Autor Thema: Wenn Pferde sprechen könnten-man muß nur genau hin hören  (Gelesen 8717 mal)

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Offline Bonsai2Topic starter

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Aus aktuellem Anlaß eröffne ich mal dieses Thema, denn sogenannte Widersetzlichkeiten meines älteren Herren (19) haben mich immer wieder dahin geführt, daß ihm irgendwas weh tat. Ich hab da einige Beispiele:

Schnappen beim Satteln - Sattel paßte überhaupt nicht (da war er noch nicht mir)
Hinterbeine durch den Sand schleifen - Sattelbaum war verzogen (wußte nicht, daß es sowas überhaupt gibt)
Pferd verdreht sich unterm Reiter und bleibt dauernd stehen (war wohl gestürzt und hatte einiges ausgerenkt)
Pferd macht Taktfehler und streckt oft die Zunge raus (hat wohl mehrere Ursachen ->Sattel und siehe nächster Punkt)
Pferd streckt immer das linke Vorderbein vor/entlastet, später  (hat sich als Hufrolle entpuppt)

Bei allen oben genannten Beispielen kam mir nach einger Zeit der Gedanke, daß da was im Busch sein muß. Man hört ja immer, man soll drüber weg reiten, habe ich auch gemacht, aber letztendlich habe ich auf meinen Bauch gehört und bin der Sache auf den Grund gegangen, weil ich mir sicher war, daß der sich nicht vor der Arbeit drücken will. Man hört ja oft, der hat bloß keine Lust. Dumme Kommentare gabs inclusive, als ich den Tierarzt bestellt habe.

Was ich daraus gelernt habe ist, daß auch ein Sattlermeister keine Garantie für gute Arbeit ist und daß Pferdi kein Simulant ist. Und wenn mir wieder was komisch vorkommt, überlege ich mir genau, ob ich drüber weg reite.

Offline Hexle

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freut mich, dass du auf dein Pferd gehört hast !!

Wieviele Pferde müssen unter der Ignoranz (im Sinne von ignorieren der offensichtlichen Zeichen)die die Pferde uns geben) ihrer Eigentümer/Reiter  leiden, weil sie auf Profis angewiesen sind, die auch nur Menschen sind und nicht zuhören  :'( Wie oft habe ich einem vermeintlichen Profi schon sagen müssen, dass das nicht ER entscheidet, sondern ausschliesslich mein Pferd, ob der Sattel passt, der Beschlag o.k. ist, der Reitunterricht gut ist,  etc.
Du wirst sicher nicht jedes Ziel erreichen, dass du dir gesetzt hast. Du wirst aber ganz sicher kein Ziel erreichen, dass du dir nicht gesetzt hast...

geolina

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hallo,

drüber wegreiten hat nur einen sinn, wenn vorher alles abgeklärt wurde, sattel, ta war da, ein ostheo/ physio und wenn die alle sagen, das geht, dann kann man auch  mal mit der ignoranz des pferdes rechnen.

sage ich nur, weil wir gerade ein beispiel von so einem pferd im stall haben. ich hab das noch nicht oft gesagt, aber bei dem stände nun mal drüberreiten kann. ist nun genug abgeklärt und gecheckt worden von mittlerweile auch genug unterschiedlichen leuten.  8)

denn man sollte nicht vergessen, dass ein problem der reiterei die sind, die offensichtlichen schmerz ignorieren; aber ein anderes die, die ständig irgendwas in ihre pferde hineininterpretieren und so nie zum reiten kommen weil weil weil weil weil *nerv*.

alex

Offline Bonsai2Topic starter

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@Geolina, das ist das andere Extrem, kenne auch so eine. Da spielt dann auch Angst vor dem eigenen Pferd eine Rolle. Da werden tausend Gründe gefunden, warum man nicht reitet.

Es gibt aber auch genug Leute, denen es nicht auffällt, daß ihr Sattelzeug nicht paßt. Pferd beißt beim Satteln um sich. Da was zu sagen kann aber auch ins Auge gehen. Der RB hab ich eben von meiner Sattelodyssee erzählt, daß mein 2 Jahre alter Sattel überhaupt kein Stück auf mein Pferd paßt, trotz Sattlermeister. Da hat sie gestaunt, vielleicht wird sie ja mal hellhörig. Es wird sich halt gewundert, warum das Pferd so unrittig ist.

geolina

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hallo bonsai,

du hast ja recht - grundsätzlich sollte man hinhören und dem pferd v.a. immer erstmal nix böses unterstellen, sondern davon ausgehen, dass das pferd einen grund hat etwas (noch) nicht leisten zu können.

alex

Offline Bonsai2Topic starter

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Ich hatte gestern ein Gespräch mit einer Tierärztin in der Klink. Sie hat meine Meinung bestätigt, daß Pferde nicht simulieren oder einfach keinen Bock haben.

geolina

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hallo,

die geschichte hab ich bestimmt schonmal erzählt, aber die ist so schön und persönlich erlebt, das kann man ruhig nochmal machen:

unser shetty wurde mal wieder zu dick, also auf diät gesetzt. padock eingezäunt (inkl. bissl wiese) und heu sogar stroh rationiert. am 2. tag stand das pony mit hängendem kopf in der box - ein bild des jammers. panik erfasste uns, als das kleene dicke shettytier noch nicht mal das brötchen nehmen wollte, das man ihm anbot. ein bild schröcklichen jammers. vaters meinung: die simuliert. mutter und meine meinung: spinnst wohl, das kann doch ein pony gar nicht! vater öffnete das padock. sybille (jaja, doofer name *g*) spitzte die vorher noch hängenden öhrchen, rannte zur boxeninnentür, um sich das brötchen zu schnappen und mit brötchen im maul bockte sie dann fröhlich durch die boxenaußentür davon auf die große koppel.

 8) 8) 8)

okee, spezialfall shetty (schulpferde soll es wohl auch geben, die durch unwissenheit der kids zu großen spezialisten in sachen simulieren erzogen wurden), aber einige sind schon klever genug.

wobei, du hast recht, lahmheiten, husten, fellprobleme, komplette mattheit, die man auch beim putzen schon sieht - alles das kann ein pferd eigentlich nicht simulieren, aber es gibt eben doch pferde, die mal die hh nicht so mitnehmen, sich der versammlung entziehen, einfach anstrengung vermeiden. bei denen ist einfach mal fordern und dabei natürlich drauf achten, was dann geschieht durchaus ein probates mittel. wenn wie gesagt, gesundheitlich alles abgeklärt ist und man auch schon ein paar rückschritte gemacht hat und die basisarbeit echt 1000%ig sitzt, dann kann man schon mal drüberreiten und einfach fordern. *find*

alex

Offline Bonsai2Topic starter

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Süße Geschichte   ;D

Das Beispiel Schulpferde ist ja ein weites Thema, denn die habens echt nicht leicht, da wird man schon schrullig, wenn wieder einer unsensibel im (nur notdürftig passenden) Sattel rumplumpst und im Maul reißt. Wenn die reden könnten, oh weia.

Aber da Pferde nun mal nicht sagen können, mir tut das und das weh, muß man schon selber überlegen.

Offline terra

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Meine erste eigene Stute (hatte ich mit ca. 20 Jahren als gesundes Turniergnadenbrotpferd gekauft) konnte wunderbar simulieren - die lahmte immer auf dem Dressurvierck, auf dem Springplatz, der direkt daneben lag, nie - auch nicht wenn man dort dann Dressur geritten ist - zurück auf den Dressurplatz - stocklahm ... Ich habe die Macke nicht aus ihr raus bekommen, bis eine lokale Dressurgrösse sich da mal drauf gesetzt hat - da wussten dann plötzlich alle, dass ich mit den M-Platzierungen beim Vorbesitzer nicht geschwindelt hatte  ;D

Offline zaino

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... naja, das ist eine richtige Grauzone - das Shetty war sicher RICHTIG deprimiert, weil es nicht eingesperrt sein mochte, sowas kann ich glatt verstehen! ;D
Pferde, die den sittlichen Nährwert der Arbeit nicht verstehen, und vor Lustlosigkeit nur noch schlurchen - gibts auch. Es ist nicht immer leicht, in dieser Grauzone dann richtig zu entscheiden.
Umgekehrt hat meine faule Socke schon, während ihm WIRKLICH was fehlte, nicht nachgelassen und ging vorwärts bis zum Umfallen... *grusel*... weswegen wir nicht gleich herausfanden DASS ihm was fehlte....  :-[ hätte er sich DA mal aufs Schlurchen und Sträuben verlegt, aber nein!
Gibt halt hie wie da unterschiedliche Charaktere, die mit der jeweiligen Situation immer anders umgehen.
Grundsätzlich stimmt: Wenn ein pferd dies und das nicht TUT hat es meistens einen (aus seiner Sicht) guten Grund - und es hat nun mal nur ein begrenztes Repertoire um uns das mitzuteilen. Aus Bosheit oder schierer Faulheit? Nein. Eher
- ist grad nicht mein Biorhythmus, muss verdauen, komm später wieder...
- der Sch*** interessiert mich jetzt so gar nicht, muss es immer das Gleiche sein? Wenns wenigstens was zu Fressen dafür gäbe...
- ich kanns dir eh nicht recht machen, du bist immer gleich zornig und ungeduldig, deine Hilfen versteh ich nicht...
- das letzte Mal hab ich DAVON aber Muskelkater gekriegt/bin ich in die Stangen 'reingesprungen weil von dir 'ne Falschmeldung kam/haben wir uns verritten weil du links wolltest wo ich rechts meinte, und nachher waren wir totmüde...
- kann hier grad nicht weg, bin doch der Chef der Gruppe, muss aufpassen...
- der Sattel/der Gurt/der Beschlag/die Haxen/der Rücken etc. tun weh, ich kann nicht...
- mir gehts mies, ich kann nicht... (kreislauf, Alter, Schmerzen, Infekt, Erschöpfung, Stoffwechsel down, Wachstum, Zähne, und und und...)
Einfühlungsvermögen und analytische bis kriminalistische Fähigkeiten sind da gefragt... schwierig ists immer.
Pferde sind ja auch nachtragend und meiden Situationen, die ihnen Unbehagen in egal welcher Form verschafft haben. Und sie merken sich auch WER sie da jeweils "reingeritten" hat, sie verzeihen das meistens, aber nicht immer und nicht vollständig.
Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Was es nur umso kniffliger macht...
« Letzte Änderung: 17.06.11, 11:55 von zaino »

Offline Aleike

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Natürlich kann man einem Pferd (ungewollt) beibringen, dass es bei jedem lahmen Tritt zur Belohnung den ungeliebten (warum wohl??) Dressurplatz verlassen darf.

Oder die - hoffentlich freudige - Erregung beim Springen verdeckt eine leichtere Lahmheit, so wie jede andere Aufregung auch einen Schmerz vergessen lässt.

Das täte ich nicht simulieren nennen.
Man darf nicht sagen: "Was, du Mistvieh, du willst nicht?" Sondern: "Entschuldige, mein Tier, ich werde schon noch dahinterkommen, wie ich es lerne, dich peu à peu auf den rechten Weg zu führen." (Udo Bürger)

Offline terra

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Aleike - DIESES Pferd konnte man auf dem Sand-Springplatz und auf Wiese gut dressurmässig arbeiten, auch enge Wendungen, etc...  ;D Aber wie gesagt, sobald was nach Dressurplatz aussah, kam das grosse Ticken   ::) Von daher - Vorbesitzer hat ihr das offenbar (nach einer Erkrankung) einmal zu oft durchgehen lassen  ;D  und auf dem Dressurplatz wurde auch damals ein tickendes Pferd schnell abgebimmelt  ;D  Und ich habe die Marotte dann auch noch gepflegt, klar, ein altes Pferd könnte ja schon ein Zipperlein haben ...  ;D

War allerdings auch ein Pferd, das insgesamt schnell gelernt hat ...

Offline Bonsai2Topic starter

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Könnte es am unterschiedlichen Boden gelegen haben? Bei uns sind Dressurviereck und Springplatz total verschieden. Sehnenpatienten laufen besser auf hartem Grund, während Gelenkspatienten besser auf weichen laufen.

Offline terra

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Ne, gleicher Boden - Sand   ;D

Offline zaino

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Möglich - vergurkte Springpferde merken sich ja auch, dass sie nach 3 Anläufen ungestraft abgeläutet werden im Turnier - weswegen es umso  zweckloser ist, sie zuhause zu verdreschen. *schadenfreu*... Bei offiziellen Anlässen kürzen sie die Plackerei darum clever ab. Legitim. Manche haben nun mal keinen Spass am Springen, anderen ist der Spass versaut worden. Es sind IHRE Knochen...