Autor Thema: Training für Distanzpferde?  (Gelesen 38693 mal)

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Offline Sepia7

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Re: Training für Distanzpferde?
« Antwort #15 am: 24.03.06, 15:31 »
Mach Dir da keinen Kopf drum, Dein Reitpensum is schon ganz ordentlich ;-) - Begieb Dich lieber nicht auf den unsicheren "Pfad" des Übertrainings, das geschieht einem als Einsteiger immer ganz schnell, aber man stresst sich damit nur unnötig. Die meisten EFR sind mit Tempo 6 ausgeschrieben (heißt 6min pro km, also 10km/h), da kann mans schon relativ gemütlich für angehen lassen (überwiegend traben, bissl schritt und ab und zu evtl. auch mal galopp zum aufwärmen und dann liegen die meisten Pferde schon locker in der Zeit) und in der Wertung bleibt man meist auch noch mit T8 oder mehr - dann gibts zwar Zeit"Straf"punkte, aber die Plazierung muss einen am anfang ja eh nicht interessieren ;-)

Mir haben folgende "Richtwerte" beim Training sehr geholfen (bezieht sich auch in erster Linie für den Einstieg ins Distanzreiten, Training für MDR und LDR schaut da schon wieder ganz anders aus):

Einmal ist es möglich zu gucken, wieviel km man pro Woche reitet, dieser Wert sollte dann ungefähr der Streckenlänge entsprechen, die man anstrebt zu reiten = wenn ich 30km starten möchte, dann reichen 30km pro Woche bei den meisten Pferden locker aus; kann logischerweise auch ruhig mal mehr und mal weniger sein - nur viel mehr wäre dann schon zu überdenken...

Außerdem sollte ein Pferd auch schon mal so lange, wie die angestrebte Reitzeit sein wird Equipment und Reiter getragen haben = wenn ich 30km in T6, also ca. 3h gehen möchte, dann sollte ich vorher auch schonmal mit meinem Pferd solange unterwegs gewesen sein. Ist allein schon sinnvoll um nicht auf einem Ritt von Ausrüstungs-Pannen überrascht zu werden!

[Sollte ich hier etwas grob falsches erzählen, dann bitte sagts mir!!!]

Ich trainiere meine 11 jährige WB-Stute zur Zeit auf einen 27km Ritt im April. Dazu reite ich sie ca. 3-4mal die Woche: 1x inner Reitstunde, 1x am  WoE nen längeren Ausritt (so um die 20km) ziemlich gemütlich (ca. bis zu 3h Reitzeit) und 1-2 mal während der Woche so zwischen 5 und 10km etwas flotter (heißt bei uns max. T6 im Durchschnitt!). Die Tage dazwischen hat sie entweder Ruhetag, oder wir gehen spazieren (für die Seele und die Erziehung *g*), Longieren gehört mindestens 1x die Woche in unseren Plan und Zirkuslektionen, Stangenarbeit/Freispringen und Fahren vom Boden aus lockern die ganze Sache zwischenzeitlich auch noch was auf und bringen Abwechslung (mei Madame wird schnell gnaddelig, wenns training net abwechslungsreich gestaltet wird ...). Damit wird sie dann im April wohl hoffentlich locker fit sein um den Ritt in ca. T6 oder notfalls auch langsamer (muss gucken, wie es bis dahin bei ihr mit dem Fellwechsel ausschaut...) zu bestreiten.
Wenn Menschen denken, das Pferde nicht fühlen, müssen Pferde fühlen, dass Menschen nicht denken...

Offline Orie

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Re: Training für Distanzpferde?
« Antwort #16 am: 27.03.06, 09:30 »
Vielen Dank schonmal für Eure Antworten!
Euer Tonus im allgemeinen gibt ja schonmal ein recht grünes Licht!  ;)

@Skyhopper: Wo gibt es Distanzseminare?
Ich denke, gleich losstarten können wir wohl noch nciht, da da unsere Trabkondition noch nicht ganz ausreicht. Hörte sich gestern bei dem aprupten schönen Wetter und fast 20°C (=Wetterumschwung!) doch noch sehr nach alter Dampflok an, aber ok, mit Winterfell und so plötzlichem Temperaturanstieg sind wohl die Meisten etwas geschlaucht...   ;)
dennoch war ich recht zufrieden   8) 
Wie macht ihr das da mit dem Pulsmessen? Steigt ihr dazu immer ab? Oder gibt es eine stelle zum Messen, die vom Sattel aus auch sehr gut zu erreichen ist?

@Ulifjord: Gerne gucke ich da mal vorbei!  ;D Wo bekommt man denn eigentlich Termine für Distanzritte her?
Und: bei "normalen" Tunieren, die von der FN aus gehen, braucht man ja immer so ein "Starterheft" oder wie das heißt. Braucht man das für Distanzritte auch?  Oder irgendwas ähnliches?

@Sepia: Ja, vor dem "zu schnell zu viel" habe ich auch ein wenig muffe. Allerdings bin ich jetzt eigentlich bei beiden seit Anfang/ Mitte Januar sehr ordentlich dabei, also auch schon gut 2 Monate  (Leider mußte ich bei dem Stütle ganz bei Null anfangen, da sie im Oktober letzten Jahres eine Kolik-OP hatte und von daher wirklich von ganz unten rauf wieder langsam konditioniert werden mußte bzw. muß). 
Aber noch einen Monat mit dem Pensum, das wir gerade haben dürfte hoffentlich nciht zuviel sein...  ;)

Was sind das für T-Zonen? T6= 3 Stunden, also wäre T12 dann gleich 6 Stunden usw.? Oder Wie wird das klassifiziert, T eher als Durchschnittsgeschwindigkeit?

Wie meßt ihr, wieviel km ihr geritten seid? Auf Schätzungen kann man sich ja nicht immer so verlassen, da vertut man sich leicht. Fahrt ihr eine gewisse Trainingsstrecke ab?
Finden Distanzritte viel auf Teerwegen statt?
WIrd bei Distanzritten auch immer mal wieder abgestiegen und nebenhergejoggt oder gehört das dann eher zu "Ride & Tie"?
Wieviele "Kontrollstationen" in welchen ca. Abständen gibts bei einem EFR?

Vielen Dank schonmal für Eure Hilfe,

Heike



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Offline Waddington

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Re: Training für Distanzpferde?
« Antwort #17 am: 27.03.06, 11:31 »
Heike, das Tempo wird über die T-Zeiten definiert. T6 = für 1km 6 Minuten, also 10km/ Stunde. T8 = für einen Km 8 Minuten, also 7,5 km/Stunde.


Offline Lillebror

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Re: Training für Distanzpferde?
« Antwort #18 am: 27.03.06, 11:45 »
Die Streckenlänge kann man gut auf einer topografischen Karte (TK) ermitteln, am Besten gehen die Maßstäbe 1:25000 und 1:50000.

Distanzritte finden meines Wissens eher nicht auf Teerwegen statt. Je nach Geläuf können sogar Barhufpferde mitgehen. Info dazu gibt es normalerweise in der Ausschreibung oder man kann beim Veranstalter nachfragen.
Wären wir unendlich, so wandelte sich alles.
Da wir aber endlich sind, bleibt vieles beim Alten.
B. Brecht

Offline samuraij

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Re: Training für Distanzpferde?
« Antwort #19 am: 27.03.06, 12:00 »
Und zu deinen anderen Fragen:

Auf der VDD (Verein Deutscher Distanzreiter)-Seite www.vdd-aktuell.de sind eigentlich alle Ritte gelistet. Einen Einblick bekommst du auch, wenn du mal nen Distanzreiter als Trosser begleitest (also während des Rittes mit dem Auto Wasser, Ausrüstung, Decke, Essen etc. zu den Kontroll- und Verpflegungspunkten fährst). Wenn man sich mit dem Reiter gut versteht, kann man dann immer im Wechsel selbst reiten und trossen (ging bei mir einige Jahre super mit einer Reiterin, die auf längeren Distanzen gestartet ist – da hab ich sie getrosst. Und bei meinen kürzeren Distanzen hat sie mich getrosst.)

Die Strecke messen kann man grob über nen Routenplaner im Internet (also Strecken zwischen 2 Ortschaften messen lassen und dann versuchen, parallel zur Straße zu reiten – kommt in etwa auf die gleiche Strecke raus) oder mit „Faden-legen“ auf ner Wanderkarte (Faden an der gerittenen Strecke entlanglegen, Länge messen und mit dem Maßstab der Karte multiplizieren). Manche Wanderführer oder Wanderweg-Schilder im Wald schreiben auch Streckenlängen zu ihren Wegen dazu – wenn man auf diesen dann auch noch reiten darf (in Bayern gibt’s das z.T.) hat man ne ziemlich genaue Streckenlänge.
Ich bin bisher noch keine einzige Trainingsstrecke abgefahren, aber das ist natürlich auch ne Möglichkeit.
Ich habe nie auf ne bestimmte Streckenlänge trainiert, sondern bin immer viel und flott ausgeritten, hab geguckt, dass ich soviel trabe wie möglich und mein Pferd dabei ein gleichmäßiges und fleißiges Tempo geht, habe ein paar Steigungen mit eingebaut und dann die Ritte einfach immer länger gemacht (von der Zeit her – damit verlängert sich ja automatisch auch die Strecke). Wenn ich dann an nem WoE mal 3-4 Stunden viel flott getrabt bin, ist das schon so in etwa die Leistung wie auf nem EFR.

Distanzritte finden wenn möglich natürlich nicht auf Teerwegen statt (in den Ausschreibungen ist auch immer die Kilometerzahl von geteerter Strecke, geschotterter Strecke und Wiesenstrecke angegeben) – aber manchmal lässt es sich halt nicht ganz vermeiden. Also du kannst davon ausgehen, dass jeder Veranstalter die beste Strecke aussucht, aber man muss halt mal ein Stück ne Straße entlang oder durch ein Stück geteerten Forstweg um zum nächsten Waldweg zu kommen. Wenn die Pferde das auf-Schotter-traben gewohnt sind, macht ihnen in der Regel ein Stückchen Teer auch nix aus – wichtig ist nur, dass sie mit den Hufeisen darauf nicht rutschen (ich hab meinem dafür Vidia-Nägel in die Hufeisen machen lassen).

Es ist absolut dir überlassen, was du während des Rittes machst – du könntest ihn auch ganz führen. Auf der einen bayerischen Meisterschaft, wo ich getrosst habe, ist meine Freundin kilometerlang nebenhergelaufen, weil sie merkte, dass ihrem Pferd die Kräfte schwinden. Und vor einer Tierarztkontrolle ist führen auch nicht schlecht, da kann das Pferd dann schonmal etwas durchatmen und sich entspannen – und zum Vortraben muss man ja eh absteigen.

Auf nem EFR gibt’s glaub ich 1-2 Kontrollen auf der Strecke (also wo danach gleich weitergeritten wird) und eine vorgeschriebene Pause, wo auch kontrolliert wird.

Ich hab übrigens nen Bericht zum Distanzreiten geschrieben auf www.russlands-pferde.de unter Artikel.

LG
Ines
« Letzte Änderung: 27.03.06, 21:21 von samuraij »
Wer glaubt, gut zu sein, hat aufgehört, besser zu werden.

Offline carenzia1231

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Re: Training für Distanzpferde?
« Antwort #20 am: 11.08.11, 15:33 »
Hallo. ;)
Also ich würde auch gerne Distanzreiten, und trainiere schon fleißig die Ausdauer von mir und meiner Stute. :D
Allerdings ist sie erst 4, deswegen mache ich noch keine großen Runden, und schnell sind wir auch nicht. :D
Ich jogge ab und zu mal mit ihr aber länger als 20 min. halte ich nicht durch. :D
Meine Stute läuft zur Zeit viel in der Halle und auf dem Platz, weil ich es noch zu früh finde um mit dem Training anzufangen.
Jetzt ist erstmal Dressur, Bodenarbeit und ein bisschen springen angesagt. :D
ich geh auch ganz oft mit ihr schwimmen, das liebt sie total. :D
Stimmt es eigentlich, das schwimmen die Kondition besser fördert als reiten ? Hab ich nämlich mal gehört, ich persönlich finde es auch gut grade für ein junges Pferd weil schwimmen die Knochen nicht so beansprucht. :)
meine Stute hat keine Eisen weil sie eigentlich sehr gut Hufe hat und mir immer gesagt wurde das eisen die Hufe weich machen und wenn ich einmal welche drauf habe, kann man die nicht einfach wieder weglassen, und da wollte ich fragen ob es stimmt das man auf manchen Distanzritten nur mit eisen starten darf, und wenn ja - sind Hufschuhe dann eine Lösung ?

Offline Kiowa

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Re: Training für Distanzpferde?
« Antwort #21 am: 11.08.11, 15:38 »
Du darfst auf Distanzritten auch ohne Hufschutz oder mit Schuhen starten. Ausnahme: der Veranstalter schreibt in der Ausschreibung einen Hufschutz vor. Oft wird Hufschutz empfohlen, damit die Teilnehmer sich nicht hinterher beim Veranstalter beschweren, so lange es nicht für diesen einen Ritt vorgeschrieben ist, kannst Du machen, was Du willst.

Zur Vorbereitung: http://www.vdd-aktuell.de/667-0-wissenswertes.html
oder das Buch Conny Koller, Abenteuer Distanzreiten (gibt es nur noch gebraucht, lohnt sich aber auf jeden Fall).
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Offline Jolly

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Re: Training für Distanzpferde?
« Antwort #22 am: 11.08.11, 15:42 »
Es gibt Ritte auf denen Hufschutz vorgeschrieben ist, das steht in der Ausschreibung. Ob Beschlag oder Schuhe ist Dir freigestellt.

Das Training eines Distanzpferdes umfasst viel mehr, als nur die Kondition. Daher lässt sich Deine Frage nicht so einfach beantworten. Herz-Kreislauf wird durch das schwimmen sicherlich besser. Aber ob dadurch die richtigen Muskeln und die Knochen, Sehnen und Bänder aussreichen trainiert werden, ist zumindest fraglich.
Training heißt, dass man die leistungsbegrenzenden Faktoren ausschalten bzw. verbessern muss. Diese leistungsbegrenzenden Faktoren sind aber sehr vielfältig, Beschlag, Sattel, Rittigkeit, Hufe, Reiter, Knochen, Sehnen, Bänder um nur ein paar zu nennen... das Herz-Kreislaufsystem ist recht leicht zu trainieren, daher ist es in den seltensten Fällen der leistungsbegrenzende Faktor ...

Offline terra

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Re: Training für Distanzpferde?
« Antwort #23 am: 12.08.11, 10:26 »
Durch das Schwimmen werden Knochen und Gelenke nicht trainiert ....
Langsames Joggen/Radfahren auch auf harten -aber ebenen- Böden z.B. der guten alten Teerstrasse bringt recht viel und du sammelst Erfahrungen, wie es um die Hufsubstanz wirklich bestellt ist.

Meine Bestie ist jetzt seit 10 Jahren vorne wegen einer Fehlstellung beschlagen - die hat immer noch Horn, das den Schmied zum Schwitzen bringt  :D

Offline EnJayE

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Re: Training für Distanzpferde?
« Antwort #24 am: 07.11.11, 10:01 »
Was man beim Training auch nie unterschätzen darf sind unterschiedliche Bodenverhältnisse!

Wir haben hier bei uns z.B. nur harte Schotterwege - sämzliche Ritte der Arabians Trophy hier in der Gegend finden allerdings in tiefen Sandböden statt - da ist es sehr wichtig, auch viel auf tiefen Böden zu trainieren da dieser tiefe Boden nicht nur unheimlich anstrengend ist, sondern auch Sehnen und Bänder massiv belastet.
Gleichzeitig bzw. vorangegangen müssen die Sehnen natürlich auch entsprechend aufgebaut werden um solchen Trainingseinheiten stand zu halten (harte Böden in langsamem Tempo (je nach Grundtempo bei uns wäre das bei Grundtempo 4 dann ca T6 aus Asphalttraining)).

Nicht zu selten bekomme ich aufgrund dieser Tatsache Sehnen- und Bänderschäden bei Teilnehmern aus "Festboden-Regionen" mit!

Meine Stute hat auch gerade wegen eines Fesselträgerschadens (während eines Rittes entstanden) eine Saison pausiert obwohl sie auch in Sandböden trainiert wurde. Das geht schneller als man denkt...


An sonsten kann ich nur sagen, dass meine Pferde ALLE Barhuf laufen und auch die Distanzen stellenweise ohne Hufschuhe mitgehen - das ist natürlich von Pferd zu Pferd bzw. Hufqualität abhängig.
Liebe Grüße
Nadja

Avatar: Loonatic Grace *05 v. Landwind II / Metternich x Argentinus