Rund ums Reiten > Verhalten & Training
Stute bockte zum ersten Mal - neuer Trainer
zaino:
nun ja, wir können das hier auch schlecht beurteilen, WAS der Trainer verlangt, ob das falsch oder zu viel ist, oder ob Stutchen einfach übermütig wird. Buckeln ist in vielen Fällen nicht "bös" oder garstig gemeint. Mein Jungspund hat sich bei ersten Springübungen so aufgezogen, dass wir wie die wilde Wutz durch die Halle GEBOCKT sind, das war für mich nicht witzig, fürs Publikum schon, und das Untier hat nachher tief und zufrieden abgeschnaubt. Das war eher wie "Ey, ich bin RAMBO, ich bin 30 cm hoch gesprungen, ich bin der GRÖSSTE" -
Man sagt, Stuten neigen weniger zu solchen Aktionen, die sind eher ernst veranlagt.
Es ist schwer zu sagen: Möglich ist, dass der Trainer sie tatsächlich an eine Grenze bringt, wo das mal in Arbeit ausartet und das findet sie womöglich anstrengend = Unwillen iih, bäh, ungewohnt.
ODER sie verspannt sich tatsächlich ganz arg und nimmt den Unwillen künftig mit. Ein richtig guter Trainer sollte herausfinden, wie er die Spannung wieder auflöst und dem Pferd vermittelt: Alles gut, keine Aufregung, du kannst das, du machst das toll, lass wieder locker.
Über Schmerz und echten Ärger immer wieder "drüberreiten" ist dann wieder gar nicht gut. Manchmal hilft bei unerfahrenen Pferden auch ein Schrittchen zurück und neu anfangen, das schadet nix, aber manche Profis sind da zuweilen stur und uneinsichtig und meinen, das muss aber jetzt... von außen alles schwer zu beurteilen.
Aber vielleicht hast Du jetzt ein paar Ansätze zum Hingucken und Ansprechen beim nächsten Mal?
bambina:
Ehrlich gesagt erwarte ich mir von einem Trainer der recht viel Geld pro Stunde verlangt, dass ich ihm nicht erklären muss, dass mein Pferd wohl ein Problem hat und eine andere Vorgehensweise angebracht wäre. Wenn ich so über meine Beobachtungen nachdenke würde ich sagen, dass es daran liegt, dass er ihr kaum Pausen lässt. Ständig tu dies.. tu das... wenig Lockerung zwischendurch und keine Zeit zum Verschnaufen. Das ist unsere Stute nicht gewohnt und an sowas muss sie sich auch nicht gewöhnen.
Ich habe schon jemand neues in Aussicht... mal sehen..
Hexle:
Bambina wenn es hier 'likes' gäbe würdest du eines von mir bekommen
tara:
--- Zitat von: bambina am 02.04.14, 18:33 --- Das ist unsere Stute nicht gewohnt und an sowas muss sie sich auch nicht gewöhnen.
--- Ende Zitat ---
auch von mir ein ganz dickes LIKE für diese Aussage.
Binesdiva:
Hm, renommierte Trainer, die viel Geld verlangen, sind nicht immer unbedingt auch gute Trainer.
Der Sachverhalt ist auch schwierig zu beurteilen. Hier weiß niemand außer Bambina, wie die Stute sonst gearbeitet wird, was sie überhaupt für ein Typ Pferd ist (motivierter Mitarbeiter oder eher der Beamtentyp), wie geht die Stute mit Druck um, kennt sie das überhaupt und was besagter Trainer im Unterricht verlangt und vor allem wie lange.
Ich kann nur folgende Geschichte erzählen:
mein eigenes Pferd ist ein bulliges Dressurpferd, bildschön, mit hervorragendem Exterieur und überdurchschnittlichen GGA. Soweit so gut. Allerdings ist er vom Interieur her schwierig, dominant, schwer erziehbar, sehr hengstig und nicht besonders leicht zur Mitarbeit zu bewegen. Eher so ein Beamtentyp, der sich nie anstrengen möchte und auf etwas Druck sehr schnell mit massivem Gegendruck reagiert.
Reite ich alleine, bin ich auch eher jemand, der eher zuwenig, als zuviel macht.
Mit dem neuen Trainer, war's bei uns auch schwer. Der ging nämlich gleich mal an die Grenzen, was sofort mit entschlossenem Entziehen und massivem Ungehorsam quittiert wurde. Bocken war dabei noch das wenigste. Wir haben ihn dann allerdings mit ruhiger Konsequenz weitergearbeitet, gestraft wurde er so gut wie nie, wir sind einfach über die Frechheiten drüberweg geritten.
Und siehe da, irgendwann hat er sich damit arrangiert (er hat's natürlich immer wieder versucht) und er hat sich innerhalb kürzester Zeit erheblich verbessert. Der eigentliche Unterricht dauerte immer nur 20-25 min. Das war die eigentliche Arbeitsphase, da wurde wirklich konzentriert und hart gearbeitet. Pausen gab's selten. Davor war er 20 min in der Fürhmaschine, dann noch 20 min Lösungsphase, die ich immer alleine gemacht habe, dann 20 min Arbeit und dann noch Seele baumeln lassen im Schritt auf der Galoppbahn oder dem VS-Platz.
Was ich damit eigentlich sagen wollte: für uns beide (!) war diese Art des Unterrichts wertvoll und gut. Wir haben beide profitiert. Manchmal muss man eben auch mal über Grenzen hinwegreiten und das ist auch okay, wenn's davor und danach Phasen der Entspannung gibt. Mein Pferd war allerdings nie überfordert und hatte auch keine gesundheitlichen Problem, der hatte eben ein anderes Grundverständnis von Arbeit und eigene Ansichten, wie man sich der Sache am besten entzieht.
Ihr solltet wahrscheinlich klären, warum die Stute so reagiert. Sind gesundheitliche Aspekte und nervliche Überforderung ausgeschlossen, würde ich die Bockerei ignorieren und mit der o.a. ruhigen Konsequenz weiterarbeiten. Habe selber gerade so ein Pferd in Beritt, die Stute hat gelernt, daß wenn sie nur mal mit dem Ohr wackelt, die Besitzerin gleich die Arbeit einstellt. Macht sie es mal nicht, droht sie und deutet Steigen an. Damit kaam sie bisher glänzend durch und hat gelernt, einmal Steigen = Arbeit zu Ende. Auch hier sind die üblichen Verdächtigen ausgeschlossen und wir reiten jetzt einfach darüber hinweg. Bleibt sie dann brav = Arbeitsende. Und siehe da: keine Steigerei mehr. Jetzt hat sie gelernt, daß wenn sie einige Zeit konzentriert mitarbeitet, sie dafür belohnt wird.
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