Autor Thema: Nach außen ziehen beim Longieren  (Gelesen 8244 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline OthiTopic starter

  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 373
Nach außen ziehen beim Longieren
« am: 21.12.12, 12:57 »
Hm. Ein besserer Titel ist mir zum Beschreiben meines Problems nicht eingefallen.

Ich lege mal los:

Mein Pferd ist eine 8jährige Freiberger Stute. Ich besitze sie jetzt 3 Jahre. Ich longiere sie meist 1 bis 2mal die Woche.
Zum Longieren benutze ich einen Kappzaum. Manchmal mit Dipo - Trainer, manchmal mit Dreieckszügel. Ab und zu auch völlig ohne Hilfszügel.

Meine Stute läuft eigentlich wirklich brav an der Longe. Ich bemühe mich auch immer, zu ARBEITEN. Nicht dem Pferd begrenzten Freilauf zu geben. Den hat sie tagsüber genug  ;)
Schritt, Trab, Galopp, Gangartenwechsel nicht erst nach mehrfacher Ansage, an guten Tagen auch Schritt - Galopp Übergänge, Handwechsel auf Ansage... alles prima.

Aber: Sie zieht immer nach außen.
Nicht mit grober Gewalt, also NICHT so, daß man meint, sie wolle sich losreißen. Aber sie hängt sich mit ihrem nicht unerheblichen Körpergewicht in die Longe. Das war übrigens schon der Grund, warum ich am Anfang nach dem ersten Mal Longieren sofort den Kappzaum gekauft habe (ich wollte den Zug weg vom Gebiss haben).
Alles hat sich schön entwickelt... dieses nach außen ziehen ist geblieben. :(
Es ist nicht immer gleich doll (wohl tagesform - abhängig) und sie macht es auf beiden Händen.
Es hat auch nichts mit der Länge der Longe zu tun. Auch nicht mit der Länge der Arbeitseinheit.

Ich bin da wirklich mittlerweile ratlos. Vielleicht könnt Ihr mir hier Tips geben?

Meine Stute würde ich momentan auf A - Niveau einstufen. Wobei sie noch Probleme mit Tempoverstärkungen hat. Sie muss noch lernen, noch mehr Last mit der Hinterhand aufzunehmen und mehr unterzutreten. Es ist aber in den letzten 3 Jahren VIEL besser geworden und wir arbeiten daran. Wir haben ein- bis zweimal die Woche Reitunterricht.

Ich bin gespannt!  ;)

Offline carola

  • Moderatoren
  • *
  • Beiträge: 8.588
  • Geschlecht: Weiblich
  • pferdelos glücklich...
Re: Nach außen ziehen beim Longieren
« Antwort #1 am: 21.12.12, 13:31 »
Othi, wie läuft denn dein Pferd an der Longe so insgesamt? Spurt sie? Tritt sie hinten in die Spur der Vorderhufe? Wie belastet sie z. B. vorne? Fällt sie auf die innere Schulter? Es kann schlichtweg ein Balanceproblem sein bzw. auch "die bequeme Art", weil sie dann mit dem inneren Hinterbein eben keine Last aufnehmen muss. Ich habe mir vor Jahren einmal die Methode von Schöneich zeigen lassen. Schlicht gesagt holt man den Kopf nach innen, indem man immer wieder nach innen zieht am Kappzaum, aber den Arm dabei auf Nasenhöhe hat (anstrengend). Das Pferd soll so relativ sanft nach innen gestellt werden, ohne dass es von oben Druck auf die Nase kriegt. Immer annehmen, nachgeben... :P Enger Kreis, eher kürzere Tritte. Dabei schickt man mit einer Peitsche die Schulter nach außen. In dem Moment muss das Pferd (am besten mit Begrenzung arbeiten) hinten mehr nach innen treten und Last aufnehmen. Das ist für das Pferd erst einmal SEHR anstrengend. Ich erinnere mich, dass ich das mal 4 Wochen mit minutenweiser Steigerung durchgezogen habe. Wir haben angefangen mit 3 Minuten jede Hand, und ich hatte ernsthafte Diskussionen, ob das Pferd alleine nach Hause läuft, oder ob ich es tragen muss. ::) Nach den 4 Wochen konnte man wunderschön sehen, wie der Rücken gerade wird (vorher Schräglage), das Pferd federnd läuft und im Rücken schwingt. Heute longiere ich viel zu selten, als dass ich das so schön im Training hätte. Aber grundsätzlich sitzt das noch, und inzwischen kann ich das Pferd aus dem engen Kreis mit extremer Abstellung auf einen großen Kreis entlassen, wobei Pferd dann sofort den Kopf fallen lässt, sich vorwärts/abwärts streckt und schön vorwärts läuft. :)
Ein gewisses Maß an Unordnung ist der Preis für Freiheit!

Offline OthiTopic starter

  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 373
Re: Nach außen ziehen beim Longieren
« Antwort #2 am: 23.12.12, 10:39 »
Hey Carola!

Vielen Dank für Deine Anregungen. Hm. Wie sie GENAU an der Longe läuft... da muß ich beim nächsten Mal nochmal genau drauf achten. Also was das Spuren angeht. Spontan würde ich sagen, sie tritt in die Spuren der Vorderhufe. Ich gucke nämlich häufiger darauf, weil sie - als ich sie gekauft habe - nur ganz schlecht untergetreten hat. Es fehlte damals im Schritt und Trab mindestens eine Hufbreite bis zum Abdruck des Vorderhufs. Mittlerweile tritt sie zumindest IN die Vorderhufspuren, manchmal sogar ein bißchen über. Und beim Beobachten sollte mir eigentlich auffallen, wenn sie NEBEN die Spuren treten würde. ich werde meine Aufmerksamkeit trotzdem nochmal darauf richten.

Das mit dem "Kopf nach innen holen" habe ich sogar schon instinktiv probiert, ohne daß mir das einer gesagt hätte. War einfach so ein Reflex, weil sie sich an "schlechten Tagen" sogar leicht nach außen stellt. Ich bekomme das dann auch kurzzeitig hin, aber meist hält sie trotzdem gegen. Und es ist - egal auf welcher Höhe ich die Longe halte - immer ein sehr anstrengendes Unterfangen. Ich denke, ich muß Dir nix dazu erzählen. Du hast doch auch so einen "Brummer", oder? Deine ist wohl noch ein Stück massiger als meine. Aber wenn so ein Kerlchen ständig an der Longe zieht, dann könnte man sich am Ende der Longiereinheit auch gut die Arme abschrauben  :P ::)

Aber ich werde diese Sache mit dem "nach Innen holen" und "Zirkel verkleinern und vergrößern" nochmal vermehrt ins Programm mit aufnehmen.

Ansonsten läuft sie - wie eingangs schon erwähnt - sehr anständig an der Longe. Sowohl am Dipo - Trainer (ich schwöre auf dieses Ding) als auch am Dreieckszügel. Schön vorwärts - abwärts gedehnt und nach einigen Minuten der Bewegung und Tempovariationen auch ordentlich untertretend. Aber leider meist mit diesem Zug nach außen... :P

Offline carola

  • Moderatoren
  • *
  • Beiträge: 8.588
  • Geschlecht: Weiblich
  • pferdelos glücklich...
Re: Nach außen ziehen beim Longieren
« Antwort #3 am: 23.12.12, 15:25 »
Ja, es ist wirklich anstrengend am Anfang. Aber am besten wirklich Ellbogen auf Schulterhöhe (eigene) und dann ziehen, nachgeben, ziehen, nachgeben... dabei die Pferdeschulter nicht mit reinkommen lassen, und irgendwann lernen sie es.
Ein gewisses Maß an Unordnung ist der Preis für Freiheit!

Offline Hexle

  • Ich bin nicht auf der Welt um so zu sein, wie andere mich gern hätten
  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 6.094
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Nach außen ziehen beim Longieren
« Antwort #4 am: 23.12.12, 19:25 »
Am anfang hilft es auch mal eben nicht drauf zu achten dass sie weit nach vorne untertreten (denn wenn sie noch nicht ausbalanciert sind, schaffen sie das nur indem sie mehr schieben und damit noch mehr auf die Vorhand kommen, das bringt sie noch mehr aus dem Gleichgewicht und sie driften immer mehr nach aussen

Aber das Pferd soll ja TRAGEN und sich ausbalancieren .. also lieber das Tempo rausnehmen, mehr engere linien in Stellung und biegung (eher abwechselnd grosse volten - geradeaus - grosse volte ) und ganz langsameremTempo laufen lassen - dabei noch gefühlte 100 Schritt - trab - schritt übergänge pro Volte gehen lassen um den Schub rauszunehmen und die Kraft aufzubauen die sie zum Tragen brauchen

dann hört auch das nach aussen driften auf  - dass sie driften liegt am fehlenden gleichgewicht und das bekommen sie nicht indem man den Kopf nach innen zieht  :-\
Du wirst sicher nicht jedes Ziel erreichen, dass du dir gesetzt hast. Du wirst aber ganz sicher kein Ziel erreichen, dass du dir nicht gesetzt hast...

Offline OthiTopic starter

  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 373
Re: Nach außen ziehen beim Longieren
« Antwort #5 am: 31.12.12, 17:40 »
So.
Heute war es wieder mal so weit: Longieren war angesagt. Ich habe es nochmal sehr genau beobachtet.
Ja, es ist so, daß sie NICHT genau spurt. Sie tritt mit den Hinterhufen außen an den Spuren der Vorderhufe vorbei. Im Schritt noch nicht, aber im Trab.
Sie versucht, sich mit dem Kopf nach außen zu stellen. So sehr, daß der Kopf richtig nach außen schnellt, wenn ich die Longe nachgebe.
Ich habe zunächst versucht, sie etwas nach innen zu bekommen. Also zupfen am Kappzaum und bei leisestem Nachgeben ihrerseits sofort Nachgeben von mir.
Keine Chance.
Daraufhin habe ich sie angehalten, die Longe sehr kurz genommen (so etwa Volten- Länge) und versucht, sie wieder langsam anzutraben. Reaktion: Heftiger Fluchtversuch, wildes Getobe um mich herum, so daß ich die Longe mit beiden Händen halten und mich mit den Fersen in den Boden stemmen mußte.  :-X Wobei ich mir zu 80 % sicher bin, daß das KEINE Angst war. Naddi hat prinzipiell keine Angst vor der Longierpeitsche. Ich kann das Teil jederzeit dabei haben, sie auch damit abstreichen - und auch vor dem "Antitschen" beim Longieren hat sie keinerlei Angst... Sie zieht dann maximal den Hintern kurz ein oder tritt dann (wie gewünscht) weiter unter. Sie ist wohl auch eingefahren und ist recht unempfindlich.
Naja. Ich habe sie also toben lassen und immer wieder "Schritt" gefordert. Irgendwann ging das auch, und daraufhin habe ich versucht, wie von Hexle vorgeschlagen, relativ flotte Schritt - Trab - Schritt Wechsel zu fordern. Funktionierte prinzipiell auch (und immer "Feiiiiines Pferdchen.... ) ... aber trotzdem die Longe immer auf Zug.  :-\

Ganz zum Schluss habe ich dann die Doppellonge heraus gekramt. Dabei kann ich damit noch gar nicht richtig umgehen (und ich finde hier keinen Doppellongen - Kurs!) - aber mein Pferd nimmt das Teil völlig gelassen hin. Ich habe sie dann ohne Peitsche (weil ich das Alles gleichzeitig nicht sortiert bekomme) im langsamen Zockeltrab in einem recht kleinen Zirkel um mich herum traben lassen und mich bemüht, sie sehr deutlich nach innen zu stellen. Wenn sie nachgegeben hat: sofortiges Nachgeben von mir. Sie kaute wie wild und lief eigentlich ständig mit der Nase direkt am Boden. Aber nach ein paar Minuten ging es und sie fing an, nachzugeben. Ich habe das heute dann auch nur auf einer Hand gemacht und an der Stelle sofort aufgehört.

Tja. Da habe ich wohl eine Baustelle.
Sie ging schon mal viel besser an der Longe... das Ziehen hatte eigentlich nachgelassen.
Eigenartig finde ich, daß sie das auf beiden Händen macht. Abgesehen von der nach aussen Zieherei läuft sie eigentlich sehr nett, das hatte ich ja schon erwähnt, glaube ich. Schön vorwärts - abwärts, mit meistens netter Dehnung nach vorne und Kommandos werden meist brav befolgt.
Fakt ist: sie ist leicht überbaut und hat eine extrem (!) feste Rückenmuskulatur. Immer schon gehabt. Seit ich sie besitze steht sie tagsüber auf der Weide und nachts in einer sehr großen Box. Sie hat kein allzu dickes Winterfell und war bisher noch nie eingedeckt.
Jetzt frage ich mich doch: ob sie doch empfindlich im Rücken ist und ihr das nasskalte Wetter Probleme macht?

Ich wünsche Euch einen guten Rutsch und alles Gute für das neue Jahr!

Offline carola

  • Moderatoren
  • *
  • Beiträge: 8.588
  • Geschlecht: Weiblich
  • pferdelos glücklich...
Re: Nach außen ziehen beim Longieren
« Antwort #6 am: 31.12.12, 20:53 »
Ach ja... Auch wenn Freiberger nicht mehr viel Kaltblut in sich haben, klingt da doch einiges nach Kaltblut. Den festeren Muskeltonus kenne ich auch. Sie sind in sich sehr fest.
Ich finde, es hört sich so an, als hätte dein Mädchen sein Gleichgewicht noch nicht gefunden und zieht daher so nach außen. Auch wenn sie keine Angst vor der Peitsche hat, fühlt sie sich vermutlich einfach überfordert. Noch dazu ist es eben einfacher, sich so zu entziehen. Ich würde sehr langsam weitermachen. Schritt-Trab-Übergänge, kurz, dazu wie von mir beschrieben dieses knappe Longieren à la Schöneich, kleiner Zirkel/große Volte, LANGSAM, dabei vorsichtig über Stellung und Biegung versuchen, das Pferd zum Lastaufnehmen mit dem inneren Hinterbein zu animieren. Es wird schwierig, sie davon zu überzeugen, dass sie langsam darf, dafür auf dem Kreis bleinen soll. ich denke, im Moment flüchtet sie einfach in den großen Kreis und zieht daher so.  Eine räumliche Begrenzung (Roundpen, Hütchen...) hilft dabei sehr. Übertreten ist völlig unwichtig, lass sie kurz treten, wenn sie langsam in Stellung läuft, völlig egal, Spuren ist wichtiger. Irgenwann macht man dann den Zirkel größer, dann kommt mehr Tempo, mehr Vorwärts... Aber unterschätz die Schwierigkeit nicht. Wie gesagt, ich habe 1 Monat täglich dran gearbeitet und mich gaaanz langsam gesteigert. Nach dem Monat lief sie auf kleinem Kreis in der Spur, aber natürlich immer noch mit kürzeren Tritten hinten. Die allerdings federnd und Last aufnehmen. da hätte man sicherlich drauf aufbauen können.
Wie du das machst, ob nach der Schöneich-methode, nach dem Longenkurs, nach.. ist völlig egal. Wichtig ist, dass du siehst, dass es ihr schwer fällt. Wie schon geschrieben, meine war nach zweimal 3 Minuten "ordentlich" laufen platt wie ein Läufer. Das ist anstrengend.
Mit Doppellonge komme ich persönlich nicht zurecht, weil der Zug nach hinten geht, nicht nach innen. Aber das ist Geschmacks- und Übungssache. Dass ihr das als ex-Fahrpferd liegt, wundert mich nicht. ;) Das kennen die.
Das könntest du natürlich nutzen mit Fahren vom Boden oder Langzügelarbeit. Wenn du es hinkriegst. ich weiß nicht, ob ich das könnte. :-X Da könntest du natürlich prima Stellen über die DL/Leine und dazu das Hinterbein zum Untertreten und Last aufnehmen animieren mit Peitschenhilfe.
Ein gewisses Maß an Unordnung ist der Preis für Freiheit!

Offline sliding_tina

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 68
Re: Nach außen ziehen beim Longieren
« Antwort #7 am: 18.04.14, 18:06 »
Ich kann nur immer wieder den Longenkurs von Babette Teschen empfehlen! Hier lernt das Pferd korrekt und spurig auf einem Kreis zu gehen

http://www.wege-zum-pferd.de/produkte/longenkurs/