@Susanne
Mit "Grosstieren" meinte ich die erwachsenen Tiere der jeweiligen Art, und selbst ausgewachsene Shettys fallen sicher nicht unter die Rubrik "Grosstiere". Sicher werden Kaelber und Fohlen gefaehrdeter sein, Schafe und Ziegen sind es auf jeden Fall. Aber sehen wir es einmal so: Fuechse haben schon immer einen besonderen Appetit auf Katzen. Darueber haben sich bisher nur die betroffenen Katzenbesitzer aufgeregt. Ersetzen wir nun inhaltlich Fuechse durch Woelfe und Katzen durch Nutzwild ....... Aber richtig: ein trauriges Ereignis sind solche Faelle auf jeden Fall.
Jedoch: wir reden ueber Natur. Etwas, das die ueberzivilisierte Menschheit in Europa, trotz vollmundigem Lippenbekenntnis zur Natur und deren Schutz, nur dann akzeptiert, wenn es in den eigenen Kram passt. Nachdem der Wolf ueber Jahrhunderte in Deutschland ausgerottet war, hat man sich schnell an die Situation gewoehnt, und die frueher ueblichen Vorsichts- und Abwehrmassnahmen abgelegt und auch vergessen. Als Apex-preditor aber hat der Wolf im Gleichgewicht der Natur seine wichtige Rolle als Regulierer der Anzahl an sonstigem Wild in einem abgegrenzten Gebiet, d. h., er haelt die Zunahme z. B. an Rot-, Reh- und Schwarzwild im Zaum. Das ist
einer der Gruende, warum er ausgerottet wurde: als Konkurrent des Menschen bei der Bejagung von Wild, das dieser als Nahrungsquelle ansah. Aber in unserer heutigen Siedlungs- und Kulturlandschaft, die immer mehr Natur fuer sich beansprucht, waehrend Reh- und Schwarzwild als Kulturfolger Wildschaeden durch Aufsuchen z. B. von Maisschlaegen und Kulturen mangels ausreichendem natuerlichem Futterangebot verursacht, kommt die Jaegerei insbes. beim Schwarwild, begrenzt auch beim Rehwild, mit einer ausreichenden Bejagung garnicht mehr hinterher. Auch wenn gerade beim Schwarzwild die jaehrlichen Strecken immer steigen, ist dessen Vermehrungsrate ungleich hoeher als die Entnahmezahlen. Schwarwild gehoert prinzipiell zur Standardbeute des Wolfes. Man sollte meinen, dass durch die Neuansiedlung des Raubtieres dieses einen nenneswerten Einfluss auf den Sauenbestand haben sollte. Dass dem wohl nicht so ist, liegt einerseits an der leichten Verfuegbarkeit anderer, weniger wehrhafter (und ungesicherter) Beutetiere wie Nutztiere (Schafe, Ziegen), andererseits aber auch an der immer kleiner werdenden Naturflaeche, die dem Wolf die Ausuebung seiner natuerlichen Jagdart, des Hetzens der Beute, verhindert. Die Hetze hat den Sinn, die schwaecheren und aelteren Tiere, die dem Rudel nicht mehr folgen koennen, auszusortieren und dann als Einzeltier zu reissen. Wenn sich dagegen eine Rotte zur Abwehr stellt und stur bleibt, hat ein Wolfsrudel wenig Chance auf Erfolg. Deshalb wenden Bisons, Wisente, Kaffernbueffel und Moschusochsen genau diese "Wagenburg"-Strategie gegen ihre Fressfeinde Wolf bzw. Loewe an.
In Vorderasien, in den Pyrenaeen, im Appenin, auf dem Balkan werden spezielle Hunderassen zum Schutz von Schaf- und Ziegenherden gegen Woelfe und auch Baeren eingesetzt. Da sollten sich die Schafzuechter vielleicht einmal Gedanken darum machen und entsprechend reagieren. Sicher, das macht dann wieder etwas mehr Arbeit, aber das muss dann einfach als Investition in einen Geschaeftsbetrieb angesehen werden. Von Nichts kommt nichts, jammern und meckern hilft nicht gegen Woelfe, und es muss einfach akzeptiert werden, dass auch die Natur ein Existenzrecht hat. Denn ohne Natur wird auch dem Menschen dieses "ganz natuerlich" genommen !
Wie ich bereits schrieb, gibt es bei uns den "Coywolf", eine Mischung aus ostamerikanischem Wolf und Kojoten; reine Woelfe haben wir hier bei uns nicht. Kojoten werden als Schadwild das ganze Jahr ueber bejagt und insbes. durch Trapper mit, teilweise tierquaelerischen, Trittfallen gefangen. Dieser "Coywolf" (eine Wortkombination aus "Wolf" [der heisst auch im Englischen so, wird nur anders ausgesprochen] und Coyote), jagt bei uns in erster Linie Weisswedelwild (odocoilus virginianus). Aber daneben hat er sich auch sehr an das Reissen von Nutzwild gewoehnt, was einfachere Beute verspricht. Kaelber stehen weit oben auf seiner Praeferenzliste. Das ist der Grund, warum auf fast jeder Weide hier Lamas, Alpakas oder Hybride davon stehen. Diese Tiere sind bekannt dafuer, angreifende Coywolves selbst zu attackieren und zu vertreiben. Ich habe das noch nicht beobachten koennen, aber diese Abwehrstrategie der Farmer geht offensichtlich auf. Und in unserer, oft abgelegenen Gegend, macht die Bewachung einer Rinderherde durch Tiere, die vegleichbare Haltungs- und Futteransprueche haben, mehr Sinn, als durch Huetehunde, die ja taeglich gefuettert werden muessen.
Ich sehe aber keinen Grund, warum Lamas etc. nicht auch in Deutschland eingesetzt werden koennen, wobei ich aber nicht weiss, ob sie sich gegen richtige Woelfe wuerden durchsetzen koennten. Und, wie ich in diesem Forum vor ein paar Wochen bereits ausfuehrlich beschrieb: mein Gismo weiss sich gegen Coywolfves durchzusetzen und sie Mores zu lernen.
Also noch einmal: wenn ich auch nicht mehr in D lebe, ich bin taeglich von, auch groesserem als Woelfe, Raubwild umgeben, und habe trotzdem nicht den Hauch von Bedenken, wenn ich durch die Waelder streife. Die kurzeste Entfernung zu einem ausgewachsenen Schwarzbaeren, die ich einmal hatte, waren ca. 25 m, nachdem einer meiner Hunde damals diesen aus einem nahegelegenen Busch aufstoeberte. Hund hinter Baer her, ich den Hund sofort abgerufen, der Baer setzt sich, schaut in meine Richtung, und sieht eine Karawane, bestehend aus mir, meinem Hund, Hamlet, meinem Schaf, und Adolf, einem meiner Kater. Denn wir alle waren damals auf einem stundenlangen Spaziergang durch die Waelder. Nach einigen Minuten des gegenseitigen Betrachtens zog ich dann mit meiner Begleitung auf einem kleinen Umweg (weg von Meister Petz) weiter meines Weges, und der Baer kaum ausser Sichtweite, nachdem wir einige Buesche passierten. Spaeter kehrten wir auf den urspruenglichen Trail zurueck. Na und
?
Etwas Sachkenntnis und gesunder Menschverstand helfen immer weiter. Dass aber nie etwas passieren wird, kann auch ich nicht voraussagen.