Autor Thema: Abschied vom Russentier - 15.03.2020  (Gelesen 24302 mal)

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Offline zainoTopic starter

  • Mein Pferd ist als Pferd eine Katastrophe, als Mensch ist es unersetzlich.
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Re: Abschied vom Russentier - 15.03.2020
« Antwort #15 am: 21.06.20, 21:20 »
Heute endlich das Zeug vom Stall abgeholt, SB braucht den Platz. Es fanden sich Sachen, die gar nicht uns gehört haben.
Mein Zeug ist z. T. von einer Maus angenagt worden. SB wollte noch die Longe haben, geniales Teil, na logisch. Rest im Keller.
Es hängt immer noch dieser spezielle, saubere Russenpferdefellduft in allem.
Der Duft ist das Letzte von ihm, das gehen wird. Run free, alter Freund, manchmal Hirsch, manchmal Esel...  ;D

Offline heuhexe

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Re: Abschied vom Russentier - 15.03.2020
« Antwort #16 am: 29.06.20, 13:32 »
Habs grad erst gelesen. Du kennst mich nicht, aber ich hab immer gern bei euch mitgelesen.

Viel Kraft und alles Gute dir. Ich fühle mit dir, hatte erst Ende April einen plötzlichen, unerwarteten Abschied.
Lass die Leute reden und hör einfach nicht hin,
die meisten Leute haben ja gar nichts Böses im Sinn.
Es ist ihr eintöniges Leben was sie quält
und der Tag wird interessanter, wenn man Märchen erzählt.

Offline zainoTopic starter

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Re: Abschied vom Russentier - 15.03.2020
« Antwort #17 am: 08.07.20, 17:27 »
klar, irgendwie kennen wir uns vom Lesen, Heuhexe.
Was war bei Dir denn passiert, wenn ich fragen darf?

Naja, mit 28... muss man mehr oder minder mit bösen Überraschungen rechnen. Und darf immerhin auf eine lange schöne Zeit zurückblicken.
Wobei Russenpferds großer Bruder jetzt 34!!! ist. Er wankt und wackelt wohl beim Gehen, sagt seine Besitzerin, macht aber immer noch alle Tore auf und geht stiften. Früher im Galopp, jetzt in Zeitlupe. Aber immer noch Ausbrecherkönig. Immer noch beißt er alle Leute, die nicht schnell genug und zu vertrauensselig in seiner Reich- und Schnappweite sind. Was hatte ich für ein Glück mit meinem braven und liebenswürdigen Zausel! Der war wohl der einzige Gentleman in der ganzen Tersker-Mischpoke :P ;D und ging wirklich nur durch Zäune, wenns uuunbedingt und unter allen Umständen unvermeidlich war.

Habe die Tierarztrechnung sehr zeitversetzt bekommen, da drin steht: Verdacht auf Kapselriß im Fesselgelenk. Ist wirklich so: Wir konnten in 3 Tagen die Höllenschmerzen im Fuß bestenfalls stundenweise eindämmen, mit Hammerspritzen. (Phenylbutazon und Dexamethason im Doppelpack).
Eine Therapie? Hätte lange lange gedauert und wäre mit noch mehr übelsten Schmerzen verbunden gewesen, die man dem Tier schlecht erklären kann. Oder wie hätte man das Gelenk ruhigstellen können? Hätten die Schmerzen deswegen schlagartig aufgehört? Nicht bei 500 Kilo auf dem Haxen.
Den armen Zausel hätte es in den nächsten Tagen einfach - schmerzzermürbt - zusammengehauen, wenn wir da hoffnungsfroh weitergedoktert hätten.
Von daher kam und komme ich mit dem Abschied aus der Welt der Pferdebesitzer ganz gut klar.

Offline Kiowa

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Re: Abschied vom Russentier - 15.03.2020
« Antwort #18 am: 08.07.20, 18:26 »
@zaino: Genauso ging es mir mit Kio damals auch. Die Entscheidung war mir an dem Tag vollkommen klar und eindeutig und mir daher auch relativ leicht gefallen.

Sie war voll mit Schmerzmitteln und hatte dennoch Schmerzen, und ich hätte es ihr niemals zugemutet, monatelang mit ungewisser / eher schlechter Prognose allein im Stall eingesperrt zu stehen, was für sie das Schlimmste überhaupt war. Sie war auch 28 Jahre alt ...

Der Tierarzt hat einen riesen Stein bei mir im Brett dafür, wie er das alles gehandelt hat. In meiner Erinnerung saßen wir an einem lauen Sommerabend neben dem Pferd, haben uns über sie unterhalten und sie ganz sanft auf die andere Seite begleitet. Ich war trotzdem ziemlich durch den Wind und bin am nächsten Tag in den Urlaub gefahren, ohne zu wissen, was ich eingepackt hatte.

Wenn man dann die Rechnung kriegt, wird es aber immer noch mal schlimm, finde ich  :'( :'( :'(
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Offline zainoTopic starter

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Re: Abschied vom Russentier - 15.03.2020
« Antwort #19 am: 08.07.20, 19:06 »
Kiowa, nein, Rechnung war nicht mehr schlimm. Hat mich eher bestätigt, eben ganz genau wie DU das beschreibst. Wenn sie vor Schmerzen nur noch mit glasigem Blick wankend dastehen, auch mit X Spritzen im System, lässt man sie halt nimmer die Nacht über allein in der Box. Für mich keine Option. Selbst wenn ich bei ihm gesessen hätte, das hätte ihm ja auch nix geholfen.

TA hat mich nicht gedrängt, war eher ich, die das Gespräch gelenkt hat am End. Er hatte schon vorher gemeint, viele Pferdemädels hassen ihn, weil er etwas pragmatischer dächte und das auch ausspräche. Ja mei. Einen, der meint, 28jährigen auf 3 Beinen nächtens in eine Klinik zu karren wäre im Bereich des Akzeptablen... hätten wir nicht brauchen können. (sorry, gestern unvollständigen Satz hier abgeliefert... **augenroll** Alter?)

Naja, ich war schon VOR der Stunde X so durch den Wind, dass ich 2 Autos geschrottet habe am Vormittag dieses Sch*** sonntags. Das wird mich auch lange verfolgen.
« Letzte Änderung: 09.07.20, 14:18 von zaino »

Offline Kiowa

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Re: Abschied vom Russentier - 15.03.2020
« Antwort #20 am: 08.07.20, 20:05 »
Ich musste zum Glück nicht lange warten. Wir haben geröngt und geschallt und dann nach kurzer Beratung die Entscheidung getroffen. Er ist losgefahren, das Mittel holen, und 2 Stunden später war sie friedlich gegangen. Ich musste mich auch um nichts mehr kümmern, außer die anderen Pferde sich verabschieden zu lassen (die hatten es aber offensichtlich sowieso schon mitbekommen) und sie zuzudecken und am nächsten Tag das Hoftor offen zu lassen. Den Abdecker hat auch der Tierarzt bestellt, der kam gleich am nächsten Tag und mittags bin ich los gefahren. An die Fahrt kann ich mich aber nicht mehr erinnern ::)
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Offline Hatice

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Re: Abschied vom Russentier - 15.03.2020
« Antwort #21 am: 09.07.20, 10:55 »
Hey Zaino,

Du hast genau das Richtige getan! Pferde leben im Hier und Jetzt, denen kann man eben nicht sagen, warte mal noch eine Woche, und dann wird alles gut. Die leiden und verstehen nicht, warum. Das sind wir ihnen dann einfach schuldig, in ihrem Sinne zu entscheiden, auch wenn das den Abschied bedeutet. Lieber einen Tag zu früh als einen zu spät!

Bei meinem Lollo sind es jetzt auch gerade 6 Monate geworden, und so weh das getan hat, bin ich ihm auf ewig dankbar für die schöne, lange und lehrreiche Zeit mit ihm und auch, dass es am Ende so schnell gegangen ist und ich erst gar keine Entscheidung treffen musste, er ist mehr oder weniger einfach von jetzt auf gleich unter dem Sattel tot umgefallen (Aortabriss).

Offline susanne

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Re: Abschied vom Russentier - 15.03.2020
« Antwort #22 am: 09.07.20, 11:49 »
Wir kennen uns nicht, jedoch kann ich es nach fühlen. Es tut mir leid, doch wie der Spruch sagt ..so hast Du alles richtig gemacht .

Vielleicht bedeutet Liebe
auch lernen  das Geliebte gehen zu lassen,
wissen wann es Abschied nehmen heißt
nicht zulassen
das unsere Gefühle dem im Wege stehen
was am Ende wahrscheinlich
besser ist für die..die wir lieben.

und Tschüüüß sacht Sanni








Ärgere dich nie über dein Pferd; du könntest dich ebensowohl über deinen Spiegel ärgern. (R.G. Binding

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Re: Abschied vom Russentier - 15.03.2020
« Antwort #23 am: 09.07.20, 14:19 »
au weia, einige von Euch haben aber auch ihr Päckchen zu tragen, wenn man Eure Beiträge vom Abschied so liest... fühlt Euch alle umärmelt.

Offline heuhexe

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Re: Abschied vom Russentier - 15.03.2020
« Antwort #24 am: 09.07.20, 14:35 »
Zaino, meine hatte ich schon im Bauch der Mama gekauft, sie kam auf die Welt, sehr weich gefesselt. Hab sie in Fohlenaufzucht, dann spät professionell vorsichtig ausbilden lassen, wurde aber nie richtig belastbar. Wie wurde also nach der Ausbildung nicht weitergeritten, war dann noch 13 Jahre Beisteller bei mir, bevor sie dann Ende April, inzwischen natürlich hochgradig durchtrittig, begann zu lahmen und da war die Entscheidung dann auch klar und somit der Traum vom eigenen Fohlen beendet.
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Re: Abschied vom Russentier - 15.03.2020
« Antwort #25 am: 09.07.20, 16:49 »
Oh Murks.  :'(
War bei der kleinen Vollschwester meines Pferdes ähnlich - 1 Füsschen verdreht ab Mutterleib. Lief trotzdem und war immer recht selbstbewusst in der Herde, wurde auch angeritten u.s.w. Sie lebt auch noch, hat nur leider noch irgendwie ein verqueres Gaumensegel geerbt, also auch nicht wirklich belastbar, obwohl sie vom Wesen her ein Superpferd wäre, so wie mein Brauner halt auch. Nur, züchten hat sich dann auch keiner getraut mit ihr. Wobei der Knacks wohl eher Pech und eine "ausgelaugte" Mutterstute war - nach 10 Fohlen am Stück auch kein Wunder. Aber eh zu spät. Manchmal ist Pferdekauf verdammte Glückssache.  :-[

Offline Hatice

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Re: Abschied vom Russentier - 15.03.2020
« Antwort #26 am: 09.07.20, 16:53 »
Der Abschied gehört halt zum Leben dazu, bei jedem Lebewesen, mit dem man eine Bindung eingeht, so traurig das auch ist. Bei manchen kommt's früher, bei manchen später, bei manchen geht's schnell, bei manchen zieht es sich. Man kann nur versuchen, die Zeit, die man zusammen hat, so gut wie möglich zu gestalten und zu geniessen und dem (tierischen zumindest, bei den menschlichen wäre es manchmal auch besser  :-\) Partner unnötiges Leid zu ersparen.

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Re: Abschied vom Russentier - 15.03.2020
« Antwort #27 am: 09.07.20, 18:38 »
So ist es.