Autor Thema: Stute steigt an der Hand  (Gelesen 6149 mal)

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Offline crazyhorseTopic starter

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Stute steigt an der Hand
« am: 12.10.15, 14:18 »
Hallo, nachdem ich (hab grad nachgesehen) seit 2008 hier nicht mehr aktiv war (und eigentlich auch damals eher *HML*) benötige ich heute euren fachmännischen Rat.

Zunächst zum Hintergrund: Ich habe meine 3 Pferde (24, 19 und 6) am Haus. Nachts haben sie Paddock mit Offenstall und tagsüber sind sie auf der Koppel.  Alle 3 werden regelmässig klassich Dressur geritten. Wir machen jährlich bei Kursen von Desmond O´Brien und Dr. Ritter mit.
Den alten Wallach habe ich seit er 3 ist, die "mittlere" Stute hat mein Mann "mitgebracht" und die 6jährige habe ich jetzt ein gutes dreiviertel Jahr und um sie geht es jetzt auch.

Ich habe sie 5jährig erstanden, da konnte sie Schritt unterm Reiter an der Longe. Sie wurde also erst spät angeritten (letzten Herbst). Sie ist ein absolut ruhiges, liebes Tier. Bis ich sie hatte, dachte ich immer, unsere beiden Alten wären menschenbezogen - ich hatte ja keine Ahnung! :) Dieses Pferd hätte lieber Hund werden sollen, so anhänglich und verschmust ist sie. Sie ist absolut cool und unaufgeregt; Sachen, vor denen die anderen beiden weglaufen würden, werden neugierig untersucht. Sie macht sich absolut gut, auch unterm Sattel. Im Sommer hatte ich sie schonmal (ohne Erwartungshaltung) zum Desmond O´Brien-Kurs mit, wo ich bis letztes Jahr immer mit dem alten Wallach war. Das hat sie alles super gemacht, Desmond hat natürlich altersgerechte Übungen mit uns gemacht -  kurz, eigentlich bin ich mit ihr rundum glücklich. Eigentlich...und jetzt kommt mein Problem:

Vorbemerkung: Wenn ich die 3 Pferdenasen rausbringe oder reinhole, habe ich sie alle 3 gemeinsam, die 2 Alten auf einer Seite, die Junge auf der Anderen.

Nun: ich hatte schon im Frühjahr einmal kurz das Problem, dass die junge Stute plötzlich und ohne für mich erkennbaren Grund beim Führen bzw. eher wenn man dabei stehen bleiben muss (Straße) kerzengerade (sic!) hinter mir stand. Sie hat kurz geblubbert (dieses Freundschaftsblubbern, in Richtung der neben ihr stehenden anderen Stute) und wie ich mich umdrehe, steht sie auf 2 Beinen. Mir ist vor lauter  Schreck gleich alles sonstwohin gerutscht... Sie kam dann völlig unaufgeregt wieder runter und war die Ruhe in Person. Mir sind vor lauter Schreck gar keine passenden Sanktionen eingefallen... :o Am nächsten Tag (und die nächsten 2 oder 3) hab ich sie mit Kette überm Nasenrücken rausgebracht, habe aufgepasst wie ein Luchs und habe den einzig darauffolgenden Versuch im Keim ersticken können. Anmerkung hierzu: sie war rossig

Seitdem trat dieses Verhalten nicht wieder auf und ich habe es unter "ausdiskutiert" abgeheftet und eigentlich fast vergessen.

Bis vorgestern. Wir waren zu zweit im Gelände, mein Mann auf seiner Stute, ich auf meinem alten Wallach und das "Riesenbaby" hatte ich als Handpferd. (Eine Konstellation, die sie kennt und gewohnt ist, auch wenn es ihr nicht immer passt. Sie wird lieber selbst geritten, als Handpferd ist sie die Pest :P, zickig und giftig.) Wir waren fast zu Hause, als mein Mann meinte, dass er noch einen kleinen Schlenker über den Kletterberg macht, ich habe derweil gewartet (Jungtier hatte leicht angeschwollenes Bein). Soweit so gut, sie hat ein wenig getanzt, solange sie weg waren, aber nix dramatisches. Als die Beiden allerdings wieder da waren, stand sie wieder urplötzlich auf 2 Beinen und wieder kerzengerade neben uns und kam dann in Richtung der anderen Stute wieder runter. Danach war (zunächst) wieder absolute Ruhe. Kurze Zeit später (die 2. Stute links von mir) steigt sie wieder und kommt dann dieses Mal aber in meine Richtung runter (sie läuft als Handpferd rechts). Jetzt blieb mir nur übrig möglichst in Deckung zu gehen und habe sie dabei losgelassen, sie ist dann eine kleine Schleife auf dem Feld gelaufen (Schritt) und ließ sich problemlos wieder einfangen. Weil wir eh nur noch 400m von der Koppel weg waren, bin ich gleich unten geblieben und habe sie geführt. Mein Mann hatte dann derweil meinen Wallach als Handpferd. Sie kam dann seelenruhig mit, hat sich zwischendurch auf dem Feld noch hingelegt und sich am Strick gewälzt und wie wir auf die Koppel einbiegen (ich war mit ihr vorn, die 2 Anderen dahinter) bleibt sie plötzlich stehen (ja, da hab ich gepennt :-\) und steht wieder kerzengerade in der Luft... Anmerkung: sie ist rossig, Konsequenz: Führkette über der Nase, bisher 2 weitere Versuche vereitelt :-\

Jetzt bin ich ein wenig ratlos. Nein, das ist gelogen: ich bin ratlos. Was geht in dem Tier vor? Was kann ich tun?

Was ich bisher für mich zusammengetragen habe: 

1. Sie war sowohl damals als auch jetzt rossig. Allerdings wird sie ja auch zwischendurch rossig gewesen sein, aber da war weder von der Rosse, noch von solchem Verhalten etwas zu merken. Außerdem darf ich ja wohl auch in der Rosse ein vernünftiges Benehmen erwarten, oder?

2. Es scheint mit unserer anderen Stute zusammenzuhängen. Sie hatte ja im Frühjahr schon die andere Stute angeblubbert bevor sie hochging. Und diesmal ging es erst los, nachdem die andere Stute kurz (ca. 3 Minuten) weg war und dann wieder kam.
Auf der Koppel grasen sie friedlich nebeneinander. Es ist keine innige Freundschaft, sie akzeptieren sich. Ich habe noch nicht beobachtet, dass oder ob draußen eine von beide steigt o.ä..

3. Es geht nicht gegen den Menschen (was es nicht wirklich besser macht). Sie geht einfach "nur" kerzengerade hoch (das Riesenbaby ist ca. 1,70m wenn sie auf allen 4en steht...), paddelt oder schlägt dabei aber nicht mit den Vorderhufen. Sie regt sich weder vorher noch hinterher auf. (Ausnahme: s.o., die 3 Minuten Abwesenheit der anderen Stute). Kreuzgefährlich ist es trotzdem und ich hätte das ganz gern daueraft abgestellt.

Kann mir jemand erklären, was das bedeuten soll?

Es ist in meinen Augen keine klassische Widersetzlichkeit, gehört aber nichtsdestotrotz unbedingt sanktioniert.  Aber wie? Ich habe mich in all den Jahren noch nie so hilflos gefühlt. Ich bin schon nicht klein, aber vor/unter diesem senkrecht stehenden Ungetüm :o Zumal ich in dem Moment in dem sie oben ist, keine Einwirkungsmöglichkeit mehr habe, weil jede potenzielle Einwirkung bedeuten würde näher ranzugehen und das ist nicht das, was ich in dieser Situation anstrebe - eher anders herum... Ist sie wieder unten, ist sie wie schon erwähnt wieder total entspannt, in welcher Form sollte ich da noch einwirken, zumal z.B. Rückwärts ja eher kontraproduktiv wäre...

Bliebe nur das Vermeiden/Unterbinden. Problem: Jetzt bin ich ja wieder gewarnt und vorbereitet, aber: die erste Aktion im Frühjahr und auch jetzt wieder hat mich völlig unvorbereitet getroffen. Rechnet ja keiner mit, dass das Pferd das grundsätzlich am losen Strick läuft und auf Körpersprache (sie stehen, wenn ich stehe; sie gehen, wenn ich gehe) plötzlich zum Zweibeiner mutiert.
Ich habe auch schon über unsere jeweilige (Führ-)Position nachgedacht: Meine Pferde gehen grundsätzlich leicht hinter mir, max. mit Kopf/Hals auf meiner Höhe. So stand sie auch im Frühjahr hinter mir, als wir an der Straße warteten. Sie war auch hinter mir, als wir vorgestern auf die Koppel einbogen. Beim ersten Steigen als Handpferd stand sie direkt neben uns, beim zweiten Mal lief sie mit Kopf/Hals in etwa auf meiner Höhe (also Höhe Sattellage) - das ist die Position, die ich vom Handpferd auch wünsche.
Momentan sehe ich zu, dass ich sie beim Führen direkt neben mir habe (Kopf/Hals), damit ich (hoffentlich) rechtzeitig einwirken kann und vor allem im Zweifelsfall nicht wieder vor/unter ihr stehe.

So, das ist jetzt ein ganz schön langer Text geworden, aber kürzer hätte nicht alles Wichtige reingepasst.

Was meint ihr dazu? Was soll dieses Verhalten ausdrücken?  Was kann ich tun?  Hab ich was übersehen?

LG Janet

Offline Fasani

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Re: Stute steigt an der Hand
« Antwort #1 am: 12.10.15, 14:32 »
Hi Janet,

ich schreib einfach mal das erste, was mir dazu eingefallen ist: die Dame ist in den Flegeljahren und gehört ordentlich gearbeitet. Sprich, die Zeiten als Handpferd würde ich erst mal als vorbei betrachten. Setz Dich drauf und arbeite sie auf den Ausritten.
Desweiteren würde ich sie erstmal in den Focus nehmen und was alleine mit ihr tun. Bisher war es ja so, dass sie den Quatsch gemacht hat, wenn die anderen dabei waren, oder? plus rossig. Rossige Stuten sind ja per se schon mal seltsam und rosige Stuten im pupertären Alter können die Pest sein.

War so das erste, unstrukturierte, was mir dazu einfällt....
mir reicht's. ich geh schaukeln.

Offline crazyhorseTopic starter

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Re: Stute steigt an der Hand
« Antwort #2 am: 12.10.15, 15:52 »
Danke schonmal für deine Antwort.

Wenn ich sie einzeln habe, ist sie absolut problemlos. Ich kann mit ihr einzeln in den Wald gehen, sie einzeln überall hinführen. Wann immer es geht (mit meinem Mann oder wenn wir zu Dritt reiten), reite ich sie, wenn wir ins Gelände gehen. Es sei denn nur meine "Schülerin" (sie will eigentlich nix lernen, nur ausreiten) ist mit, dann reitet sie die ältere Stute und ich den Wallach, dann ist die Junge Handpferd. Soweit sind wir dann doch noch nicht, dass ich mich traue sie und ein Handpferd zu nehmen (das Problem ist, dass ich den alten Wallach nicht allein lassen kann/will, er ist fast blind und hat sich beim Alleinbleiben mal richtig böse verletzt).

Vorgestern war sie eigentlich nur Handpferd, weil sie ein angeschwollenes Bein hatte und sie sich kontrolliert bewegen sollte.

Dressurarbeit auf dem Platz hat sie zusätzlich.   

Offline Monnef0805

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Re: Stute steigt an der Hand
« Antwort #3 am: 16.10.15, 13:32 »
Ich persönl. würde sie mal kräftig zur Minna machen. Sie weiß m.E. jetzt auch das nicht viel passiert von Deiner Seite. Warum sollte sie auch hektisch werden. Irgendwas passt ihr nicht, oder ist der Meinung hat ihr nicht passen zu müssen, und zeigt es so.

Wieso durfte sie sich auf dem Heimweg wälzen?

Mein Youngster, jetzt 4,5 ist so wie Deine Stute, Ruhe in Person, anhänglich, verschmust. Vor etlichen Monaten war ich mit ihm auf den weg in die Halle zum longieren/Bodenarbeit. Er war gelassen, nichts auffälliges. Irgendwann merkte ich einen Zug am Strick, gucke aus dem Augenwinkel und da steht er hinter mir. Kerzengerade aber seelenruhig. Kräftiger ruck an Halfter von mir, richtig zur Sau gemacht. Seit dem hat er das nie wieder gemacht, soll sich auch nicht wagen  ;D ;D
Er hat sich zu benehmen. Fertig.

So sehe ich das bei Deiner Stute auch. Daher vielleicht provizieren, oder abwarten bis es wieder passiert, und zur Minna machen wenn sie wieder steigt.

Offline crazyhorseTopic starter

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Re: Stute steigt an der Hand
« Antwort #4 am: 17.10.15, 21:42 »
Du hast Recht, das hab ich mir auch dringend vorgenommen. Ich bin jetzt erst mal wieder auf Knotenhalfter und Seil umgestiegen. Damit hab ich mehr Platz aus der Gefahrenzone zu kommen (hab ja nur Sorge, dass sie mir mal vor den Kopf latscht, bring sie jetzt grad mit Kappe rein und raus) ohne sie loslassen zu müssen und das Knotenhalfter hat mehr Wirkung als das normale Stallhalfter.
Nachdem jetzt einige Tage Ruhe war, hat sie es gestern wieder probiert und diesmal hat sie (endlich) ´nen Anschiss gefangen. Heute war Ruhe. Ich hoffe das bleibt so.

Mit dem Wälzen hoffte ich etwas zur Entspannung beizutragen, war wohl ein Trugschluss... :-\

Vor dem Reiten bin ich heute dann auch nochmal zu den Parelli-Grundübungen zurückgekehrt, vielleicht hat das auch mal wieder gefehlt...

Offline zaino

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Re: Stute steigt an der Hand
« Antwort #5 am: 10.11.15, 13:42 »
... kann mich den anderen nur anschließen. Steigen ist ein No Go und muss dem Pferd so unbehaglich wie möglich gemacht werden. Wenn sie es unterm Sattel machen oder sonst bei der Arbeit, kann man überwiegend von Schmerzen oder Unbehagen ausgehen und muss Ursachenforschung betreiben. Wenn das Stut als Handpferd geht, ist sie am Halfter, an der Trense gewesen? Wenn nur Halfter, kann sich auch im Maul nichts Negatives abgespielt und das Steigen verursacht haben. Das Warum ist in dem Zusammenhang dann also erstmal völlig unerheblich, Zahnweh, Rückenaua, etc entfällt, schwere Jugend sowieso. Die Stute hat das Steigen zu LASSEN, Ende, fertig.
Einzige Möglichkeit noch: Blubbern, Steigen, also eher "männliches" Verhalten in Zusammenhang mit Rosse: Hormonelles Ungleichgewicht? Mal einen Experten zum Thema Mönchspfeffer befragen?
Am Besten wärs, das Steigen quasi schon im Keim zu ersticken - also Augen auf und statt Strafen, Rucken, Schimpfen gleich mal Abwenden, seitwärts treten lassen, beschäftigen auf Teufel komm 'raus. In aller Ruhe allerdings. Das setzt natürlich gute Beobachtung und fixe Reaktion voraus. Kriegt Ihr aber sicher hin.
Erstmal selber nimmer aufregen DASS sie es macht, sondern einfach das Thema abzuhaken versuchen. Wenn sie ansonsten total brav und kooperativ ist: Freut Euch dran. Nutzt das! Bestätigt sie in ihrer Leistungsbereitschaft.