Ich glaube, in jedem Sport, den man zusammen mit Tieren betreibt, geht es zumindest eine Zeitlang mal bergab, wenn plötzlich finanzielle Interessen oder der persönliche Ehrgeiz einiger in den Vordergrund treten. Da ist das Lebewesen Pferd dann einfach mal egal. Ich meine auch, daß es solche Tendenzen auch im Hundesport gibt.
Wichtig ist nur, daß es immer noch Menschen gibt, die merken, daß es gerade in die falsche Richtung geht. Nur muss dann jeder für sich entscheiden, wie er damit umgeht. Klar, es ist leicht gesagt, daß "man was sagen muss", "dagegen dringend etwas tun muss" und so weiter, es ist aber schwer, tatsächlich etwas zu tun, erst recht, wenn man alleine steht.
Was mir gerade beim Westernreiten auffällt:
früher habe ich Westernreiten etwas belächelt, muss ich zugeben, ich bin eingefleischter FN-Reiter, Trainer A und FN-Richter. Dann durfte ich mal auf einem wirklich gut und reell ausgebildeten Westernpferd reiten, das von jemandem ausgebildet wurde, der offensichtlich viel Gefühl und Verstand hatte. Und ich muss sagen, das war toll. So ein durchlässiges, arbeitswilliges Pferd, das auch noch klar im Kopf war, sieht man selten. Das Pferd ist jetzt über 25 Jahre alt und bis auf ein paar Alterswehwechen gesund. Auch das spricht mM nach für die gute Ausbildung und Gymnastizierung. Hilfszügel, Gewalt o.ä. habe ich übrigens bei diesem Reiter nie gesehen. Das war alles immer sehr pro Pferd, jedoch gleichzeitig in einem festen Rahmen mit guter Erziehung und das alles immer noch so, daß das Individuum erhalten blieb. Also kein abgerichtetes Zirkeltier. Also hatte ich dann eine sehr hohe Meinung vom Westernreiten.
Dann wurde mein damaliges Pferd krank und ich wollte es umstellen. In der Nähe gab es einen Westernstall mit Paddockboxen und Halle. Ich hatte mich also gefreut. Was aber dann kam, hat mich schockiert. In diesem Stall standen nur überehrgeizige Damen, es war eine einzige Materialschlacht (soviel bling-bling sieht man selten). Eigentlich eher das, was man gemeinhin von einem typischen Dressurstall gedacht hätte. Es herrschte Neid und Missgunst, so viele Hilfszügel habe ich nicht mal in dem Springstall, in dem ich stand, gesehen. In diesem Stall habe ich gesehen, was Rollkur eigentlich heisst, es wurden 2jährige geritten, die 3jährigen mussten teilweise 40-45 min auf einem Zirkel galoppieren, konnten sie nicht mehr, wurde ihnen derart in die Rippen getreten, daß man das noch in der Stallgasse gehört hat. Es wurde nur an Zügeln gezogen und die Gebissauswahl war auch abenteuerlich. Das alles aber unter dem Deckmantel, daß man ja so pferdefreundlich reitet, bloß weil man ja western reitet. Die Pferde hatten alle "tote" Augen, man sprach aber immer von seinem "Kumpel", der ja "Mitdenkt" und der ja nicht so unterjocht wird, wie das ja bei der pösen FN so ist. Das war nicht mehr das Westernreiten, was ich kennen- und auch schätzen gelernt hatte. Viele Pferde waren schon sehr jung sehr platt, dann kam aber gleich ein neues.
Erst dachte ich, das sei eine Ausnahme, habe dann aber ähnliche Erfahrungen gemacht wie andere hier. Vermutlich hat es mich auch nur so schockiert, weil ich es anders kennengelernt habe. Von gewissen Springställen erwartet man ja nie Gutes, wird also auch nie dahingehend enttäuscht, beim Westernreiten war es irgendwie anders.
Ich hoffe aber, daß sich dieser negative Trend wieder umkehrt. Gsd habe ich mittlerweile auch wieder andere Westernreiter getroffen, die so mit ihrem Pferd arbeiten, wie der Reiter aus dem ersten Positivbeispiel.