Persönlich glaube ich, es ist einfach für die menschliche Wahrnehmung auch ein Unterschied wie plötzlich ein Ereignis eintritt.
Ein Unfall auf einer Koppel/ im Offenstall mit dramatischen Folgen - klar das ist ganz furchtbar.
Aber ein Pferd, dass in schlechter Boxenhaltung stumm vor sich hinstirbt - hm, das merkt man einfach nicht so deutlich.
Oh ja, *unterschreib* Da liegt nämlich der Hase begraben - Pferde, die lange mit degenerativen Gelenkserkrankungen oder chronischen Lungenschäden etc. "vor sich hin sterben", tun das unspektakulär und lautlos und über einen langen zeitraum verteilt, in denen der Mensch oft nur minimale Leistungsschwächen bemerkt.
Von psychischen Knäcksen, so lang sie den Menschen nicht bedrohen, mal zu schweigen. Klar regt man sich über Kopper und Weber auf, die könnten "ansteckend" sein (was sie nachgewiesenermassen nicht sind), aber so lang das Tier dennoch seine Leistung unterm Sattel bringt - und im Gelände nicht unkontrollierbar wird (wobei die Wahrnehmung bezüglich "unkontrolierbar" da stark schwankt...
)) - wurscht.
Und ja, ich kenne Stallbesitzer, die behaupten bis heute: "Ich hab nur koppeln, weil meine Einsteller das so wollen. Meiner Meinung nach geht KEIN Pferd, das was taugt, auf die Koppel. Koppelgang schadet nur. MEINE kommen nur zum Reiten raus." - Ungelogen. Ich kann Euch mindestens 1 Adresse nennen, wo diese Aussage herstammt.
Meistens sind so Boxenhäftlinge der Alten Schule ja auch so dankbar für jede Abwechslung, da gibts kein "Nö, heut nicht" wie beim Offenstaller, der grad noch 'nen Termin mit der Stute oder mit einer frisch eröffneten Koppel hat
Die meisten Katastrophenunfälle wg. "Draussensein" haben zudem oft eine menschengemachte Ursache:
- Aufzucht ohne Chance, Sozialverhalten zu erlernen
- Warum müssen Pferde, die kaum draussen und fast nur in der Halle ODER aber ca. 2x im Jahr überhaupt "genutzt" werden, ständig rundum mit Stifteln beschlagen sein? DANN Koppelgang in gemischter Gruppe kriegen und da drin bleiben, selbst wenn man beobachtet wie der Kerl reihum auf alle Stuten aufspringt, sie zerkratzt und ihren Rücken mit den Stifteln perforiert? Oder eine Schlägertype ist?
- *räusper* hengstige Burschen oder frisch kastrierte in gemischte Gruppen stellen
- Bein ab wg. dem Versuch, mal eben spontan "frei decken" zu lassen...
- Futtermangel v. a. im Winter - gibt BÖSE böse Schlägereien!
- Zu hohe Belegung/Platzmangel und zu hohe Fluktuation
- rutschiger und/oder gefrorener Boden mit tiefen Löchern drin
- Nägel die irgendwo in Stall oder Auslauf aus dem Balken ragen oder sonstige unnatürliche "Hindernisse"
- 1x pro Woche rausdürfen zum Austoben - Kaltstarts sind soo gesund, sagt Euch jeder Sportler!
Und dann gibts natürlich noch die Faktoren Blödes Pech, Stoffwechselstörungen??? (spontane Brüche bei harmlosem Ausrutscher auf der Wiese?) und ähnliche gruselige Dinge.
Beim Bauern gesehen: Hafi-Stuten leben auf meterhoher quietschender Mistmatratze im Halbdunkeln, dürfen ca. 1x im jahr in den Obstgarten und 1x im Jahr zum Leonhardiritt raus, und DAS WARS, und die werden nicht EIN Mal krank... spricht das jetzt für die Unkaputtbarkeit der Hafis oder für die relative Unwichtigkeit der Haltungsform oder hat der blöde Sack einfach nur unverschämtes Glück, das manch sorgfältigerem Pferdehalter versagt bleibt?
So über die Jahre beobachtet - klar passieren die spektakulären Verletzungen meistens draussen, wenn die Pferde sich schnell bewegen oder Auseinandersetzungen austragen.
Aber wir reden hier ja auch über Festliegen, die von Pedro erwähnten "leisen" unauffälligen Dauerkrankheiten, dazu solche Spässe wie Kreuzverschlag, Rehe, Koliken, Bronchitis, da denke ich, dass Pferde mit VIEL regelmässigem Freigang (ob Box oder Offenstall ist jetzt egal) schon besser im Rennen liegen und weniger mit zu tun haben als Boxenhäftlinge. Es sei denn, sie hätten eh eine stoffwechselbedingte Neigung zu bestimmten Krankheiten dieser Art, da ist es furchtbar schwer für den Halter, immer ein Gleichgewicht zu finden, egal wie und wo.
Und von Unfällen im Hochleistungssport, beim Springen, bei Galopprennen (Sehnenabrisse und Ermüdungsbrüche u.s.w. *grusel*), beim Military inkl. Ausfälle bei Distanzritten, wo auch schon harte Sachen vorkamen, reden wir hier gar nicht.