Das kranke Pferd > Lahmheiten und Beinprobleme aller Art

Zyste am Ellenbogen

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Christine:
Jetzt ist er auf einem guten Weg. Ich hoffe, dass bleibt so.
Wir habe ihn über 3 Monate ganz langsam aufgebaut. Begonnen haben wir mit 10 min. Schritt führen und das 3x täglich. Frag nicht nach dem Aufwand an Leuten, die mitgeholfen haben das überhaupt zu stemmen. Alleine kriegt man das gar nicht gebacken. Neben der Arbeit und den anderen Verpflichtungen die man so hat im etwas fortgeschrittenerem Leben. :P
Dann, nach einigen Wochen, haben wir mit 2 Runden Trab begonnen und täglich 2 Runden dazugenommen.
Als das 3-4 Wochen gut ging haben wir mit dem Galopp genauso begonnen und täglich wieder 2 Runden dazugenommen.
Das musste auch erst 3-4 Wochen gut gehen und dann durfte er erst wieder auf`s Paddock.
Da haben wir auch erst angefangen ihn frei in der Halle zu lassen während die anderen auf dem Paddock waren. Wir wollten ihn erst langsam und in relativ geschützter Umgebung an die "Freiheit" gewöhnen.
Ohne meine unbeschreiblich kompetenten, hilfsbereiten, netten, liebevollen und verantwortungsbewussten Stallbetreiber undenkbar.
Und diese ganzen Monate musste er in der Box verbringen. Bis auf die wenigen - am Anfang ja nur Minuten - Augenblicke des Tages, die er raus durfte.
Und da auch nur mit dem Menschen am Strick und laaaaaaaangsam.
Und dieses Pferd war so brav, so anständig.......so unglaublich......
Hätte er das alles nicht mitgemacht, wäre ausgeflippt oder hätte irgendeinen Scheiss getrieben - es wäre nicht machbar gewesen. Ich hätte die Verantwortung für das Wohl der insgesamt (ohne mich und meine Tochter) 5 Personen, die regelmäßig täglich mit ihm umgingen nicht übernehmen wollen und können.
Der war sogar brav und ruhig, wenn die anderen in der Halle abgespackt sind. Egal ob am Anfang noch am Strick oder später dann unter dem Sattel. Das wenn man nicht gesehen, erlebt hat, dann kann man es nicht glauben. Sogar meine SB, die ja schon einiges in den 25 Jahren, in denen sie Pferde einstellen (reiten tun sie noch länger) haben sich nicht genug wundern können ob seiner Bravheit.
Ich meine ja, er wusste/weiß dass es um sein Leben geht. Das hört sich weit hergeholt an - aber es für mich ist es so.
Jetzt arbeiten wir konsequent an den Dingen aus meinem vorangegangenem Posting und dann kann ich vielleicht in einigen Jahren anderen, deren Pferde eine ähnliche Geschichte wie Keaton erleben, Mut machen und von einem guten Ausgang berichten. Aber dazu ist es jetzt noch zu früh. Erst muss ein lahmfreies Jahr vergehen, dass ich mir erlaube anzufangen an ein happy end zu glauben.
Grüße
Christine

Christine:
Servus an alle, an Keatons Geschichte Interessierten,

inzwischen sind nochmal einige Wochen vergangen und Keaton geht es weiter hervorragend. Er zeigt so schöne Bewegungen wie er sie noch nie hatte.
Traumhaft zu Reiten und lebenslustig wie immer.
Er bekommt weiter physiotherapeutische Behandlungen. Die Abstände werden immer länger. Inzwischen sind wir bei 6 Wochen zwischen den einzelnen Behandlungen.
Dann arbeiten wir weiter 2x wöchentlich mittels Equkinetic am Aufbau der Skelettmuskulatur. Da hat sich auch schon sichtbar was getan. Unglaublich wie effizient das ist. Vorausgesetzt man macht es konsequent. Die Physio war begeistert als sie ihn nach 4 Wochen wieder gesehen hat. Sogar meine Tochter, die ihn beruflich bedingt auch nur alle 2-3 Wochen sieht meinte, er ist irgendwie mehr geworden.

Und ich habe bei einer klassischen Reitlehrerin angefangen an deren Lipizzanern Handarbeit zu lernen. Die Pferde sind bis zur Piaffe ausgebildet an der Hand und unter dem Sattel. Ich möchte die nächsten Monate/Jahre die Handarbeit mit dem Pferd lernen - auch um Keaton zu unterstützen.
Habe es auch schon mit meinen Beiden gemacht.
Viel kann ich ja noch nicht. Aber Schulter vor und Schulter herein geht schon für ein paar Tritte an der langen Seite. Und eine ganz ordentliche Vorhandwendung kriegen wir auch schon hin. Ist gar nicht so einfach das alles unter Kontrolle zu haben und das Pferd am Zaum/Gebiss und dem äußeren Zügel über den Widerrist zu führen/biegen/stellen. Aber das wird - es wird von mal zu mal besser und ich werde sicherer.
Einmal die Woche schaffe ich es immer, manchmal auch 2x die Woche mit beiden Pferden zu arbeiten.
Ist ganz spannend. Mache ich es richtig, dann können es auch meine Beiden, die noch nie an der Hand gearbeitet wurden.
Mach ich was falsch kommt auch der Handarbeitsprofi (Lipizzaner) meiner RL nicht klar.
Und es macht echt Spaß. Irgendwie sogar mehr als Reiten. Zumindest das Reiten in der Halle. Da ist mir Handarbeit lieber.
Ich werde das Ganze dann auch irgendwann am langen Zügel machen - aber das ist noch Zukunftsmusik. Noch sind wir bei den Basics.

Außerdem bekommt er zweierlei Heilpilze (Reishi und Coriolus) und Elektro. Das sind Tropfen aus der australischen Buschblüte.
Das Ganze für insgesamt drei Monate, dann wird wieder nachgeschaut. Die Tropfen bekommt er um die Strahlenbelastung von der Szinti (es wurde radioaktives Material in den Körper eingebracht) auszuleiten. Die Heilpilze um gegen die Entstehung von Entzündungen gewappnet zu sein.

Im Gelände waren wir auch schon öfter und dehnen unsere Runden vorsichtig aus. Immer eine viertel Stunde dazu, kurze Sequenzen im Trab.
Wenn das noch ein paar Wochen, in denen wir die Trabsequenzen langsam länger werden lassen, gut geht, dann kommt allmählich der Galopp dazu.
In diesem Jahr werden wir nur ebene und bergauf Strecken reiten. Wenn Keaton lahmfrei bleibt, dann trauen wir uns ab nächstem Jahr auch mal wieder (länger und deutlicher) bergab zu gehen.
Er ist viel lockerer und seine gefürchteten Buckelattacken im Gelände aus seinen Verspannungen heraus sind bisher ausgeblieben.
Einmal hat er zwar gebuckelt - meine Tochter ist abgesprungen, weil sie sonst gefallen wäre. Allerdings ist da eine Miteinstellerin nach einem kurzen gemeinsamen Wegstück (wir haben sie auf dem Heimweg getroffen) auf einem Parallelweg angetrabt und dann auch angaloppiert. Das haben unsere beiden natürlich gesehen und wollten auch mit. Es ging allerdings bergab und wir wollten das unter allen Umständen verhindern. Durch das Festhalten hat Keaton sich verspannt und hat sich diese Spannung rausgebuckelt.
Anna hat ihn dann noch auf dem Platz ablongiert, da er trotz ruhigem Heimführen angespannt war und total unter Strom stand.
Der ging ab - mir war schlecht. Ich habe mir gedacht am nächsten Tag ist er stocklahm.
Aber scheinbar war es genau richtig. Das scheint er gebraucht zu haben. Er war am nächsten/übernächsten Tag nicht lahm sondern locker und zufrieden.

Ab Mai kommen wir in eine schwierige Zeit. Ab diesem Monat hat Keaton in den letzten Jahren immer seine "Unsauberheiten" im Gangbild bis hin zur richtigen Lahmheit gezeigt. Von ein paar Tagen bis hin zu ein paar Wochen. Wenn er diesen Sommer lahmfrei bleibt mache ich im Oktober/November eine Flasche auf. Drückt uns die Daumen.

Hoffnungsvolle Grüße
Christine

Christine:
Servus @all,
hier die versprochene Fortsetzung von Keatons Zysten-Geschichte:
Es gibt ihn noch, die Entwicklung ist beruhigend und sehr positiv. Bisher. Ich bin immer noch vorsichtig, auch wenn wir nun bald das erste Jahr nach Diagnose vollendet haben.
Heuer war er 3x lahm. Immer links vorne, auf der Seite, auf der die Zyste sitzt. Jeweils für einen Tag. Das war`s.
Wir haben zwar jedesmal einen Riesenschreck gehabt und gezittert und gebangt. Aber eben nur ganz kurz.
Ansonsten lief er tadellos, voller Energie und mit einem Gangbild so schön wie noch nie, seit wie ihn haben.
Die Jahre davor war er zu diesem Zeitpunkt den ganzen Sommer eigentlich nicht reitbar gewesen, da er ständig lahmte oder unsauber lief.
Was wir beobachtet haben:
Immer wenn er sich verspannt (auch bei Aufregung durch was auch immer) fängt er an zu ticken. Wenn die Situation bereinigt ist, dann läuft er wieder sauber.
Wenn die Wege beim Ausreiten über lange Strecken sehr uneben sind(durch viel Wurzelwerk, sehr ausgefahrene Waldwege usw.), dann läuft er auch unsauber bis lahm. Natürlich gehen wir so was nur im Schritt.
Wird der Weg wieder eben und leicht begehbar dauert es nicht lange und er läuft wieder sauber/lahmfrei. Während der unebenen Strecke wird er allerdings auch irgendwann spannig - ich denke durch die Anstrengung.
Außerdem muss Keaton sehr korrekt und gekonnt geritten werden um nicht zu verspannen. Unter anderem mit guter Anlehnung - die braucht er mehr als manch anderes Pferd. Wir haben das Glück, das wir ein Team von Reitern um ihn haben, die das gewährleisten.
Er wird immer noch behandelt:
Dr. Gaudron moxt ihn und behandelt ihn im Anschluss osteopathisch. Geplant ist dauerhaft (bis auf weiteres) 3-4x jährlich. Heuer waren wir schon 3x, ein viertes Mal wird noch folgen.
Nun haben wir einen festen Stützpunkt auf einer Reitanlage in Landshut für diese Behandlung, was die Sache sehr erleichtert. Dr. Gaudron ist dort mehrmals im Jahr und behandelt (nach Voranmeldung) Pferde, die man dorthin bringt.
Er ist der Meinung, dass es nicht unbedingt die Zyste ist, die ihn immer wieder lahmen ließ und lässt.
Ist logisch und nachvollziehbar. Denn eine Entzündung - und das war es letztes Jahr - verschwindet nicht nach einem Tag.
Er spürt beim Behandeln viel, was er mir auch immer wieder mal erklärt, was ich aber nicht wirklich behalten kann.
Zum einen ist er Franzose, spricht zwar ein sehr gutes Deutsch, dem ich aber nicht immer folgen kann, vor allem, wenn es um medizinische Inhalte geht. Und manches rutscht mir dann durch - trotz Nachfragen und mehrmaliger Erklärung.
Er ist sich sicher, dass diese alten Geschichten (so nennt er es) mit der Zeit alle verschwinden. Ich bin kein leichtgläubiger Mensch und sehr kritisch - aber die Entwicklung zeigt mir, dass es im Bereich des Möglichen liegt, dass Keaton (auch mit Zyste) irgendwann beschwerdefrei wird.
Unsere sehr gute Physio kommt in Abständen von ca. 4-5 Wochen zu ihm behandelt ihn u. a. mit Magnetfelddecke.
Und dann habe ich endlich, nach langer Suche einen TA gefunden, der auf Naturheilkunde umgestellt hat. Sein Vater hat schon so behandelt - war auch ein promovierter TA.
Der meinte, es wäre durchaus möglich die Stammzellen im Knochen zu reaktivieren und dazu zu bringen wieder Knochensubstanz zu bilden um das Loch aufzufüllen. Einmal hatte er ein Pferd mit dieser Diagnose in Behandlung und innerhalb eines Jahres ist es gelungen.
Einen Röntgenbeweis gibt es - durch die gleiche Klinik in der auch die Zyste röngtologisch nachgewiesen wurde.
Da bin ich skeptisch, da ich ja die Info durch den sehr kompetenten, diagnostizierenden TA der TK von Dr. Brehms habe, dass Zysten sich nicht mehr "von alleine" schließen. Einzig durch eine in die Zyste eingebrachte Schraube kann sich Knochenmasse wieder nach oben, an der Schraube entlang, bilden.
Keaton bekommt nun die entsprechenden Tropfen verabreicht. Zu verlieren haben wir nichts.
Im November wird es ein Jahr, das wir die Diagnose bekommen haben. Wenn ich die Situation, in der wir vor genau einem Jahr mit dem, was heute ist vergleiche, dann haben wir sehr viel erreicht.
Ein Pferd, was seit 6 Jahren den ersten Sommer praktisch dauernd reitbar ist und sich viel freier und schöner bewegt. Sein Gesichtsausdruck ist ein ganz anderer als er es über all die Jahre war. Viel entspannter und zufriedener.
Es ist ganz offensichtlich, dass er viele Unpässlickeiten, Unwohlsein und Schmerzen nicht mehr hat.
Eigentlich mehr, als man sich erhoffen konnte und durfte.
Christine

petra:
Hallo Christine,

das freut mich sehr für euch.
Ich finde es super, dass du hier immer wieder berichtest! Oft fragt man sich nach Monaten "was wurde eigentlich aus....?", selbst wenn man nur HML eines Threads war. 
Ich drücke euch weiter die Daumen.  :)

Christine:
Danke Petra...
....für deinen Zuspruch.
Irgendwie komme ich mir schon ein bisschen "doof" vor, wenn ich immer wieder mal von Keaton`s Werdegang berichte und so gar nix zurückkommt. Dann frag ich mich, ob nicht so mancher sich denkt: "Wichtigtuerin" oder was Ähnliches  8)
Aber ich kann mich noch zu gut erinnern, wie ich nach Erhalt der Diagnose verzweifelt im Netz nach Knochenzysten (was ist das überhaupt), nach Möglichkeiten der Behandlung, nach Erfahrungen und Geschichten von Pferden und ihren Besitzern gesucht habe. Ich habe nur sehr wenig Gehaltvolles gefunden.
Mir ging es so wie du es beschreibst. Es wurde in der ersten Not von betroffenen Besitzern nach der Diagnose wohl um Hilfe nachgesucht - aber dann kam nix mehr. Oft nicht mal mehr auf die ersten Antworten.
Deshalb ist es für mich wichtig, Keatons Geschichte, die bisher sehr aussichtsreich weiterverlaufen ist, fortzusetzen.
Vor allem auch deshalb, da Knochenzysten als schwer behandelbar bis unbehandelbar gelten und nicht leicht zu diagnostizieren sind. Meist sind es Zufallsbefunde. Gezielt gesucht wird selten danach. Bei Lahmheiten aller Art denkt man - wenn überhaupt - zu allerletzt an die Möglichkeit einer Zyste als Auslöser.
Man kann doch was tun - wie man an unserem Beispiel sieht und es geht für Keaton sogar besser weiter, als es die Jahre vor der Diagnose war.
Ich sehe dieses Forum auch als Archiv für alle möglichen Krankheitsbilder und -geschichten - egal, wie die letztendlich ausgehen. Wie froh wäre ich letztes Jahr gewesen, wenn ich sowas irgendwo gefunden hätte. Auch, wenn mir auf evtl. Nachfragen niemand mehr hätte antworten können, da das Thema schon lange zurück liegt/lag.
Selbst wenn ich das Tier einschläfern lasse, weil es keine Aussicht auf Besserung/Hilfe gibt, finde ich es wichtig den Menschen, die mir helfen wollten, diese Nachricht zukommen zu lassen.
Irgendwie ein Akt der Höflichkeit und des Respekts. Ich weiß, ich bin altmodisch - in dieser Beziehung ;).
Meine Kinder sagen mir dann: Mama nicht schon wieder Neunzehnhundertfeuerzeug! ;D 
Christine

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