Autor Thema: Was es alles gibt......  (Gelesen 12085 mal)

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Offline ChristineTopic starter

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Was es alles gibt......
« am: 07.09.15, 17:56 »
Ich war schon ein paar mal hier mit Fragen bezüglich eines unserer Pferde (Fuchswallach, inzwischen 15 Jahre alt), das immer wieder auf einem anderen Bein unterschiedlich stark lahmte.
Außerdem machte er sich in der Halle extrem fest beim Antraben.
Wir schoben also die indifferenten Lahmheiten (manchmal tickte er auch nur) auf eine muskuläre Geschichte, da ja auch nie ein bestimmtes Bein betroffen war. Das wechselte ständig von kaum sichtbar bis stocklahm - und am nächsten Tag (wenn der TA am Hof war) lief er wieder wie ein Glöckchen.
TA röngte 2x vor Ort und fand nix. Vermutung war Arthrose, da er ja auch schon das Alter dafür hat.
Außerdem hatte er Tage, an denen er so fest war, dass er beim Angaloppieren buckelte - auch nicht grade angenehm. Danach lief er dann ganz locker und befreit.
Nun hatte ich seit November letzten Jahres regelmäßig eine Physiotherapeutin am Pferd, die seine extrem verspannte Muskulatur behandelte. Trotzdem blieb diese unerklärlich wechselnde Lahmheit, genau so wie das immer wiederkehrende Buckeln beim Angallopieren.
Ich hatte (nach zwei Jahren) die Faxen dicke und rief in unserer Tierklinik an. Wir haben eine Pferdefachklinik am Ort - 10 km von unserem Stall entfernt  ;D.
Der leitende TA schlug mir vor, eine Szintigrafie zu machen. Da würde man es auf alle Fälle finden und das Pferd wird nur sediert und nicht in Vollnarkose gelegt, wie bei einem MRT.
Ergebnis:
Er hat wohl - vor einiger Zeit - einen Schlag auf´s Brustbein bekommen, der am Knochen ein Trauma hinterlassen hat. Genau auf Höhe der Sattelgurtlage.
Muss wohl im ersten Jahr passiert sein als ich das zweite Pferd bekam und die beiden zusammen den ersten Sommer auf der Koppel waren. Sie vertrugen sich eigentlich von Anfang an recht gut - auf den ersten Blick. Aber irgendwann muss es wohl doch eine "Rauferei" gegeben haben. Keaton ist wohl gestiegen, Gaucho hat ausgetreten - und saublöd getroffen.
Der TA meinte, hat er noch nie gehabt - aber es erklärt dieses indifferente Lahmen und auch das Buckeln.
Nun bleibt er 8 Wochen (TA meinte 4-6 Wochen) ohne Gurt. Geritten wird er - ohne Sattel.
Jetzt scheint es, haben wir einen neuen Trend gesetzt - einige bei uns im Stall haben es auch schon probiert  ;).
Auf Anraten der Physio habe ich ihm einen neuen Maßsattel machen lassen, da der Alte wohl etwas eng an der Schulter war und nicht mehr wirklich zu Optimieren.
Unsere RB hat inzwischen so einen Spass am Reiten ohne Sattel, dass ich mich nun schon frage warum ich diesen Sattel habe machen lassen ;D. Sie macht inzwischen schon einfache Galoppwechsel ohne Sattel. Ohne Sattel übrigens keine Auffälligkeiten mehr!!!!!
Eine Sache kam dabei noch raus - keine Arthrose - nirgends.
Ich habe noch nie so gerne eine Überweisung ausgestellt.
Irgendwie wollte ich diese Geschichte der Allgemeinheit zugänglich machen - weil man einfach mit Dingen rechnen muss, mit denen man nicht rechnen kann. Nicht einmal unser sehr erfahrener Fachtierarzt hatte so was schon mal gesehen.
Und wenn ich das Geld zusammenzähle, das bis zur Szintigrafie in das Pferd die Lahmheit betreffend gesteckt habe, dann wäre diese Untersuchung schon fast bezahlt gewesen.
Aber Reuen tut es mich trotzdem nicht, da er diese Behandlungen durch die Physio sehr genossen hat und sie ihm sicher helfen, seine Verspannungen loszuwerden.
Alles Liebe Euch und Euren Pferden
Christine

Offline Hexle

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Re: Was es alles gibt......
« Antwort #1 am: 07.09.15, 18:10 »
... Und ich sach noch : sie haben IMMER einen Grund  ;) super (!!!) dass du nicht aufgehört hast mit der Suche nach der Ursache   :D
Du wirst sicher nicht jedes Ziel erreichen, dass du dir gesetzt hast. Du wirst aber ganz sicher kein Ziel erreichen, dass du dir nicht gesetzt hast...

Offline sasthi

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Re: Was es alles gibt......
« Antwort #2 am: 07.09.15, 19:45 »
Darf ich fragen, was du dafür bezahlt hast?
Wenn zwei das Gleiche tun ist das noch lange nicht das Selbe.

Haflinger sind nicht stur, sie geben ihrem Menschen nur mehr Zeit, über seine Fehler nachzudenken

Offline Kiowa

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Re: Was es alles gibt......
« Antwort #3 am: 07.09.15, 21:03 »
Toll, dass Du dran geblieben bist und schön fürs Pferd, dass die Ursache gefunden ist :D

In Verbindung mit einem guten Vorderzeug (Jagdvorderzeug) kann man auch den Sattelgurt etwas lockerer lassen - wenn ihr jetzt 8 Wochen ohne Sattel reitet, braucht ihr den Sattelgurt wahrscheinlich sowieso kaum noch - aber mit Sattel reitet es sich doch bequemer. :D
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Offline ChristineTopic starter

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Re: Was es alles gibt......
« Antwort #4 am: 08.09.15, 09:28 »
Danke für Eure Rückmeldungen.
Die Szintigrafie alleine hat knapp 700 Euro gekostet - aber er hat das ganze Pferd gemacht - komplett. Auch die Hufrollen.
Mit 4 Übernachtungen in der Klinik und 2x Sedieren (es wurde dann nochmal ein Bein, dass bei der Szinti im unteren Bereich unklar war mit 4 klassischen Röntgenbildern nachgeröngt - ohne weiteren Befund)), allen Medikamenten (auch denen, die wir noch hier weitergeben) hat mich der Spaß knappe 1700 € gekostet.
Und unsere Klinik gehört eher zu den "Hochpreisigeren". Zumindest hört man das immer wieder.
Grüße
Christine

Offline Kiowa

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Re: Was es alles gibt......
« Antwort #5 am: 08.09.15, 09:34 »
Na ja, immerhin hast du jetzt schöne Bilder von Deinem Pferd und weißt, dass derzeit nichts ist ::) Passiert halt manchmal so.

Ich war mal für 800,00 Euro mit meiner Stute in der Tierklinik zur Diagnostik mit dem Ergebnis: Pferd, 20 Jahre, Röntgenklasse 1-2 auf allen geröngten Gelenken, außer hinten rechts, da ist Spat. Einige Wochen später habe ich das Pferd kommentarlos einem Bioresonanzmann vorgestellt, der mir dieselbe Diagnose (ohne das Pferd vorher im Gehen gesehen zu haben) für 50,00 gestellt hat.

Jetzt im Frühjahr mit 28 J. hatte sie erst 1x Fesselträger und Impfung, dann Zahnarzt 150,- Öre, dann nochmal Fesselträger und daraufhin musste ich sie einschläfern lassen - waren dann nochmal so 500 Euro, inkl. Behandlung und Diagnostik. Hätte man es gewusst ... Wusste man aber nicht, hätte genauso gut noch ein paar Jahre gute gelaunt und mit guten Zähnen und angeschlagenem Fesselträger hier auf der Weide laufen können.
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Offline ChristineTopic starter

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Re: Was es alles gibt......
« Antwort #6 am: 08.09.15, 10:08 »
So ist das eben.
Aber wenn man sein Pferd so einer Untersuchung unterzieht, die alles ans Licht des Tages holt, dann hat man doch die Faust im Bauch.
Da kann alles mögliche Schlimme bei rauskommen und dann lässt sich das auch nicht mehr wegdiskutieren oder "weghoffen". Dann geht es nur noch darum wie leben wir nun damit weiter, was machen wir, wie wird das werden.
Weghoffen kann ich wohl, wenn ich jemanden nur von außen draufschauen lasse, der mir eine schlechte Diagnose stellt.
Zumindest war das bei uns so als die "Vermutungen" von TA und Physio im Raum standen. Mit diesen Verdachtsdiagnosen konnte ich ganz gut leben. War ja nichts handfestes. Kann sein - oder aber auch nicht. Ich bin halt der Typ (vielleicht berufsbedingt), ich brauche schon handfestes und nichts nebulöses - also in diesem Fall - den Blick ins Pferd.
Ich habe einfach auch diese zwei Jahre gebraucht um  den Mut zu fassen den Dingen Keaton betreffend ins Auge zu sehen. Und eine Zukunft mit einem "kranken" Pferd zu planen.
Reingucken ist für mich eine andere Hausnummer. Da muss ich mit der schlechten/schlimmen Diagnose real weiterleben. Ohne Hoffnung. Nur der Verlauf kann milder oder langsamer sein als es in solchen Fällen gewöhnlich und üblich ist.
Das sich das in ein paar Jahren wieder ganz anders darstellen kann, ist mir klar. Aber erst mal freuen wir uns, dass es (für diese Mal) so gut gelaufen und ausgegangen ist.
Christine

Offline Kiowa

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Re: Was es alles gibt......
« Antwort #7 am: 08.09.15, 10:30 »
Ja, freut euch. Ich lasse aus denselben Gründen das Knie von meinem Pferd nicht röntgen. Gäb's da einen Befund, könnte ich nichts mehr weghoffen, und derzeit weiß ich nicht, ob ich dann noch die Energie aufbringen könnte, mit ihm zu arbeiten. So - machen wir was, und dem Knie tut es immer gut, wenn wir was machen. Also besser, wenn ich nichts weiß. Sollte er mal deshalb anfangen zu lahmen, würde ich natürlich diagnostizieren, aber so lange reiten reicht ... ::)
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Offline Janker

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Re: Was es alles gibt......
« Antwort #8 am: 10.09.15, 08:03 »
Freut mich für euch, Chrisitine! Klasse, dass das jetzt fürs pferdi und euch ein gutes Ende nimmt, war ja wohl ne lange Odyssee. Hier bekommt jeder Neukauf im ersten Jahr als Sattel einen Torsion oder direkt blank (pony, die sind idr gnadenlos verfettet bzw ohne Sattellage). Dann wird möglichst schnell angespannt bzw sofort massiv hinter kutsch herlaufen gelassen (also tgl. mind. 5-10 km) zwecks Verkehrsgewöhnung. Nach 6 Monaten erfolgt die 1. Vorstellung Osteopath (80,00 €), genau 2 Wochen nachdem TA Zähne gerichtet hat (80,-). hab rumprobiert frühere Termine bei beiden machen keinen Sinn, Pony muss erst durch Arbeit einigermassen ins Gleichgewicht kommen, haben auch schonmal sowohl ZA als auch osteo abgebrochen, weil pony noch zu doll neben der Spur war. nach 2-3 Jahren sind die pony alle im "lot", obwohl die mit schweren bis schwersten Vorschäden kommen. bei meinem am stärksten vorgeschädigten pony hat jetzt ein sehr bekannter Fahrtrainer alle meine Vermutungen bestätigt, so dass ich mir bis auf weiteres auch einen tiefgegehende Diagnostik ersparen werd, an dem pony hätten sich Kliniken und TA bisher eine goldene Nase verdienen können, die hat aufgrund der schweren Mißhandlungen nämlich auch diverse körperliche Befunde, aber ihr Hauptproblem sind menschlich übertragen sozusagen posttraumatischen Belastungsneurosen, die unser Leben erheblich mehr belasten als stark vernabte Zunge, Laden, Nase, sprich die rastet weniger wegen Schmerzen im Maul aus, als wegen per Zufall ähnlicher Situation aus dem Vorleben, ferner ist Pony extrem schmerzunempfindlich wegen der permanenten psychischen Daueranspannung.  mfg Janker

Offline ChristineTopic starter

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Re: Was es alles gibt......
« Antwort #9 am: 10.09.15, 16:22 »
Hallo Janker,
dass Pferde, die wir kaufen/zu uns nehmen alle bereits ein "Vorleben" haben/hatten, ist nun mal so.
Du gehst die Sache eigentlich genau richtig an - zumindest empfinde ich das so.
Vorher war vorher, jetzt ist jetzt.
Was vorher alles passiert ist, das kann ich nicht ungeschehen machen oder im nachhinein ändern - aber bei mir, mit mir beginnt ein anderes, neues Leben. Und zwar vom ersten Tag an.
Und Arbeit ist nicht die schlechteste Methode etwas zu verarbeiten. Man braucht eine Aufgabe um vom Kopf her aus dem negativen Kreislauf rauszukommen.  Arbeit ist auch eine Aufgabe - natürlich immer angepasst an die körperliche und psychische Konstitution. Und Bewegung ist sowieso - sogar wissenschaftlich nachgewiesen - hervorragend geeignet um in einen positiven Prozess zu kommen. Ich denke, was für den Menschen gut ist, kann für Tiere nicht schlecht sein - und umgekehrt. Wir sind doch allesamt Lebewesen.
Bei mir funktioniert das eigentlich ganz gut. Ich kann mir Stress wegarbeiten. Habe das schon ausprobiert.
Wenn ich mich schlecht fühle und nichts tue (weil ich meine, das würde mir jetzt gut tun), dann fühl ich mich ganz schnell noch schlechter - geht vielleicht schon ein bisserl in Richtung Depression - um es mal ganz drastisch auszudrücken.
Wenn ich mich schlecht fühle und bin aktiv - arbeite (ruhig auch körperlich) dann geht es mir gleich viel besser. Kostet mich aber jedesmal wieder Überwindung - erst mal geht/ginge es schon in die Lethargie.
Keaton ist übrigens auch ein "Arbeitstier". Dem geht es gar nicht gut, wenn er nichts tun darf. Der wird dann (in der Box) regelrecht aggressiv. Wenn man vorbei geht und ihn nicht rausholt um ihn zu putzen und für die "Arbeit" herzurichten, dann springt er mit "gefletschten" Zähnen ans Boxengitter. Die Ohren sieht man sowieso nicht mehr - so platt legt er sie an.
Das haben wir ja die letzten beiden Jahre wenn er nicht sauber lief praktiziert. Er blieb im Stall/auf dem Paddock/auf der Koppel und wurde nicht geritten. Um ja nichts falsch zu machen, um ihm nicht weiter zu schaden, um ihm keine Schmerzen zu bereiten....... Und wenn er geritten wurde, achteten wir auf jeden Tritt und versuchten zu spüren ob er auch sauber und lahmfrei lief.
Vielleicht ein bisschen longiert und durfte/musste in der Halle frei laufen. Mann, wurde der sauer - und das nach relativ kurzer Zeit.
Dann - die Untersuchung war schon terminiert - riet der behandelnde TA zu Bewegung. Und zwar auch, wenn er nicht sauber laufen sollte. Würde auch den Untersuchungsbereich einschränken und Kosten reduzieren, wenn man ein Lahmen erkennen und dadurch nicht das ganze Pferd dieser Szinti unterziehen muss. Allerdings hat er - wie in der Vergangenheit auch, wenn es um den TA und seine Lahmerei ging - natürlich nicht mehr gelahmt.
Dafür hatte er glänzende Laune, weil wir ihn überhaupt nicht mehr im Schongang geritten haben -  wir hätten ihn gerne lahmend in die Klinik geschickt.
Hoffentlich werde ich jetzt nicht als Tierquäler gesteinigt.  ;D
Übrigens - schön wieder von dir zu hören.
Christine

Offline Janker

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Re: Was es alles gibt......
« Antwort #10 am: 10.09.15, 18:36 »
Wieso? ich hab auch gestaunt, als ich bei meinem ersten "rücken"pferd das Kommando bekam unbedingt zu reiten.....klamm, kaum lauffähig rausgehohlt, rehfell hinter n den Sattel (zu gefährlich zum ohne Sattel reiten im 1. Jahr) und ab, nach 20 minuten sauber im gang....war ein leichtes KB, die hätte ohne bewegung null Chance gehabt bei deren  muskelbergen.  nahc meinen Erfahrungen gibt es maximalen Vollknast für höchstens 2 Wochen, danach darf mindestens Offenstall gehinkt werden....eins meiner frischgekauften Pony hatte schweren Unfall im Stall  Sehnenanriß undnundund zusätzlich zu ggr Rehe+chronisch Schlundverstopfung, und völlig abgearbeitet mit 19 Jahren: Rücken kaputt, alle 4 Pfoten überlastet.....ich verkaufte sie zum Schlachter, da ich keine Möglichkeit hab Langzeit Sehnenschaden+ X Baustellen  zu betreuen, Nachbarin kaufte sie von dort und ließ Pony 2 Jahre ungearbeitet bei sich mitlaufen.....Pony läuft nächstes Jahr bei mir/nachbarin wieder im Fünfspänner mit nun 23! besagtes Pony brauchte wegen der starken Überarbeitung mal abgesehen von dem Unfall halt eben auch unbedingt Ruhe und zeit sich ins Rentnerleben mit offenstall umzustellen (war reines Boxenknastpony gewesen bis 18). mfg Janker
« Letzte Änderung: 10.09.15, 20:40 von Janker »

Offline ChristineTopic starter

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Re: Was es alles gibt......
« Antwort #11 am: 10.11.15, 18:02 »
der Titel passt noch immer - allerdings ist es jetzt kein, aber auch gar kein positiver Titel mehr.
Es handelt sich noch immer um unseren 16.jhrg. Fuchs, der im August die Szinti und den (mich) erlösenden Befund bekam, das die Probleme mit der immer wieder auftauchenden Lahmheit keine wirklichen Probleme sind. Brustbeintrauma - ihr erinnert euch?
Er wurde - auf Anraten des behandelnden TA - beschlagsmäßig umgestellt und bekam erstmal noch einen Entzündungshemmer und ein Schmerzmittel weiter.
Geritten werden durfte er ohne Sattel, da der Gurt auf das Brustbein gedrückt hätte und das sollte ja ausheilen. Solange er die Medikamente bekam ging das alles wunderbar. Als diese zu Ende waren tickte er erst wieder und dann lahmte er. Also TA geholt. Der hat 2 Leitungsanästhesien mit Beugeprobe (eine ins Hufgelenk und die andere ins Gelenk darüber) gemacht, die beide eigentlich kein gutes Ergebnis brachten.
Er tippte (trotzdem) immer noch auf eine harmlose "alte" Geschichte, die einfach nicht ausheilen kann. Es gab wieder Schmerzmittel und den Rat das Pferd 10 Minuten im Schritt zu reiten - also langsam wieder anfangen.
Nun konnte ich mich aber an den positiven Ausgangsnachrichten beim Anschauen meines Pferdes schon nicht mehr freuen und beruhigen konnten sie mich auch nicht mehr. Er lief nun auch mit Schmerzmitteln nicht mehr einwandfrei
und als diese zu Ende waren, ging er von einem auf den anderen Tag stocklahm.
Jetzt wollte ich eine zweite Meinung und holte einen TA, der mir sehr empfohlen wurde und aus einer TK in der Nähe von München stammt, die auf Lahmheiten spezialisiert ist. Vielleicht kennt die sogar jemand híer: Chef ist ein Dr. Brehms und die Klinik ist in Wolfesing (Zorneding).
Der hat sich die Bilder und Keaton genau 20 Minuten angesehen, eine Leitungsanästhesie im Hufgelenk gemacht (die leider nichts positives zeigte - Pferd lief genauso lahm) und mich dann mit den Tatsachen konfrontiert, wie sie sich für ihn darstellen:
"Das Pferd hat starke Schmerzen - ersichtlich an der erheblichen Lahmheit. Das Pferd ist ein Fluchttier - das was er zeigt geht gar nicht - auch nicht auf der Koppel (Gnadenbrot). Es gibt einen chronizitiven Verlauf (seit 3 Jahren), während dessen es immer schlechter wurde."
Für ihn ist klar, das Keaton eingeschläfert werden muß.
Und mir ging es schlagartig besser - so verrückt das klingt. Aber was der Arzt sagte, das war das, was ich auch gesehen habe. Und die Aussage des anderen TA hat mich zunehmend belastet, da sie einfach nicht zu dem passte, was da vor unseren Augen passiert.
Nun kommt er am Donnerstag (also übermorgen) in die Klinik nach Zorneding und wird am Freitag von Dr. Adolphsen untersucht. Danach entscheiden wir was wir machen - abhängig vom Ergebnis.
Gefühlt hat er eine Chance von 20% dass etwas getan werden kann was ihm hilft.
Mir ist mehr als mulmig und ich schlafe seit letztem Freitag keine 4 Stunden mehr pro Nacht. Aber ich weiß, dass ich das schaffe wenn es dazu kommt, dass er wirklich eingeschläfert werden muss. Ich werde zu ihm fahren und meine Tochter, deren Pferd es ja eigentlich ist, will das auch. Wir werden ihn begleiten.
Zu Hoffen wage ich nicht - freuen werde ich mich von der einen zur anderen Sekunde können, wenn es denn wirklich anders kommt.
Sehr traurige und hoffnungslose Grüße
Christine

Offline carola

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Re: Was es alles gibt......
« Antwort #12 am: 10.11.15, 18:44 »
Oh Shit. :(
Ich gebe dir absolut Recht, wenn es darauf hinausläuft, dass das Pferd nicht mehr schmerzfrei leben kann: erlöse ihn. Das Pferd weiß auch auf der Koppel, dass es (in der Wildnis) das erste ist, was gefressen wird. Ständig. Und es kann der Herde nicht mehr hinterher.

Manche trifft es härter (die, die schon immer Spaß am Laufen hatten), manche weniger hart (die, die draußen am liebsten fressen). Aber wenn der nicht einmal lahmfrei Schritt gehen kann, ist auch das Gnadenbrot keine Gnade, finde ich. Ich finde es gut, dass ihr nochmal nachschauen lasst und nicht "nur" wegen der Aussage, was so lange geht, wird nichts mehr, den Todesstoß versetzt. Manchmal ist ja bisher einfach nicht/falsch therapiert worden, weil die Diagnose falsch war. Wenn aber da auch nichts rauskommt, was behandelbar ist, wünsche ich euch viel Kraft, das durchzustehen. Für das Pferd ist es sicher dann das beste.

Eine Frage am Rande: hast du - bei deiner ganzen Odyssee - eigentlich mal einen Chiro oder Osteo da gehabt, der Ahnung hat? Deine Beschreibung von der Physio könnte natürlich auch dahin deuten, das woanders was im Argen liegt, was sich so zeigt. Aber ich will dir auch da nicht zuviel Hoffnung machen...

Alles Gute!
Ein gewisses Maß an Unordnung ist der Preis für Freiheit!

Offline ChristineTopic starter

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Re: Was es alles gibt......
« Antwort #13 am: 10.11.15, 19:47 »
Ich hatte sowohl Osteo wie auch Physio da - es sind immerhin drei Jahre (Im nächsten Sommer würden es vier werden), die wir dieses Problem haben.
Beide hatte ich vor dem TA da. TA kam erst ab dem zweiten Jahr dazu. Alle haben eine Sache gemeinsam festgestellt: ein schiefes Becken, das von der Physio heuer im Sommer gerichtet wurde. Aber sonst kam echt nicht viel dabei rüber - außer einem Maßsattel, da der alte an der Schulter langsam eng wurde und sie da auch einen evtl. Grund für das Problem gesehen hat. Allerdings waren alle  eher am Rätselraten was er nun genau hat. Auch der TA. Letztendlich haben wir immer noch keine Diagnose. Der letzte TA, zu dem er nun auch in die Klinik geht hatte auch das Wort "Hufrolle" genannt. Aber das ist alles noch unbestätigt, da noch nicht untersucht Die Hufrolle hat der erste TA übrigens ausgeschlossen. Aufgrund welcher Ergebnisse weiß ich allerdings nicht.
Was mich so platt macht ist einfach die Tatsache, dass Keaton so voller Energie und wunderschön dasteht. Bis auf sein Bein. Er wirkt kein bisschen "krank". Im Gegenteil - so schön wie er jetzt ist war er noch nie. Glänzend, rund, einen Hals wie gemalt........und doch so krank. Aber er ist ein Arbeitstier - ein Leben auf der Koppel geht eigentlich für ihn sowieso nicht. Er will arbeiten - das ist eine Tatsache, die ich immer wieder erlebt habe. Es ist eine Freude mit ihm - er macht immer mit und ist dabei aufmerksam und liest dir als Reiter jeden Wunsch vom "Hintern" ab. Der ist richtig sauer, wenn unsere RB den Nachbarn (mein Pferd) aus der Box holen und er muss drin bleiben. Meiner atmet hörbar auf, wenn es umgekehrt ist.
Das ich das in der anderen Klinik nochmal richtig nachschauen lasse brauche ich, dass ich gut weiterleben kann. Ich will die größtmögliche Sicherheit das Richtige zu tun. Ich habe die Verantwortung für sein Leben - damit könnte ich niemals leichtfertig umgehen. Und die Entscheidung wird immer zusammen mit dem TA getroffen.
Dieser Mann hatte so harte Worte - aber er sprach so klar im Interesse des Tieres. Wie sollte man ihm da böse sein? Das geht gar nicht. Ich habe mich sogar bei ihm bedankt für seine ehrlichen Worte und seine Direktheit. Er hat übrigens das Wort "Schmerzen" einige Male verwendet - das hat der andere TA nie getan.
Christine

Offline Hexle

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Re: Was es alles gibt......
« Antwort #14 am: 10.11.15, 20:23 »
So schlimm wie es ist .. so erleichternd ist es auch, wenn man eine Diagnose hat und wenn Realität und Bauchgefühl übereinstimmen - UND wenn man einen fähigen TA hat der sich traut sowas auch auszusprechen ! Ich drück dick und wünsche dir Kraft
Du wirst sicher nicht jedes Ziel erreichen, dass du dir gesetzt hast. Du wirst aber ganz sicher kein Ziel erreichen, dass du dir nicht gesetzt hast...