So, hier nun also der versprochene Bericht vom Cow-Weekend:
Wir hatten an beiden Tagen je zwei Einheiten mit den Rindern in der Halle.
Also erst mal ein bisschen warmreiten, dann alle Pferde (die meisten bisher ohne Rindererfahrung) auf die eine kurze Seite, und an der anderen kam eine Herde von vielleicht 12-15 Zwergzebus. Und die haben wir uns dann jeweils zu zweit näher angeguckt, das heißt umkreist.
Bis auf eine gewisse Distanz rangehen, ok, wenn du meinst - das kann ich schaffen, meinte mein Pferd. Aber noch näher? Lieber nicht so nah bitte! Außerdem: Hilfe, die Kuh hat mich böse angeguckt, gleich tut sie mir was! Hilfe, das Kalb hat sich bewegt, bestimmt stürzt es sich gleich auf mich! Hilfeee! Und wenn ein Pferd sich so verhält, geht natürlich auch keine Kuh von selbst zur Seite, wenn man ihr nur auf 2 m zögerlich nahe kommen kann ...
Das ging dann von Hinterhand in Sicherheit bringen und wegdriften bis zu richtigem Wegspringen.
Mein alter Sitzfehler ist ja immer leicht zur Vorlage zu tendieren. Und so hat mich dann der eine Rückwärts-seitwärts-Hüpfer ziemlich kalt erwischt, und ich war auch zu langsam, noch richtig an den Sattel oder sonstwohin zu greifen. So habe ich reflektorisch meine letzte Rettung im Zügel gesucht, was – absolut vorhersehbar – zu einer Buckelattacke geführt hat, die mich dann komplett aus dem Sattel gebracht hat. Klarer Fall von selbst schuld.
Zum Glück ist nicht Schlimmeres passiert (abgesehen vom Protest meiner eh angedetschten Wirbelsäule und einem fiesen Muskelkater in allen Muskeln, die ich beim Fallen in Abwehr angespannt hatte, v. a. in den Halsmuskeln). So konnte ich gleich wieder aufsteigen und einen neuen Anlauf nehmen. (Und mir einen Westernsattel mit Horn wünschen.)
Nun ja, nach der ersten Einheit war ich zuerst ein bisschen enttäuscht. Alle anderen Pferde waren mutiger als meins.
Er hat sich zwar ziemlich so verhalten, wie ich es vorher vermutet hatte, aber natürlich hatte ich trotzdem gehofft, er würde sich überraschend selbstbewusster zeigen ...
Aber genau diese Defensive ein bisschen zu überwinden und etwas mehr Selbstbewusstsein gegenüber solchen beweglichen Monstern zu gewinnen, war ja der Grund, warum ich mich da angemeldet hatte. Außerdem habe ich mir dankbar klargemacht, wie viel Druck zwischen Geh! und Monster! mein Pferd, das ursprünglich vor dem Reiter/Reiten unglaubliche Angst hatte, mittlerweile akzeptieren kann, ohne Angst vor mir zu bekommen, und was für ein langer Weg das war.
Also habe ich mir gesagt, egal, wir schauen mal weiter. Entweder es wird besser, oder es ist eben noch zu schwierig. Und ich habe mir im Rückblick klargemacht, dass ich morgens sein immer schon zögerndes Losgehen toleriert habe, und dann erst näher an den Viechern stärker getrieben, also den Druck erhöht habe. Auch irgendwie unklug.
Die nächsten Male habe ich dann zumindest einen fleißigen gehorsamen Aufbruch verlangt, auch mit Gerte, um dann näher an der Herde ihm mehr Raum zu lassen. Außerdem habe ich darum gebeten, evt. die Rinder ein bisschen mit der Gerte antippen zu dürfen (die hatte ich morgens weggelegt), damit sie sich wegbewegen.
So war es Samstag Nachmittag dann schon ein bisschen besser. An einer Stelle hatte ich aber den Eindruck, sein maximaler Stresslevel wäre erreicht, und es würde jetzt tendenziell schlechter. Deshalb habe ich etwas früher aufgehört und schon mal abgesattelt und ihn nur noch zugucken lassen. Und am Schluss durften wir nochmal zu Fuß in die Herde, ich mit Gerte und Schwung vorweg, Schimmel hinter meiner starken Schulter hinterher. Das war sehr nett und tat ihm, glaube ich, auch gut.
Und so haben wir dann langsam Fortschritte gemacht. Jedes Mal war er ein bisschen tapferer, bis wir dann am Sonntag Nachmittag selbständig im Schritt die Herde auseinander schieben konnten (wobei ich dann eher auf die Kehrseiten zugegangen bin, nicht auf die Köpfe, das war noch schwierig) und sogar für ein Pferd, das neu dazu kam, dabei das Führpferd machen konnten! Und sogar langsam aber entspannt allein die Herde aus der Ecke (=Tür zur Heimat) herausdrängen!
Im Trab auf die Herde zu ging noch nicht, aber ich war mit dem Erreichten sehr zufrieden.
Außerdem haben wir mit der Gruppe überlegt, sowas vielleicht als Tagesaktion mit je zwei Einheiten in größeren Abständen zu wiederholen.
Ich freu mich schon!