N'Abend,
bin schon fast wieder unter den Lebenden
Übermüdet zu einem 100-Meiler aufbrechen, dann 5 Stunden auf einer Luft verlierenden Matratze liegen und aufgeregt sein und dann 19 Stunden trossen - das kostet ein bisschen Kraft.
ABer sie haben es geschafft, in T 5,5, also etwa 12 km/h plus alle 20 km eine Pause.
Das Pferd, das ich getrosst habe, war wirklich bis zum Ende munter, auch in den Pausen. Nur Kohldampf hatte er ab km 74 so richtig, es gab aber auch einen großen Eimer mit Heucobs, Mash und Quetschhafer, aus dem er dann die ganze Pause bis zum Satteln die Nase nicht genommen hat. Nach dem Satteln macht er immer noch 10 Min. Power-Nap. Getrunken hat er dann unterwegs. Meine Reiterin war so fokussiert, dass sie in der Pause bei 94 km, die 60 Min. lang war, das erste private Wort mit mir gewechselt hat.
Darf man nicht persönlich nehmen, ich weiß ja, wie sie tickt
Am tag danach war auch wieder Energie für Smalltalk da
Auch die anderen beiden Pferde sahen sowohl in der Nacht als auch am nächsten Morgen auch sehr gut aus, liefen vielleicht nicht mehr ganz so locker, aber tadellos und v.a. blickten sie wach und zufrieden. Die Reiter waren ab km 130 nicht mehr so ganz zurechnungs oder entscheidungsfähig, aber sie mussten da auch im Dunkeln und im Stockdunklen reiten, ohne Markierung, nach Karte, z.T. sogar über Wiesen. Einmal sind sie wohl in die falsche Wiese eingebogen und haben es erst gemerkt, als sie an einen Graben kamen. Einmal ist eine Stirnlampe ausgefallen, auch nett, wenn man schon fast am Ende seiner Kräfte ist und seit 18 Stunden unterwegs. Das war schon eine sehr, sehr große mentale Leistung. Reine Reitzeit 14,5 Std., insg. 19 Std. unterwegs. Für alle 3 Pferde war es der erste Hundertmeiler.
Das arabisch gemixte Pony ist in die Fußstapfen seiner Eltern und Großeltern getreten, die ebenfalls alle einen oder gar mehrere Hundertmeiler unterm Gürtel haben (und noch gesund und munter Rente und Heucobs genießen). Das ist schon toll, mit der selbstgezogenen 3. Generation solchen Erfolg zu haben. Abgesehen davon, dass sie natürlich längst auf Mehrtagesritten schon an die 4.000 Kilometer gelaufen ist. Papa hat knapp 10.000, Mama 6.500 und Opa - inzwischen 31 Jahre alt - immerhin 8.500. Eine Reitponystute war auf dem Ritt, die bei 94 km in der Wertung beendet hat, die ist inzwischen 27 Jahre alt. Erst dachte ich noch, was muss sie das alte Pferd nochmal rauszerren, aber sie sah auch am nächsten Tag sehr gut aus. Klar, der Rücken ist nicht mehr allerbest, aber das darf in dem Alter auch sein.
Muss mir mal jemand klarmachen, warum "Sportpferde" wie der bei uns im Stall mit 23 aussehen müssen wie eine Milchkuh, wenn es auch andere gibt, die mit 27 noch an die 100km laufen.