Ich hatte das vor vielen, vielen Jahren mal mit einer jungen Haflingerstute. Wobei wir nicht einmal die Koppel verlassen haben. Ich habe führen geübt und bin immer nur bis zu einem Punkt gekommen. Okay, es war nicht "der" Punkt, sondern irgendein Punkt. Der irgendwo da begann, wo der Rest der Pferde außer Sicht war. Mal früher, mal später.
Nachdem mir das erste Mal der Strick durch die Hände gerauscht ist, habe ich vor dem Pferd-Einsammeln erst einmal Handschuhe geholt. Schlaue Leute machen das gleich.
Wir hatten einige Touren. Ich bin ganz schön gelatscht an dem Tag. Meine Wut wurde immer größer. Und letztendlich ging es einfach nur darum, das Pferd bei mir zu halten. Nicht nur körperlich, sondern auch geistig. Michael Geitner hat vor Jahren Kurse in die Richtung gemacht, da habe ich mich dann mit meiner Situation wieder gefunden. Ich habe damals angefangen, das Pferd davon abzulenken, an Flucht zu denken. Und nein, das Mädel hatte auch keine Angst, die wollte einfach nach Hause. Also habe ich sie ständig im Blick behalten und immer mal wieder am Halfterstrick geruckt und
wüste Drohungen ausgestoßen das Pferd auch geistig wieder zu mir geholt. Wir haben so "den Punkt" überwunden und hatten nie wieder Probleme. Das nächste Mal hatte ich die junge Dame schon als Handpferd dabei. Völlig problemlos. Nun sind Haflinger auch schlau und raffen so etwas gleich, aber ich denke, das Prinzip ist das gleiche.
Dein Pferd will heim. Ganz einfach. Ob du da am Strick hängst, oder nicht, das ist zweitrangig. Vermutlich vertraut sie dir sogar und freut sich, wenn du dann auch zu Hause auftauchst...
Du musst den Bruchteil einer Sekunde vorher einhaken, und dazu musst du erkennen lernen, wann das Pferd auch nur anfängt "Hause" zu denken. Vorher. Wenn der Gedanke sich noch nicht zu einer Entscheidung manifestiert hat, hast du eine Chance. Später nicht mehr.
Wenn dein Pferd gut erzogen ist, fordere es, je weiter du weg bist. Du kannst es seitwärts gehen lassen, rückwärts, anhalten, antreten, das ganze Programm. Hauptsache das Hirn kommt nicht dazu, an "Hause" zu denken.
Die lernen relativ schnell, dass beim Führen "Hause" "ist nicht" bedeutet.