Autor Thema: wer knackt sein pferd  (Gelesen 11930 mal)

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geolina

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wer knackt sein pferd
« am: 27.10.10, 14:49 »
also der bericht ist doch echt traurig. realistisch, aber sehr sehr traurig, zeigt, er doch, wohin die ausbildung läuft:

http://www.cavallo.de/know-how/harte-auslese-traumberuf-berufsreiter.460767.233219.htm?skip=

alex

Offline Olli

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Re: wer knackt sein pferd
« Antwort #1 am: 27.10.10, 14:58 »
*einlogg*

habs eben nur überfliegen können....
heute abend später mehr
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Offline terra

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Re: wer knackt sein pferd
« Antwort #2 am: 27.10.10, 16:08 »
Find ich nicht, Geolina - ich sage eher "rosarote Wendyträume - ade"
.... kenne vielleicht aber auch zu viele Mädels, die uuuunbedingt Pferdewirt (Z+H, ohne Test vorher) lernen wollten und dann nach recht kurzer Zeit die Segel gestrichen haben, weil sie die Arbeit an sich nicht packten, oder beim Reiten der jungen oder wenig ausgebildeten/verrittenen älteren Pferde doch zu schnell an ihre Grenzen stiessen. "Die Kundschaft" möchte ja hintereher eine Verbesserung sehen/fühlen, bzw. Turniererfolge und nicht nur die Pferde bewegt bekommen. Und wenn das "Mädel" dann noch nicht mal ein grottenbraves Lehrgangspferd "angeschoben" bekommt, naja .... Wenn ich Pferde für den Schulbetrieb ausprobieren war -glücklicherweise haben wir jetzt eine ordentliche, feste Truppe- immer erst ohne Bewaffnung, klappte das nicht, gabs mehr Druck - ob einen Knuff oder Gerte/Sporen war dann ar...gefühlabhängig (das war für mich immer wie aus dem Geländeferrari aussteigen und in den Mercedes 200 D, Baujahr 1970 klettern  ;D )
Ich denke, das erwarten die Prüfer - Reaktion auf die vorgefundene Situation -  drübertragen und dahinschlurfen ;) lassen oder "in Schönheit sterben" is einfach nicht.

Offline Kiowa

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Re: wer knackt sein pferd
« Antwort #3 am: 27.10.10, 16:35 »
Sehe ich ähnlich. Es gibt sicher sehr viele gute Reiter,die trotzdem nicht zum Berufsreiter geeignet sind. Und ich würde mal wetten, dass viele der gefeierten Reitmeister durch noch eine ganz andere Schule gegangen sind als unsere Berufsreiter heute.

Berufsreiterausbildung ist halt noch ziemlich militärisch, da geht's nicht nur um die hohe Kunst, sondern auch darum, dass es funktioniert. Dass es mit Fachwissen und Einfühlungsvermögen u.U. besser und nachhaltiger funktioniert, bleibt davon unberührt. Aber jemand, der sich nicht fix und beherzt auf ein fremdes Pferd einstellen und sich auch mal durchsetzen kann, ist falsch in dem Job, wenn er mit Reiten irgendwann mal seine Miete bezahlen will.

Ein ausgebildeter Bereiter hat mit mal Storys aus seiner Lehrzeit in Marbach erzählt: wer die Mütze verlor, musste einen ausgeben. Aufsitzen in der Stallgasse, in der Abteilung raus und über den Hof zur Halle mit den knapp angerittenen Pferden und irgendwer hat dann bestimmt nach dem Einreiten in die Halle mal kurz in die Hände geklatscht oder "kschkschksch" gemacht. Lösung: Mütze in den Mund beim Einreiten in die Halle und immer schön die Knie dran. Zimperlich ging's da nicht zu. Oder kurz vor dem Satteln festzustellen, dass einem jemand den Sattelgurt geklaut hat, war wohl auch ziemlich unangenehm. Wer eine solche Ausbildung durchlaufen hat, kam entweder stets reichlich vorher in den Stall (erledigte also andere Arbeiten etwas schneller), um die Ausrüstung zu überprüfen oder konnte zur Not auch ohne Sattelgurt aufsteigen und reiten.  8)
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geolina

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Re: wer knackt sein pferd
« Antwort #4 am: 27.10.10, 17:47 »
hallo,

darum sich mal durchsetzen zu müssen oder darum, dass die ausbildungszeit hart ist, darum geht es ja nicht. *lächel* - als wären auszubildende irgendwo sonst könige im betrieb ;).

es geht darum, dass man den jungen nicht beibringt bei einigen pferden eben mal zu sagen: der ist kackfest, den würde ich lieber erstmal longieren, sondern dann eben druff und irgendwie mit knuff, auch wenn dann das lehrbuch zum statisten wird. die kundschaft will das so.

das find ich ehrlich traurig.

im übrigen, die ausbilder, die ich noch kenne, die durch die ganz harte schule gegangen sind, würden dann durch diesen test nicht mehr durchkommen. sie lehnen es nämlich ab da auf schnell schnell zu machen, weil der kunde will das ja so. stimmt, muss man beigebracht bekommen haben (und deren lehrherren haben ihnen das eben beigebracht, dass man schlicht für das pferd da zu sein hat, egal wie man selber geknechtet wird ;)), dass man das sagen darf und man muss sich das leisten können. ABER sollte man das nicht auch? und wenn das schon am anfang die ausbildung und die "reine" lehre so ad absurdum geführt wird, was lernt dann der junge mensch?

irgendwie durch, hauptsache der kunde denkt, es wäre etwas erreicht worden.

puh, bei mir ist und bleibt das schwere kost.

alex

Offline terra

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Re: wer knackt sein pferd
« Antwort #5 am: 27.10.10, 18:27 »
Als fertiger Berufsreiter kann man der Kundschaft schon sagen: "Dieses! Pferd muss erst locker gemacht werden, dafür longieren wir anfangs häufiger" ... als Teilnehmer des Testes kann man es bestimmt auch im Prüfungsgespräch anbringen .... wobei .... meine wird z.B. bei zu häufigem Longieren gerne fest in der Rippe, dafür ist sie ein Pferd, dem gymnastisches Freispringen sehr viel bringt :-*(Erfahrung aus Reiter=krank-zeiten) ... und ob das 1. der Berufsanfänger auf die Schnelle einschätzen können sollte ???  und 2. die Cavallotesterin das vielleicht nicht doch etwas zu Oberlehrerhaft angebracht hat ? ;D ;)

Du bist doch Lehrerin - versetze dich mal in die Lage der Prüfer ... und dann kommt der erst werden wollende Überschüler und will Dir erklären, wie das zu laufen hat ;D (für mich liest sich der Artikel leider so :-[)

Offline zaino

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Re: wer knackt sein pferd
« Antwort #6 am: 27.10.10, 21:20 »
Naja, harte Lehrzeit, eh klar. Aber dass wie in Militärzeiten auf absolute Unterordnung statt Mitdenken, und diese Härte statt Konsequenz gesetzt wird, das ist einfach altbacken. Das Schlußinterview von Herrn Putz am Schluss bringt es doch auf den Punkt.
Und man bedenke: Diese unheimlich zähen Pferde die nur mit ganz viel hartem Zupacken, Gerte und Sporen vorwärtszubringen sind, durch WELCHE Reitweise und Politik entstehen die? Naaa?
Aber dann hintenrum über die Läschäretä spotten und sich aufregen, dass die ganzen Amateure zu den bööözsen Gurus und den anderen Reitweisen abwandern.. jajaja. Die Frage ist, muss man diese Philosophie denn fortsetzen?

Offline Olli

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Re: wer knackt sein pferd
« Antwort #7 am: 27.10.10, 21:25 »
ach nun komm, das hat doch nun nicht schon wiedr was mit ner reitweise zu tun *nichtmehrhörenkann*
nach 15 jahren schulbetrieb ist jedes pferd durch, wie ein altes taxi.
ich finde das weißgott nicht gut, aber das nun wieder auf die pöse fn zu schieben...
reiten ist leider im kleinen geldbeutel ein massenbetrieb, das wären auch andere reitweisen.

ps. ich biete genau so ein pferd wie im artikel beschrieben, da kann sich die junge dame mal rauf setzen,
ein guter reiter schafft auch das, auch ohne pöses ziehen und stechen, aber reiten muß man nun mal wollen.
ich vergleiche mal gemein, ein pferd mit einem fahrschulwagen, der is auch nach vielen jahren auf!
aber wie willst du das mit einem pferd machen? gleich abschaffen?

ich finde es nicht schön, aber zeige man eine andere lösung die auch wirtschaftlich bleibt.
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Offline Beagle-Petra

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Re: wer knackt sein pferd
« Antwort #8 am: 27.10.10, 21:41 »
Ich finde den Artikel sehr interessant und aufschlussreich. Ich denke, die Autorin hat gut geschildert, wie es ist. Die Worte von Herrn Pütz machen nachdenklich. Aber so ist es, wer zahlt, bestimmt die Musik. Man kann auch sagen: Der Zweck heiligt die Mittel. Das ist in jeder Reitweise so. Wer grundsätzlichen Wert auf feines Reiten legt, muss sich seine Berufsnische suchen und meist findet man sie in einem bescheidenen Eck weitab von Glanz und Gloria.
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Offline Olli

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Re: wer knackt sein pferd
« Antwort #9 am: 27.10.10, 21:48 »
I. Wer grundsätzlichen Wert auf feines Reiten legt, muss sich seine Berufsnische suchen und meist findet man sie in einem bescheidenen Eck weitab von Glanz und Gloria.
oder genug geld mitbringen!
ich biete so als idee, reitbeteiligung auf einem netten soliden pferd plus 2 x die woche unterricht, sind ca. 250€ im monat und man lernt toll reiten.
wer will das zahlen? oder wer kann das zahlen?
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Offline zaino

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Re: wer knackt sein pferd
« Antwort #10 am: 27.10.10, 21:52 »
ach nun komm, das hat doch nun nicht schon wiedr was mit ner reitweise zu tun *nichtmehrhörenkann*
nach 15 jahren schulbetrieb ist jedes pferd durch, wie ein altes taxi.
ich finde das weißgott nicht gut, aber das nun wieder auf die pöse fn zu schieben...
reiten ist leider im kleinen geldbeutel ein massenbetrieb, das wären auch andere reitweisen.
Hallooooo? Ich sag was gegen Pferde, die EIGENTLICH eine Top-Ausbildung haben und relativ zähe sind, (kein Wort gegen fn wieso seid IHr FN-Fans eigentlich so paranoid? ;D ist schon langsam auffallend....)
Klar ist das er Ermüdungsfaktor vom Schulpferd, das MUSS aber ganz und gar nicht so sein, es gibt auch andere, die leicht vorwärtsgehen und auf
richtige Hilfen rel. schnell und gut reagieren (auf falsche halt nicht, im Idealfall).
Was ich meinte, ist, und ich hab oft genug so Leuten zugesehen - wenn du von Anfang an immer hilfenmässig aus allen Rohren feuerst, stumpft das Tier ab. Kommt dann ein Reiterlein, dass nicht mit Kraft reitet, weils die Kraft evt. gar nicht hat, beispielsweise, verhungert das auf sowas.
Und ganz bestimmte Reit-Stile, also nicht eine Reitweise, Western, fn, iberisch, weiss-der-Fuchs, sondern Stile, Arten, das Reiten an sich zu betreiben, produzieren nun mal Viecher die nur noch mit 'ner Schrotladung in den Hintern zu bewegen sind.
Ich behaupte ausserdem, dass diese militärische Brutalschiene längst nicht mehr so auf dem Markt gefragt ist wie die meinen. Richtig ist, dass gute Berufsreiter mit Menschen UND mit Pferden können müssen, richtig ist, dass das nicht immer leicht ist, auch klar. Berufsreitern haftet ja schon dre Ruf "Harter Brocken" an, und teilweise einer gewissen Brutalität, also ich kenne so ein paar Modelle, als RL Genies, aber auf MEIN Pferd sitzen? Nur über meine seit 2 Wochen unbeerdigt rumliegende Leiche, bittesehr! (igitt). Das müsste aber doch nicht so sein, diese Brutalschiene. Ich kenne genug Leute, auch Westernreiter (also Paraoniaregler bitte wieder 'runterfahren  8)) die waren entsetzt, dass sie gute gesunde, vertrauensvolle fröhliche brauchbare junge Pferde in Beritt gaben und absolute Nervenwracks zurückbekamen, und diese Fälle kann man weiss Gott nicht alle an "Pferd hält nix aus" oder "Pferd ist verpimpelt" aufhängen.  
Sympathisch jedenfalls, die Stellungnahme von Herrn Putz. GUT gesagt. Das reisst es auf Dauer doch wieder raus, dass da schon bei den angesagten Leuten Umdenken stattfindet, und der Putz ist nun weiss Gott jemand, dem man mit Recht zuhört.

Offline Olli

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Re: wer knackt sein pferd
« Antwort #11 am: 27.10.10, 21:54 »
Hallooooo? Ich sag was gegen Pferde, die EIGENTLICH eine Top-Ausbildung haben und relativ zähe sind, (kein Wort gegen fn wieso seid IHr FN-Fans eigentlich so paranoid? ;D ist schon langsam auffallend....)

lach, hast ja recht, wir werden langsam para ,-)
alles gut ;-)
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Offline terra

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Re: wer knackt sein pferd
« Antwort #12 am: 28.10.10, 09:10 »
Sind wir denn sicher, dass die Autorin die richtigen Hilfen für DIESES Pferd gegeben hat ... Meine Erfahrung mit alteingesessenen Schulpferden: meistens reicht EIN deutliches ICH WILL und dann kommt das o.K., mach ja schon - Nicht bös, nicht grob, nicht faul sondern einfach im Sinne von Austesten, wie weit Pferd es sich bequem machen kann :D.
Und noch was: Wenn ich anders -nicht nur Legerte, sondern auch Western, Gangpferde...- reiten will, dann suche ich mir meine Lehrstelle direkt, und gehe nicht über den Test  :-*

Offline Olli

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Re: wer knackt sein pferd
« Antwort #13 am: 28.10.10, 09:51 »
ich denke auch, grade in dieser ausbildung bewerben sich oft schon leute, die erfahrungen bis m haben.
sojemand wird nachtürlich eher genommen, weil man ihn viel leichter weiterausbilden kann.
so berichtet meine rl zumindest.
was die für storys erzählte, horror, da ist ein ausgebufftes schulpferd doch was feines ;-)
@terra- genau so denke ich auch, so einen kollegen reite ich seit jahren.
der hat getestet wie ein großer, heute muß man nur denken und er travers klappt.
so ein erster ritt ist ja nun auch nicht ausschlaggebend für alle deutschen ausbildungsbetreibe!
und man bedenke, so eine person sehe ich nicht auf einem steigenden holsteiner junghengst der sich mit absicht an die wände wirft, das ist auch alltag in diesem job.....
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Offline terra

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Re: wer knackt sein pferd
« Antwort #14 am: 28.10.10, 10:14 »
... oder auf unter der Platzumzäunung durchkriechende Hafis .....

Die Ansbacher und die Langenfelder Pferde tragen doch recht viele Amateure erfolgreichdurch div. Reitabzeichen und sollten deshalb sooo schwerrittig eigentlich auch wiederum nicht sein  :)