Autor Thema: Wann ist das Ende erreicht?  (Gelesen 96688 mal)

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Offline Aleike

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Re: Wann ist das Ende erreicht?
« Antwort #15 am: 06.12.11, 22:46 »
Trotzdem hat sie schon recht.

Und wenn das Pferd eine gute Abstammung und "Potential" hat und für einen sehr guten Reiter gut händelbar ist, hat er doch auch alle Chancen auf einen guten neuen Platz.

Christine, nach dem, was du jetzt alles geschrieben hast, liegt vielleicht das Problem tatsächlich einfach "nur" darin, dass du zwar jetzt versuchst, ihn zu führen, aber reiterlich nicht genügend Stärke und Sicherheit hast, und er darum deine Versuche krumm nimmt.
Und ehrlich, mit einem Pferd, dass mich nur als Passagier wahrnimmt, und dass ich im Zweifel auch abgestiegen nicht sicher führen kann, würde ich mich auch nicht raustrauen.

Was ist das aber für eine Reiterei, wo man in der Halle Angst haben muss, abgebuckelt zu werden, nicht ausreiten kann etc.? Du bist kein Profi. Sicher kannst du versuchen evt. auch mit Hilfe eines anderen Lehrers, so gut zu werden, dass du ihm reiterlich auch gewachsen bist. Bisher ist dir das aber nicht gelungen, und ich habe den Eindruck, dass du auch nicht diesen Ehrgeiz hast. Ganz abgesehen von dem gesundheitlichen Risiko mit der Abbuckelei.

Wenn du dein Pferd also an einen guten Platz verkaufen kannst, dann greif zu. Und mach dir keine Vorwürfe.  :)

Verkauf ihn evt. auf Probe (für beide Seiten), damit du sicher bist, dass er es gut getroffen hat. Die Idee, ihn vorher noch ein bisschen in guten Beritt zu geben, ist sicher auch gut. Nicht zum "Einnorden", aber damit er wieder Sicherheit und Routine im "ordentlichen Umgang mit dem Reiter" gewinnt.
« Letzte Änderung: 06.12.11, 22:52 von Aleike »
Man darf nicht sagen: "Was, du Mistvieh, du willst nicht?" Sondern: "Entschuldige, mein Tier, ich werde schon noch dahinterkommen, wie ich es lerne, dich peu à peu auf den rechten Weg zu führen." (Udo Bürger)

Offline zaino

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Re: Wann ist das Ende erreicht?
« Antwort #16 am: 07.12.11, 10:31 »
eiwei... traurige Story.
Kann mich den anderen nur dahin gehend anschließen, dass ein Verkauf nicht das Schlechteste sein muss.
Damit Du Dich nicht weiter wie "Depp" fühlen musst - es gab hier irgendwo schonmal eine Box zu Pferden mit Gotthard (T?) Abstammung. Eine solche Stute kenn ich sogar persönlich. Tolle Tiere, aber manchmal stehen sie sich mit ihrem etwas schrulligen Temperament auch selber im Weg,und sogar Profis rollten beim Stichwort dieses Hengstnamen scho die Augen. Klar, die springen Häuser - wer das will, ist damit gut bedient. Leider ist für die eine dreispurige Autobahn auch nur 'ne Kombination. Und tschakka, festhalten und Maul halten, Reiterlein, und drüber! Notfalls...
Was Du übers Ausreiten schreibst, könnte sogar diese Stute sein: Die passte auf ihr Frauchen auf, selbst im Stockdunkeln kamen die noch heile heim! Und das, obwohl die Reiterin super leichtsinnig war. Ich erinnere mich, dass ich mal im Stockdunkeln das Russentier zum 2. Mal sattelte, weil ich Suchtrupp spielen wollte. Zum Glück hörten wir währenddessen das Hufgeklapper auf der Strasse vorm Hof, und da waren sie dann doch. Puh...
Ausreiten mit den beiden war dennoch Stress - Stute hoppste und tanzte herum, machmal direkt vor den Laster!!!! *kreisch* und gab das Tempo vor. Mein Pferd war damals noch jung und ich muss sagen, ich hasste es wenn ich bissl trab vorschlug und in der nächsten Sekunde nur noch den A*** und die Unterseite der Hinterhufe vom Stutchen von uns wegpreschen sah. Fragte mich oft, wer reitet hier WEN bitte? Das ging wider Erwarten jahrelang gut, leider ging die Dame mit ein paar Heizern raus, immer wieder und wieder, und eines Tages gingen die Pferde durch und es zerlegte das Paar auf einer Teerstrasse, beide kh-reif. Autsch verflucht.  :(
Das sind keine Pferde für den Gemeinen Feierabendjuckler wie auch ich es bin. Das sind Sportkracher, und auch Profis wissen: die wollen ausgelastet werden, die wollen gefordert werden, selbst wenns die heilen Knochen kostet, die wollen klare Ansagen, kein Rumgeeiere, und dazu gehört eben auch eisern konsequentes Reiten - womit ich eine feste und stets exakte Hilfengebung meine, nicht jetzt unbedingt "eiserne Härte". Wenn man auf dieses stets Exakte keine Böcke hat - Pech! (kann das aber verstehen!)
womit ich jetzt nicht die ganze Verantwortung auf die Abstammung schieben will. Aber es gibt einfach unterschiedliche Pferde-Charaktere, manche sind höflich und entgegenkommend, andere resignieren wenn sie sich falsch behandelt fühlen, bleiben aber trotzdem brav, und manche reizen es wirklich aus, wie weit sie ihren Reiter testen und ärgern können. Über lange Zeit eine dominante Rolle spielen - heisst, dass man (Pferd in dem Falle) diese Position nicht unbedingt immer gerne abgibt. Manche Pferde sind erleichtert, wenn sie nimmer die chefrolle spielen MÜSSEN, andere sagen, nö, ich fand das aber so gut und passend, wieso solll ich die Führung abgeben?
jedenfalls, wenn man so unterschiedlich gestrickt ist und das Vertrauen flöten geht, ist Verkaufen, so lang das Pferd noch jung genug dazu ist, keine falsche Option. Und kein Grund sich zu schämen.
In der neuen Freizeit im Sattel steht ein Artikel über Peter Pfister und eins seiner Nachwuchspferde - interessant! und passt zum Thema hier!

Offline Bonsai2

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Re: Wann ist das Ende erreicht?
« Antwort #17 am: 07.12.11, 13:00 »
Hallo Christine,

ich lese immer, daß er die Buckelei usw. erst später angefangen hat. Du bringst das jetzt mit deinem anderen Auftreten in Zusammenhang. Aber könnte evtl. doch was anderes dahinter stecken? Ich tu mich immer wahnsinnig schwer damit, dem Pferd unwillen zu unterstellen. Die können ja nicht sprechen, so muß man doch Ursachenforschung betreiben.

Es wurde ja schon eine Rückenproblematik vermutet. Mir fallen da so Dinge wie Borreliose oder Borna Virus ein. Vielleicht hat er auch eine Blockade, die ihn stört? Auch wenn der RL meint, daß Pferd wäre gesund, hat das mal ein Tierarzt untersucht?

Wenn dein Pferd das auch beim RL versucht, liegt es vielleicht nicht an dir.


Offline sa

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Re: Wann ist das Ende erreicht?
« Antwort #18 am: 07.12.11, 13:10 »
Hallo,


das Buckeln des Pferdes kann viele Ursachen haben. Aber ich würd ean deiner Stelle dieses Pferd abgeben bevor Dir richtig etwa spassiert. ich weiss wovon ich spreche; ich bin im Sommer 2009 von einem buclkelneden Pferd gegen die Hallenwand geknallt worden, mit dem Rücken zuerst. Ich habe mir dabei 5 Rückenwirbel gebrochen und bin nur mit unglaublich viel Glück am Querschnitt vorbeigekommen. iIh reite wieder - mit Genuss ! - aber auf buclkelende Pferde setze ich mich nicht wieder- das Risiko ist mir einfach zu gross ! Also überleg Dir gut, warum Du so ein Risiko eingehen willst...


LG

Sabine

Offline Lacona

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Re: Wann ist das Ende erreicht?
« Antwort #19 am: 07.12.11, 14:21 »
Ich war soweit, dass ich mich im Gelände immer unwohler fühlte, an meinen reiterlichen Fähigkeiten zweifelte und einen, mir bekannten, sehr versierten (Busch-) Reiter bat mit ihm rauszugehen. Der hat ihn - in Begleitung - 2 Stunden draussen geritten, kam zurück und meinte: Sehr gelassen, souverän und mutig, ihm fehlt nur etwas Routine und Kondition.
Du sagst, dein Pferd ist ein entscheidungsfreudiger Charakterkopf, mutig, mit Potenzial.
Vielleicht möchte er eine Karriere als Buschpferd starten?
Könntest du das den Buschreiter - mit dem er anscheindend gut klargekommen ist - nicht einfach mal ausprobieren lassen?
Und am Ende der Straße steht ein Haus am See.
Orangenbaumblätter liegen auf dem Weg.
(Peter Fox)

Offline Figonero

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Re: Wann ist das Ende erreicht?
« Antwort #20 am: 07.12.11, 14:32 »
@ Aleike
Hm, mit "einnorden" meinte ich auch nicht unbedingt, dass der RL ihn windelweich pr...geln sollte. Einfach konsequent ueber eine gewisse Zeit den "Unsinn", wenn es denn einer ist, unterbinden, evtl. auch mit anranzen und/oder Gerte abmahnen.
Zum Anderen dachte ich eben auch, dass der RL halt besser ergruenden kann, was Sache ist, wenn er die Chance hat, am naechsten Tag die Auswirkungen der Arbeit vom Vortag zu ueberpruefen. Ist er verspannt, unlustig, steif, unmotiviert/uebermotiviert... ist es besser/schlechter nach Springen/Gelaende/Longe...all sowas halt.

Christine hat ja wenig zu geschrieben, was genau mit dem Pferd gemacht wird, wie es geritten wird. Arbeitspensum, etc.
Evtl. geht der RL ja auch mal mit ihm raus, mal so richtig draussen durchpusten (Nicht rumhetzen), aber strack durchtraben/galoppieren eben und dann gucken, wie er sich am naechsten Tag anfuehlt.

@Christine
unabhaengig davon, wie stellst Du Dir denn Deine Reiterei vor, wie siehst Du Dich, wenn Du Dich auf einem Pferd vorstellst? Musst Du nicht unbedingt hier schreiben, wenn Du nicht willst, einfach nur mal ehrlich in Dich reinhorchen.

- Du siehst Dich im Wald im gemuetlichen Schritt die Natur geniesse, die Seele baumeln lassen
- Du siehst Dich an Deiner Piaffe arbeiten, damit sie gesetzter wird
- Du siehst Dich Mords-Oxer springen und ueber Graeben fliegen
- Du siehst Dich auf der Weide stehen, Dein Pferd kommt freudig angaloppiert, um sich die Maehne kraulen zu lassen
- Du siehst Dich in der Stallgasse putzen, Salben schmieren, Schweif verlesen (Tueddeln, halt)
- Du siehst Dich vor der Box Deines pferdes und erklaerst jedem Besucher, dass das ein XY-Nachkomme ist und der RL letzte Woche dritter in der L-Kandaren-Dressur war, Du warst dabei zum zugucken.

All diese Gruende koennen ein Grund sein, sich ein Pferd zu kaufen. Und fuer jede Kategorie gibt es das passende Pferd. Den gesundheitlich labilen armen Hasen fuer die Tueddel-Fraktion, den Kracher fuer den sportlichen Ehrgeiz, das Rennommier-Pferd, das zuverlaessige Spass-Pferd fuer draussen.
Es gibt sogar Pferde, die zwei oder drei der Kategorien abdecken.... Dumm wird es halt, wenn der Besitzer Kategorie a) vorschwebt und Pferd Kategorie c) oder d) erfuellt...
Kerstin

Offline ReserlM

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Re: Wann ist das Ende erreicht?
« Antwort #21 am: 07.12.11, 14:57 »
Vor allem fällt es sicherlich leichter so ein Ferrari-Pferd zu verkaufen, wenn man sich vor Augen hält, das solche Pferdetypen meistens sehr gerne arbeiten und bei lauem lockertraben anfangen sich Quatsch auszudenken (z. B. bocken, erschrecken wo nix ist, ect. pp.).
Ist doch wahrlich keine Schande zu sagen: Pferd und Reiter passen einfach nicht zusammen, es wird ein adequates Heim fürs Pferd gesucht und für den Reiter ein adequates Pferd. Damit sind sicherlich alle glücklicher.
Das Reh springt hoch das Reh springt weit, warum auch nicht es hat ja Zeit

Offline Aleike

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Re: Wann ist das Ende erreicht?
« Antwort #22 am: 07.12.11, 15:53 »
@ Aleike
Hm, mit "einnorden" meinte ich auch nicht unbedingt,
Entschuldigung, ich wollte dir nichts unterstellen. Ich hatte gar nicht im Blick, dass du den Begriff "einnorden" überhaupt benutzt hattest, hatte das eher prophylaktisch geschrieben, um "gewaltsam zurechtbiegen" von "vernünftig erziehen" zu unterscheiden.
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Offline zaino

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Re: Wann ist das Ende erreicht?
« Antwort #23 am: 07.12.11, 19:02 »
War doch eh klar, Aleike!  ;) :D

Das andere Problem ist natürlich auch, dass sich in der Mensch-Pferd-Beziehung manches manchmal "einfährt" auf bestimmte Bahnen, die es nachher schwierig wird, wieder zu verlassen. Und die das Vertrauen belasten.
Kennt jemand die Pferdegeschichte vom Sven Fleuron, "auf Island", da gehts um eine Stute, die nach und nach das Vertrauen in ihren Herrn, ihren Reiter, verliert und er verkauft sie dann notgedrungen. Was blöd ist, weil isländer immer wieder heim auf ihren Heimathof wollen, um jeden preis. Tragisch. Da geht es um so eine problematik, fand die Story immer hochspannend.
Ist auch in menschlichen beziehungen ähnlich - es wird ganz ganz blöd wenn sich Ansagen einschleichen wie "Du reagierst dann IMMER soundso..." oder "Immer machst du das und das, ich hasse es". Das "immer" ist das killerelement, heisst, man traut dem Gegenüber schon gar nix anderes mehr zu, zwingt ihm aber zugleich eine quasi vorgefertigte Reaktion auch auf.
Bestimmt ist eine "Gleich wird er wieder-Buckeln"-Haltung mit im Spiel, logisch, man ist hilflos, fällt, tut sich weh, zefix, und man will die Wiederholen solchen Quatsches auch tunlichst vermeiden. Ziemlich vielsichtig, das thema.

Offline Lacona

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Re: Wann ist das Ende erreicht?
« Antwort #24 am: 07.12.11, 21:51 »
Naja, so wie der momentane Pferdemarkt ist, bin ich mir nicht sicher, ob man das Pferd überhaupt verkauft bekommt.
14, keine Erfolge, leicht problematische Abstammung, schwierig unterm Reiter und am Boden.  :-\
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(Peter Fox)

Offline zaino

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Re: Wann ist das Ende erreicht?
« Antwort #25 am: 07.12.11, 23:36 »
... dann trotzdem mal den Gedanken verfolgen, aus den bisher gefahrenen Bahnen wieder 'rauszukommen. Pferdchen wid so weitermachen wie bisher, das muss der Mensch tun.
Alle Störfaktoren inkl. Gesundheit checken - mal als Grundvoraussetzung. Und dann gucken. Aber andererseits hab ichs auch schon erlebt, dass ein anderer Reiter sich wo draufsetzt, der halt unverkrampfter rangeht und es fluppt, was man jahrelang nicht hingekriegt und wo man sich schon verbissen hatte.
Dass der RL gar nix taugt, würde ich jetzt mal so in der Form zurückweisen. Der kann einem technisch viel beibringen, aber doch nichts an der inneren Verfassung und vielleicht Ängstlichkeit ändern! Trotzdem evt. nochmal und öfter so einen Buschreiter draufsetzen. Wer weiss was der noch herausfindet.
So sehr mutige Sch***-drauf-Leute kommen oft mit solchen Pferden super zurecht, weil sie gar nichts sehen wovon sie sich ins Bockshorn jagen lassen würden. Mir unvorstellbar, jibbets aber  ;D und bei denen funktionieren die Heiter dann auch, weil spuken und buh schreien wenn keiner jetzt im übertragenen Sinne gesagt, kreischend weghüpft, ist ja witzlos.  8)

Offline ChristineTopic starter

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Re: Wann ist das Ende erreicht?
« Antwort #26 am: 09.12.11, 16:16 »
Hallo an alle,
danke für all die antworten und das damit gezeigte Interesse.

Die Möglichkeit, dass ich mir hier mal so alles von der Seele schreiben durfte hat mir geholfen meine Entscheidung zu finden.
Ich werde ihn abgeben - es ist mir schlicht und einfach zu gefährlich ihn weiterzureiten.
Er wird es wieder tun und er wird heftiger werden.
Ich kenne ihn seit 7Jahren und er zeigte in der Vergangenheit bei allen Problemen, die ich mit ihm hatte immer die gleiche Vorgehensweise:
Kann er einen beeindrucken, dann steigert er Frequenz und Heftigkeit von dem was er tut. Bei dem was er jetzt angefangen hat ist das schlichtweg lebensgefährlich.
Das hat er früher am Boden auch gemacht. Als er mitbekam, er schüchtert mich mit Halfter/Strick zerreissen ein, dann hat er das bei fast jedem Putzen/Anbinden gemacht. Anfangs war ich von diesem Anblick so fertig, dass ich ihn in seine Box gestellt habe und an diesem Tag gar nichts mehr mit ihm machte.
Dann kam irgendwann der Tag als ich danebenstehenblieb - ohne Angst. Habe ich aber schon in einem meiner vorherigen Beiträge unter diesem Thema geschrieben.
Ach übrigens: genau das mit dem Halfter zerreissen hat er bei unserer ersten Begegnung nach meinem Abflug (zwei Tage später) gleich wieder gemacht.
Und auch wenn mir es keiner glaubt - aber er guckte mich kurz zuvor genauso an, wie in der Zeit, als ich bei solchen Gelegenheiten in Deckung "geflohen" bin  >:(. Ich bin nebenihm stehen geblieben, habe ihm ein "Steh" an den Kopf gebrüllt und danach samt kaputtem Halfter um den Hals eingesammelt, ein neues geholt, angezogen und weitergemacht.
Da war dann gut - auf einmal konnte er wieder stehen,brav sein und sich ohne Getöse fertig putzen lassen.
Geritten habe ich ihn nicht - hatte es aber auch gar nicht vor und werde es auch nicht mehr tun.
Ich komme, was Angst angeht von ganz unten. Habe mich in den letzten 5 Jahren so weit rausgearbeitet (vor allem dank meines RL, der es mit großem Einfühlungsvermögen verstand mich nie zu überfordern aber trotz allem doch zu fordern - soviel an seine Kritiker  ;D) und jetzt beginnt/begann das eigentliche Lernen.
Habe wirklich Fortschritte gemacht.  Spüre jetzt viel mehr, als jemals zuvor, konnte meinen Sitz erheblich verbessern (das Buckeln ausgenommen) und, so ziemlich alles, was mein RL an Korrekturen während des Unterrichts anmerkt sofort und - fast immer - mit dem gewünschten Ergebnis, umsetzen.
Konnte das, für mich fremde Pferd, meiner Tochter im Gelände reiten, kam mit allem zurecht und hatte keine Angst, höchstens ein Unbehagen, wenn es unklare Situationen gab.
Wohlgemerkt - ich habe dieses Pferd nur 1 oder 2x geritten und das in der Halle. Dieses Pferd, das mich eigentlich gar nicht kennt und das ich nicht kenne, hat auf MEINE Hilfen, reagiert und genau das getan, was ich wollte und beabsichtigte.
Für mich ganz klar - ich habe was gelernt, kann das auch umsetzen, bin zu 80% oder mehr aus meiner Angst raus und bin dadurch jetzt endlich in der Lage (richtig) reiten zu lernen.
Ich werde mich von meinem (bald EX-) Pferd nicht mehr in die Angst hineinschiessen lassen und dabei auch noch riskieren, dass ich ins Krankenhaus und von da womöglich in den Rollstuhl komme  :o.

Liebe Kerstin, die Antworten,was ich beim Reiten suche, hast du (teilweise) mit in deinem Beitrag:
- Ich sehe mich im Wald, im gemütlichen Schritt die Natur geniessen und die Seele baumeln lassen.
- Ich sehe mich auf der Weide stehen und mein Pferd kommt zu mir.
- Ich sehe mich reiterlich weiterkommen (ohne Quantensprünge), mich entwickeln und ein, zu mir passendes Pferd am Boden und    im Sattel vertrauensvoll führen.

Ich habe keine Ehrgeiz, was Turniere angeht. ich muss mich mit keinem anderen messen. Aber was ich mache, will ich richtig machen und will mich dabei auch soweit verbessern, wie es mir möglich ist.
Meinem Pferd wünsche ich den richtigen Menschen und den richtigen Reiter, der ihm von Anfang an ohne Angst begegnet und in ihrer Beziehung von Anfang an der ist, der das Sagen hat. Dann wird er ihn akzeptieren. Einen Reiter, der seinen "good will" nicht braucht und bei dem er von Anfang an das sein darf, was er nun mal ist - ein Pferd  ;).
Liebe Grüße an Euch alle
Christine

Offline Aleike

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Re: Wann ist das Ende erreicht?
« Antwort #27 am: 11.12.11, 12:42 »
Hallo Christine,
schön, dass du zu einer Entscheidung gekommen bist.
Für den Verkauf und die neue Pferdesuche alles Gute für dich bzw. euch!  :)

Vielleicht schreibst du ja nochmal kurz, wenn das alles über die Bühne gegangen ist, wie es ausgegangen ist?
Man darf nicht sagen: "Was, du Mistvieh, du willst nicht?" Sondern: "Entschuldige, mein Tier, ich werde schon noch dahinterkommen, wie ich es lerne, dich peu à peu auf den rechten Weg zu führen." (Udo Bürger)

geolina

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Re: Wann ist das Ende erreicht?
« Antwort #28 am: 11.12.11, 14:05 »
hallo christine,

man muss sich wegen so einer entscheidung nicht schlecht fühlen. es kann passieren, dass zwei individuen nicht zusammenpassen - das ist natürlich schade, aber kommt vor.

ich wünsch euch beiden viel glück beim verkauf und v.a. dir evtl. auch ein gutes händchen bei einem neukauf!

und nur nebenbei: ich hab bei meinem letzten kauf ganz offen gesagt:
ich will ein zuverlässiges, leichtrittiges, leicht zu sitzendes pferd, weil ich eben nicht so der begnadete reiter bin.

kein züchter oder verkäufer hat mich deswegen gefressen. was die sich gedacht haben, das war mir piepegal. ob die mich nun als anfängerin abgekanzelt haben oder nicht, konnte mir ja wurst sein. jeder musste brav und höflich mit mir reden, denn sie wollten ja nur mein bestes: mein geld *chichichi*. und am ende hat es zum glück geklappt und nun hab ich mein traumpferdchen und freu mich jeden tag mehr über die kleene. abstammung war mir beim kauf egal - da reit ich ja eh nicht drauf und ein freizeitpferd braucht keine gute abstammung, die muss man dann nur zahlen.  ::)

alex

Offline zaino

  • Mein Pferd ist als Pferd eine Katastrophe, als Mensch ist es unersetzlich.
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Re: Wann ist das Ende erreicht?
« Antwort #29 am: 11.12.11, 16:42 »
...
und nur nebenbei: ich hab bei meinem letzten kauf ganz offen gesagt:
ich will ein zuverlässiges, leichtrittiges, leicht zu sitzendes pferd....
kein züchter oder verkäufer hat mich deswegen gefressen. was die sich gedacht haben, das war mir piepegal. ob die mich nun als anfängerin abgekanzelt haben oder nicht, konnte mir ja wurst sein. jeder musste brav und höflich mit mir reden, denn sie wollten ja nur mein bestes: mein geld *chichichi*.
Eben, genau so ist es, und es ist ja DEIN Kopp den Du Dir einrennst wenns schief geht, also darfst Du Dir für DEIN sauer verdientes Geld auch das Pferd kaufen, das Dir am besten taugt.
Übrigens hat das nichts mit der Qualität und dem Können des Reiters zu tun - ich kenne ein paar alte Haudegen und Profis, die sagen sich auch, sie wollen stressfreier reiten, je älter sie werden. Die hätten die Art, wie sie heut reiten, früher als "Rollstuhlfahren" bezeichnet... tihihi. Tja, man wird älter, klüger, vorsichtiger oder kriegt mehr Fantasie???

So weit so gut, Daumen sind gedrück für eine erfolgreiche pferdefreundliche Weitergabemöglichkeit. Informiere Dich auch über den bestmöglich formulierten Kaufvertrag, nicht dass Du beim ersten Huster oder Stolperer Geld und Gaul wieder zurücktauschen musst und nur Stress hast!