Autor Thema: Beschädigungskampf zwischen Stuten?  (Gelesen 7084 mal)

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Offline KaijsaTopic starter

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Beschädigungskampf zwischen Stuten?
« am: 03.03.12, 18:17 »
Heute morgen rief mich Miteinstellerin K. an, die in unserer Haltergemeinschaft diesen Samstag den Morgendienst hatte.
Cookie (eine Trakehner-Mixstute, 12) und Linda ( 22jährige Haffistute), haben sich massiv geschlagen.

Ich habe es selbst schon beobachtet, dass mien Wallach Hannibal  als Herdenchef und bester Freund der Haffistute Linda dazwischengeht, wenn Linda von Sheri (eine andere Haffistute mit EXTREM geringer Toleranz, was ihre Privatspähre angeht)beim Fressen angegiftet wird oder die beiden anfangen, nacheinander auszuschlagen.

Ich weiß nicht, wo Hannibal heute war, als es passiert ist, jedenfalls hat er Linda heute nicht geholfen.
Die beiden Stuten haben Hinterhand an Hinterhand gestanden und sich wild geschlagen, K. hat es NICHT geschafft, sie auseinanderzutreiben!! Dann hat Linda sich- K. zufolge, die sich mit Pferden gut auskennt(gibt selber Kurse in Zirkuslektionen, hat in Österreich auch kleiner Showauftritte gemacht, Tierheilmasseurin)- mit der Hinterhand auf den Boden gesetzt, um die Beine zu schützen und kurz darauf auch Vorne- sie hat sich also während der Schlägerei hingeschmissen- bloß Cookie hat wohl nicht aufgehört, zuzuschlagen. Dann allerdings konnte K. sie doch auseinander bekommen. Die beiden sind nicht verletzt, aber es gibt uns Rätsel auf, was das ausgelöst haben kann. Beide Stuten stehen seit über 4 Jahren zusammen, haben sich auch nach Urlaub oder Kurs-Abwesenheiten nie etwas getan, Cookie ist mit eines unser sozialsten Pferde, eigentlich immer freundlich- aber die ranghöchste Stute. Linda ist eigentlich mittelrangig, versteckt sich aber eben meist bei  Chef Hannibal, und darum passiert ihr nichts bzw. sie geht dadurch Konflikten aus dem Weg. Sie gilt nicht als aggressiv bei uns, nur als etwas penetrant- wenn Hannibal giftet, heißt es noch lange nicht, dass sie aus dem Weg geht, er muss sie immer mit angelegten Ohren leicht gnappsen, wenn er sie weghaben will oder mit der Brust wegschieben-Linda ist seine beste Freundin, kein anderes Pferd verhält sich ihm gegenüber so, alle anderen gehen sehr schnell zur Seite, wenn er böse den Kopf schwenkt.

Neulich habe ich gesehen, wie Cookie beim Strohfressen den kleinen Reitponywallach Diamantino weggebissen hat- der ist erstens nicht sooo schlau und zweitens mag er die PVC-Vorhänge vor unseren Stalleingängen nicht. Als sie also nach ihm geschnappt hat, ist er erst hin- und hergehopst, um zu entscheiden, wohin er flüchten soll(wirklich durch den Vorhang..??). Cookie hatte in der Zwischenzeit schon seinen Mähnenkamm im geöffneten Maul, aht aber nicht zugebissen, sondern quasi das geöffnete Maul auf den Mähnenkamm gepresst, um ihm zu zeigen, dass ihn nur noch Sekundenbruchteile vom Zubeissen trennen...

Die Schlägerei zwischen Linda und Cookie war aber bereits NACH dem Fressen- es gibt uns wirklich Rätsel auf. Rangordnungsstreitigkeit? Aber warum hörte Cookie nicht auf, als Linda schon am Boden lag? Bei Hengsten ist klar, da steckt bei so massiven Kämpfen Tötungsabsicht dahinter, Durchsetzung des eigenen genetischen Materials, Eroberung eines Harems- aber die Ringen sich ja von vorne zu Boden/Beissen in die Karpalgelenke, Steigen und Niederdrücken und stützen sich dann mit den Vorderbeinen auf dem Gegner ab- und diesem Bechädigungskampf geht ja immer Kommentkampf voraus. Aber Beschädigungskampf zwischen Stuten?
Sollte es nicht bei Stuten, die sich so gut kennen und auch sonst nach 2wöchigen Abwesenheiten NIE Stress miteinander hatten, sich auch gegenseitig schon gekrault haben irgendein "jetzt ist genug" Verhalten geben? Welchen Anlass hätte- allgemein Verhaltenstechnisch eine Stute haben, eine andere Stute auszuschalten? Der Kampf an sich- mit den Hinterbeinen ausgetragen, war ja schon Stutentypisch, aber bis zum Hinwerfen? Hinwerfen als Taktik habe ich sowieso noch nie beim "Hinterhandkampf" gehört....

Also, wer hat Verhaltenserklärungen, ähnlcihe Erlebnisse oder kann mir Dissertationen o.ä nennen, in denen solch ein Verhalten beschrieben wird?
Sehr merkwürdig das ganze.
Man lernt nie aus....

geolina

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Re: Beschädigungskampf zwischen Stuten?
« Antwort #1 am: 04.03.12, 09:31 »
hallo,

es kann auch eine: jetzt ist es genug situation gewesen sein.

meine anni hat mal einen wallach so zusammengetreten (auch umgedreht und einfach mit der hh immer wieder wie irre drauf - ich hab es gesehen, sah wirklich aus, als wenn ihr ne sicherung total durchbrannte und sie den umbringen wollte :-X), dass er auch der herde genommen werden musste, als sie in der fohlenaufzucht war. der galt eigentlich als unterwürfig und kam auch nur zu den 2jährigen stuten, weil er für die hengstchen als zu wenig durchsetzungefähig galt. er hat dann aber schon gemerkt, dass er den minimädels körperlich einfach total überlegen war als 14jähriger noch im training stehender kerl und sich dann als chef aufgespielt. allerdings als schlechter, ziemlich zickig und sehr schnell sehr grantig und immer gleich körperlich. irgendwann hat er wohl meine etwas zu sehr gemaßregelt. die kleene hat ihn zwar nicht schwer verletzt, aber er musste dann immer so weit wie möglich von allen anderen wegstehen und das obwohl meine noch nicht mal die leitstute war, sie war numero 3 (eine freundin der chefin stand noch über ihr).

hat mich ja extrem schockiert, ich dachte schon, was ich da für ne total gestörte furie habe!!! hat sich aber nie wieder wiederholt, bei allen anderen auseinandersetzungen war sie zwar immer sehr ranghoch, aber nie wieder aggressiv, dieses einfach zusammenschlagen hat sie tatsächlich nie wiederholt. ob sich das auch gegeben hätte, wenn der geblieben wäre, ich fürchte nein, die woche, die er noch da war, war sie weiterhin hochaggressiv ihm gegenüber, nur hat er nicht mehr probiert sich wirklich zu nähern.

muss man nun eben beobachten wie es bei euch weitergeht.

alex

Offline Monnef0805

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Re: Beschädigungskampf zwischen Stuten?
« Antwort #2 am: 05.03.12, 11:28 »
Es hört sich für mich ein bißchen danach an, wie geolina auch schon meinte, dass einfach genug gewesen ist.
Vielleicht hat, auch wenn es sich hart anhört, Cookie die "gunst der Stunde" genutzt um Linda zu zeigen wo es lang geht. Wenn sie sich sonst immer Hannibal versteckt.

Wir hatten letztes Jahr einen Einsteller bei uns. Eigentlich rangniedrig aber so was von nervig und uneinsichtig. Der meines Freundes muss den dermaßen zusammen getreten haben das ihm wohl nur noch der Weg durch den Zaun blieb. Er ist dem meines Freundes zwar aus dem Weg gegangen, oder hat sich hinter dem versteckt der noch unter im stand, aber er hat sich nicht wirlich unter geordnet.
Auch wenn Pferde vielleicht nicht soweit denken aber vielleicht war es einfach so das Cookie eine Warnung gegeben hat, die für uns nicht immer ersichtlich sein muss, Linda hat nicht reagiert und das hat das Fass zum überlauf gebracht.

Offline zaino

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Re: Beschädigungskampf zwischen Stuten?
« Antwort #3 am: 05.03.12, 13:14 »
Scheint furchtbar, aber Pferde haben genau wie Rehe z. B. keine Unterlegenheitsgebärden, nur die Fohlen und Jungspunde, die noch "Mäulchen" machen, haben diese Art Welpenschutz. Der Rest muss abhauen und der Sieger jagt ihm dann auch nicht lange nach, wäre ja nicht arterhaltend, eine sinnlose Hetzerei.
ABER: Trotz 2000? 3000? Xtausend Jahren Domestikation sind im genetischen Programm eines Pferdehirns keine Zäune, Mauern, Wände, Ecken vorgesehen. Wenn also Alpha total angep*** ist aus welchen Gründen auch immer, und Beta sieht das zwar ein, will auch weg, stösst aber auf besagte Zäune, Mauern Wände oder rutscht aus und geht zu Boden (auch schon erlebt ineinem versifften Offenstall ...  :-X) haut Alpha eben weiter und weiter und weiter drauf. Da ist kein Schalter mehr im Hirn, der da sagt, hör auf, er ergibt sich ja. Und es entsteht eine Situation, die so GAR nicht arterhaltend ist.
Gleiches Prinzip: warum forkelt ein Rehbock einen anderen tot, der längst aufgegeben hat, aber blöderweise mit dem Geweih in einem Schonungszaun hängengeblieben ist?
Wölfe und Hunde haben die Demutsgebärde, mit Kehle zeigen, Pferde sind eben echte Fluchttiere und hätte haben nur die Flucht.
Also ist jetzt meine Theorie. Unser Bild vom lieben treuen gutmütigen Pferd kommt da ganz schön ins Wackeln, aber sie können nichts dafür, das ist ein man made desaster...
« Letzte Änderung: 05.03.12, 19:01 von zaino »

geolina

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Re: Beschädigungskampf zwischen Stuten?
« Antwort #4 am: 06.03.12, 05:47 »
hallo,

dieses prinzip kann ich bei anni ausschließen, das war auf einer riesensommerkoppel - mit wald, bachlauf usw. war auch keine verfolgung vorher und der andere kam nicht weg. im gegenteil, eher wirklich so ein totales explodieren und durchticken - auch für den wallach kam der extrem überraschend, der hatte gar nicht an flucht gedacht, weil einen angriff und noch dazu so einen massiven gar nicht befürchtet, der fühlte sich ja stark bei den kleenen.

wobei du natürlich schon recht hast, zu kleine weiden, matschige untergründe sind durchaus ein problem, die auch mal dazu führen können, dass ein kleiner fight plötzlich unerwartet hochkocht, weil sich das unterlegene pferd nicht zurückziehen kann.

alex

Offline zaino

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Re: Beschädigungskampf zwischen Stuten?
« Antwort #5 am: 06.03.12, 10:53 »
geo, ich war ja nicht dabei, und wenns so hochkocht und der andere erstmal gar nicht rafft, dass er weg SOLLTE... kann das schon mal massiv werden.

Stuten können übrigens sehr SEHR böse werden, wenn ihnen was nicht passt, und ich hab auch schon solche Kämpfe zwischen Stuten gesehen, da ging auch eine auf die Bretter und schrie vor Angst, und die andere trampelte quasi schon drauf herum. Das geschlecht ist da unerheblich.

Habs ja schon mal erzählt, auch auf Riesenwinterkoppel, ohne Damen, ohne Nix, über 1 HA, viel überständiges Gras zum Mümmeln, hab ich mal meinen Russen und seinen Sommer-Isi-Koppelkumpel nichtsahnend zusammengestellt, also meinen halt dazu. Waren ja Kumpels eben und eh immer zusammen. Die fingen auch gleich lebhaft zu spielen an, war ja Platz genug! Minuten später hörte ich (beim Aufräumen meiner Sattel-Ecke) ein sauriermässiges Gebrüll von der Koppel, da hatte der Zwerg meinen am Ohr erwischt und liess nimmer los. Meiner brüllte vor Wut und schmerz, traute sich aber nichts machen, weil beweg dich mal mit geschätzten 250-300 kg Isi FEST am Ohr hängend! Ich rannte nun meinerseits brüllend auf die Koppel, worauf das Isi-Monster tatsächlich losliess. Nochmal 3 min später standen beide am Telegrafenmasten und bearbeiteten sich wie die Berserker mit den Hinterhufen! Meiner "setzte" sich dann quasi aufgrund seiner Größe fast AUF den Isi-Hintern so dass der nimmer gescheit durchziehen konnte. Auf meine Annäherung hin preschten sie wieder wutentbrannt hintereinander her über die Wiese. Daraufhin hab ich mein schwitzendes triefendes keuchendes Pferd erstmal angelockt (er kam mir mit "gutdassdukommst-Haltung" entgegen) - und von dieser Koppel geholt, langsam beruhigt u. per Abschwitzdecke betüddelt. Der boden war extrem tief und kein Ende des Fights in Aussicht. Keine Lust zu warten, wer da gewonnen hätte und wer übergeblieben wäre...  :o
Ich frag mich bis heute, was die 2 so dermassen erzürnt und gegeneinander aufgebracht hatte. Und dieses bulldoggenartige Am-Ohrhängen... rätselhaft. Die Geräusche, die beide damals von sich gaben, waren auch eher von der Art, die ich nie mehr hören möchte.
Manchmal ist einfach Antipathie im Spiel und man steckt nicht drin. In der Natur würden sie es halt ausfechten und einer würde dann vermutlich, wenns gar nimmer geht, zu einer ganz anderen Pferdegruppe wechseln. Nur - wer hat schon den Nerv, das abzuwarten.
Ist nur erstaunlich, unsere so friedlichen Viecher in so einem Zorn zu erleben. Da heisst es doch immer, Tiere täten keine solchen Emotionen kennen...
« Letzte Änderung: 06.03.12, 12:45 von zaino »