N'Abend. Ich hab dermaßen viel filztun grad ....
Dennoch, jetzt nehm ich mir endlich mal die Zeit
Jolly, oh da bin ich aber mal gespannt! Mein erstes Pferd war ein polnischer Araber, in D gezogen und 2 Jahre in Warschau auf der Bahn gelaufen. Ein Traumpferd.
Frau Peh, Deine Paketdienstgeschichten .... dass das aber auch nie besser wird.
Aaalso, hier der Bericht vom Besuch bei der Koryphäe. Ich könnte da jetzt seitenweise zu schreiben, aber ich geb euch die Kurzfassung. Also die verhältnismäßige Kurzfassung
. Das Problem war wohl so ein bisschen zweigeteilt. Mein Pferd war ja meiner Meinung nach eigentlich recht gut erzogen - lässt sich führen, rempelt nicht, büffelt nicht, geht aus dem Weg wenn ich das will, steht still am Putzplatz und käme nie auf die Idee, sich an mir zu schubbern. Aber die Analyse der Koryphäe nach 6 min an der Hand: der hat nicht genug Respekt vor mir und konzentriert sich nicht ausreichend auf mich. O-Ton Koryphäe: "Wenn Du den ohne Halfter und Strick einfach so nehmen kannst (Anm.: er legt dazu eine Hand einfach locker an die Ganasche, also rechte Hand unter der Kehle durch an die rechte Ganasche) und ihn so entspannt in den Hänger führen kannst, DANN ist euer Verhältnis gut." Er nennt das "am Bart führen".
Also Koryphäe und Spaniokel ab in den Roundpen und eigentlich klassisches Horsemanship gemacht. Du folgst mir nicht? Dann läufst Du. Er möchte, dass das Pferd, wenn er es rückwärts schickt, gerade rückwärts geht, nicht das Heck rumschwenkt und immer ihm zugewandt bleibt. Genauso wenn er sich um das Pferd bewegt: Augen (und damit auch Rest vom Pferd) immer zum Chef. Zumindest solange er den Spannungsbogen aufrecht erhält. Es dauerte ca 20 min, Spaniokel war ziemlich klatschnass, aber plötzlich "funktionierte" er. Das "am Bart führen" dauerte nochmal etwa 8 min. Dann ging die Koryphäe samt Spaniokel (am Bart) auf den Reitplatz und lief mit ihm am Bart rum. Und dann war ich an der Reihe. Koryphäe meinte "ab heute beginnt ein neues Leben für euch - Du hast jetzt ein anderes Pferd als heute früh". Ich noch so etwas ungläubig "ja bei Dir funktioniert er, aber bei mir?" Und er meinte nur, wenn ich mich so verhalte wie er, dann verhält sich der Spaniokel auch so. Und genauso war es. Wir haben dann etwas geübt, und es hat tatsächlich reibungslos geklappt.
Dann sind wir zusammen ins Gelände - Spaniokel und ich, Koryphäe und noch 3 Mädels. Ich hatte der Koryphäe erzählt dass der Spaniokel vor einiger Zeit auch Durchgänger war und er nur so "das macht der nicht mehr - und galoppieren wirst Du heute viel". Bin ich auch - in zwei Tagen mehr als das ganze Jahr. Nach vorne galoppiert, durchpariert, der Rest im Trab an mir vorbei etc pp. Und der Färt: total konzentriert und gechillt (wohlgemerkt: fremdes Gelände und 4 fremde Pferde dabei). Ich bin AUSSCHLIESSLICH am losen Zügel galoppiert.
Nächster Tag: wir fangen auf dem Reitplatz an, auf dem mein Hänger steht. Koryphäe übt verladen am Bart (der Spaniokel ist ja absolut verladefromm, aber der Hänger diente als guter Gehorsamsindikator - so ganz ohne Strick und Halfter) und installiert ganz nebenbei das rückwärts wieder aussteigen. Das ging nämlich dank Frontausstieg nicht. Der Spaniokel kennt es nicht anders und war bis dato der Meinung, rückwärts aussteigen geht doch gar nicht. Jetzt geht es, auf leichtes Klopfen der Gerte an der Trennwand und schnalzen. Und zwar ganz entspannt und in Ruhe. Und am Ende konnte ich den völlig entspannten Spaniokel am Bart in den Hänger führen. Mega, ehrlich. Und das Schöne an der Koryphäe: ich fragte dann, wie ich den denn heute nachmittag zum Heimfahren verladen soll. Er so "wie machst Du es denn sonst immer?" Ich "am Strick und einfach reinführen" "Na dann machst Du das genau so. " Der ist einfach völlig pragmatisch. Er meinte, das macht ja im Alltag keiner so wie wir es jetzt geübt haben. Das diente rein dem Gehorsam.
Nachmittags dann wieder Gelände, wieder viel galoppiert, ich auch mal in die andere Richtung geritten, im Schritt geblieben und er trabte davon .... alles schick. Fazit der Koryphäe: ein sehr gutes und tolles Pferd, absolut klar im Kopf, sehr charakterstark mit großer Persönlichkeit. Er kam am Ende direkt ins Schwärmen und meinte "das ist ein absolutes Verlasspferd - da kannst Du Deine Kinder draufsetzen". Öhm ... also den Test würde ich gerne noch etwas verschieben. Er meinte er macht das schon seit über 30 Jahren, er müsste sich ganz schwer täuschen wenn der unterm Reiter nochmal Blödsinn macht. So, und nun zur Ursache: die ständigen Rückschläge die wir hatten durch Buckeln, Durchgehen etc lagen wohl echt daran, dass bei uns der Respekt und Gehorsam zwar nicht komplett fehlte, aber eben nicht 100% da war. Das Steigen bei der Piaffe ..... Meine Theorie war ja mal, dass der Spaniokel durch den Fremdreiter (den RL meiner Freundin, der ihn total eng machte und an der Kandare festhielt) quasi traumatisiert wurde. Er kannte ja bis dato nur meine RL und mich, wird zwar mit Kandare geritten, die aber nur minimal und immer nur kurz zum Einsatz kommt. Anders kannte er es nicht. Ich hatte diese Theorie beiseite geschoben, weil ich damit ja auch die "Schuld" komplett von mir weggeschoben hätte (außer dass ich zugelassen hatte, das der Typ ihn reitet). Aber die Koryphäe meinte nur "so ein Pferd wie der nimmt es übel, wenn er ungerecht behandelt wird, und das merkt der sich, das setzt sich im Kopf fest". Und dann war alles klar: ich muss zum anpiaffieren die Kandare kurz annehmen, da zündete was bei ihm im Hirn und er sagte "nä - DAS will ich nicht nochmal" Zack, Kurzschluss.
Und jetzt? Ich weiß nicht wie, aber die Koryphäe hatte recht: ich hab ein anderes Pferd. Sagte auch heute meine Gelände-Mitreiterin. Wir sind galoppiert, da war er hellwach und sehr motiviert. Aber danach bin ich 5 m nach dem Durchparieren wieder am losen Zügel Schritt geritten (sonst: erstmal noch 20 m Passage-Getrippel). Der ruht in sich, der ist gelassen und hochzufrieden. Auch auf dem Paddock. Der hat eine komplett andere Ausstrahlung. Das ist schon mega krass.
Jetzt hab ich natürlich Angst, dass ich ihn wieder versaue. Aber die Koryphäe meinte, wenn ich auf die Sachen achte, die wir geübt haben, immer souverän bleibe und mit gesundem Menschenverstand rangehe, dann versaue ich da nix. Und da ich ja jetzt souverän bin *fest dran glaub* und seit Sonntag ein neues Leben angebrochen ist *neues mantra* wird das wohl auch genau so sein.
So kurz war die Kurzfassung dann doch nicht, sorry ....