Das kranke Pferd > wenn der Tierarzt kommt ...

Unklare Lähmung

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sultan:
Hallo zusammen,

ich schildere euch hier mal den aktuellen Fall meiner Stute, bei der keiner so genau weiß, was sie hat - es gibt nur Vermutungen. Vielleicht hat ja jemand von euch schonmal sowas gesehen oder gehört...

Stute, 16 Jahre, gegen Tetanus und Influenza geimpft (März Tetanus+ Influenza, September Influenza).

Hat letzten Freitag beim Holen von der Koppel "Schräglage/Linksdrall", kann nicht richtig geradelaufen, belastet hauptsächlich das linke Beinpaar (vor allem vorne links), drückt mit Hals und Kopf massiv nach links. Vorwärts und rückwärts gehen funktioniert. Morgens beim Rausbringen unauffällig.

Am Mittwoch habe ich sie noch geritten, unauffällig, wenn auch etwas büffelig am linken Schenkel. Da sie aber grade ganz stark rossig war, kam mir das nicht auffällig vor.

Im freien Stand belastet sie extrem vorne links, stellt das rechte Bein nach außen und kippt mit der kompletten Vorderhand nach links, sodaß das linke Bein schon schräg unter ihr steht. Umkippen tut sie nicht, gleicht das Ungleichgewicht nach links aus, indem sie mit der Vorderhand nach links tritt. Die Hinterbeine stehen relativ gerade, sind aber etwas wackelig.  Hinlegen und Aufstehen geht aber.

Keine Verletzungen am ganzen Pferd zu finden, alle Beine normal, nichts geschwollen oder warm, kein Fieber. Pferd regiert auf  die Umwelt normal, evtl. ganz leicht verzögert.

Sie lehnt sich nicht mit dem ganzen Körper z.B. an die Wand (um die krasse Gewichtsverlagerung zu kompensieren), sondern drückt nur mit Kopf oder Hals (alles was vor dem Buggelenk ist) links gegen z.B. Pfosten. Auch wenn man z.B. die linke Halsseite krault oder etwas fester streichelt, drückt sie ganz stark dagegen (langsam, nicht ruckhaft), sodaß sie einen fast umwirft. Hufe auskratzen geht seltsamerweise vorne links ohne Probleme, hinten links kann sie nur wenige Sekunden das Bein oben halten, setzt gewaltsam gleich wieder ab. Rechte Hufe problemlos.

Macht nicht den Eindruck, schlimme Schmerzen zu haben. Frisst und trinkt normal, Verdauung funktioniert auch völlig normal. Sie grantelt auch den Nachbarn an, wenn er ihr am Zaun zu arg auf die Pelle rückt.

Der hinzugerufene TA (auch Leiter einer Münchner Klinik) checkt Schleimhäute, Temperatur, Kreislauf, Herzschlag, Ohren und die Reaktionen, alles total normal. Pferd kann auch Kopf und Hals nach links und rechts zum Bauch hin bewegen ohne Probleme, daher schließt er Halswirbelsäule auch eher aus.

TA ist erstmal ratlos, hat so etwas noch nie gesehen. Untypisch für Borna etc. Er schließt einen Tumor weitestgehend aus, da sich der eher schleichend ankündigen würde und tippt auf eine Raumforderung im Schädel, die auf die rechte Gehirnhälfte drückt.

Er hat Blut abgenommen, Pferd bekam Freitag, Samstag und Sonntag DMSO und Cortison als Infusion (um die Schwellung wo auch immer zu drücken) sowie Entzündungshemmer oral als Paste und blieb in der Paddockbox

Seitdem hat sich nicht viel verändert. Im Stand ist noch alles gleich, im Gehen finde ich sie läuft etwas gerader.

Sie wiehert wenn jemand kommt, spitzt die Ohren, trinkt und frisst. Sie kommt auf Zuruf und läuft auch schonmal rechts rum, wenn auch wie ein Brett in Außenstellung. Das linke Bein nach rechts vor das rechte Bein zu kreuzen geht nur schwer.

Er hat heute auf meinen Wunsch hin das Genick geröngt, ich krieg den Gedanken nicht aus dem Kopf, daß es doch eine Quetschung des Nervs, Fissur o.ä. ist; Blutwerte kommen zusammen mit Röntgenergebnis morgen. Infusion wurde nicht gemacht, sie bekommt weiterhin Entzündungshemmer. Ich denke nicht, daß beim Blutbild viel rauskommt, Tumormarker beim Pferd Fehlanzeige und Infektion naja - sie hat kein Fieber ...

Er hat mir gesagt - so kann das Pferd auf die Dauer nicht bleiben, wenn es sich in absehbarer Zeit nicht bessert, einschläfern. So weh es mir tut, ich sehe es genauso, denn mein Pony ist eine Rennsau, das wäre kein Leben für sie.

Ich warte auf die morgigen Ergebnisse; falls sich nichts zeigt, habe ich mir als Punkt 1 Woche gesetzt und schaue dann, ob sich was verändert hat. Je nachdem entscheide ich weiter, obwohl mir mehr graut als ich sagen kann.

Hier ein paar Fotos, man sieht deutlich die Schräglage und das "Anlehnen" an Freßgitter (hinter den Ganaschen) und mit dem Hals am Holzpfosten...









Freue mich über Feedback, Ideen, was auch immer  :'( ...

LG

Bine

Gunni:
Krass!

Ich habe was ähnliches gesehen bei einem Pferd, dass sich massiv den Kopf gestoßen hatte. Hob den Kopf und rammte sich wohl den Futtertrog zwischen die Ohren. Das konnte auch kaum mehr stehen, lehnte teils an der Wand und war sehr sehr unkoordiniert. Kann mich noch an die Augen erinnern. Das Tier konnte die Augen nicht ruhig halten. Es schien, als ob es was von links nach rechts mit dem Blick folgen wollte. Damals waren wir unmittelbar nach diesem Unfall da und konnten sofort den TA rufen. Als erste Maßnahme bekam es Infussionen mit entwässernden Medikamenten um den Druck vom Hirn zu nehmen. Als es halbwegs stabil war, kam es in die Klinik. Es dauerte eine Zeit, aber es wurde wieder gesund. Die letzten Gleichgewichtsstörungen verschwanden erst nach Monaten - aber die fielen einem nur auf, wenn man darauf achtete.
Ich hätte bei deinem Pferd wahrscheinlich gesagt, der hat sich die Birne ordentlich oben angeschlagen. Das Pferd von damals hatte im übrlgen keine Wunde, keine Beule - nichts! Hätten wir damals nicht das "klonk" gehört, würden wir bis heute nur raten was passiert ist.

Wünsche euch alles Gute und drücke die Daumen, dass es sich so entwickelt wie bei dem von mir geschilderten Fall.

sasthi:
Ich hätte auf Schlaganfall getippt

sultan:
@Gunni: vielen Dank für die Info ! Weisst du, was die in der Klinik gemacht haben bzw. wie lange das Pferd in der Klinik war ?

@sasthi: tut mir leid, hatte ich vergessen zu schreiben, das hatte der TA ausgeschlossen. Bei Schlaganfall gibt es normalerweise Lähmungen im Gesicht, Wasser läuft aus dem Maul, Zunge hängt raus, das Gesicht wirkt "verschoben", bei ihr alles nicht der Fall

Ich google seit Freitag daß die Tastatur raucht  :'(

FelixTheCat:
Bei uns im Stall hat ein älteres Pferd auf der Weide ähnliche Symptome gezeigt, zusätzlich konnte er auf einer Seite(?) kaum noch sehen. Es waren keine Spuren von einem Tritt o-ä. zu sehen. er bekam auch mehrere Tage Infusionen (DMSO+?) und Boxenruhe, jetzt ist er wieder der alte. Es wurde eine Schwellung vom gehirn vermutet, die auf den Sehnerv gedrückt hat.

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