Rund ums Reiten > Problempferde und -Besitzer
Pferd unreitbar?!
Christine:
Hallo "Holzwurm",
......das ist sicher erlerntes Verhalten bei diesem Exemplar. Der hat einfach die letzten 4,5 oder 6 Jahren gelernt und immer weiter dazugelernt, wie man dem Menschen/Reiter das Leben schwer und dem Pferd selber das Leben leichter macht >:(.
Wenn man ein guter, sicherer Reiter ist, der sich so schnell nichts scheißt ;D, dann korrigiert man das vielleicht sogar selber. Je nachdem wie stur der Kandidat ist und wie "gschert" (bayrischer Ausdruck für unverschämt ;))er wird, wenn man nicht nachgibt und sich durchsetzt.
Dieser Wallach wird ausgesprochen gschert. Da steigt natürlich dann auch die Unfallgefahr - man weiß ja nicht, wie weit er schlußendlich gehen würde. Ich möchte das auch nicht ausprobieren. Meine Stallbetreiber, die eigene Pferde haben, beide selber aktiv reiten und auch schwierige Pferde (vom Boden aus und im Sattel) sicher und souverän handeln, haben einiges beobachtet und raten ihr dringend ihn abzugeben.
Das Mädel ist keine ängstliche Person (im Gegensatz zu mir), hat sich immer wieder draufgesetzt, konnte sich aber in keiner "Auseinadersetzung" durchsetzen. Sie hat aber auch nie nach so einer verlorenen "Schlacht" aufgehört. Im Sinne von: Abgestiegen und Pferd aufgeräumt. Sie ist immer noch eine Weile weitergeritten - hat halt dann konfliktfreie Dinge mit ihm gemacht. Aber sie ist halt auch "nur" Freizeitreiterin und da hat man seine Grenzen.
Das bloße "Wollen" nützt dir ohne das wahre "Können" nun mal nichts.
Frreilich ist es schade um solch ein Pferd - es kann ja nichts dafür. Das ändert aber nichts an der Tatsache, das so ein Tier für die große Masse der "Freizeitreiter" nicht geeignet i und unter Umständen sogar gefährlich ist. Und für einen guten Reiter, der ihm das austreiben könnte, ist es kein ausreichend gutes Pferd (von der Qualität) her.
Ein Teufelkreis - für das Pferd.
Eine Miteinstellerin hat mal aus ihrer Stute, die sie sehr liebte, ein Fohlen gezogen und behalten. Sollte dann das "Nachfolgepferd" für diese geliebte Stute werden. War aber charakterlich komplett anders und für einen Freizeitreiter viel zu kompliziert. Obwohl es optimal aufgezogen und auch unter optimalen Bedingungen angeritten wurde. Sie hat es dann schweren Herzens an einen Händler verkauft, da es für einen "normalen" Reiter wie sie, nicht tauglich war.
Der hat ihr über den Preis nur einen Bruchteil der Kosten "erstattet", die sie in die Aufzucht und das Anreiten gesteckt hatte. Auf ihre Frage warum sie denn für das Tier (es hatte Papiere) nicht mehr bekäme meinte er: " Dieses Pferd ist nichts für den breiten Markt der Menschen, die Reiten als Hobby betreiben und für einen Profi hat es keine Qualität, würde ihm aber die gleiche Arbeit machen, die ein talentiertes Pferd macht, mit dem er dann auch sportliche Erfolge haben kann".
Das trifft auch genau auf diesen Wallach zu. Und die finanziellen Mittel diese Pferd durch einen Fachmann korrigieren zu lassen hat die junge Frau nicht. Für das Geld, was das kosten würde holt sie sich leicht ein für sie sofort reitbares Pferd.
Grüße aus der Oberpfalz
Christine
zaino:
naja, aber jetzt haut mich, schlagt mich, gebt mir Tiernamen:
Alles richtig, was bisher gesagt wurde.
Nur geht auch manches gute Pferd in die Wurst, weil mans wie einen Pudel behandelt hat und sich dann wundert, wenn es garstig wird.
Hätte man mal jemand Furchtlosen mit konsequenter Hand draufgesetzt, wäre alles gut geworden.
Sagt eine, die sich selber leicht den Schneid abkaufen lässt :-\ - zugegeben.
Die Sachlage hier virtuell richtig zu beurteilen ist einfach schwierig und wie Christine treffend schreibt, alles retten zu wollen, auch vor einem höllischen Leben als gefährlicher "Wanderpokal", ist ein uferloses Unterfangen. :'(
Richtig ist auch, dass manches Billig-Schnäppchen so lange krank oder schwierig ist und bleibt, bis der Spassfaktor beim Teufel ist oder das Genick vom Reiter ab. Oder andere Knochen.
Die meisten Leute reiten einfach nimmer gut genug, um schwierige Fälle in den Griff zu kriegen.
Und manche Profis.... *hust*... ich denk da an diese Fernsehsendung, wo die Bereiterin es Wochenlang auch nicht schaffte, einen Haxen über den Sattel von diesem Friesen zu kriegen, der lernte immer nur weiter, dass er nur rumhampeln und wegspringen muss, und schon bleibt der Mensch unten.
Parallel zur "Marktlage" schleicht sich immer mehr auch diese Einstellung ein: Wenns nicht klappt, liegts nicht am Reiter, sondern tauscht das blöde Pferd aus.
Mag in einigen Fällen richtig sein, in anderen ists definitiv falsch.
Christine:
Hallo Zaino,
deine Beiträge haben immer etwas sehr Erfrischendes ;D. Ich habe beim Lesen deiner Beiträge immer ein Grinsen im Gesicht - geht einfach nicht anders. Du schaffst es die Wahrheit mit der richtigen Dosis trockenen Humor zu würzen - gefällt mir. Weiter so ;D.
Ich habe mich mit dem Händler unterhalten, von dem mein Gaucho ist. Der meint, daß es einfach immer mehr nicht richtig ausgebildete bzw. überhaupt nicht ausgebildete Pferde gibt und die Käufer dieser Pferde eben auch kein know how haben dies selber zu tun oder "nachzuholen". Wobei das Nachholen natürlich noch schwieriger ist, da die Tiere dann oft auch schon Unarten haben, die man ihnen erst mal wieder abtrainieren muß. Oder aber den Geldbeutel, die Korrektur durch einen Profi machen zu lassen.
Die meisten suchen ein "billiges" Pferd und das kann nun mal keine fundierte Ausbildung haben. So eine Ausbildung kostet halt.
Ich sehe das als eine Art Dienstleistung - wie bei uns die Änderung/Anpassung von gekaufter Bekleidung. Da hab ich auch immer mal wieder Diskussionen warum das Ändern jetzt auch noch mal Extra kostet. Allerdings erst, wenn das fertig geänderte Teil abgeholt wird. Wenn ich dann - ganz freundlich - anbiete, die Schneiderin zu holen, der der Kunde dann erklären kann, warum ihre Arbeit nichts wert ist, dann ist in der Regel Ruhe.
Und das Gleiche ist es bei den Pferden - Ausbildung ja bitte, aber kosten darf sie nichts. Und von was sollen dann bitte die Leute leben, die diese Arbeit leisten, wenn der Kunde nur bereit ist, das "Rohmaterial" zu bezahlen?
Bei mir wird das Outfit ja auch erst schön, wenn es richtig passt und die zu langen Ärmel gekürzt und die Hosenlänge angepasst wurde. Dann erst hat man Freude damit.
Und ein Pferd auszubilden dauert nun mal deutlich länger als eine Hose zu kürzen. Das kann man wohl gar nicht bezahlen, wenn man die vielen Stunden einzeln berechnen würde und all das, was man währenddessen noch an Kosten hat, weil es fressen muß, gemistet wird, der Hufschmid kommt, der TA und....und....und.
Also produziert der "Käufermarkt" diese bedauernswerten Geschöpfe irgendwo selber - durch die Nachfrage nach "günstigen" Pferden.
Hier noch was zum Nachdenken - gilt, wie ich finde in allen Bereichen:
Der Preis
Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen und etas billiger verkaufen könnte.
Die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften.
Es ist unklug zu viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen.
Wenn Sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles.
Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann.
Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten.
Nehmen Sie das niedrigst Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen etwas hinzurechnen.
Und wenn Sie das tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas Besseres zu bezahlen.
John Ruskin - engl. Sozialreformer (1819-1900)
Ein kluger Mann - wie ich finde. Das hat auch heute seine Gültigkeit und wird sie wohl auch immer haben.
Nachdenkliche Grüße
Christine
Leerzeilen gelöscht. ;)
zaino:
Christine, danke für die Blumen.
Ich tät aber mal den riesigen Abstand unter Deinem Text weglöschen, ist ein Mordshandtuch geworden, LOL...
Tja, aber auch nicht jedes teure Pferd fällt automatisch in das Raster "gut quälbarer bewegungsstarker Selbstfahrer" - man nehme nur den armen Totilas... :P
Das Leben ist einfach kein Ponyhof, und nur mit Liebhaben und Verstehen kann man ein vermurkstes Pferd nicht retten.
Und Runterfallen und verletzen kann sich kaum jemand leisten.
Manch braver Zampel wird auch übermütig, wenn die Besitzer ihn immer nur in Watte packen und nicht konsequent sind.
Dann wird der auf einmal zum Problempferd und alle gucken dumm.
Ein Pferd ist immer ein Stück weit unberechenbar. *seufz*
Christine:
Hiiiiiiiiilfe Zaino und alle anderen, die sich auskennen,
wie lösche ich als EDV-Trottel diesen Riesenteil ohne Text? Ich weiß ja noch nicht mal wie das passiert ist. O Gott, ist mir das peinlich :o
Beschämte Grüße
Christine
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