. Es gibt eine Fülle von Dingen, die man am Boden mit den Pferden machen kann. Grundsätzlich lernen meine Pferde zunächst die Bodenarbeit nach Tom Dorrance, Ray Hunt, Buck Brannaman etc.. Ich habe noch kein Pferd kennengelernt, das darauf nicht positiv reagiert hat. Es geht hierbei darum, auf die Körpersprache des Pferdes reagieren und das Pferd "lesen" zu lernen. Es wird eine Leichtigkeit am losen Seil entwickelt.
Darauf aufbauend mache ich dann mit anderen Dingen weiter, wobei dies Dinge sind, für die die Basis-Bodenarbeit m.E. eine Vorraussetzung ist.

[wolkennavigator]

Hallo Zusammen *winkzutina*

Mein Kleiner macht auch maximal 10 Min bei den Zirkuskunststücken mit, allerdings übe ich eigentlich fast überall und ständig hat er einen neuen Schabernack im Sinn, den man ausnutzen kann. Zurzeit hat er seine Orale Phase und nun übe ich mit ihm etwas auf Kommando festzuhalten. Longieren hasst er auch, aber zum Muskelaufbau ist longieren nunmal nicht schlecht und so versuche ich immer möglichst viel Abwechslung an der Longe zu bieten, Stangen, Hütchen, Übergänge und möglichst viele Handwechsel! So wirds nicht ganz so langweilig und so schaffen wir unser Longenprogramm mittlerweile recht gut. Ich muss aber sagen, wenn er absolut keinen Bock hat (was ganz ganz selten vorkommt  ) dann lasse ich es auch schon mal nach zehn Minuten gut sein  !

Das Phänomen mit dem Spazierengehen kenne ich nur zu gut. Da schlurft er so trantütig hinter mir her, dass er mindestens einmal fast auf die Nase fliegt, weil er den Autopiloten drin hat und denkt, Frauchen schaut schon dass nix passiert, kann ich mich ja nun entspannen. Steige ich dann aber auf, ist er hellwach  !

So gesehen sind unsere Pferde also gar nicht soooo anders wie der Durchschnitt, nur reagieren wir vielleicht eher auf die feinen Signale von ihnen  !

[geolina]

hallo,

ja bodenarbeit - das war bei uns nur absolute grundlagenarbeit....brav nebenhergehen - auch mal im trab - stehenbleiben - rückwärtsrichten - zur seite treten...alles was man für den umgang braucht.

mehr ist meines erachtens nicht von nöten und der rest ist eben von den vorlieben des reiters, ähm, mein fehler, besitzers *ggg*, abhängig...also ich reit und wenn ich abwechslung will dann ab ins gelände oder auf den springplatz...und der koppelgang ist nun auch wieder dabei...hach, es ist ne freude wenn die koppel endlich gefroren ist, naja und longenarbeit wird durch stangen bissl aufgepeppt - auch wenn pferdi sich da (als springpferd) schon auch bissl blöd anstellen kann (4 mal klong im schritt bei einer stange - also da muss man doch irgendwann mal merken dass da ne stange liegt, oder stell ich mir das wieder zu einfach vor?  )

alex

[Tina68]

Hallo zusammen *winkzurückzuWolky*
Danke für Eure Antworten. Es ist sehr interessant zu hören, wie andere Pferde fast genauso wie mein Dicker reagieren! 
@esge + @Wolky, genauso verhält sich auch meiner, wenn ich mit ihm spazieren gehe. Eine Weile schlurft er mit Verachtungsmine neben mir her, dann beginnt er, mich provozierend zu stupsen - er weiss genau, dass er das nicht darf. Einfach damit ich reagiere, und wenn ich nur mit ihm schimpfe.  Dieses Jahr war ich auf vielen Turnieren, und gerade nach langen Turniertagen mit 5 Starts fand ich es nur fair, ihm am nächsten Tag den Sattel nicht auf den Rücken zu schnallen und statt dessen spazieren zu gehen. Tja, da hatte ich wohl falsch gedacht...
@Laddie, genau an dem Punkt beim Kompliment sind wir auch. Er denkt nicht daran, auf mein Kommando zum Aufstehen zu warten. Und wenn er 2x aufgestanden ist und ich ihn ohne Leckerli wieder ins Kompliment runter geschickt habe, hat er das Interesse bereits verloren und probiert nicht weiter herauszufinden, was ich denn von ihm möchte. Einzig wenn ich mit dem Podest arbeite, das findet er toll, denn da kann man von oben runterschauen. 
Das Longieren werde ich beibehalten, denn ich finde es sinnvoll. So 1x alle 1-2 Wochen wird er wohl überleben.  Und Showmanship at Halter werde ich auch weiter trainieren, einfach nur alle 1-2 Wochen ca. 10 Minuten. Aber die Zirkuslektionen werde ich mal sein lassen und statt dessen reiten. Schliesslich ist es für mich ja auch bequemer! 

[muneco]

Meiner konzentriert sich höchstens 30-60 Sekunden. Dann braucht er eine Pause. Also 10 Minuten Zirkus am Stück ist schon viel.
Ansonsten hat bei uns beim Spazierenhelfen (gleiches Syndrom wie bei Esge) geholfen, dass ich die Führposition gewechselt habe. Ich laufe jetzt in der Höhe seiner Hinterhand. Der Herr kann es nämlich nicht leiden, dass ich neben ihm laufe (zupfel, ärger, Strick ins Maul nimmt), vor ihm laufen artete in Zieherei aus, sodass mein Arm schlapp wurde.
Das Kompliment mache ich nur selten, das mag er nicht, während Beine überkreuzen, Lachen und so langsam SpS seine Ding werden.

Ich finde es toll, einfach herauszufinden, was das Pferdchen eben gern macht und die anderen Dinge eben auf ein Mindestmaß zu beschränken.

Grüße,

Doris

[esge]

Zirkuslektionen würde ich, außer mit ausgesprochenen Clowns, auch nie so lange üben. Und gerade das Kompliment findet auch mein pferd total doooooof! Liegen ist schon lustiger, Sitzen grandios.
Podest ist witzig, Spanischer Schritt s.o.
so wahnwitzig es klingt, werde ich ihm wohl irgendwann mal das Steigen beibringen - einfach um ihm was Aufmunterndes geben zu können, wenn er alles wieder sooooo öde findet.

Stimmt Muneco, wenn ich ihn quasi vom boden fahre (auch an nur einer Leine), er also vorausgeht, ist spazieren stiefeln schon etwas lustiger.
In der normalposition scheint er immer zu sagen "ich bin doch kein Baby mehr!"

Tina, ich würde die ZL an Tagen trainieren, wo dein Pferd "witzig" drauf ist. Dann nur ein paar MInuten und gut ist.

Und bei einigen Sachen darf man eben nicht ständig nach der Befindlichkeit des Pferdes fragen. Longieren oder dein Halter-Training fallen halt nich unter Pferdebelustigung sondern unter Arbeit, punkt.

Gruß
Sandra

[Fiorella]

Ach neeee.... und ich dachte immer mein Alter Warmblüter wäre das einzige Pferd, das beim sich Spazierengehen angewidert hinterherschleifen lässt. Er ist unterdem Sattel immer eher schnell bis tendenziell übermotiviert gewesen. Jetzt ist er schon seit einem Jahr durch eine Verletzung zum Schrittreiten und Spazierengehen "verurteilt".

Obwohl er sonst unproblematisch und schon gut erzogen ist, ist er dabei widerlich. Ich trainiere bei unseren Wanderungen meist ganz großartig meinen rechten Oberarm, weil ich das Pferd mit Körpereinsatz hinter mir her schleifen muß. Besser wird es bei mir auch nur, wenn ich ihn an langer Longe wirklich vor mir her laufen lasse oder vom Boden aus fahre.

Zirkuslektionen fand er auch schon immer doof: "Wenn ich mich für ein blödes Leckerli auf den Boden fallen lassen soll, dann behalt es doch, Alte....."

Find ich jetzt wirklich total beruhigend, dass es anderen auch so geht.

Gruß, Heike

[Tina68]

Heike, willkommen im Club der Besitzer von unmotivierten "Nicht-Reitpferden"! 
Ich hoffe einfach sehr, dass mein Pferd nie verletzungsbedingt monatelang unreitbar ist. Ich weiss echt nicht, ob ich ihm so eine lange Genesungszeit antun könnte.  Er hatte mal einen Abszess im Huf und durfte 1 Woche lang nur geführt werden, bevor ich ihn wieder im Schritt reiten durfte. Nach 5 Tagen buckelte er an der Hand nur noch neben mir her und war total unausstehlich. Als ich dann schon am 6. Tag wieder im Sattel sass, war er wie ein Engel und machte keinen falschen Schritt, obwohl er nur Schritt gehen durfte.

[Fiorella]

Hi, Reiten könnte ich ja schon, tu ich auch ein bischen....

...aber Schritt eben, und das findet er fast noch mieser als Spazierengehen. Naja, sagen wir es kommt aufs gleiche raus.

Er tuts, so ist es nicht, motzt dann aber standig vor sich hin, hüpft mir unter die Bandscheibenvorfälle, stampft mit den Füssen, macht Vorschläge, wird plötzlich furchtbar schreckhaft..... Nervt einfach! Das liegt natürlich an mir, ich habe mich vom gesunden Pferd viel zu oft aus dem Schritt zu höheren Tempi "überreden" lassen, brauche mich jetzt nicht wundern, wenn er das immer noch versucht. Selber schuld.

Etwas besser gehts witzigerweise wenn wir meinen Islandzwerg als Handpferd mitnehmen oder ohne Sattel. Oder wenn ich Anfänger draufsetze. Da wurde noch nie gerast, weiß er also genau dass er keine Chance hat mit seinen Motzereien zu was zu bewirken, also geht er Schritt. Guckt er zwar etwas angenervt bei, ist aber brav.

Pferde sind schon gut, irgendwie.....

Gruß, Heike

[Wiebke]

meine lieben damen *therapeutinnenmodus an* wenn ihr schon gar keinen bock auf bodenarbeit habt und jegliches stricken - pardon - jegliche handarbeit als gymnastisch nötiges übel verkauft... warum sollten eure pferde das dann anders sehen?! ich bin immer mehr der meinung, dass unsere tiere symptomträger der bedieneinheiten sind....

und sandra: das posting von muneco ("zehn minuten sind zu lang") solltest du dir dringend hinter die ohren schreiben, sonst petze ich doch noch ICH fand saltim jedenfalls hochmotiviert!
*therapeutinnenmodus aus*

[esge]

An dem Tag WAR er hochmotiviert. War ja auch was Neues mit dem 
Machen wir in zwei Wochen wieder, oder? 

Und Wiebke, wir ahben doch schon frank und frei zugegeben, dass WIR keine Lust auf Stricken, Häkeln, Strümpfe stopfen haben