Hallo an alle,
danke für all die antworten und das damit gezeigte Interesse.
Die Möglichkeit, dass ich mir hier mal so alles von der Seele schreiben durfte hat mir geholfen meine Entscheidung zu finden.
Ich werde ihn abgeben - es ist mir schlicht und einfach zu gefährlich ihn weiterzureiten.
Er wird es wieder tun und er wird heftiger werden.
Ich kenne ihn seit 7Jahren und er zeigte in der Vergangenheit bei allen Problemen, die ich mit ihm hatte immer die gleiche Vorgehensweise:
Kann er einen beeindrucken, dann steigert er Frequenz und Heftigkeit von dem was er tut. Bei dem was er jetzt angefangen hat ist das schlichtweg lebensgefährlich.
Das hat er früher am Boden auch gemacht. Als er mitbekam, er schüchtert mich mit Halfter/Strick zerreissen ein, dann hat er das bei fast jedem Putzen/Anbinden gemacht. Anfangs war ich von diesem Anblick so fertig, dass ich ihn in seine Box gestellt habe und an diesem Tag gar nichts mehr mit ihm machte.
Dann kam irgendwann der Tag als ich danebenstehenblieb - ohne Angst. Habe ich aber schon in einem meiner vorherigen Beiträge unter diesem Thema geschrieben.
Ach übrigens: genau das mit dem Halfter zerreissen hat er bei unserer ersten Begegnung nach meinem Abflug (zwei Tage später) gleich wieder gemacht.
Und auch wenn mir es keiner glaubt - aber er guckte mich kurz zuvor genauso an, wie in der Zeit, als ich bei solchen Gelegenheiten in Deckung "geflohen" bin
. Ich bin nebenihm stehen geblieben, habe ihm ein "Steh" an den Kopf gebrüllt und danach samt kaputtem Halfter um den Hals eingesammelt, ein neues geholt, angezogen und weitergemacht.
Da war dann gut - auf einmal konnte er wieder stehen,brav sein und sich ohne Getöse fertig putzen lassen.
Geritten habe ich ihn nicht - hatte es aber auch gar nicht vor und werde es auch nicht mehr tun.
Ich komme, was Angst angeht von ganz unten. Habe mich in den letzten 5 Jahren so weit rausgearbeitet (vor allem dank meines RL, der es mit großem Einfühlungsvermögen verstand mich nie zu überfordern aber trotz allem doch zu fordern - soviel an seine Kritiker
) und jetzt beginnt/begann das eigentliche Lernen.
Habe wirklich Fortschritte gemacht. Spüre jetzt viel mehr, als jemals zuvor, konnte meinen Sitz erheblich verbessern (das Buckeln ausgenommen) und, so ziemlich alles, was mein RL an Korrekturen während des Unterrichts anmerkt sofort und - fast immer - mit dem gewünschten Ergebnis, umsetzen.
Konnte das, für mich fremde Pferd, meiner Tochter im Gelände reiten, kam mit allem zurecht und hatte keine Angst, höchstens ein Unbehagen, wenn es unklare Situationen gab.
Wohlgemerkt - ich habe dieses Pferd nur 1 oder 2x geritten und das in der Halle. Dieses Pferd, das mich eigentlich gar nicht kennt und das ich nicht kenne, hat auf MEINE Hilfen, reagiert und genau das getan, was ich wollte und beabsichtigte.
Für mich ganz klar - ich habe was gelernt, kann das auch umsetzen, bin zu 80% oder mehr aus meiner Angst raus und bin dadurch jetzt endlich in der Lage (richtig) reiten zu lernen.
Ich werde mich von meinem (bald EX-) Pferd nicht mehr in die Angst hineinschiessen lassen und dabei auch noch riskieren, dass ich ins Krankenhaus und von da womöglich in den Rollstuhl komme
.
Liebe Kerstin, die Antworten,was ich beim Reiten suche, hast du (teilweise) mit in deinem Beitrag:
- Ich sehe mich im Wald, im gemütlichen Schritt die Natur geniessen und die Seele baumeln lassen.
- Ich sehe mich auf der Weide stehen und mein Pferd kommt zu mir.
- Ich sehe mich reiterlich weiterkommen (ohne Quantensprünge), mich entwickeln und ein, zu mir passendes Pferd am Boden und im Sattel vertrauensvoll führen.
Ich habe keine Ehrgeiz, was Turniere angeht. ich muss mich mit keinem anderen messen. Aber was ich mache, will ich richtig machen und will mich dabei auch soweit verbessern, wie es mir möglich ist.
Meinem Pferd wünsche ich den richtigen Menschen und den richtigen Reiter, der ihm von Anfang an ohne Angst begegnet und in ihrer Beziehung von Anfang an der ist, der das Sagen hat. Dann wird er ihn akzeptieren. Einen Reiter, der seinen "good will" nicht braucht und bei dem er von Anfang an das sein darf, was er nun mal ist - ein Pferd
.
Liebe Grüße an Euch alle
Christine