Unsere Geschichte ist jetzt leider schon ein paar Jahre alt und dauert an. Als ich den 5j. Pelz als Verkaufsangebot sah, gefiel er mir sofort und ich dachte noch, prima, dass er noch nicht geritten ist, können wir uns alles zusammen erarbeiten und Araber sind ja sowieso Spätentwickler.
Bei der Besichtigung im Mai hiess es dann, doch, im vorigen Herbst wäre er 4 Wochen bei einer Freundin auf der Anlage zum Anreiten gewesen. 4 Wochen?? Naja, obwohl zu weit entfernt zum hinfahren, wäre ihr wohl doch zu Ihren gekommen, dass zumindest das Versprechen des täglichen Freigangs nicht so wie vereinbart eingehalten wurde...und dann hätte sie ihn zurückgeholt. Aber bei der Arbeit wäre nie im Leben was passiert...Sie selbst hätte aus Zeitgründen nicht mit ihm weiter gearbeitet, dort wäre er 10x mit Reiter ohne Probleme geführt worden. Nun denn...
Wir nahmen ihn tatsächlich mit zu uns in den Offenstall, viel Bewegungsmöglichkeit im Vergleich zu vorher (Box mit Sommer Weidegang, Winter stundenweise Matschpaddock) war also gegeben.
Nachdem er sich etwas eingelebt hatte, wollte ich testen, was er denn zu einer Schabracke auf dem Rücken sagt. Sollte doch kein Thema sein bei 10x Reiter tragen, auch wenn das jetzt bald 3/4 Jahr her war. So eine Reaktion wie die auf die Schabracke auf seinem Rücken habe ich im Leben noch nicht gesehen. Das ganze Pferd wurde locker einen halben Meter kleiner, ging regelrecht in die Knie, alle Muskeln wie bei einer Stahlfeder kurz vorm Abriss angespannt. Aha, und damals war also garantiert nichts passiert...
So habe ich ihn dann nach längerem Suchen und einigen Monaten zu einer einfühlsamen RL mit viel Erfahrung gebracht, die dieses extreme Anspannen und in-sich-zusammenfallen und kleiner werden auch bald bemerkte. Mit Sattel war es schlimmer als ohne, sodass sie ihn - als sie dann nach der Vorarbeit beim Reiten angekommen war - zunächst ohne Sattel mit Voltigurt im Round Pen ritt. Das ging recht gut. Handpferd im Gelände und später Reitpferd im Gelände (mit Sattel) ging dann auch gut. Die Male, die ich ihn geritten auf dem Platz gesehen hatte, lief er nie vorwärts abwärts, sondern in Haltung - das könnten junge Pferde anfangs nicht und würde später kommen. Hm. Ich bin ihn dort unter Anleitung auch selbst geritten, mit zugegeben viel Muffe im Bauch, es ging gut. Als ich dann mitbekam, dass abends um 8 bei Späneeinstreu der letzte Heuhalm aufgefressen war (nächste Portion morgens zwischen 6 und 7) und man sich nicht in der Lage sah, das zu ändern, habe ich ihn zum abgestimmten Zeitpunkt wieder mitgenommen. Er hatte ständig Hunger als ich da war, so kannte ich ihn vorher nicht. Jetzt wusste ich dann auch warum.
Wieder zurück zu Hause ohne Reitplatz und Halle sah es wieder schlecht aus.
Nachdem er einen Oldie vermutlich kaputt spielte (Oldie plötzlich stocklahm), sollte er den Winter in einem Großgruppenoffenstall mit Halle und Arbeitsmöglichkeit verbringen (30 km entfernt), inzwischen stand der Winter vor der Tür.
Tja, und seit dem Tag seiner Ankunft fror es nahezu 3 Monate am Stück - die er dann auch in seiner (allerdings großen) Eingewöhnungsbox mit Paddock verbringen "durfte", da Eingliederung aus Sicht der SB bei gefrorenem Boden zu heikel.
Hier fingen wir dann wieder an, Longe, Spaziergänge, viel GHP-Arbeit, die er ganz toll mitmachte :-). Hier haben wir wieder eine ganze Menge dazugelernt.
Wieder angefangen zu reiten, ohne weiteren Beritt, allerdings mit ganz langen Zügel ("bloß nicht anfassen das empfindliche Pferd") und LG-Zaum. Im Schritt hatte ich den Eindruck, dass er recht entspannt war. Und er ging nicht so extrem in Haltung, wie ich ihn sonst nur unter dem Reiter gesehen hatte. Dann hatten wir unsere erste Unterrichtsstunde. Hui, direkt über Stangen traben (da - vermutlich durch die lange Boxenzeit - ein Problem zu langer Kniebänder bei ihm festgestellt worden war, das lt. TA mit ordentlichem Training behoben werden sollte), er machte es gut (kannte es ja schon lange ohne Reiter).
Leider stellte sich in dieser Unterrichtseinheit auch heraus, dass der von 4(!) Sattlern angesehen und immer wieder angepasste Sattel dem Pferd überhaupt nicht passte und auch nicht passend zu machen war *grrrr, vertrau einem Sattler...*
Eine Woche später Sattelanprobetermin - hier geriet der Pelz beim Proberitt in Panik und ich lag danach 10 Tage im Krankenhaus und hatte 3 Monate Krücken. Und war noch froh, dass nicht noch mehr passiert war. Nur leider hatte in der Zeit keiner mehr ein solches Auge auf ihn wie ich es hatte. In Absprache mit mir wurde er dann in die Gruppe gesteckt, es war kein Frost mehr. Dort hatte er mehrere Unfälle die nicht immer auffielen :-((( Zudem wurde er immer schlechter im Fell, kam wenig ans Futter, obwohl genug Fressständer da waren. Nach knapp 6 Wochen durfte ich endlich wieder Auto fahren (konnte aber noch nicht vollständig ohne Krücken laufen). Er zog sich weitere Verletzungen zu :-( Nie wieder ein Pferd in einen Großgruppenoffenstall. Jetzt war er so verletzt, dass er wieder in die Box musste. Die Pferde wurden angeweidet, er durfte raus, aber nicht rennen. Zum Weidegang wurden allerdings nur alle Tore geöffnet und die Vierbeiner rennen gelassen, niemand sah sich in der Lage, ihn für die Zeit des Rauslassens festzuhalten und dann nachzukommen. Finde ich immer noch sehr traurig. Also habe ich mir einen Tag frei genommen, bin humpelnderweise mit ihm in die Halle bevor es losging (O-Ton der Stallhelferin "den kannst du ja doch nicht halten!" - helfen wollte niemand) - und was war? Natürlich war er aufgeregt und brüllte, aber selbst humpeönderweise hatte ich kein Problem damit, ihn allein in der Halle neben mir stehen zu lassen, während er natürlich mitbekam, dass die Meute draußen lostobte. Nachdem dann alles ruhig war, habe ich ihn humpelnd auf die große Weide geführt - er rannte nicht und steckte die Nase ins Gras. Soviel zu den Unkenrufe der "hilfsbereiten" STallleute. Ich blieb den ganzen Tag am Stall, abends kam mein Freund mit Hänger und wir nahmen ihn wieder mit nach Hause...
Jetzt hatte ich allerdings riesige Muffe vorm Reiten und ohne wirklichen Reitplatz auch keine ordentlichen Möglichkeiten. Ich suchte wieder, fand aber keinen Beritt, bei dem der Pelz auch auf die Wiese gekommen wäre, so wie es wenigstens beim ersten Beritt war. Tja, seitdem suchen wir...
Ich bin bis heute viel mit ihm an der Hand allein ins Gelände gegangen, bis zu 4 Stunden. Er ist (inzwischen ;-)) geländesicher (hatte mit Kühen von Anfang an kein Problem - Esel waren zuerst aber gaaanz unheimlich) und verkehrssicher. Liebt Baustellen (uns ist sogar mal ein fahrender Bagger mit Blinklicht im Wald begegnet, da wurde mir doch etwas anders) und hat keinerlei Probleme mit Planen jedweder Art, Mülltonnen oder was auch immer.
Letztes Jahr fand ich eine Trainerin, die uns die reelle Arbeit an der Longe zeigte :-) Leider ist es inzwischen zu weit für sie (65 km bei nebenberuflicher Tätigkeit ist doch heftig). Weiterhin machen wir TRailarbeit (auf Fingerzeig vorwärts, rückwärts, Halten auf einem 3m langen Brückenbrett oder der Plane, Labyrinth und anderes). Cavalettiarbeit und kleine Sprünge, sowie wir die Möglichkeit haben. Leider darf in der Halle, die vor knapp 2 Jahren in für uns zu Fuß erreichbarer Nähe gebaut wurde, inzwischen nicht mehr longiert werden.
Zwischenzeitlich habe ich ihn auch als Handpferd an unserem Verlaßoldie mitgenommen - es ging sehr gut. Schritt, Trab, leichter Galopp. Allerdings wurde er immer sehr schnell müde und kam im Schritt mit dem flotten 25 (!!) Jahre alten kleinen (!) Traber nicht mehr mit.
Mittlerweile nach regelmäßigem alleinigen Üben kann ich ihn auch allein verladen :-)
Im Sommer fand ich eine langjährige Ausbilderin, die ihn, während er bei uns stehen bleiben konnte, wieder anreiten wollte. Damit keiner auf falsche Ideen kommt, Pelz hatte einen neuen gut angepassten Sommer Sattel bekommen, doppelt gebrochenes Gebiss, kein Reithalfter, keine Fixierung mit irgendwas. 4x ging es gut, wobei der Pelz in der Zeit des Reitens häufig unter sehr sichtbarem Strom stand. Immer "am Band" - aus Sicherheitsgründen. RL wollen ja auch leben. Und ich war immer dabei und habe wirklich nichts unfaires gesehen. Mitunter stand der Pelz kurz vor der Explosion, eine falsche Bewegung (wie sie mir damals bei der Sattelanprobe passiert war), und es wäre vorbei gewesen. Sie ritt bei uns auf dem einen Paddock, das wir im letzten Jahr großenteils mit Paddockplatten befestigt hatten. Leider ist dieser eine Paddock nur 16x20m groß und für längeres Reiten nicht wirklich geeignet.
Für die 5. Einheit gingen wir in eine Halle, die mitbenutzbar war. Dort war allerdings ausnahmsweise die komplette kurze Front offen mit Blick auf die Koppeln und just als wir in der Halle waren, wurden die Pensionspferde rausgelassen und tobten eine halbe Stunde auf der Wiese rum. RL konnte noch absteigen und meinte, wir machen Alternativprogramm. Ich hätte mich mehr wehren sollen...An der Longe ging er durch, tobte durch die Halle, sprang über das Bandentor, blieb mit der Hinterhand hängen, riss sich einiges auf, rannte weiter, fiel vor der Koppel auf den Asphaltweg. Selbst bei dem sofort gerufenen TA giong noch einiges schief (beide mir bekannte TA hatten die Woche Urlaub...es konnte echt nicht wahr sein) und eine Woche später hatte ich den Pelz in der KLinik stehen :-(. Dort verhielt er sich - nahezu 24 h in der Box, nur zur Wundbehandlung rausgeholt - nach den ersten Tagen erstaunlich artig.
Inzwischen ist er wieder zu Hause, ich bin um einige tausend Euro sowie Nerven ärmer (BetriebsHV der RL zahlt nicht) und nun?
Hexle, brauchst du nicht noch ein Pferd? (durchaus ganz ernst gemeint)
Ich kann dem Pelz unterm Sattel nicht die nötige Sicherheit geben, nach meinem schweren Unfall mit ihm erst recht nicht mehr. Mit Reitergewicht bzw. Sattel (und interessanterweise mit Männern im allgemeinen!) scheint er schlechte Erfahrungen gemacht zu haben.
Das Kind ist jetzt immer tiefer in den Brunnen gefallen - was nun tun?
"Weggeben" ohne ihn täglich besuchen zu können ist mir viel zu heikel, dafür ist wirklich genug passiert.
Ich habe auch bereits versucht ihn zu verkaufen, unter vollkommen ehrlicher Schilderung aller Ereignisse (alles andere wäre für alle unfair), vergeblich.
Er ist nicht dominant (dann könnte ICH ihn wohl auch am Boden nicht händeln), sondern unsicher.
Er ist ein jetzt 8j. lebens- und lauffreudiger Araber mit einem sehr guten Reitpferdegebäude, das jedem sofort auffällt, der ihn sieht (insbesondere der sehr gerade, wenn auch entsprechend wenig bemuskelte, Rücken, der von der Form so aussieht, als würde er in reeller Arbeit stehen). Dazu ein sehr schöner Reitpferdehals, gute Beine ohne Fehlstellungen und gute Hufe.
Tierärztlich, osteopatisch und physiotherapeutisch durchgecheckt - insbesondere der Rücken ist in Ordnung, auch das ISG ist in Ordnung (und das obwohl er sich beim Toben im Gras schon mehrmals abgelegt hat).
Zähne werden regelmäßig jährlich gemacht, laut Dentistin hat er sehr gute Zähne (keinen "Knick in der Linse" wie ihn manche Arabs durch die heftige Kopfverformung haben, die er eben nicht hat).
Es hört sich an wie eine ausgelutschte Annoncenphrase, aber zum Rumstehen ist er wirklich zu schade. Ich möchte ja ein lauffreudiges Pferd, ich reite auch viel, gern auch lange im Gelände (Distanzen) und zur Abwechslung gern regelmäßig mit Unterricht im Viereck. Wenn wir beide dieses Kopfproblem nicht hätten könnte es so schön sein.
Mein größtes Problem ist momentan die fehlende Trainingsmöglichkeit - die Anlage in 2km Entfernung darf ich nur ohne RL benutzen und in der Halle weder laufen lassen (also auch kein freispringen) noch longieren, auf dem Außenplatz übrigens auch nicht, hahaha...in 5km Entfernung darf ich eine Halle auch mit fremdem/eigenen RL benutzen, die ist aber abends voll und ich bin Vollzeit berufstätig (leider 10-12 h/Tag). Früh morgens vor der Arbeit schaffe ich es da nicht hin.
Was würdet ihr machen?
Wie kommen wir noch zusammen?
Das Pferd ist keinesfalls "falsch", hat aber inzwischen reichlich unglückliche Erfahrungen gemacht und ist definitiv eins, das recht schnell unter kompletter Hochspannung steht (beim Schützenfestumzug letztes Jahr in Sichtweite an der Koppel vorbei ist er unübertrieben eine ganze Stunde auf der Koppel panisch rumgerannt während die anderen Pferde gefressen haben...dieses Jahr war ich dann eben in der Zeit 2,5 Std. mit ihm spazieren...wirklich Spaß macht das gane aber nur noch begrenzt, es kostet viel Zeit, Geld und Nerven und ich habe keinen "nach 8Std. Griffel-Wegwerf-Job, das kommt erschwerend hinzu").