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Araber mit schlechten Erfahrungen
Bagi:
Oh je, das ist ja fast wie bei mir....
Ich habe auch so einen Araber, der kurz nach dem Anreiten einen Unfall hatte und sich davon psychisch und körperlich nie wieder richtig erholt hat. Er hat seitdem auch Aussetzer und hat sich deshalb schon mehrmals verletzt, obwohl er als Jungpferd richtig, richtig cool war. Er wurde jahrelang osteopathisch behandelt, weil sich damals unter anderem sein ganzes Becken verschoben hatte. Ich hatte ihn in verschiedenen Ställen stehen, die eine Halle bzw. einen Reitplatz hatten, weil ich zuhause auch keine Trainingsmöglichkeit hatte. Nachdem ich ihn monatelang wieder normal reiten konnte, erschreckte er sich im Gelände wieder und wir hatten einen Unfall, bei dem ich ins Krankenhaus gekommen bin. Bei einem weiteren Gelände-Versuch ist er 100 Meter vorm Stall wieder losgeprescht, ich weiß heute noch nicht, was ihn erschreckt hat. Er ist auf Schotter gestürzt und hat sich sein komplettes Karpalgelenk aufgerissen, bis zur Sehnenscheide. Der TA wollte ihn einschläfern, hat ihm aber noch eine Chance gegeben, weil er das Bein belastet hat. Und er hat es geschafft, am Bein sieht man nur noch eine Narbe. Aber ich habe jetzt Angst und kann ihm beim Reiten keine Sicherheit mehr geben...
Seit dem ersten Unfall (er wurde 2 x unmittelbar hintereinander so umgeritten, dass er gestürzt ist) ist er unberechenbar. Er erschrickt urplötzlich in Situationen, in denen man nicht damit rechnet. Manchmal rast er schon los, wenn man sich auf seinem Rücken bewegt. Er hatte jahrelang immer wieder Blockaden, dadurch hatten sich seine Rückenmuskeln entzündet und er ist seit dem bei Nässe extrem Rücken-empfindlich.Trotz Behandlung hatte er bestimmt sehr oft Schmerzen und war deshalb immer angespannt. Zeitweise hatte er keine Balance mehr und ist auf der Weide bei jeder Kurve gestürzt. Obwohl er jetzt wieder schmerzfrei ist und auch die Blockaden nur noch selten wieder auftreten, ist er immer noch angespannt und "auf der Hut", wenn mit ihm gearbeitet wird.
Ich habe lange und oft überlegt, was ich tun kann. Viele raten zum Abgeben - aber wem kann ich so ein Pferd mit gutem Gewissen geben? Selbst wenn ich nichts verschweige, wenn dem neuen Besitzer was passiert...... :-X
Mehrere Ausbilder haben gemeint, man kann ihn wieder hinkriegen. Aber es kann natürlich sein, dass er dort bei einem Profi, der mit ihm noch keinen Unfall erlebt hat, also keine negative Erwartung hat, prima läuft - er ist ja auch bei mir monatelang ganz normal gelaufen. Es ist ja nicht so, dass es bestimmte Dinge sind, vor denen er Angst hat, es kommt aus heiterem Himmel, teilweise wirklich nicht nachvollziehbar - was soll man da üben?
Als Beisteller kann er auch hier bleiben und so ist es jetzt auch. Er ist jetzt 17 und Früh-Rentner (den Unfall hatte er mit 5), er macht ein bisschen Bodenarbeit, ein bisschen Longenarbeit, manchmal setze ich mich auch auf meinem Reitplatz (den ich inzwischen habe) drauf, aber ins Gelände gehe ich nicht mehr mit ihm, das ist mir zu gefährlich. Ich habe es jetzt einfach akzeptiert, dass ich ihn nie wieder "normal" reiten kann...
Ich kann dir schlecht etwas raten. Bei mir geht es als Beisteller gut, weil ich tageweise bzw. Teilzeit arbeite, viel zuhause bin und er im Offenstall völlig ruhig und gelassen ist und sich wegen Sachen, die draußen passieren, kaum aufregt und deshalb keine "besondere Aufsicht und Beschäftigung" braucht. Die ständigen Verletzungen und Stürze sind jetzt, wo die Blockaden weg sind und ich nichts mehr von ihm verlange auch vorbei und bis auf Eindecken und Zufüttern macht er nicht mehr Arbeit als die anderen. Zum Reiten habe ich mein verrücktes Pony, bei dem ich seltsamerweise nie Angst habe, obwohl es alles andere als ruhig und lieb ist ;)
zaino:
solche Stories kenne ich 2, eine von einem WB und dann die Araberin.
Pferde, die psychisch nicht verkraften, was andere Pferde irgendwann nimmer juckt, die aus der Haut fahren und selbstzerstörerische Panikattacken kriegen, die leider leider nicht an irgendwas festzumachen sind, das man behandeln könnte.
Wie erklärt es sich, dass ein total gesundes Pferd es psychisch NICHT packt, mal ohne Leine neben seinem Menschen zu grasen? sondern hastuwaskannstu in die Box!!! zurückrast und sich dabei auf beton 3x überschlägt wenns not tut?
Das wg. eines mückenkrabbelns auf der Weide durch mehrere Zäune walzt, 2 Leute krankenhausreif rennt und blutend und verstört auf 3 Haxen in einer Ecke wieder aufgegriffen werden kann? Das nicht einfach nur bockt und sich normal wehrt, wenn was nicht passt (kann ja schon übel genug sein....) sondern sich gegen Reithallen-Wände wirft bis der Mensch dran klebenbleibt? Wurstegal ob es sich dabei selber was tut...
Ok, mein Russe kriegt Panik, und hat eine Hängerphobie. Da weiss ich inzwischen, er hat ein Trauma wenn sich der Boden unter ihm bewegt. Sitzt tief. Dass er da Freund und Feind nimmer kennt - logisch. Aber ich hab halt auch erlebt, dass er sich wo einklemmte oder mit dem Bein im Draht hing, und tapfer stehenblieb und vernünftig sich rauswickeln liess und nix passierte. Dass er meistens ruhig und überlegt reagiert und auch mal die A***backen zusammenkneift auch wenn ihm was unheimlich ist. Und es, toi toi toi meistens schafft wie Mark TWains Mexikanischer Zosse doch auf sich aufzupassen. Das ist normales pferdiges Verhalten.
Wenn ein Pferd krank ist und Schmerzen hat - ist es auch nicht mehr klar im Kopf - auch logisch. Gefährlich, aber verständlich irgendwie.
Die hier beschriebenen Pferde reagieren IMMER so als hätten sie Schmerzen und werden selbstzerstörerisch. Also entweder man findet den ultimativen tollkühnen Pferdeflüsterer, der sagt, das pack ich, das krieg ich hin - oder man findet sich damit ab, dass ein derart "nicht-arterhaltendes" Verhalten in früheren Zeiten auf direktem Weg in die Fänge der örtlichen Raubtierpopulation geraten wäre - und weg. Raus aus dem Genpool. Harte Worte, ich weiss.
Die Alternative wäre, an die Ursache herankommen, irgendwie... nur... wie? Das ist das Vertracke daran...
AndreaT.:
Hi Carina, das ist ja wirklich eine super blöde Geschichte, Du tust mir sehr leid.
Ich hab mich ja auch jahrelang mit etwas durchgeknallten Arabern herumgeschlagen, aus Beiden ist nach und nach ein nettes Pferd geworden.
Mein Erster war im Umgang sehr schwierig. Der hat gebissen und getreten und mit allen Mitteln versucht mich dazu zu bringen in in Ruhe zu lassen. Allerdings war er, wenn man es geschafft hatte in den Sattel zu kommen immerhin so artig, dass er nie versucht hat einen abzubocken, allerdings gab es ein Geschwindigkeitsproblem. Aber das haben wir im Laufe der Zeit auch hin bekommen.
Die Zweite war eine Stute, die in ihrem Leben kaum geritten war - 10jährig, kannte nix und war irrsinnig wenn ich versuchte sie in der Reithalle zu reiten.
Sie ist wie angestochen unkontrollierbar in der Halle gezickzackt und hat dann auch noch gebockt. Keine Ahnung wie oft sie mich abgesetzt hat. Ich hab es dann mit longieren und longieren und longieren versucht und sie zwischenzeitlich als Handpferd mit ins Gelände genommen.
Als sich auch nach einem halben Jahr longieren immer noch nix positives getan hat und sie nach wie vor Angst vor Hufabdrücken, Traktorspuren, Fussabdrücken im Reithallensand und Flecken an der Bande hatte, so dass sie nicht in der Lage war näher als 5 Meter an die Bande zu gehen und jedem Abdruck auf dem Boden ausweichen musste, hab ich mir von Iwest das Beruhigungszeug besorgt. Magnoquiet heisst das und ist schweineteuer. Das hat insofern etwas geholfen, dass die Erregungsspitzen nicht mehr so grell waren. Dazu hatte ich einen netten Reitlehrer mit einer ruhigen tiefen Stimme und gaaanz langsam wurde es besser.
Bei ihr hatte ich dann einen Durchbruch mit einem homöopathischen Mittel - ich vermute bis heute dass sie Eierstockzysten gehabt hat und Schmerzen. Das ist ja nun leider für Dich keine Option. Er wird keine Eierstockzysten haben.
Aber wenn ich es richtig verstanden habe, hatte er die schlimmen Aktionen immer in der Halle ?
Kannst Du ihn nicht im Gelände reiten ? Erste Zeit mit einem ruhigen Führpferd, Du schreibst ja dass er im Gelände ganz cool ist und sich nicht so leicht erschreckt.
Meine Araber sind auch immer sehr viel angespannter gewesen in der Halle, da gibt es Geräusche die man nicht sehen kann, Geraschel, Autos, Menschen, andere Tiere - Araber sind viel mehr Fluchtpferd als Andere, sie sehen gerne wenn und wo etwas los ist. Schlicht nach dem Motto: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.
Mein alter Bube war ein Goldstück im Gelände wo er alles sehen konnte und/oder zumindest hingucken konnte wo etwas los war. In der Reithalle war er auch immer sehr angespannt und ist auch gern mal zur Seite gesprungen wenn irgend etwas war das er nicht einordnen konnte. Schon auf dem Reitplatz war das manchmal ein Problem weil da eine Hecke war durch die man nicht so gut sehen konnte. Da ist er auch manchmal auf die Seite gehupft (und hat mich dabei durchaus auch verloren).
Weggeben würde ich ihn auch nicht mehr, ausser zum Schlachter............
zaino:
Naja, es gibt nur wenige Möglichkeiten, wenn man mit einem so in gewisser Weise "festgefahrenen" und streckenweise gar nicht ansprechbaren Pferd nicht klarkommt (was ich verstehe und was saugefährlich ist - wer zahlt dem Krampen eigentlich den Hafer, wenn die Bedieneinheit verunfallt???) - traumatisiert und Erfahrung nicht mehr löschbar?
1. ALLE Krankheits- und Schmerzursachen von Grund auf ausschließen
2. Profiberitt holen - die Leute sind versichert und werden bezahlt, haben bessere Nerven, mehr Praxis, tragen Sturzwesten und können immer noch vorweg entscheiden, ob ihnen die Brühe zu heiss ist oder ob sie sich dem gewachsen fühlen
3. Pferd wegstellen oder über Regenbogenbrücke schicken.
Und jetzt haut mich.
Binesdiva:
--- Zitat von: zaino am 23.10.12, 14:31 ---2. Profiberitt holen - die Leute sind versichert und werden bezahlt, haben bessere Nerven, mehr Praxis, tragen Sturzwesten und können immer noch vorweg entscheiden, ob ihnen die Brühe zu heiss ist oder ob sie sich dem gewachsen fühlen
--- Ende Zitat ---
Naja, aber genau die verdienen ja ihren Lebensunterhalt durch Reiten und wer setzt den schon gerne auf's Spiel wegen so 'nem Pferd? Kenn viele Profis, die sich auf soowas nicht mehr setzen.
Hatte so ein Pferd auch mal zum Beritt übernommen, Unfall beim Anreiten, jetzt Angst vor dem Reiter, immer wenn sich einer drauf gesetzt hat, ging der durch.
Die ersten paar Male ist so ein "suizidgefährdeter" Halbprofi geritten, der vor nichts Angst hatte, auch nicht vor den Durchgehattacken und dem Pferd damit tatsächlich die Ruhe gegeben hat, die es brauchte. Dann ging's einigermaßen. Wobei das Pferd unberechenbar blieb, die Besitzerin Angst hatte und nicht mehr reiten wollte und ihn dann schlussendlich verkauft hat. Sie hat der neuen Besitzerin alles haarklein erzählt, sie wußte, worauf sie sich einlässt und sie hatten eine monatelange Probezeit. Dieses Pferd hatte die schlechten Erfahrungen auch immer in der Halle und war im Gelände völlig lieb und nett.
Ein anderes Pferd, das auch einen Unfall beim Anreiten hatte und eine Gefahr für die Allgemeinheit war, haben wir in der Anreitphase immer leicht sediert. Allerdings nur so, daß der eine gewisse "scheißegal"-Haltung hatte, aber immer noch ohne Probleme stehen und gehen konnte. War mit TA abgesprochen und auch begleitet. Auch dieses Pferd fand Reiten irgendwann okay, blieb aber auch immer etwas schwierig und unberechenbar.
Dein Pferd wird immer problematisch bleiben, Du musst entscheiden, ob und wie Du damit umgehen kannst und willst. Leider kostet so ein Pferd im Unterhalt genauso viel wie ein normal reitbares. Vielleicht sogar mehr, weil Du in der nächsten Zeit einen Haufen Berittgeld etc. zahlen musst.
Viel Kraft bei dieser Entscheidung....
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