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Abschied vom Russentier - 15.03.2020

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zaino:
Es ist ruhig geworden hier im Forum, und um uns 2 schon lange. Berufliche und örtliche Veränderungen, Stress bei mir, beginnendes Alter beim Zausel.
Wobei es ihm am neuen Wohnort bis zum 13.03. in der Frühe noch bombig gut ging. Donnerstag den 12. muss er noch über die Koppeln gefegt sein. Er war IMMER Beschützer und Chef jeglicher Stute im Stall, bis zum Schluß. Freitag früh meldung der SB an mich, Cyrano lahm vorne links, schwitzt, liegt und leidet.
TA? Die von der Klinik konnten nicht vor 14 Uhr. Weils dringling schien, organisierten wir einen alten Herrn, Landtierarzt, der kam schon im 10. Keine Minute zu früh, denn erstmals kam mein Pferd nicht mehr beim ersten Versuch auf die Beine.

Belastete fast nicht, schwitzte und litt. TA vermutete, kein Hufgeschwür, spritzte und ging.
Samstag leichte Besserung. Der alte Knabe hoppste mir fast bis zum Auto hinterher die Stallgasse lang, um zu gucken, wo ich bin, u.s.w.
So weit, so gut.
Sonntag früh erneut übel, Pferd viel am Liegen, Schwitzen, auf 3 Beinen.
TA wollte eh kommen.
Ich fuhr eine andere Route zum Stall und baute den ersten schuldhaften üblen Unfall meines Lebens. Während der TA erneut (um den Blechhaufen an der Kreuzung herum) zum Stall fuhr, schleppten mich erstmal die Sanis ab. Polizei meinte auch, so von wg. fahrlässiger Körperverletzung. Mein Auto im Eimer. Und wenn noch einer was über SUV sagt, wäre ich in so einer Nuckelpinne gesessen statt im dicken yeti, wäre ich jetzt nicht nur verbeult, sondern Matsch.

Egal. Am Abend neue SB-Meldung, Pferd nur noch am Liegen, Aufstehen, Liegen, Schwitzen. Meine liebe Nachbarin fuhr mich hin. Doppelt lieb, weil sie mit Mitte 70 ja auch schon viel erlebt und viele verloren hat, Mensch und Tier. Sie wusste also, das wird keine schöne Fahrt.

Schon am Telefon (der gute alte TA sagte zu, sofort zu kommen, ohne Murren und Gezeter, trotz Virus & Co) deutete ich an, was mir in der Seele spukte.

Denn wenns kein Hufgeschwür ist, ist es was Schlimmes. Und die erste Idee, Montag früh mit Ultraschallgerät und Kollegen anzurücken, hatte den einen Haken: Wenn das Pferd über Nacht da liegt, allein ist, unter Schmerzen, patschnass trotz Decke, am End zum Festliegen kommt, nur damit wir am Montag Vormittag WAS genau feststellen? Dass was ganz Fieses kaputt ist, das wir bei dem 28jährigen nicht mehr tierschutzrelevant in Ordnung bringen können.....  :'( :'( :'( :'(

Pferd lag, als wir kamen, stand dann aber auf. Abschwitzdecke fühlte sich an, als hätte es ihn eingeregnet. Er stand, aber auf 3 Beinen. Das links vorne hielt er vor sich, zitternd und wankend. Da war kein Glanz mehr in den Augen, und ich merkte, wie er wankte, als er den Kopf auf meine Schulter legte. Vorher hatte ich die anderen drei aus dem Stall geschmissen, erstmal Schluß mit dem Gelaber. Es war eh klar.

Er würde KEINEN Schritt mehr tun müssen und auch keine lange Nacht mehr leiden.

TA hatte Schussapparat dabei. Es dauerte nur 1 Sekunde und das war gut so.

Nicht heulen jetzt. Wir hatten 26 lange Jahre!!! zusammen. Wir haben viel erlebt und voneinander und miteinander gelernt. Er war ein großmütiger, liebenswerter, eigensinniger, doch stets umgänglicher, wunderbarer Freund und Gefährte. Schön und stolz und freiheitsliebend. Ich habe mir die größte Mühe gegeben, damit er ein pferdewürdiges Leben hatte. Manchmal hab ich auch Bockmist gebaut und Fehler begangen. Aber es war mir nie egal, ob es ihm gutging. 

Stellt Euch einfach vor, wie er mit allen seinen Freunden und Freundinnen mit mindestens 60 Stundenkilometern über die Immergrüne Ewige Steppe brettert. Vielleicht wird er später ab und an mal den Kopf heben und vom Gras aufschauen, ob .... ???

Wer hier noch mitliest, liebe Grüße, bleibt gesund und lasst es Euch gut gehen.

sasthi:
Zaino, mein Beileid, ich durfte ja das Russentier noch kennenlernen.

Viele Grüße sasthi

Kiowa:
Ach wie traurig, mein Beileid!
Wir kennen uns nicht, aber vor Jahren habe ich viel von euch gelesen.

glögli:
Oh der Zausel   :'( mein Beileid. Run free. Und dir viel Kraft in der schweren Zeit.  :-*

zaino:
Hey, danke fpr die lieben Worte. Er ist aber fast so leichtfüssig aus meinem Leben galoppelt wie er 'reinkam. Er ist irgendwie immer noch bei mir, im Herzen. Es überwiegt gegenüber dem Traurigsein die Dankbarkeit für die lange, erfüllte gemeinsame Zeit, und auch Dankbarkeit, dass es schnell und eindeutig war, keine quälende langwierige Viecherei. Irgendwo auf der anderen Seite vom Regenbogens trifft man sich vielleicht wieder, nichts ist umsonst, nichts verloren.
Ok, traurig vielleicht wg. seiner Frührente - die letzten Jahre hatte ich nicht mehr so viel Zeit für ihn, aber er hatte es gut, war in liebevollen Händen, top versorgt und hatte große Lebensfreude bis 1 Tag vor der Verletzung.

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