Autor Thema: Plötzliches Durchgehen an der Hand  (Gelesen 6167 mal)

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Offline Lotta2Topic starter

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Plötzliches Durchgehen an der Hand
« am: 05.02.17, 18:28 »
Seit 4 Jahren hab ich jetzt meine Reinländer Stute. Sie ist mittlerweile 10 Jahre und so im Umgang sehr brav. Ich reite hauptsächlich Dressur und abundzu machen wir Stangenarbeit. Putzen, Reiten oder in der Halle führen alles kein Problem , sie ist zwar ein sehr schnelles Pferd und wird unterm Sattel manchmal hektisch lässt sich jedoch immer schnell wieder beruhigen.
Doch wenn man mit ihr an der Hand raus geht fängt sie von jetzt auf gleich an zu bocken und rumzuspinnen. Nicht an einer gewissen Stelle sondern immer wo anders . Wenn man versucht sie dann etwas zurück zu halten fängt sie an zu steigen und reißt sich los und rennt im gestreckten Galopp zurück in Stall.
Sie erschrickt auch vor nichts oder hat Angst .. Sie läuft einfach neben mir her super entspannt und plötzlich kickt sie aus und fängt an rumzuhüpfen. Habe schon alles versucht. Bodenarbeit und andere Wege, kürzere Wege , mit Gebiss und Kette oder ohne. Immer mit dem gleichen Ergebniss.
Wenn ich mit ihr ausreiten gehe macht sie das nicht da wird sie nur wenn wir wieder richtig Stall reiten nervös aber sonst keine Anzeichen von bocken steigen oder sonstiges.
Ich hab schon viel gelesen von so Sachen wie kein Vertrauen oder einfach Unarten und Austesten.
Weiß nur einfach nicht wie ich es machen soll denn daheim macht sie jede Übung und alles mit wie ein Lamm.
Vielleicht habt ihr Tipps für mich .


Offline carola

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Re: Plötzliches Durchgehen an der Hand
« Antwort #1 am: 05.02.17, 20:14 »
Ich hatte das vor vielen, vielen Jahren mal mit einer jungen Haflingerstute. Wobei wir nicht einmal die Koppel verlassen haben. Ich habe führen geübt und bin immer nur bis zu einem Punkt gekommen. Okay, es war nicht "der" Punkt, sondern irgendein Punkt. Der irgendwo da begann, wo der Rest der Pferde außer Sicht war. Mal früher, mal später.
Nachdem mir das erste Mal der Strick durch die Hände gerauscht ist, habe ich vor dem Pferd-Einsammeln erst einmal Handschuhe geholt. Schlaue Leute machen das gleich.  ::) Wir hatten einige Touren. Ich bin ganz schön gelatscht an dem Tag. Meine Wut wurde immer größer. Und letztendlich ging es einfach nur darum, das Pferd bei mir zu halten. Nicht nur körperlich, sondern auch geistig. Michael Geitner hat vor Jahren Kurse in die Richtung gemacht, da habe ich mich dann mit meiner Situation wieder gefunden. Ich habe damals angefangen, das Pferd davon abzulenken, an Flucht zu denken. Und nein, das Mädel hatte auch keine Angst, die wollte einfach nach Hause. Also habe ich sie ständig im Blick behalten und immer mal wieder am Halfterstrick geruckt und wüste Drohungen ausgestoßen das Pferd auch geistig wieder zu mir geholt. Wir haben so "den Punkt" überwunden und hatten nie wieder Probleme. Das nächste Mal hatte ich die junge Dame schon als Handpferd dabei. Völlig problemlos.  Nun sind Haflinger auch schlau und raffen so etwas gleich, aber ich denke, das Prinzip ist das gleiche.
Dein Pferd will heim. Ganz einfach. Ob du da am Strick hängst, oder nicht, das ist zweitrangig. Vermutlich vertraut sie dir sogar und freut sich, wenn du dann auch zu Hause auftauchst...
Du musst den Bruchteil einer Sekunde vorher einhaken, und dazu musst du erkennen lernen, wann das Pferd auch nur anfängt "Hause" zu denken. Vorher. Wenn der Gedanke sich noch nicht zu einer Entscheidung manifestiert hat, hast du eine Chance. Später nicht mehr.
Wenn dein Pferd gut erzogen ist, fordere es, je weiter du weg bist. Du kannst es seitwärts gehen lassen, rückwärts, anhalten, antreten, das ganze Programm. Hauptsache das Hirn kommt nicht dazu, an "Hause" zu denken.
Die lernen relativ schnell, dass beim Führen "Hause" "ist nicht" bedeutet. ;)
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Offline Janker

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Re: Plötzliches Durchgehen an der Hand
« Antwort #2 am: 06.02.17, 15:48 »
Denn sie wissen, dass sie stärker sind....hab ich schon öfter gehabt, zum Glück nicht mit Riesenpferden, aber KB mit 1,55m und Kampfschrei+wälzen war mir völlig ausreichend. immer ist mir am Kampfpunkt idr noch irgendein Pluspunkt begegnet (zb Straßenlaternen),wo ich dann erklären konnt, dass wir halt doch noch bißle dableiben und zwar zusammen, im Anschluß flott zucker stopf und fertig. Wichtig ist nur einen Kampf zu gewinnen, denn mit jedem Sieg Pferd, wird dieses idr kompromissloser in der Durchsetzung seiner Wünsche....mein mal 20 gewesenes Shetty 280 kg mochte bis 2016 ab einem gewissen Punkt am Wagen nicht mehr warten, sondern bitte im Schritt heimwärts (und sie war extrem unhöflich im durchsetzen ihrer Wünsch), FvB und unsere Straßenalternen eröffneten ihr dann doch eine andere Sichtweise der Dinge und heut steht das gute Tierle überall in aller Ruhe...uns hat der Kampf ne Menge lebensqualität gebracht...aber bei dir glaub ich, dass ich tricksen würd, reiten geht doch obB, warum also so einen Kampf wagen? Ein Großpferd will ich doch eigentlich nur reiten und sonst sind die unhandlich unpraktisch. Aber wenn du das willst, dann wirst mit Gulligulii und halfter+Strick nicht allzuweit zusammen mit pferd kommen, sondern zuerst einiges über Langzügel, Peitschengebrauch und sonstige Hilfsmittel (vernünftiges Zubehör um der dort herrschenden Kräfte auch herre zu werden) lernen müssen, denn sowas zu korrigieren ist gefährlich und zeitaufwendig. mfg Janker

Offline AndreaT.

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Re: Plötzliches Durchgehen an der Hand
« Antwort #3 am: 15.02.17, 10:18 »
So seh ich das auch - wenn Du das wirklich willst, dass Dein Pferd genauso ruhig mit Dir spazieren geht wie wenn Du reitest, wirst Du eine Grundsatzdiskussion mit ihr führen müssen. Losreisser sind, insbesondere wenn sie dann auch noch hüpfen, steigen und kicken, die reine Pest. Um diese Diskussion zu gewinnen solltest Du unbedingt eine gute Ausrüstung haben. Entweder Kappzaum oder gut sitzendes Knotenhalfter und einen mindestens 3m-Strick mit gutem Grip (Handschuhe!) und einem sicheren Haken. Und eine Gerte. Leckerlis.
Darfs ein Sprickel mehr sein ?

Offline Janker

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Re: Plötzliches Durchgehen an der Hand
« Antwort #4 am: 17.02.17, 14:57 »
Wenn du dich für Kampf entscheidest, dann besuch erstmal paar fitte K-Ponyhalter, die guterzogene  hochausgebildete Tiere haben.....wenn ich mir so die Peitschenkünste der normalen Nichtfahrer/Großpferdeleut so in punkto Treffsicherheit+gezieltem Krafteinsatz beguck ist das sogar noch ein Abenteuer was da so alles als Longier/Bodenarbeitsprofi rumlauft und das obwohl ich beim Großpferd a) was sehr freundliches lahmarschiges denkfaules und b) mit extrem viel trefffläche hab...will ich gezielt das äußere Hinterbein eines Mini an der Doppellonge aktivieren brauch ich schon extrem gutes Können und Handwerkszeug. mfg Janker

Offline Hexle

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Re: Plötzliches Durchgehen an der Hand
« Antwort #5 am: 17.02.17, 21:10 »
Janker..ehhh..Deine Ponybegeisterung in allen Ehren.. Nur bitte mach nie wieder den Fehler 300 kg Lebendgewicht mit 600 kg Lebendgewicht gleichzusetzen und dann auch noch (wohl aus mangelnder Erfahrung mit blitzgescheiten WBs) die 600 kg klasse zu unterschätzen

Die sind auch nicht mit >800 kg Kaltblütern zu vergleichen bei denen der Sprit doch wesentlich schneller aus ist und die Beweglichkeit im Vergleich zum WB arg zu wünschen übrig lässt ..

Da lässt du dich auf garkeinen Kampf ein .. Da musst du qua Intelligenz gewinnen.. Bei Ponies schafft man das mit bissle Treffsicherheit und Erfahrung (wie du richtig sagst) auch mit Gewalt.. das geht bei WBs nicht mehr .. egal wie treffsicher und schnell du da bist - DAS ist eine Klasse bei der du nicht mitreden kannst

« Letzte Änderung: 17.02.17, 21:22 von Hexle »
Du wirst sicher nicht jedes Ziel erreichen, dass du dir gesetzt hast. Du wirst aber ganz sicher kein Ziel erreichen, dass du dir nicht gesetzt hast...

Offline zaino

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Re: Plötzliches Durchgehen an der Hand
« Antwort #6 am: 24.02.17, 19:49 »
Ähm, Hexle - Ponies gleichen aber das Gewichts-Defizit mit List und sehr gezieltem Körpereinsatz aus. Ich hab Fjordi-Jährlinge erlebt, die kamen regelmässig alleine vom Spaziergang heim. Die machen sich steif und brettern durch.
Aber richtig, beim Equiden sollte man immer schlauer sein, weil stärker? funzt nicht.