Bantu, genau so einen Kandidaten hab ich auch
Glaube trotzdem immer mehr daran, dass es einen Zusammenhang mit dem Magen gibt und er das schon entsprechend lang hat. Verhaltensweisen, die er so lange "gepflegt" hat sind natürlich entspr. schwer umzuprogrammieren.
So, weiter gehts
Haltung-> Stress vermeiden! Für meinen war die Paddockbox Gift, wo er nebendran eine zickige Stute stehen hatte, die ihm durch die Stromlitze hindurch (wir hatten schon extra abgesperrt) angegiftet hat. Das hat ihn so geärgert, dass er sich am liebsten auf die Karpalgelenke hätte fallen lassen um sie unterm Zaun durch zu attackieren.
- allgemein können Boxen mit halbhohen Wänden, tlw. auch Gitterboxen ohne "Sichtschutz" für manche Pferde zu viel Stress sein, weil andere Pferde notgedrungen immer wieder in ihre "Komfortzone" eindringen. Besonders bei der Fütterung kommt oft Futterneid auf und führt zu unnötigem Stress. Lösung: Randbox mit nur einem Boxennachbarn (Pferd kann sich wegdrehen und hat Ruhe), oder das Gitter im Bereich des Futtertrogs mit Plane abhängen.
-> Einstreu: Es wird zwar gesagt, dass zu strukturreiche bzw ligninhaltige Fasern den Magen zu sehr reizen. Stroh enthält viel Lignin und ist grob, daher könnte man meinen, sei eine Haltung auf Spänen etc. besser. Meiner hat auf Holzpellets das erste Mal Magenkoliken gehabt und war ganz scharf auf Stroh. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass Stroh bei Magenproblemen echt gut tut, vermute, dass es einfach sehr gut saugt und somit viel Säure im Magen bindet. Außerdem hat ein Pferd auf Stroh immer noch "was zu knabbern" selbst wenn es über Nacht das Heu leer fressen sollte.
-> Heufütterung: Heu rund um die Uhr ist sehr wichtig. Der Magen sollte immer etwas gefüllt sein, damit die permanent produzierte Magensäure gebunden wird und nicht anfängt, die Magenwände zu verdauen. Wir hatten Heu aus riesigen Heuraufen, die permanent nachgefüllt wurden. Jetzt stopfe ich engmaschige Heunetze. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass die Pferde dadurch jedoch kaum langsamer fressen, wenn sie den Dreh heraus haben. Meiner bekommt ein 6-8kg (abgewogen) Netz von 17:30 bis 22 Uhr leer. Faustformel: 1,5-2kg Heu pro 100kg Pferd brauchen Magenpatienten allein schon wegen reduziertem Kraftfutter.
-> Weide/Gras wäre optimal als Futterquelle. Langsame, beständige Aufnahme strukturreicher Nahrung, am besten 24/7. Das Größte Problem bei reiner Weide/Offenstall-Haltung ist dann aber der Sozialstress. Ich würde meinen liebend gern in einen Aktivstall stellen, habe im Umkreis von 30km aber nicht einen gefunden, der eine moderate Besatzdichte auch im Winter hat. Im Winter haben die Pferde oft nur eine kleine Winterweide zur Verfügung und ernähren sich hauptsächlich von Heu aus Raufen. Auch wenn die Dinger auf 6-8 Pferde ausgelegt sind, brauchen da nur 2 dominante Tiere dran stehen und ein eher rangniedriges Pferd hält sich lieber fern. Trotzdem zeigen Studien, dass Pferde in Offen/Laufstallhaltung seltener an Magengeschwüren leiden.
-> Bewegung: Forcierte Bewegung sowie lange Ritte wirken sich negativ aus. Beim Reiten in hohen Gangarten schwappt wohl der Magensaft durch den Magen und greift den oberen, nicht schleimhautgeschützten Teil an. Bei längeren Ritten können Fresspausen zum Problem werden (maximale Fresspausen-Dauer: 3-4 h). Vorm Reiten auf ausreichend Raufutteraufnahme achten.
Fütterung:-> am besten nur Heu+Gras, siehe oben!
-> sämtliche Getreidearten wirken sich negativ aus. Hafer soll noch am besten vertragen werden. Meiner bekommt auf eine geschlossene Hand Hafer schon Symptome und auf eine halbe Scheppe Hafer leichte Kolik. Also keine Geste, Dinkel, Mais, Hafer, Leckerlis oder Backwaren (Brot) füttern. Ursachen für die Probleme sind wohl im Vergleich zum Heu zu wenig Einspeichelung, schlechtere Durchmischung mit Magensaft und längere Verweildauer im Magen, vor allem wohl aber die die Magenwand reizenden Spelzen. Daher empfehlen viele die Fütterung von Haferflocken, die vom Spelz befreit sind. Aufgekocht bilden sie einen schleimigen Brei und müssten eigentlich eher den Magen schützen.
-> keine scharfen Futtermittel (Ingwer, Meerrettich, Teufelskralle) - waren bei uns Mitauslöser der ersten Magenkolik.
-> keine säurehaltigen- oder stark zuckerhaltigen Lebensmittel: Zitrusfrüchte, Äpfel, Birnen, Bananen, melassierte Rübenschnitzel, melassierte getreidefreie Müslis
-> geeignet sind entzuckerte Rübenschnitzel (z.B. Pavo Speedibeets), die zwar kaum Gehalt haben, aber dem Pferd den Trog füllen. Das in Rüben enthaltene Pektin wird im Magen zu einer geligen/schleimigen Masse, die den Magen auskleidet.
-> sehr magenschonend ist außerdem die Ölfütterung, wenn mehr Energie ins Pferd muss. Rapsöl ist für größere Mengen ideal (weil günstig und besseres Omega3-Omega6-Fettsäuren Verhältnis als Sonnenblumenöl), enthält viel Vitamin E. Mit kleiner Dosis anfüttern, bis 200ml pro Tag erhöhen. Zu teuer für große Mengen, aber sehr gut bei Verdauungsproblemen: Schwarzkümmelöl.
-> Saaten wie Hirse, Leinsaat, Sonnenblumen etc. sind besser bekömmlich als Getreide, auch durch den oft hohen Ölgehalt. Leinsaat und Flohsamen sind aufgrund ihrer quellenden und aufschleimenden Eigenschaften sehr gut geeignet um den Magen auszuschleimen und zu schützen. Flohsamen vergrößern ihr Volumen enorm, daher vorher aufkochen (ungekocht quellen sie wohl erst im Darm). Leinsamen enthält viel Blausäure und muss ab 100g/Tag abgekocht werden, goldene Leinsamen brauchen nicht abgekocht zu werden, ein Überbrühen mit heißem Wasser ist aber auch hier sinnvoll um die Schleimung auszulösen.
-> Karotten in moderaten Mengen sind der beste Ersatz für Leckerlis, oder um den Trog etwas mehr zu füllen.
-> Fertigfuttermischungen: Auf geringen Melassegehalt achten (Apfeltrester ist aufgrund des enthaltenen Pektin besser, aber auch sehr zuckerhaltig), möglichst kein Getreide. Sehr magenschonend von Agrobs Aspero (das ist aber im Endeffekt nur Heuhäcksel) oder Alpengrün Müsli Getreidefrei. Wird aber nicht von allen Pferden gefressen, weil es in erster Linie Luzernehäcksel enthält und nicht gesüßt ist. Es gibt auch noch von Marstall 'Vito', Eggersmann 'Struktur Getreidefrei', Epona 'E Getreidefrei', MultiVit 'Getreidefrei'. Hier muss man sehen, wie die Pferde reagieren. Einige dieser Futter enthalten Melasse oder relativ viel Apfeltrester. Andere enthalten viele Pellets (z.B. aus Luzernegrünmehl), evtl. reizen die Pellets in ihrer Struktur bereits den Magen.
Kräuter:Kamille ist antibakteriell, entzündungshemmend und schmerzlindernd. Kann in Form von getrockneten Blütenköpfen im Internet bestellt werden, behelfsmäßig kann man auch einfach Teebeutel öffnen und ins Mash leeren. 1-2 Eßlöffel pro Mahlzeit, idealerweise überbrüht. Auch gern zusammen im Dreiergespann Fenchel (antibakteriell, beruhigend) und Anis (antibakteriell).
Süßholz ist antibakteriell, entzündungshemmend und schmerzlindernd, kann geschnitten zB bei Makana bestellt werden. Fütterung 10-20g/Tag, zB mit ins Mash.
Breitwegerich (der kleine Bruder vom Spitzwegerich, wächst auf nahezu jeder Ruderalfläche) wirkt ebenfalls entzündungshemmend. Johanniskraut ist enzündungshemmend, krampflösend, schmerzstillend und antibakteriell, sollte aber nur in kleinen Mengen gefüttert werden.
Vorstellung einiger Magenschutzfutter (für Großpferd 500-600kg gerechnet)
Equitop Pronutrin (3,5kg: 55,90€)
Inhaltsstoffe: Getrocknete Früchte und Gemüsebrei, Zucker, Apfeltrester, Glycerol (Wirkstoff: Pektin-Lecithin-Glycerin-Komplex)
Wirkungsweise: verstärkt die Schutzschicht im Magen
Dosis akut: 300g (50g pro 100kg Pferd) (3,99 €/Tag)
Dosis Vorbeugung: nach Anweisung des TA
IWest Magnoguard (6kg: 140 €)
Inhaltsstoffe: Glucagel, Bananenflocken, Topinamburflocken, Lecitin (Wirkstoff: ß-Glucan, Aminosäuren)
Wirkungsweise: Bildung einer schützenden Gelschicht aus ß-Glucan und Aminosäuren, ß-Glucan außerdem die Heilung unterstützend.
Dosis akut: 200g (4,66 €/Tag)
Dosis Vorbeugung: 75g (1,75 €/Tag)
Nutri Science Gastrocare Plus (3kg: 104,90€)
Inhaltsstoffe: Dextrose (Traubenzucker), Apfeltrester, DiCalciumphosphat, Calciumcarbonat, Pektin, L-Glutamin, Levucell (Lebendhefe)
Wirkungsweise: Lecithin/Pektin-Komplex zur Bildung einer schützenden Gelschicht, L-Glutamin zur Unterstützung der Regeneration/Neubildung einer schützenden Magenschleimhaut
Dosis akut: 90g (2-3x 30g) (3,15 €/Tag)
Dosis Vorbeugung: keine Angabe
NutriLabs Acid Protect (3kg: 60 €)
Inhaltsstoffe: Bockshornklee, Dikalziumphosphat, Flohsamen, Eibischblätter, Luzernegrünmehl, Rapsöl, Magnesiumoxid, Hefe, Süßholzwurzel, Minze, Elecampane (Inulin), Natriumchlorid, Orangenschalen, Hagebutten, Gelbwurz, Rosmarin, Zusatzstoffe: Zink, Wit. E, Bentonit, Lecithin
Wirkungsweise: Mineralstoffverbindungen (Magnesiumoxid, Di-Kalziumphosphat) zur Säureneutralisierung, Eibisch bildet Schleimschicht, Antioxidantien zur Förderung der Regeneration
Dosis akut: 250g (5 €/Tag)
Dosis Vorbeugung: 66g (1,30 €/Tag)