Ich denke es ist Zeit für ein kleines Update.
Ihr müsst euch ein Pferd vorstellen, dass an 2 von 10 Tagen beim Putzen unruhig wurde und Zähne am Gitter gewetzt hat oder mal nach anderen Pferden schnappte, und an den anderen 8 Tagen richtig böse wurde, in den Strick biss beim Putzen/satteln/gurten (er hätte auch den Mensch gebissen aber er wusste natürlich dass das Ärger gibt), Ohren angelegt und mit den Augen gerollt hat. Beim Decke an- und ausziehen ebenso giften. Wenn er irgendwo frei rum stand, durfte ich ihn am Kopf kraulen, aber sobald ich an Hals/Schulter/Bauch/Kruppe/Rücken gehen wollte, hat er sich zunächst von mir weg gelehnt und ist, wenn ich ihn berührt habe, meistens weg gegangen.
Ich wollte das nie veröffentlichen, aber hier ist mal ein Foto von einem typischen Gesicht, das er beim Putzen gemacht hat:
Wie man sieht, purer Stress.
Hat dann auch dazu geführt, dass ich nix mehr mit ihm machen wollte, weil er mir so leid getan hat, wobei die Miteinstaller es teilweise für "normal" hielten, dass ein Pferd sich so benimmt und überhaupt nicht verstehen konnten, dass ich nix mit einem Pferd mache, das klar läuft.
Jedenfalls dachte ich mir nach monatelangen Experimenten mit Futtermitteln, schlimmer kann es ja kaum werden, was hab ich zu verlieren? Und bin zum 1.4. in den Offenstall gewechselt.
Bisher waren dort 3 Wallache und zwei Stuten, meiner kam mit "seiner" Stute dazu. Zunächst war der Auslauf geteilt zum Kennenlernen.
Was soll ich sagen? Nach drei Tagen hab ich ihn das erste Mal gearbeitet, und siehe da, er hat beim Putzen nicht gegiftet. Nicht ein einziges Mal!
Es klingt vielleicht wie nichts besonderes, aber für mich war das völlig neu.
Anfangs dachte ich noch, ok, vielleicht Zufall, er kommt nicht zur Ruhe und ist einfach fix und alle und zu müde zum Giften. Hat auch trotz Heu ad lib in der ersten Woche deutlich abgenommen.
Doch es blieb dabei. Kein Giften.
Nach etwa zwei Wochen haben wir die Gruppe zusammen gelassen und er hat nochmal Stress mit dem Herdenchef bekommen. Danach war es gelegentlich wieder so, dass er etwas pienzig war beim Putzen. Das waren dann halt Tage, an denen ich ihn wieder raus gebracht habe. Dank Offenstall keine zusätzliche Bewegung zwingend erforderlich und meiner Meinung nach mit einem Pferd das scheinbar sich nicht wohlfühlt auch völlig unsinnig.
Seit etwa drei, vier Wochen sind der Herdenchef und er Buddies und seitdem ist garnichts mehr mit Bauchweh. Ich kann ihn putzen, und er döst dabei. Ich kann auch etwas fester aufdrücken. Ich darf ihn Abwaschen (das war auch schon immer ein Drama, spätestens mit dem Schweißmesser ist er ausgetickt). Beim Satteln wackelt er nicht mit dem Ohr. Wenn ich am Abäppeln bin, kommt er sogar zu mir und streckt mir irgendein Körperteil hin, wo ich bitte kratzen soll
Unsere Haltungsform: Freier Zugang zu sehr nährstoffarmen Heu, ein 60x50 Auslauf (Naturboden) für nur 7 Pferde, und eine Weide zur freien Begehung, wir stecken täglich den Weidezaun ein kleines bisschen weiter (Fotos in der Klassikerbox). Kraftfutter gibt es nur, wenn ich was gearbeitet habe, und hier bin ich inzwischen sogar wieder bei getreidehaltigem Futter angekommen (!) weil er es ja jetzt wieder verträgt (Wir erinnern uns: Bei der Boxenhaltung endete die letzte Schippe Hafer die er irrtümlich bekam mit einer Magenkolik).
Was übrigens nicht wirklich weg gegangen ist, was ich aber immer mit den Magenproblemen in Verbindung gebracht hatte, ist der dicke Blähbauch
Schade. Der war nur die ersten Tage weg, als er so abgebaut hatte. Seit die Weiden offen sind, ist er wieder da
Jedenfalls kann ich Besitzer von Magenpferden nur ermutigen, einen Wechsel der Haltungsweise zu testen. Ich ärgere mich, dass ich es nicht viel früher versucht hab.