Autor Thema: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?  (Gelesen 122965 mal)

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Offline pedro

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #495 am: 07.09.10, 07:38 »
Und ich (natürlich auch aus dem tiefen Süden  ;D) wäre ja mal froh, wenn die Vereine in unserer Gegend mal die vielen Sachen, die die FN z.B. als WBO-Wettbewerbe anbietet auch uns Reitern anbieten würde!
Hunterprüfung könnte ich genau 1 im Jahr reiten, und das ist natürlich nicht die niedrigste Klasse. GHP gab es in unserer Gegend dieses Jahr keine einzige! Caprilliprüfungen gab es, glaube ich, auch genau eine.
Dafür werden jede Menge "normaler" Prüfungen geboten, ja auch inklusive der unsäglichen E-Zeitspringen. Grundsätzlich kann man schon fast sagen, auf welchem Turnier welche Prüfung angeboten wird, ja, man kann eigentlich schon die zu reitenden Aufgabe vorhersagen, weil richtig viel ABwechslung gibt es da nicht.
Genau da gibt es aber die großen STarterzahlen, nicht in den "alternativen" Wettbewerben - also ist das doch genau das, was sich der REiter wünscht?
Wobei sich mir nicht erschließt, wieviel Spaß es machen kann, jedes Jahr immer wieder die gleiche Aufgabe zu reiten??

Übrigens ist reiten für mich auch eher nicht blos reiten  ;D sondern mehr und mehr Lebenseinstellung und Aufgabe und es tut mir sehr leid eigentlich, dass ich mich vollinhaltlich bei baura und zaino und hexle anschließen muss. So empfinde ich das einfach auch.
Problemlösung a la Captain Becker: Kann ich nicht einfach auf was schießen?

Offline Olli

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #496 am: 07.09.10, 07:50 »

Übrigens ist reiten für mich auch eher nicht blos reiten  ;D sondern mehr und mehr Lebenseinstellung und Aufgabe und es tut mir sehr leid eigentlich, dass ich mich vollinhaltlich bei baura und zaino und hexle anschließen muss. So empfinde ich das einfach auch.

ooh nicht falsch verstehen, für mich ist es auch nicht BLOß reiten, nur bin ich soweit, das es noch ein leben neben dem reiten gibt,
meine lebensaufgabe ist einfach eine andere.
mir ist reiten sehr wichtig, alles was dazu gehört, grade ein schöner stall mit einer guten gemeinschaft.
aber es gibt auch noch anderes auf der welt.
Wir dürfen das Pferd nicht vermenschlichen,
wir müssen uns verpferdlichen.“

Offline zaino

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #497 am: 07.09.10, 09:16 »
Ja, pedro, das hat hier aber irgendwo schon mal wer damit erklärt, dass die einzelnen Vereine keine Sponsoren für die "abgefahrenen" und weniger sensationsträchtigen Wettbewerbe finden. Andererseits, in der Liste der FN-PDFs, die uns baura gestern gezeigt hat, ist unter anderen DIESES Download:


Vielseitigkeit - Spannung die verkauft Geben Sie als Veranstalter mit dieser Imagebroschüre Ihrer Sponsorensuche einen professionellen Rahmen.
Die vierseitige Einlegemappe informiert über die Disziplin Vielseitigkeit, stellt deren Emotionen bildlich dar und informiert auf einen Blick über einen Großteil
der Werbemöglichkeiten Ihrer Sponsoren auf Vielseitigkeitsveranstaltungen.

Aha, wie stellt man die Emotionen bildlich dar? Indem ein Pferd sich grad an einem Hindernis in einem Teich stürzenderweise aufhängt, während der Reiter ersäuft, wo eine ortsansässige Biermarke draufsteht  :P
Da sag ich schon auch...Man bedient da einen kruden Publikums- bzw. Sponsorengeschmack, ist das nicht a bissl billig?

Pferdesport - Träume verwirklichen fand ich übrigens auch, ist leider kostenpflichtig, aber ich wüsste gern, was da drin steht...
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Offline baura

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #498 am: 07.09.10, 09:25 »
und es tut mir sehr leid eigentlich, dass ich mich vollinhaltlich bei baura und zaino und hexle anschließen muss.
*kicher*
wir beißen nicht...
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Sheldon: 'Du hast ein Sarkasmusschild?'

Offline zaino

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #499 am: 07.09.10, 09:43 »
Net zwegs UNS, baura, zwegs dem INhalt tuts ihr leid, das Sichanschließenmüssen.  ;)

Da hast mir jetzt was angetan mit dieser Download-Liste, was es da alles so gibt... man müsste die alle mal durchfieseln...

E-Zeitspringen oder Jump'n run ist natürlich ein Mordsspass, mit herumgerissenen Ponies, Vätern in Joggingoutfit, die auf die Schnüss fallen, Schulkameradinnen die vom zaun aus anfeuern - dem Reiter alter Schule rollen sich beim Zugucken die Fussnägel auf. Da wären so Reiterspiele wie in Großbritannien üblich und SEHR beliebt, die nettere oder auch ungefährlichere Variante, der Deutsche sagt dazu nur: Ach was, da passiert schon nichts, und ein bisschen Härte muss sein (zitat, selbst erlauscht, von einem Kadertrainer, der einen Zungenstrecker mit Einfädeln einer Seidenstrumpfhose ins Pferdemaul korrigierte, und nach 1/2 h Training floss Blut aus dem Maul ... das ist nun schon 15 Jahre her, dass ich DA zugucken "durfte"... )

Jetzt ist ein E-zeitspringen natürlich nicht grad der Gipfel der Grausamkeit und Todesgefahr, geb ich zu, ein Highlight der Reitkunst ist es auch nicht... aber es VERKAUFT sich bei den Turnier-Sponsoren besser. Eben, genau.

Und was wollte ich noch sagen, Reiten ist kein Sport wie Tennis oder Squash, Reiten ist 'ne Philosophie. Die muss natürlich nicht das ganze Leben ausfüllen. Aber wenn mans tut, in dem Moment und während man das Pferd in seiner Verantwortung hat, dann eben schon.

geolina

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #500 am: 07.09.10, 09:46 »
hallo,

unsere sb hat sich ja jetzt zum ersten mal nen ruck gegeben und unsere e nach wbo ausgeschrieben und damit auch die lk0 zugelassen ;). das ist schon bissl öffnung. für die kleinen prüfungen hatten wir im übrigen schnell sponsoren - für bissl kohle mal den namen lesen ist schon ok für die meisten, schlimm wird es in den höheren prüfungen. da müssen die leute echt geld springen lassen und sind wir ehrlich - absolut brotlos! welche polsterfirma könnte denn schon großes (achtung, mein lieblingsdenglischwort) money kick back erwarten, weil sie die s7 sponsoren?  ::) das ist reine liebhaberei für den verein und nix weiter.

zuschauer hast du als dressurturnierveranstalter auch keine, außer bei reiterwettbewerben und e. danach ist schluss. ist aber auch sockenlangweilig 70 startern in einer m* zuzuguggn, oder? da mach ich lieber startertafel auf dem abreiteplatz, ehrlich oder schreibe. zuschauen würde ich mir da nicht antun. kann also die leute verstehen. verkauft wird nur an reiter - als kaffee oder essen, die eben mehrere tage da sind oder deren prüfungen ihnen luft lassen bissl zu schlendern. spaziergänger, die zufällig vorbeikommen guggn 1-2 reiter an, weil sie erst denken: wow, cool turnier, alle schick und dann kommt schnell das verstehen, das man nix versteht, keinen unterschied sieht zwischen den pinguinen (obwohl die - als auch pinguine zu erkennenden leutchen am nebentisch über den einen reiter gelästert haben und beim anderen verzückt waren), also lieber mal schnell durch den stall, paar schnäuzchen streicheln, und dann nach hause.

ergo - warum macht man ein turnier???

als veranstalter wohl nur weil man nen knall hat. spass hast dran keinen, viel ärger, beschwerden und fast nix unter`m strich davon. und weil`s irgendwie ab einer gewissen stallgröße dazugehört.

auf der anderen seite:
warum geht man auf turniere? also ich, weil ich es total spannend finde nur 2-4 min zu haben und dann muss man auf fremdem platz, mit paar unwegbarkeiten zeigen, dass die dinge, die daheim so gehen, auch hier abrufbar sind. es gibt keine 2. chance, entweder du hälst bei b und dann tritt das ross brav und gelassen zurück, oder eben nicht. und das finde ich reizvoll. kickt mich ;). ich geh aber auch in guten jahren nicht ewig viel turniere, weil es sonst von spass zu stress wird und das brauch ich nicht. 5 turniere ist das höchste und da ist das heimturnier schon mit eingerechnet.

witzig ist, wie schnell man sich kennt und auch nett unterhält, also im unteren dressurlager, weiter kam ich ja nie  ::).

es ist einfach spannenend zu sehen, wie wird es laufen, wie wirst du bewertet. und ich fand mich auch noch nie ungerecht behandelt. auch nicht, wenn ich mit einer 5,4 raus bin. okeee, es gab andere reiter, wo ich mich gefragt habe, ja und warum hat der dann 6,4??? aber meine noten fand ich immer angebracht. und nett war auch, wenn dir richter bei der siegerehrung dann sagen: tolles pferd haben sie da und du weisst - nö, nach turnierreitermeinung im stall hab ich das nicht, da ist das ein tot langweiliges ökotier, das viel zu lang gelassen wird und die reiterin hat eh die falsche einstellung, wer reitet denn schon mit halsring, wenn man ernsthaft erfolg haben möchte?  8)

turnierreiterei für mich:
1) kick wird es klappen?
2) nette atmosphäre
3) bestätigung, dass man nicht alles falsch macht

sorry, für die turniereinlassungen, ich find nur, turnier wird immer ganz komisch dargestellt und angesprochen, da wollte mich mal meine meinung kund tun.

turniere sind an sich ja nicht schlimm ... deshalb sollte man das nicht immer gegen die fn benutzen. und für jeden topf nen deckel finden im gewirr der prüfungen kann man eben nicht. sonst hätte man ausschreibungen lang wie die bibel. wenn nix dabei ist, dann bleibt ja noch die e-dressur oder der springreiterwettbewerb und wenn nicht alle erwachsenen schreien würden, aber das kann man ja nicht nennen, mit all den kiddies, dann wären ja da auch mehr erwachsene dabei.  8)

alex

Offline TerrierTopic starter

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #501 am: 07.09.10, 09:59 »
Alex - Hast es sehr gut gesagt!
Ich brauche auch den KICK, den mir das Turnier gibt. Naja, ich reite ja auch (normalerweise) bissel mehr auf Turnieren herum, als in den letzten 1,5 Jahren. Wird sich auch wieder mehr werden. Ich möchte auch den ganz großen Kick, sicher auch für MEIN Ego.
der bissige Terrier schickt Grüsse
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Offline Kiowa

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #502 am: 07.09.10, 10:37 »
Kleine Anekdote für's Wieselchen: Es ist schon ein paar Jahre her, da waren wir in Verden auf einer Veranstaltung, in der den Richtern die WBO vorgestellt werden sollte. Ein guter Vortrag mit ansprechenden Beispielen des Breitensportbeauftragten und anschließend entsetzte Richter, die sich fragten, wie das alles gehen soll sowie eine erfahrene, alte Ausbilderin, die seit 30 Jahren im "Freizeitbereich" Basisunterricht macht (Stichwort z.B. "Marburger Modell" oder "Chiron"), die mich ansah und ganz entgeistert fragte: "Was machen die denn hier für einen Aufriss, das machen WIR doch schon seit 30 Jahren so" ...

So viel zu Krise der FN ::), die meiner Meinung nach eine Krise der Turnierrreiterei und der Züchterei fürs Turnier- und Sportreiten ist, inkl. der wirtschaftlichen Folgen. Da sich die FN jahrzehntelang ausschließlich darauf ausgerichtet hat, laufen ihr jetzt die Leute weg. International wird der Schwerpunkt derzeit vom Sport noch mehr aufs Showreiten verlegt und zusätzlich drängen andere Disziplinen mit massivem Geldeinsatz vor, für die die in der FN organisierten Züchter bis jetzt einfach nicht die richtigen Pferde haben. (Weltweit gesehen ist Distanzreiten der Sport, mit den höchsten Starterzahlen und dem größten Zuwachs, ich hoffe nur, es wird nicht irgendwann olympisch, obwohl Frau Haya daran ja feste arbeitet).

An den Grundlagen besteht in Deutschland kaum ein Zweifel, wohl aber daran, ob sie in der tatsächlichen Ausbildung und auf den Turnieren Anwendung finden. Und dieser Zweifel ist alt, uralt, nur dass er jetzt lauter geäußert wird bzw. lautere Fürsprecher bekommen hat bzw. gehört werden muss. Es gibt ja einen Grund, warum die Leute heutzutage den Bürger oder die alte HDV wieder herausziehen und in Richtung Dressurrichter schwenken. Oder weshalb die FN die Richtlinien mal wieder überarbeitet, damit zumindest die Bilder wieder mit dem übereinstimmen, was mal im Test stand*g*

Zitat
Im Dressursport sehen wir aber oft, dass Pferde, die offensichtlich nicht richtig gehen können, hohe Wertnoten erhalten und siegen über andere Pferde, die in den Grundlagen richtig sind, aber einige Schnitzer in der Aufgabe machen. Das Kriterium des Sitzenlassens in jedem Tempo als Beweis dafür, dass das Pferd nicht nur mit den Beinen als Schenkelgänger stampft, sondern seinen Reiter als Rückengänger mit in den Schwung hereinnimmt, wird in den Prüfungen oft nicht beachtet. Wir sehen Pferde mit guten Noten gewinnen, die in den Grundlagen des Gehens falsch sind, die zwar die vorgeschriebene Aufgabe dem Buchstaben nach erfüllen, aber sie marschieren anstatt zu schreiten, sie werfen im Trab den Reiter, wenn er sich nicht mit den Schenkeln festklemmt, sie treten in der Piaffe zwar auf der Stelle, aber die Hanken sind nicht gebeugt, die Kruppe ist nicht gesenkt, der Reiter piaffiert in Vorlage auf dem entlasteten oder weggedrückten Rücken, die Passage sind schwebende Tritte, in denen das Pferd vorne nicht höher wird.
Quelle: Udo Bürger, Vollendete Reitkunst, 3. Aufl. 1972 [1. Aufl. 1959], S. 12 Kommt mir irgendwie bekannt vor  8)

Ursache für diese Missstände ist Bürger zu Folge die Ausrichtung auf den Sport- und Wettkampfgedanken, der zwangsläufig zum sog. "Lavieren" führen muss: "Lavieren heißt, von den Richtlinien der Kunst abweichen, um vorgeschriebenen Aufgaben nachzukommen, ohne Widerstand herauszufordern; " (s. dort, S. 13) Wobei Bürger den Sport nicht verurteilt! Aber er zeigt, wohin es führt, wenn ein Verband NUR den Sport vor Augen hat und alles vom Ausbildungssystem bis zur Zucht danach ausrichtet: dann nämlich werden die Grundlagen irgendwann überall vernachlässigt.
"God put me on this earth to accomplish a certain number of things. Right now I am so far behind that I will never die." (Bill Watterson)

esge

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #503 am: 07.09.10, 10:49 »
Ok, dann ist das in den fünf Jahren, seit ich den C Leistungssport gemacht habe, anders geworden.

reiten ist reiten und keine lebesaufgabe/einstellung.

Wenn man beim Reiten zu etwas kommen will - was rein gar nichts mit Turniererfolgen zu tun hat - ist Reiten durchaus eine Lebensaufgabe und eine Einstellung. Vielleicht sehe ich das zu eng, aber da Reiten mit einem Lebewesen stattfindet, sollte man das in meinen Augen auch ziemlich ernst nehmen, mit dem Reiten lernen. Und das dauert halt ein Leben lang. MIr ist das in der allgemeinen Meinung viel zu unverbindlich geworden. Man reitet halt auch noch ein bisschen. Man hat auch ein bisschen ein Pferd. neben 380 anderen Dingen. Nein, diese Auffassung heiße ich nicht gut.

Ob man Turniere als Anreiz braucht oder will, ist erstmal eine Frage der persönlichen Einstellung. Ich kenne eine ganze Reihe hoch ernsthafter Reiter die Jahr um Jahr akribisch, durchdacht und ambitioniert reiten und niemals auf ein Turnier gehen. Sie holen sich ihre Motivation aus dem Unterricht und dem gemeinsamen Lernen mit dem Pferd.
Ich gehöre im wesentlichen selbst in diese Kategorie.
Ab und an gehe ich dann doch mal raus und es motiviert mich auch. Aaaaaber: Leider muss ich anschließend immer feststellen, dass ich danach erstmal mein Pferd wieder entspannen muss. Um ihn so vorzustellen, dass er auf Turnieren einigermaßen vorzeigbar ist, muss ich ihn leider in einer Weise reiten, die ihm rein gymnastisch nicht bekommt.
Und ich glaube, dass das nicht so selten ist. Darum sind und bleiben Turniere für mich eine höchst fragwürdige Einrichtung als Trainingskontrolle. Bei Interviews sagte mir ein Top-Profi der deutschen Dressurszene: "Natürlich muss ich mein Pferd daheim ganz anders reiten. Würde ich es im Training reiten wie auf Turnier, wäre es bald sauer und kaputt."
Das ist für mich halt einfach hirnrissig. WAS genau ist dann am Turnier die Trainingsüberprüfung, wenn ich eigentlich fürs Turnier "schlecht" (fürs Pferd schlecht) reiten muss, um nach vorn zu kommen? im Grunde läuft es dann darauf hinaus, dass ich im Training so gut (gut fürs Pferd) reiten muss, dass ich mir gelegentliche Showauftritte (Turniere) halt mal leisten kann.
aber ist das im Sinne des Erfinders?

Ok, wenn Geolina in dieser Reihenfolge schreibt
1) Kick, wird es klappen
2) nette Atmosphäre
und nur noch unter ferner liefen
3)Trainingskontrolle
dann kann ich das akzeptieren. Genauso gehe ich Shows mit meinem PFerd. Einfach weil es MIR Spaß macht. Das finde ich legitim. Aber danach muss ich halt wieder pro Pferd reiten. Die Krux an der heutigen Reiterei - um mal wieder auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen - liegt meiner Meinung nach darin, dass vergessen wurde, wie Training aufzubauen ist und nur noch gepaukt wird, was auf Turnier gefragt wird. Turnier pauken und Gynnastzieren ist aber ein himmelweiter Unterschied.

Ach ich sehe grad, der gute Bürger hat das schon vor fuffzig Jahren moniert.  ::)


Offline terra

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #504 am: 07.09.10, 10:52 »
Geolina und Terrier zustimm  :D
dazu setz ich noch einen drauf: seitdem ich regelmässig Turniere reite, habe ich mich reiterlich deutlich weiterentwickelt.
Dazu habe ich einige sehr nette Leute kennengelernt, die ich eigentlich nur auf Turnieren treffe und kann mich auch über deren Erfolge freuen. Auf jeden Fall habe ich aber erkannt, dass Misserfolge i.d.R. von mir selbst zu vertreten sind - nicht vom RL und nicht vom Pferd.
Ich sehe mich eigentlich genau in der Zielgruppe, die die FN ansprechen will - (endlich ein geeignetes) Pferd, Ausrüstung und Auto mit Klaufix vorhanden.
Hätte ich dieses Pferd bzw. ihre Mutter vor 25 Jahren gehabt - wer weiss, wo ich heute stände (damals hatte ich einen zwar sehr gut ausgebildeten aber uralten Hufrollenpatienten, danach eine ältere Zuchtstute - die Grossmutter)
Dabei habe ich mich mit dem Westernreiten ja recht deutlich von der FN abgesetzt - und weissage Euch: die "anderen" Turnier/Zuchtverbändeverbände sind kein bisschen anders  ;D s.u.

@E-Zeitspringen - wo bitte, wenn nicht in E-Zeitspringen soll ein Erwachsener als Turniereinsteiger starten (wenn er springen will) ? Bei FN-Hunter wird gemeckert wegen Kosten, bei Zeit-E wegen dem Geheize. Und schreibt man mal E nur für Erwachsene aus, kommt fast keiner ::)
Zaino: bei den englischen Gymkhanas geht es teilweise recht wild und fetzig zu  :D bes. beliebt sind die div. Rennspiele ;D

@Turnier veranstalten: also ich machs ganz gerne  :D - 09.10. ist es wieder so weit (es darf aber keiner ein Tonband anstellen, wenn früh um halb fünf der Wecker rappelt ;D)

@QuarterHunter: Baura, hast Du schonmal in Kreuth/Aachen etc. zugeschaut? Bei der NSBA dürftest Du da sogar mit dem Isi mitreiten - allerdings NICHT in Pinguin ;D und NICHT mit Dressursattel  ;)

@FN - Industrieverband - ja, das dürfte die beste Def. für den "Haufen" sein

Gibt es überhaupt reitsportliche Veranstaltungen OHNE Konkurrenzdenken? Mal von reinen Wanderritten und Schleppjagden abgesehen?
Ich war schon auf Orientierungsritten des VFD und bei reinen Freizeitreiterställen - es gab immer eine Rangierung, ich war schon auf kleinen Distanzen, Motto des Verbandes "angekommen ist gewonnen" - es gab immer eine Rangierung und schon von zwei von einander unbekannten Seiten: naja, warst ja nur LK 2 .... da konnte ich dann nur recht bissig antworten, dass ich a) gemütlich geritten bin und b)  nicht beim Vet-Check rausgeflogen bin (wie diese zwei Parteien ;D). Auf Fuchsjagden gibts das unsägliche Greifen des Fuchsschwanzes, bzw. Rennen am Ende, um einen Sieger zu ermitteln, der nächstes Jahr den Fuchs reiten darf

@Kiowa - ich glaube im Rau steht was ähnliches  ;D

esge

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #505 am: 07.09.10, 10:55 »
Äh, gibt es denn keine E-Stilspringen mehr?
Einsteiger haben im Zeitspringen nix verloren. Meine Meinung.

Offline Olli

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #506 am: 07.09.10, 10:57 »
Wenn man beim Reiten zu etwas kommen will - was rein gar nichts mit Turniererfolgen zu tun hat - ist Reiten durchaus eine Lebensaufgabe und eine Einstellung. Vielleicht sehe ich das zu eng, aber da Reiten mit einem Lebewesen stattfindet, sollte man das in meinen Augen auch ziemlich ernst nehmen, mit dem Reiten lernen. Und das dauert halt ein Leben lang. MIr ist das in der allgemeinen Meinung viel zu unverbindlich geworden.

ich sehe es halt anders. zwar als wichtig, aber nicht so, es ist und bleibt reiten.
und ich komme weiter, in jeder hinsicht.irre oder?
reiterlich werden wir es sicher mal ne gute M schaffen, nichtreiterlich bilde ich mich weiter so viel es geht.
sehe über tellerränder und erfreue mich an vielem, und genauso wundere ich mich und forsche nach,
lasse mit vom isireiter seine hilfen erklären und pi pa po.
aber lebensaufgaben, no nee never no more
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Offline ricki

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #507 am: 07.09.10, 11:23 »
Sehr schön geschrieben, geolina *applaudiert*

Und ja, reiten ist eine Lebensaufgabe. Je mehr man lernt desto mehr merkt man, was man alles nicht kann. Mir hat kürzlich ein korrekt gerittenes Dressurpferd zu einigen Ernüchterungen verholfen *wiederkleineBrötchenbackt* (und ja: dieses Tier ist auf Turnieren erfolgreich - ohne Hauen, Stechen, Ziehen)
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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #508 am: 07.09.10, 11:35 »
Genau Ricki!!
Je mehr ich versuche zu lernen, je mehr möchte ich lernen...auchwennesnureinversuchbleibt :-[

Mein Dinonero hat sich auf dem Turnier sehr zu seinem Vorteil verändert. Ob es an der Veränderung seiner Lebensumstände oder an Piccolino liegt, mag ich nicht sagen. Aber er und sicher dadurch auch ich, waren sehr gelassen auf dem Turnier. Vielleicht brauchen wir Beide auch die Sicherheit des Viereckes, aber das Turnier hat uns richtig gut getan :D
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Offline Olli

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #509 am: 07.09.10, 11:38 »
Genau Ricki!!
Je mehr ich versuche zu lernen, je mehr möchte ich lernen...auchwennesnureinversuchbleibt :-[
das geht mir auch nicht anders, nur sehe ich MEINE lebensaufgabe, auch in anderen dingen.
aber reiten ist einer der größten mitbestandteile meines lebens.
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wir müssen uns verpferdlichen.“