Die FEI ist nicht der richtige Ansprechpartner.
Reining ist eine Sache des amerikanischen Reining-Verbandes NRHA. Hier wird die Zucht gesteuert, hier fließt das Geld für die Turniere. Unter der Flagge der FEI werden weltweit nur sehr wenige Turniere abgehalten. Zum einen gibt es da keine tollen Preisgelder, zum anderen gibt es wenige Pferde, die den bei den CRIs üblichen Vet Checks standhalten. Im allgemeinen werden auch Reiningpferde ab 6 Jahren nicht mehr geshowt. Nicht notwendigerweise, weil sie "platt" sind, aber es gibt für die Alterklasse 6 und älter keine interessant dotierten Prüfungen mehr und man steckt dann seine Energie lieber in die Prüfungen für die 3- bis 5jährigen. Überhaupt "braucht" die NRHA die FEI nur, weil man gern bei Olympiaden mitreiten möchte. Und dieses Ziel ist eher eine Prestige-Sache und auch eher ein Tummelfeld für die älteren Reining-Reiter, die schon alles gewonnen haben, finanziell in gesicherter Lage sind und sich reiterlich mal etwas Luxus gönnen wollen und können.
Auch die FN-Reinings in Deutschland sind eher spärlich frequentiert. Es ist die Frage, ob der Anschluss an die FN den gewünschten Effekt bringt, die Westernturnierlandschaft etwas übersichtlicher zu gestalten und z.B. den Wust an Deutscher-Meister-Titeln auszudünnen. Aber hier besteht seitens der NRHA-Tochter NRHA Germany schon ein recht intensives Bemühen, das auch von anderen Verbänden, die FN-angeschlossen sind, wie EWU und DQHA, gefördert wird. Noch.
Verantwortlich für das Regelwerk und die Richterausbildung ist die NRHA USA. Deutschland z.B. könnte nicht ausscheren aus diesem Regel- und Richtwerk, dann wären die Prüfungen nicht mehr NRHA USA-anerkannt. Und dort werden auch die Erfolge der Pferde gelistet und in weltweiten Zusammenhang gestellt - wichtig für Vermarktung und Zucht. Es gab gerade eine große Krise, in der die NRHA Germany sich gegen eine Forderung der NRHA USA stellte (eine Forderung organisatorischer Natur), und prompt wurden die Turniere nicht mehr von der NRHA USA anerkannt, dann blieben auf den großen Turnieren die großen Namen aus, es wurde gar ein eigener neuer Verband gegründet, der sich völlig den Regeln der NRHA USA unterwarf, und der bekam entsprechenden Zulauf.
Auch Verbände wie die EWU können nicht aus dem Regelwerk ausschwenken, denn viele Reiter, vor allem die in den oberen Leistungsklassen, starten auch in den Verbänden, die sich der NRHA USA anpassen. Dennoch herrscht hier partiell eine andere Reiningkultur, ganz einfach, weil die Toppferde hier weitgehend fehlen und eher vielseitig orientierte Reiter auf meist weniger talentierten Pferden starten, die bei der Ausbildung andere Maßnahmen erfordern. Hier besteht also am ehesten die Möglichkeit, auf gepflegteres Reiten Wert zu legen. Hier finden sich auch viele gute Trainer wieder, die dem extremen Showzirkus gerade der Spezialverbände den Rücken gekehrt haben.
Man hat also, was die Reining angeht, viel weniger Möglichkeiten, mit seinen Protesten gehört zu werden als bei FEI-Verbänden, denn die NRHA und ihr Regelwerk, das auch für die Rasseverbände verbindlich ist (AQHA und damit DQHA, APHA und damit PHCG).
Was die tiefe Kopfhaltung angeht: Das ist so ein Wahn, der den ursprünglichen Wunsch nach einem in natürlicher Entspannung tief getragenen Kopf bis zum Anschlag austobt. Das ist einfach chic und gefällt und sehr viele machen es. Und natürlich ist auch ein Westernpferd mit sehr tiefer Kopfhaltung kontrollierbarer als eines mit höherer Kopfhaltung.
Es wird immer schwieriger, im Topsport gutes Reiten und vernünftiges Training zu finden. Hier gilt ganz besonders: Nur die Harten kommen in den Garten. Und je mehr Harte auf der Bildfläche erscheinen, desto mehr verschwinden die weniger Harten aus den Top-Rängen.