*reinkommt*
Philosophie oder Sportart? Irgendwie beides nicht. Was denn dann? Ich sehe das Reiten in erster Linie als "Handwerk". So ganz trifft es das auch nicht, weil beim Reiten der Kuschel- / Liebhab- und Verantwortungs-Modus dazukommt. Also irgendwie eine Mischung aus Haustierhaltung und Hobby-Handwerk.
"Philosophie" klingt mir zu anspruchsvoll und zu geschwollen für das, was ich tue, und eine Sportart ist es für mich auch nicht so wirklich, weil mir der Turnierzirkus nicht so recht Spaß macht. Wenn ich mich aber genau zwischen diesen beiden Begriffen entscheiden sollte, würde ich meinen: eher noch Sportart als Philosophie.
Wenn ich nicht gerade Unterricht habe, bin ich beim Reiten am liebsten ganz alleine. Keine anderen Leute auf dem Platz, keine Zuschauer, keine Trecker, keine Autos. Das liegt nicht daran, dass das Pferd schreckhaft ist, ganz im Gegenteil, die ist sehr schußfest. Aber Reiten hat für mich irgendwie was Meditatives. Spricht das jetzt gegen die Handwerks-Kategorie? Ich glaube nicht. Wenn ich mir für mich ein klassisches handwerkliches Hobby vorstellen würde (was weiß ich: Schnitzen oder Knüpfen oder sowas) könnte ich mir vorstellen, dass es einen ähnlichen Effekt hätte.
Da wir aber nicht bei Wünsch-dir-was sind sondern bei So-isses, habe ich diese hübsche Idealsituation nicht häufig und genieße sie jedes Mal. Wenn andere Leute am Stall um mich rumspringen, dann telefonieren die beim Reiten, rauchen beim Putzen, machen das Radio an und tun sonstige Dinge, die nicht meins sind. Ich versuche, das alles zu übersehen. Es geht mich nichts an, es schadet dem Pferd nicht und irgendwie muss es jeder so machen, wie er es für richtig hält.
Ach ja, klassische Musik zum Reiten finde ich grauenvoll. Wenn schon irgendwas im Hintergrund dudelt, dann entweder Radio oder Rock in gedämpfter Lautstärke. So unterschiedlich kann man das empfinden. Ich reite aber auch klaglos zu Modern Talkings Gesülze oder zu Beethovens finsteren Moll-Tönen, wenn es jemand anderes möchte.