erstmal vorab:
Ich finde es schön, wie sehr ihr euch für mein Problem (und für mich ist es weiß Gott ein Problem) interessiert und alle Möglichkeiten andenkt und auch ansprecht.
Mein Pferd steht von Anfang an in diesem Stall, an den Haltungsbedingungen hat sich nichts verändert und jahrelang war er unter diesen Bedingungen auch ganz zufrieden. Terz gibt es erst seit ich mich von ihm nicht mehr "weisen" lasse. Und je konsequenter ich werde, desto höher wird die Frequenz dieser Probleme und - wie beim letzten Vorfall ganz deutlich geworden - desto heftiger wird er.
Aber nun zur Beantwortung eurer Fragen:
Ein normaler Reitstall (sehr angenehm: nur 16 Pferde und kein Schulbetrieb) mit Boxen in komfortabler Größe (Maße hab ich nicht im Kopf), Platz, Reithalle, Weiden und Paddocks.
Er kommt über den Sommer jeden Tag für mehrere Stunden auf die Koppel und hat ab Oktober ein Riesenpaddock bis zum späten Nachmittag zur Verfügung. Draussen sind sie täglich und bei jedem Wetter bis auf Extremwetterlagen wie Eisregen.
Auf der Koppel sind sie immer zu zweit, da unsere Koppeln nicht groß genug für eine große Gruppe Pferde sind.
Er hat 5 von bald 7 Jahren, die ich ihn nun habe, gar nichts gemacht (buckeln).
Aber da hatte ich auch einen Heidenrespekt vor seinem teilweise heftigen Benehmen im Umgang, der mich sehr defensiv beim Reiten werden/sein ließ, den ich aber nach und nach abbauen konnte.
Den RL habe ich schon bald 12 Jahre und nehme regelmäßig Unterricht, da ich mein Pferd nicht weiterausbilden kann und auch regelmäßig Korrektur reiten lassen möchte.
Normalerweise reite ich 3x die Woche selber (2x mit Unterricht, 1x alleine). 1-2x reitet der RL und 1-2x meine RB.
Bitte immer dran denken, 5 Jahre war das alles so in Ordnung - keinerlei Probleme oder Vorkommnisse.
Gelände:
Da ist er auch sehr selbständig. Ich war Passagier. Draußen blieb ich defensiv, ich habe nie versucht mich durchzusetzen - anders als in der Halle oder auf dem Platz. Ich war aus diesem Grund auch nicht oft im Gelände, da ich mir immer sehr ausgeliefert vorgekommen bin. Ich habe nur Schrittausritte mit anderen ruhigen und erfahrenen Pferden gemacht.
Der Reiter interessiert ihn nicht wirklich auch die anderen Pferde nicht. Er dreht auch aus einer Gruppe ab und läuft alleine in die andere Richtung, wenn er meint da geht er aus irgendeinem Grund nicht weiter.
Meine RB ist draussen einmal abgestiegen, weil ihr sein "Rumhüpfen" Angst gemacht hat und wollte ihn ein Stück führen. Drei andere Reiter dabei, alle Pferde aus unserem Stall. Er hat sich losgerissen und ist alleine von allen weg heimgelaufen.
Es war übrigens noch ein ganz nettes Stück zum Stall - Gott sei Dank ohne Strasse dazwischen.
Allerdings kommt ihm bzw. dem Reiter sein Mut sehr zugute- Er hat eigentlich vor gar nichts Angst.
Oft ist sowas also nicht passiert - aber es ist passiert.
Außerdem neigt er überhaupt nicht zu irgendwelchen kopflosen, panischen Manövern. Er passt immer auf sich auf und damit natürlich auch auf den Reiter.
Es gab natürlich auch noch andere, unangenehme Situationen draussen und ich hatte immer das Gefühl, das nicht ich diejenige war, die ihn letztendlich vorwärtsbekommen habe, sondern dass er entschieden hatte zu gehen.
Auch seinen Reaktionen (tänzeln, piaffieren, wegbrechen, lospreschen, Ansätze zum Steigen usw.) war ich immer "ausgeliefert" und konnte nur drauf vertrauen, dass nicht mehr draus wird, als ich sitzen kann. Das war Gott sei Dank auch immer so. Er blieb im Rahmen solange ich ihn nicht "anfasste".
Meine (zögerlichen) Versuche in solchen Situationen auf ihn reiterlich einzuwirken hat er immer mit heftiger werden quittiert und damit hat er mich dann für diesen Moment wieder in den "Griff" bekommen.
Wie er es am Anfang eben auch im Umgang gemacht hat. Da konnte ich mich rausentwickeln - dann hat er eben beim Reiten angefangen.
Ich bin draussen nie abgestiegen, nie runtergefallen aber:
Ich war soweit, dass ich mich im Gelände immer unwohler fühlte, an meinen reiterlichen Fähigkeiten zweifelte und einen, mir bekannten, sehr versierten (Busch-) Reiter bat mit ihm rauszugehen. Der hat ihn - in Begleitung - 2 Stunden draussen geritten, kam zurück und meinte: Sehr gelassen, souverän und mutig, ihm fehlt nur etwas Routine und Kondition. Großartig - ich kam mir vor wie ein Depp
.
Daraufhin habe ich mich auf das Pferd meiner Tochter gesetzt - einfach um zu überprüfen ob es mir mit einem anderen Pferd draussen auch so geht. Ob mich der auch so ignoriert und womöglich unter Druck setzt, wenn ich sage vorwärts.
Der sagt manchmal "Huch" was ist denn das und könnten wir denn da bitte nicht vorbei müssen?.
Aber da konnte ich mich mit einfachen reiterlichen Hilfen durchsetzen und dieses Tier hat mir zugehört, sich überzeugen lassen und ist weitergegangen weil
ich es wollte. Das hat mich total beruhigt. Bestätigt aber leider das Urteil meines RL das es nicht an mir, sondern am Pferd liegt.
Ich werde mich aber nicht mehr seinem "good will" ausliefern - was mache ich, wenn er den mal nicht hat? Am falschen Ort? Zur falschen Zeit?
Während ich so schreibe merke ich eigentlich um die Schwierigkeit überhaupt nochmal weitermachen zu können. Wenn ich das so durchlese, dann finde ich keinen Weg da raus. Nochmal rauf auf dieses Pferd scheint mir das letzte zu sein, was ich möchte.
Tut mir leid euch so vollgelabbert zu haben - aber das brauchte ich wohl. Und meiner Entscheidungsfindung hat es auch geholfen.
Danke für eure Geduld
eine immer noch traurige aber erleichterte
Christine