Autor Thema: Reiten - Philosophie oder Sportart?  (Gelesen 66286 mal)

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Offline zaino

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Re: Reiten - Philosophie oder Sportart?
« Antwort #180 am: 23.09.10, 21:06 »
Zaino, und deswegen soll die Dopingregelungen gelockert werden  ???
Nein, aber man wundert sich schon, wenn jemand rauskatapuliert und des Dopings überführt wird, weil Miniminimalspuren von irgendwas von vor dunnemals im Pferd auftauchen. Das ist so... hm, auch wieder extrem.

Oder, eine Bekannte erzählte mir neulich, sie wäre mit ihrem knuffigen Welsh-Cob beim Turnier mitgeritten, an sich springt der Kleine toll und gern aber - tja, er hat sowas wie Headshaking. Nun hat sie ihm vor Jahren schon so ein Nasen-Netz genäht, wenn man das am reithalfter-Nasenband fest macht, schaut das komisch aus, aber es krabbelt nix mehr in die Nüstern und der Kleine lässt das Shaken. Ist ein vielseitiges, liebenswertes Spass-Pferd, das im Gelände so gut wie im Viereck dressurmässig geht. Oder hüpft. ABER man verbietet den Start mit der harmlosen Tüllgarndine vor der Schnüss. Also, merke, für die Zukunft: dieses Pony DARF keine Turniere gehen, WEIL es dieses Problem hat. Die an sich tierfreundliche lapidare Lösung Nasentüte = Tüll untenrum ist VERBOTEN. Drückt nicht, kneift nicht, hindert nicht am Atmen, befreit nur! Fliegenspray ist ja vermutlich auch verboten? Mal ehrlich, da lang ich mir schon an den Kopf! 
Habs ja schon mal erzählt, ich hab einem Kadertrainer zugeguckt, der hat 'ne Strumpfhose um die Pferdezunge gewickelt "damit der Bock mal an die Hand geht" - und "bisschen Härte muss sein" - klar doch, nie in der Prüfung, NUR im Training...  ::) DAS ist dann ok, oder?
Gut gemeint ist eben nicht immer GUT, und so entstehen oft recht scheinheilige Effekte... finde ich jetzt mal.

Offline GilianCo

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Re: Reiten - Philosophie oder Sportart?
« Antwort #181 am: 23.09.10, 22:07 »
Jolly, das ist für mich aber gerade das Problem. Ich fände da schon Studien sinnvoll, die belegen, wie viel von Substanz X im Pferd welche Wirkung zeigen. Warum gibt es beispielsweise sonst die Möglichkeit, daß man eine Behandlung vorher angeben kann, und es dann dem zuständigen auf dem Turnier überlassen kann, ob gestartet werden darf oder nicht?

Ich finde es gut, daß kontrolliert wird, so nicht. Aber ich kann schon verstehen, wenn ein Mädchen von 17 Jahren das erste mal die Chance hat an der deutschen Meisterschaft teilzunehmen, schon die Frage im Raum steht, was tut man jetzt? Das Pferd ist korrekt behandelt worden. Da ist die Verantwortung wahrgenommen worden. Wenn man jetzt nicht startet, dann ist es für das Pferd selbstverständlich nicht schlimm. Wenn es für die Reiterin aber eine einzigartige Chance darstellt....

Man kann in jedem Fall selbstverständlich mit dem Argument kommen, daß das Pferd ja davon keinen Schaden trägt. Aber wenn die Entwicklung so weitergeht... dann wird es einfach doch immer schwieriger, Turnierpferde zu behandeln, weil sich ab einem gewissen Punkt die Behandlung und die Turnierreiterei ausschließen, auch wenn eine entsprechend sinnvolle Zeitspanne zwischen der Behandlung und dem nächsten Turnierstart liegt.
Wichtig ist, nie mit dem Fragen aufzuhören. A. Einstein.

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Offline AndreaT.

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Re: Reiten - Philosophie oder Sportart?
« Antwort #182 am: 24.09.10, 07:31 »
Solche Studien kosten eine Menge Geld und so lange Pharmafirmen nicht viel Geld danach verdienen haben die natürlich kein Interesse daran.

Klar ist es schade für ein Mädel die einmalige Chance nicht nutzen zu können obwohl alles richtig und pro Pferd gemacht wurde. Da darf sie sich dann bedanken bei all denen, die nicht pro Pferd gehandelt und gedopt haben dass das Zeug hielt und angeblich von nix wussten - ja wie kam das wohl ins Futter ? ins Pferd ?
Den Pferden im ganz allgemeinen zu liebe bleibt doch gar nichts anderes übrig als rigide Schutzmassnahmen zu ergreifen und die auch durchzuziehen.
Sonst wird sich doch wieder an die Grenzwerte herangeschlichen und es heisst wieder mit ganz unschuldigem Blick: der Tierarzt hat aber gesagt........

So schade es im Einzelfall ist, für die Turnierpferde im Allgemeinen ist es gut und richtig. Und DAS muss man im Auge behalten.
Darfs ein Sprickel mehr sein ?

esge

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Re: Reiten - Philosophie oder Sportart?
« Antwort #183 am: 24.09.10, 08:01 »
Sehe ich auch so. Was ihr beschreibt (Amateure im L- und M-Bereich oder auch niedriger, deren Pferde in wohlmeinender Absicht Wochen zuvor irgendwas gekriegt haben), sind Bauernopfer. Aber bittschön: WAS passiert denn schon, wenn man nicht starten darf? Ärgerlich, ja. Aber das ist es auch, wenn man am Morgen der Veranstaltung ein leider über Nacht lahm geschlagenes Pferd von der Weide zieht. Ach so, pardon, vielleicht gehört da ein Turnierpferd gar nicht hin?
Ich beobachte kopfschüttelnd, wie oben beschriebene Amateure, solche, die sogar nur auf  E und A-Niveau reiten, diese Turniersache dermaßen bierernst nehmen, dass Pferde nicht mehr oder nur noch höchst beschränkt auf die Weide dürfen, rundum eingewickelt werden, beim Ausritt (Ausschleich) über kein Ästchen treten dürfen wegen der Verletzungsgefahr, Hafer bis zum Anschlag aber kaum Heu bekommen und wo viel zu junge PFerde viel zu hart trainiert werden. Es gibt erwachsene Menschen in meinem Umfeld die glauben, dass ein E-Start (!!!) dies alles rechtfertigt. Die mir bei Einwänden zu verstehen geben, dass ich mit meinem Pony da ja nicht mitreden kann, denn IHRE PFerde sind ja TURNIERPFERDE.
Diese Leute reiten bei Trainern, die ihnen diesen Weg vorgeben. Bei Trainern mit Qualifikationen und Turniererfolgen. Bei Trainern mit lokal bekannten Namen. Verständlich, wenn Jugendliche sich da fehlleiten lassen (dafür könnte ich besagten Trainern besonders den Hals rumdrehen!). Aber erwachsene Menschen mit Berufsausbildung? Ja hallo, gehts noch?!

Darum kann das Profireglement gar nicht eng und streng genug sein. Denn es schlägt unabsehbare Wellen in die unteren Bereiche.

Allerdings ja: Auch in anderen Szenen gibts Auswüchse. Egal ob sie Rüschen, Stetson, Islandpulli oder Karottenstöcke trägt.

Offline zaino

  • Mein Pferd ist als Pferd eine Katastrophe, als Mensch ist es unersetzlich.
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Re: Reiten - Philosophie oder Sportart?
« Antwort #184 am: 24.09.10, 09:14 »
Hmpf, ich rede ja nicht von "lockern" sondern von differenziertem Trennen in sinnvoll und sinnfrei. Wie Fliegenspray oder Tüll vorm Näschen.
Die besagte Reiterin war bissl traurig, weils Pony ohne Tüllgardine mit Shaken befasst war und einige Stangen abräumte, aber ich glaub nicht, dass davon ihre Welt untergeht - dennoch blöd, das Bauernopfer zu sein.
Da darf sie sich dann bedanken bei all denen, die nicht pro Pferd gehandelt und gedopt haben dass das Zeug hielt und angeblich von nix wussten
JA. Genau.

esge, krass!
Ich beobachte kopfschüttelnd, wie oben beschriebene Amateure, solche, die sogar nur auf E und A-Niveau reiten, diese Turniersache dermaßen bierernst nehmen... Hafer bis zum Anschlag aber kaum Heu bekommen und wo viel zu junge PFerde viel zu hart trainiert werden. Es gibt erwachsene Menschen in meinem Umfeld die glauben, dass ein E-Start (!!!) dies alles rechtfertigt.
Ja, der ganze Schmarrn der HINTER den Kulissen so abgeht, den kontrolliert ja kaum einer und wenn wer was sagt, dann kommt DAS Totschlag-Argument:
... dass ich mit meinem Pony da ja nicht mitreden kann, denn IHRE PFerde sind ja TURNIERPFERDE.


Wundert Euch, dass es Leut gibt, die pauschal gegen die "bösen Turnierreiter" wüten? Ist natürlich auch wieder Quatsch, aber WUNDERTS Euch?

Offline Lacona

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Re: Reiten - Philosophie oder Sportart?
« Antwort #185 am: 24.09.10, 09:19 »
Soviel ich weiß, darf man sich für Nasentüll eine Freigabe der LK holen. Soll sie in Riem anrufen und sich das schriftlich geben lassen. Das kann sie den Richtern aufm Turnier dann unter die unbetüllten Nasen halten und entsprechend starten.

Die 17jährige könnte das Pferd vorher doch testen lassen? Mit ein bißchen Glück verstoffwechselt der das so schnell, daß sie starten kann.
Wenn nicht, dann sieht sie hoffentlich ein, daß das Wohl des Pferdes im Vergleich mit sportlichen Erfolgen immer 100%ig vorgeht. Und wenns um Olympia geht.
Und am Ende der Straße steht ein Haus am See.
Orangenbaumblätter liegen auf dem Weg.
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Offline TerrierTopic starter

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Re: Reiten - Philosophie oder Sportart?
« Antwort #186 am: 24.09.10, 09:37 »
Mein Pferd geht ja auch Turniere, bissel höher als E/A.
Dino kommt aber auf die Weide ohne Beinschutz!  ;D

Ich hatte aber auch schon Mal das Problem, dass ich mir wegen Doping , Gedanken machen musste.
Mein Pferd hatte ein Hufgeschwür gehabt, wurde ordentlich ausgeschnitten, aber prophylaktisch gab es dann noch Antibiotika. Leider war ich nicht zugegen, als es gemacht wurde, sonst hätte ich es vorher abgeklärt. Der TA meinte zwar, dass es " ...eigentlich nicht mehr dann nachgewiesen werden dürfte..." aber sicher war er sich nicht.
Das HG ist ja wirklich eine Sache, die mit der recht schnellen Heilung einhergeht. Es wurde früh erkannt, war recht klein und das Lahmen war auch fast sofort weg.
Aber ich stand da nun. Sollte ich das Turnier, was 2 Wochen später war, gehen oder nicht? Es war eine Ausscheidung für die EM.
Ich bin geritten. Gab keine Dopingkontrolle bei meinem Pferd sondern bei MIR  ;D die ich zum Glück bestand!
Aber mir ging trotzdem die Flatter, als ausgelost wurde, wer oder welches Pferd kontrolliert werden sollte.
Hinterher war ich dann auch schlauer, dass man manche Sachen anmelden kann, aber damals war das noch recht neu für uns.
Mimmi und ich hatten durften dann auch zur EM  ;)
der bissige Terrier schickt Grüsse
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Ich bin zu alt um nur zu spielen und zu jung um ohne Wunsch zu sein

Offline Rubens

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Re: Reiten - Philosophie oder Sportart?
« Antwort #187 am: 24.09.10, 09:57 »
Es gibt erwachsene Menschen in meinem Umfeld die glauben, dass ein E-Start (!!!) dies alles rechtfertigt. Die mir bei Einwänden zu verstehen geben, dass ich mit meinem Pony da ja nicht mitreden kann, denn IHRE PFerde sind ja TURNIERPFERDE.
Diese Leute reiten bei Trainern, die ihnen diesen Weg vorgeben. Bei Trainern mit Qualifikationen und Turniererfolgen. Bei Trainern mit lokal bekannten Namen. Verständlich, wenn Jugendliche sich da fehlleiten lassen (dafür könnte ich besagten Trainern besonders den Hals rumdrehen!). Aber erwachsene Menschen mit Berufsausbildung? Ja hallo, gehts noch?!

Das halte ich für ein Problem der Erwachsenen unserer Gesellschaft. "Der hat das gelernt, der sollte das können." Nachgedanke: wenn's nicht stimmt kann ich ihn verklagen........ Amerika lässt grüßen.

Ein gutes Beispiel ist meine frühere RB. Sie hat sich mit mir zusammen bei dem Friesen über fast alles (nur bei Hufen hat sie gestreikt ;) ) Gedanken gemacht und eigene Überlegungen angestellt. Sie ist ungefähr so alt wie ich, also auch Ü40. Bei ihrem eigenen Pferd wird NICHTS mehr in Frage gestellt. Ob das um Mauke, Sattel oder sonst was geht, es wird gemacht wie es alle machen oder ein "Gelernter" es gesagt hat. Zur Kontrolle der Sattelpassform kam dann auch jemand der sich darin fortgebildet hat - der Besitzer des 30km entfernten Reitsportladens....... *hüstel*

Wir neigen immer mehr dazu Verantwortung abzugeben - und beschweren uns dann, wir hätten von nichts gewusst. Dabei ist Information immer noch eine Holschuld - also etwas, was ich mir aktiv holen oder ich muß mir halt von wer weiss wem wer weiss was vorsetzen lassen.
Sich was vorsetzen lassen ist halt immer einfacher - weil man dann keine Verantwortung hat.... aber da waren wir schon.......
"Manche Dinge verschweigt man am besten, indem man ausführlich über sie redet."   Simone Servais

Offline zaino

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Re: Reiten - Philosophie oder Sportart?
« Antwort #188 am: 24.09.10, 10:08 »
Naja, Rubens, andererseits - man KANN nicht in ALLEN Töpfen rühren. Mein Auto muss ich auch zum Richten weggeben und darf dann hoffen, dass die Werkstattheinis dann auch RICHTEN was zu richten ist. Ein bisschen Vertrauen und ja, Verantwortung, z. B. zum Tierarzt oder Hufschmied, MUSS man abgeben dürfen. Was natürlich nicht heisst dass man das eigene Hirn und Bauchgefühl gleich mit abgibt.

Terrier, also man darf anmelden, wenn da was war und man musste behandeln? Das wäre ja super! Tierarztattest, Diagnose, Bescheinung des verabreichten Mittels, sollte dann im Veranstalterermessen liegen, dass man starten lässt wenn Pferd rundum wieder fit ist UND die Behandlung ok. Bei HG würde ich auch tun was ich kann, dass das nicht weiterblubbert sondern schnell heilt. Im Interesse aller Beteiligten.

Offline AndreaT.

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Re: Reiten - Philosophie oder Sportart?
« Antwort #189 am: 24.09.10, 10:22 »
man KANN nicht in ALLEN Töpfen rühren. Mein Auto muss ich auch zum Richten weggeben und darf dann hoffen, dass die Werkstattheinis dann auch RICHTEN was zu richten ist. Ein bisschen Vertrauen und ja, Verantwortung, z. B. zum Tierarzt oder Hufschmied, MUSS man abgeben dürfen.

Doch, man KANN in ALLEN Töpfen rühren heutzutage. Und wenn man es nicht selber richten kann - wie beim Auto z.B. oder beim Schmied - dann kann man zumindest WISSEN was kaputt ist und gerichtet werden muss/soll, ansonsten wird man leicht über den Tisch gezogen und das Pferd grottenschlecht beschlagen.
Heutzutage gibt es so viele Möglichkeiten sich auch als Laie weiter- und fortzubilden, wer das nicht nutzt und sich darauf verlässt was in seinem direkten Umfeld "normal" und "so haben wir das immer gemacht" und "ich hab das aber so gelernt" - der muss einfach Glück haben mit seinem Umfeld.

 ::) vor Jahren hatte ich mal einen Sattel zur Probe, der auf den ersten Blick gar nicht so schlecht aussah von der Passform, nach dem Satteln befand ich aber, dass er doch zu eng ist in der Kammer für ein Pferd das auch da aufmuskeln sollte. Mein damaliger Reitlehrer - ein netter älterer Herr mit dem goldenen Reitabzeichen - sah es sich an und meinte dann: das ist doch gut, da muss sich beim Pferd einfach noch eine Sattellage ausbilden  :P
Ja klar. Sie hatte dort ja noch keine Gruben.
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Offline GilianCo

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Re: Reiten - Philosophie oder Sportart?
« Antwort #190 am: 24.09.10, 10:25 »
zaino, das habe ich geschrieben. So wurde es von einem TA erklärt aus der Praxis. Dann legt man die Verantwortung ja "ab", und ist ehrlich... das Risiko bleibt natürlich, daß die Veranstalter dann meinen, daß das Pferd so nicht starten sollte.... das ist das Risiko, was man dann eingehen muß. (muß direkt mal im Net gucken, ob das bei der FN irgendwo zu finden ist).

Ich bin da glaub ich das Gegenteil (damit bin ich aber glaub ich nicht alleine), und mache lieber alles selber, incl. der Information, die ich mir hole, und bin dann auch sicher, daß ich zumindestens alles mir mögliche getan habe.

Ich bin mit meinem eigenen Wissen so weit, daß ich auch einschätze, WELCHEN Fachmann ich frage, wenn ich ein Problem habe. Ich würde für mich selber von einigen einen Rat annehmen, maße mir aber an, obwohl ich selber kein Bereiter bin (als beispiel) zu unterscheiden, von welchem Fachmann ich einen Rat hole, oder einen Rat akzeptiere, und von welchem nicht. Wenn mir Bereiter, die selber mittlerweile das fünfte Pferd ihr eigen nennen, welches komischerweise wie die letzten vier ständig lahm ist mit immer den gleichen Problemen, sagen, ich reite mein Pferd platt, dann nehme ich es mir nicht zu herzen. Einfach weil ich von dem Urteil dieses Bereiters einfach nichts halte. Sagt mir das jemand, von dem ich fachlich auch etwas halte, dann fange ich an mir ernsthaft Gedanken zu machen.

Leider ist das, da stimme ich euch zu, schon bei vielen nicht mehr so differenziert, und es wird geglaubt, was gesagt wird, der RL hat immer recht, und das Pferd wird das halt lernen müssen. Für mich der falsche weg, aber ich denke, diese Bereiter haben nur deswegen noch immer Arbeit, weil es genug Leute ohne Ahnung gibt, die dann nicht in Büchern lesen, und lernen, zu sehen, sondern komplett ohne Kritik annehmen, was diese "Fachleute sagen".
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Offline Rubens

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Re: Reiten - Philosophie oder Sportart?
« Antwort #191 am: 24.09.10, 11:03 »
zaino, pferdetechnisch MUSS man heute leider in allen Töpfen rühren KÖNNEN.

Ich sehe und halte das auch so wie AndreaT und GilianCo.
Es geht ja nicht nur darum, den richtigen Fachmann zu finden, ich muß auch wissen, was eine realistische Erwartung ist, die ich an dessen Arbeit stellen kann. Jahrelange Fehlstellungen der Hufe lassen sich nicht durch 1x bearbeiten beheben und wenn das Pferd an der Hand Schulterherein geht, geht da unterm Sattel noch gar nichts. Nur weil Du 2 Meyners-Kurse mitreitest, geht Dein Pferd nicht von selber gelöster......

Und es gibt Tage, da wünsche ich mir Dummheit (nicht nur pferdetechnisch) - wenn man vieles nicht sieht scheint das Leben einfacher zu sein.
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Offline donau

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Re: Reiten - Philosophie oder Sportart?
« Antwort #192 am: 24.09.10, 11:10 »
*hmlaus*
an dieser stelle melde ich mich aus einem anderen aspekt zu wort: ich bin jemand, der meint, reiten ist weder sport noch philosophie, sondern therapie. bewegungstherapie für uns büromenschen, psycho-therapie für burn-out und sonst gefährdete, motivationstherapie für die, die sich sonst nur verkriechen würden... allerdings: wie bei jeder therapie muss sich der "behandelte" auch helfen lassen wollen, dh. bewegung machen wollen, an sich arbeiten wollen, information und wissen sammeln wollen.

irgendwie gibts dann halt die zwei extreme- die "das ist nur sport"-fraktion, die das lebewesen pferd mit der hantel aus der kraftkammer verwechselt ::) und die "ich reite um spass zu haben"-fraktion, für die theoretische weiterbildung, wissenserwerb und hintergrund-überlegungen nur unnötiger aufwand sind. die sport-fraktion informiert sich meist etwa soweit, dass sie das für den sportlichen erfolg nötige wissen hat, aber da kann ich nicht mitreden, weil ich hab ja kein sportpferd (lässt sich wahlweise auch durch "nur einen haflinger", "nur ein barockpferd" etc. ersetzen). das sind jene, die hier (zu recht) verurteilt werden, weil sie den erfolg über das pferd setzen :P

die spassfraktion sagt einem doch allen ernstes, "es sei ja toll, dass ich in weiterbildung investiere, aber man wolle sich nicht mit büchern belasten, man reite ja zum spass" :o ::) da wird dann einfach alles geglaubt, was der jeweilige guru/reitlehrer vorbetet, und sich gewundert, warum die pferde ständig koliken, die hufe immer schlimmer werden, die pferde immer mal wieder lahmen, oder unbemuskelt und viel zu dünn/dick sind ::)

ich kann mich nicht entscheiden, was ich schlimmer finde - den eigenen ehrgeiz auf kosten anderer befriedigen (inklusive doping, und sehr zweifelhafter "trainingsmethoden"), oder die spassgesellschaft (die dann ihre "philosophie" verbreitet).

philosophie wird in den meisten fällen doch so interpretiert, dass reflexionslos einem guru nachgebetet wird,das kann nicht das ziel sein. information ist wichtig, ich muss zumindest soviel wissen, dass ich beurteilen kann,welchem experten ich vertrauen kann. oder auch in manchen punkten hinterfragen kann, warum etwas so gemacht wird. im laufe der jahre mit der reiterei kann man sich genug weiterbilden, wenn auch manchmal gezwungener maßen (in lahmheitsdiagnostik etwa, oder hufbeschlag, oder sattelkunde *hust*). die ganze weiterbildung nützt aber nicht besonders viel, wenn man dieses wissen dann nicht umsetzt und tatsächlich beginnt zu hinterfragen. und das passiert zu oft, wenn man sich reiten als "philosophie" definiert, was da nicht passt, wird ausgeblendet.

ps.- mich wundert es nicht, wenn die philosophen "böse turnierreiter" schreien, aber umgekehrt gibt´s oft verwunderung wenn ich dann mit "verblendete philosophen" antworte. vielleicht sollte man die übersetzung des wortes "philosophie" und seine bedeutung mal groß in den reitställen anschlagen.... ;)
Wer auf seinem Standpunkt beharrt, darf sich nicht wundern, dass er nicht weiterkommt...

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Offline zaino

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Re: Reiten - Philosophie oder Sportart?
« Antwort #193 am: 24.09.10, 11:16 »
Wer in zu vielen Töpfen rührt muss aber schwer aufpassen, dass nix anbrennt  ;)

AndreaT, ich hab ja eben NICHT gesagt, Hirn an der Garderobe abgeben samt Verantwortung,
ich hab auch nicht gesagt, sich NICHT informieren und die anderen mal schön machen lassen! (Sätze zu Ende lesen?  ;))

Ich hab NUR gesagt, man muss auch mal jemandem einen Vertrauenskredit geben können und dürfen.
Denn der Tierarzt wäre ja ein Depp, wenn er 10? 9? 11? Semester Anatomie, Krankheiten, Körperfunktionen und deren Störungen paukt, in Praktika sein Auge schult - und unsereiner weiss wüsste dann alles vom Nebenher-Selbststudium viel besser - nebenher weil hauptsächlich mit anderen Jobs zum Haferverdienen beschäftigt. Und einige von uns haben TATSÄCHLICH neben dem Pferd noch andere Götter, wie Arbeit, Partner, evt. Kinder 8) - ist das dann eigentlich überhaupt moralisch vertretbar, wenn man ein PFERD hat? - Du musst zugeben, da kommt auch viel Murks aus so einer Einstellung.  
Übrigens sind mein Pferd und ich lebende Beispiele für mündige Patienten, die RECHT hatten sich z. B. gegen eine Arthroskopie zu sträuben. 6 Jahre später war die geheimnisvolle Arthrose der Hinterfesselgelenke nämlich weg - hurra, es gibt noch Wunderheilungen! :P ;D

Ich muss halt meine Aufnahmekanäle offen halten. Letztlich sagt mir das Pferd, was taugt, passt und ihm gut tut. Sofern ich seine Zeichen "lesen" und verstehen kann. was ja, wie wir wissen, nicht immer leicht ist.

Andererseits: Irren ist menschlich, und wer von uns hat bitte noch NIE Bockmist gemacht und fehltentschieden, oft aus Erfahrungsmangel, nicht etwa aus Mangel an Engagement??? Manches, was mein junges Pferd mit mir aushalten musste, würde ich heute ganz anders machen.
Man muss auch erst lernen, die dämlichen bis gefährlichen Ansagen (auch von "Profis") von den richtigen brauchbaren Statements zu trennen...
Man kann sein Bestes tun, und trotzdem langt man daneben - dagegen gibts leider keine Versicherung :'( Man lernt nie aus, aber man muss auch mal "outsourcen" können, wo die eigene Kompetenz nicht reicht.

*beidonaumalwiederunterschreib*  :D

Offline Rubens

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Re: Reiten - Philosophie oder Sportart?
« Antwort #194 am: 24.09.10, 11:43 »
Wer in zu vielen Töpfen rührt muss aber schwer aufpassen, dass nix anbrennt  ;)

Das ist korrekt - allerdings ist gute Organisation bei mir persönlich "nur" ein weiterer Topf.

ich kann mich nicht entscheiden, was ich schlimmer finde - den eigenen ehrgeiz auf kosten anderer befriedigen (inklusive doping, und sehr zweifelhafter "trainingsmethoden"), oder die spassgesellschaft (die dann ihre "philosophie" verbreitet).

Extreme sind nie gut - die meisten von uns dürften sich irgendwo dazwischen aufhalten.
Wie sagt mein Taiji-Lehrer immer so schön: erst die eigene Mitte finden und dann (nach ein paar jahren Übung) darin ruhen. Dummerweise muß man um Balance zu finden wissen wo die Eckpunkte sind und vor allem wo mein Schwerpunkt - auf dem ich balancieren will - liegt.

Ich hab NUR gesagt, man muss auch mal jemandem einen Vertrauenskredit geben können und dürfen.

Hab ich auch gedacht. Allerdings entschuldige ich mich heute noch bei meinem Pferd, dass ich bei der letzten NH-Stunde aus genau diesem Grund nicht dazwischen gegangen bin. Nun gut, beim nächsten NH-Trainer werde ich genauer hinschauen - und früher dazwischen gehen auch wenn es mir leid tut dass jemand anders dann mein Misstrauen ausbaden muß.
"Manche Dinge verschweigt man am besten, indem man ausführlich über sie redet."   Simone Servais