Autor Thema: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?  (Gelesen 122996 mal)

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Offline zaino

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #420 am: 04.09.10, 13:51 »
ach komm, eltern stehen auch nicht stundenlang beim handball rum.
Davon redet ja kein Mensch. Nur - dass mans ich als Eltern den Verein mal kritisch unter die Lupe nimmt, wo man vor hat, seine Kinder künftig "abzugeben", fände ich vernünftig.

Und damit wir hier nicht dauernd als Schwarzmaler dastehen - was könnte man denn tun?
Einen Verein Mündiger Reitschüler gründen oder wie oder was?  ;D
Den Reitpass für ausreitende Späteinsteiger, Traumatisierte und Nicht-Turnierorientierte promoten, das war ja schon mal ein ganz guter Ansatz, finde ich,
(wenn die Fortgeschrittenen und Könner unter uns sich da schon wieder 'nen Ast gelacht haben :-\ - mir gleich, haben wir wenigstens was zur Erheiterung der ansonsten immer so bierernsten bis humorlosen Reiterei beigetragen, auch was wert!)

Offline sasthi

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #421 am: 04.09.10, 13:57 »
zaino, du wirst aber im grottigsten RV noch Leute finden, die totaaaaaaaaaal begeistert sind und auch totaaaaaaaaaaaaales Fachwissen haben und überhaupt. Mal ganz ehrlich, sind wir nicht alle mal diesem oder jenem Bock aufgesessen, der so in der Reiterwelt vorherrscht? Ich glaub ja ganz ehrlich gesagt nicht daran, dass wir alle in perfekten Reitschulen gelernt haben  ;) denn dann würde der eine oder andere sicher auch auf einem ganz anderen Niveau rumdümpeln oder wir müssten uns nicht immer soviel die Köpfe zerbrechen, wie denn z.B. reell auszusehen hätte, oder wie man den Knoten im Hirn für die perfekte Traversale löst.

Es ist schwer, grad im Bekannten/Verwandtenkreis, da gute Tipps zu geben, die dann auch ernst genommen werden. Und noch schwerer ist es, die Spreu vom Weizen zu trennen und erstmal ne gute (also für unsere Ansprüche) Reitschule zu finden. Und was für den einen super ist, muss beim anderen noch lang nicht als super gelten. :)

Wenn zwei das Gleiche tun ist das noch lange nicht das Selbe.

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Offline zaino

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #422 am: 04.09.10, 14:03 »
sasthi, ist klar. Es IST schwierig.
Und selbst wenn die Fn Qualitätskontrollen für "ihre" Betriebe einführen täte... wäre das dann objektiv???

Offline sasthi

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #423 am: 04.09.10, 14:08 »
Wieso würde? Die gibbet doch

hier
Problem ist nur, dass bei der Fluktuation der Reitlehrer nicht unbedingt wieder nachgeprüft wird, ob das Niveau gehalten wurde...  ::)
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Offline Schnett

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #424 am: 04.09.10, 22:26 »
Das Problem ist, die Kinder kommen an, helfen beim Putzen und Satteln oder machen zu mehreren ein Pferd fertig, so wie die RL es sagt. Da wird halt schon im Stallgang ausgebunden. Ist so, da wird nicht diskutiert.

Fakt ist aber, dass die Eltern zu 90% keine Ahnung haben müssen, wenn nicht zu 100% ansonsten wüssten sie hier schon, dass der Braten faul ist.

Viele der Kinder sind schon stunden vor und nach dem Unterricht im Stall. Glaub mal, dass die wissen wo ein Knie oder ein Sprunggelenk sitzt. Auch wenn sie schon 7 Jahre reiten. Chr. wusste es nicht. Chr. bekam auch keine Bücher empfohlen.

Olli, ja reiten ist reiten, aber wenn du nie gelernt hast zu reiten ist das schon anders. Auf dem Pferd sitzen und reiten sind 2 verschiedene Paar Schuhe. Du hast mich doch bei Euch reiten sehen...
Terrier, ich bin bemüht umzuschulen. Ich habe eine ganz tolle RL gefunden die mich anders unterrichtet als meine jahrelange schon. Sie hat es geschafft, dass ich aus dem SITZEN angaloppieren kann auf einem Schwungvollem, eiligen Haffi. Für mich eigentlich ohne Anleitung undenkbar.
Im Gegenteil, ich klammer mich zu, werde nervös, Pferd rennt sich ein, ich stelle mich hin und riegel ihn langsam.
Das ist mein großes Manko und die hochgezogenen Schenkel, langen Arme und Katzenpfötchen kommen dazu.
Ich lerne nun aber der Weg ist für mich nach 20 Jahren schon recht steinig.
Gönnen können ist eine Kunst denn neiden kann jeder

Offline zaino

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #425 am: 05.09.10, 09:34 »
Das Schlimme ist ja wenns wer gut kann und bestimmte Probleme schon lang Vergangenheit sind, so jemand kann sich oft gar nimmer hineindenken. Fiel mir grad auf als ich das Mädel einer Bekannten reiten liess, und auch bei meinem Freund, wenn der mal an der Longe ist, äh, tja, hm, wie erklärt man Leichttraben denn nun eigentlich und wieso und warum und wie überbrückt man den ersten Wackelfrust weils ja nie gleich klappt? Selber: Ööööhm, wo ist das Problem? *michamkopfkratz*.

Ach ja, ausbinden, gleich sofort vom Stall weg: Was glaubst DU wie verbreitet das auch in serösen (FN-geprüften!) Reitschulen ist? Sagt man, hey, unaufgewärmtes Pferd ausbinden? Sach mal? - kriegst eins übers Maul: WIR sind die Profis und das MACHT MAN SO...  ::)
Dass das verspannte und saure Pferde macht, bestenfalls, und keiner jenseits des Anfängerstadiums ein Gefühl für Hand&Zügel je entwickeln kann auf diesem Pferd... ist offenbar wurscht.
Dass diese Pferde dann von einer unerfahrenen Hand praktisch nie wieder an die selbige geritten werden können, weil sie nur noch äusserstem Druck und Tricks "nachgeben" im Genick, denn die Haltung tut ja weh und verspannt sie ... auch wurscht.  :( >:(
Und da sind wir wieder wo wir schon waren: Warum werden bei der Ausbildung offenbar so krasse saudumme Falschmeldungen und eine so fürchterliche "Philosophie" vermittelt die dann vom fertigen Ausbilder auch so weitergereicht werden? Für mich dummes Freizi ist es aus sportphysiologischen Erwägungen heraus ein No-Go, ein Pony im Kaltzustand strammstens auszubinden. Sogar beim Zwergerlballett (lang ists her) durften wir erst in der 2. Stunde des Trainings in die Spitzenschuhe, und glaubt mir, das tat weh aber wir waren alle HEISS drauf!
Aber ich versteh' ja nix davon, wenns mir EINER plausibel als Richtig erklären kann, bitte, ich bin ja offen.
« Letzte Änderung: 05.09.10, 09:41 von zaino »

Offline Olli

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #426 am: 05.09.10, 11:06 »

Olli, ja reiten ist reiten, aber wenn du nie gelernt hast zu reiten ist das schon anders. Auf dem Pferd sitzen und reiten sind 2 verschiedene Paar Schuhe. Du hast mich doch bei Euch reiten sehen... Katzenpfötchen kommen dazu.
Ich lerne nun aber der Weg ist für mich nach 20 Jahren schon recht steinig.
@schnett- ich habe vor, ähm 7 jahren erst richtige reitengelernt, oder es verstanden!
also, lass dich nicht hindern, der weg ist weit.und scheiß auf katzenpfoten, wen interressieren die? höchstens einen richter ;.)  ich habe dich reiten gesehen, aber, da muß ich nun auch bischen schimpfen, es kam mir nicht so vor als wolltest du die hilfen annehmen von unten. das sein nicht deine reitweise.
gut das pferd war in testphase, aber mit normalen hilfen zu bedienen.
aber hut ab, das du dir immer wieder auf deinem jungen zutraust.
nimmst du untericht auf dem "neuen" der ist doch super ausgebildet, das wäre doch viel leichter neu reiten zu lernen.
sorry für offtopic
Wir dürfen das Pferd nicht vermenschlichen,
wir müssen uns verpferdlichen.“

Offline Mim

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #427 am: 05.09.10, 14:49 »

FREIZEITreiter: Reiter, welcher alle naslang die Reitweise wechselt, gerne am Tresen im Reiterstübchen zu finden ist und weniger im Sattel. Weiterbildung erfolgt mittels Lektüre gewisser Zeitschriften, alternativ war man als Zuschauer irgendwo auf einer Massenveranstaltung "und hat da was gesehen", welches dann auch ausprobiert wird. Reitunterricht vor Ort findet selten statt, weil das Gemischmasch kann eh kein RL mehr auseinanderdröseln, dabei ist alles "nur das Beste fürs Pferd". Das weiß man auch ggü. Stallkollegen und wenn der dann den Rat nicht annimmt, wird gern mit anderen darüber disputiert, ob das so überhaupt richtig ist. Es wird mehr Wert auf das soziale drumherum gelegt als aufs Reiten. Spassreiter triffts auch irgendwie ;)

Hallo

ich hab jetzt lange überlegt und ich bin definitiv dieser Kategorie zuzuordnen. Reiten ist für mich nicht nur Sport sondern hat viel mit dem gelebten "drumherum", den Menschen zu tun. Ich reite lieber quatschend gemeinsam - als sportlich alleine aus.  
Mit anderen Pferdeleuten - wie hier im Forum mangels Ansprechpartner in der eigenen Familie - nimmt definitiv soviel Zeit ein wie auf dem Pferd.

Das sind wir wieder beim Thema was die RL im Artikel um die Krise betiteln - denn ich glaube ich bin damit nicht allein.

Reitlehrer können das z.B. mit dem Wallach den ich reite definitiv nicht aufdröseln, weil er nicht in das vorherrschende 08/15 Schema der Reitschulen (Meidemotivation) vor Ort passt. Und was das Beste für das Pferd ist - da sind sich die Pferdleute so einig wie die Mütter für ihre Kinder :-x.
Gibt es eine "Lehre" was gut ist für das Kind oder hat Reiter wie Mutter das Recht dem Bauchgefühl zu folgen?

Ich reite seit über 1 Jahr in einem Stall von Pferden von 7 bis 23 Jahren. Nicht immer nach FN-Lehre. Verschiedene Reiter auf den Pferden, nie nicht alle gute Reiter, kaum jemand mit Pferdepass oder gar Tunierteilnahme - aber die Tiere regelmäßig bewegt. Nie eingedeckt. Kein Nasenriemen. Nie auf Tunier gewesen. Nie FN überprüft. Bei keinem der Pferde eine Lahmheit in der Zeit. Keine dicke Sehne, keine Kolik, kein Husten, nie-nicht eine Narbe/Spat/Knochenverdickung: Nix.
Was ist wirklich gut fürs Tier?  Was ist messbar? Prozessqualität = das wie/reeles Reiten oder die letztendlich Produktqualität = Tiergesundheit?

Wer sein Pferd "wirklich liebt" - glaub ich würde gar nicht reiten sondern es in eine nette Offenstallherde stellen und müsste sich um Heuschmann und Co. überhaupt keine Gedanken machen...? Reeles Reiten ist doch nichts anderes als das unnatürliche Reiten ~ irgendwie ~ so wenig schädlich wie möglich zu gestalten?

Und die Reitweise (was ist das überhaupt?) wechsele ich notwendigerweise bei jedem Pferd das ich reite, den Paso anders als die Traberstute oder gar ihren Sohn oder wenn ich auf ein Westernpferd komme bemühe ich mich hier auch das Tier dort abzuholen wo es herkommt/was es kennt...?

Und das mit deswegen im Scham dafür versinken mache ich wenn ich Lust auf selbstdestruktives Verhalten habe...

Gruß Mim
« Letzte Änderung: 05.09.10, 14:59 von Mim »
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Offline Binesdiva

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #428 am: 06.09.10, 06:54 »
Aha, FN ist also gleich Lahmheit, dicke Sehne, Kolik etc. also gewissermaßen die Personifizierung des Teufels.
Habe ich das richtig verstanden?

Also, wenn ich so etwas lese, bekomme ich gleich erstmal richtig schlechte Laune.

´@Freizeitreiter:
Das sind für mich die, die in ihrer Freizeit reiten und einen Hauptberuf haben, mit dem sie ihren Lebensunterhalt und auch ihr Hobby unterhalten. Vielleicht ist aber der Begriff Amateur hier besser.

Oh ja, meine Zeit in diesem reinen Freizeitreiterstall war, hm, wie sage ich es, hm,teilweise interessant, teilweise schockierend. FN wurde da eher klein geschrieben und eigentlich auch eher verteufelt. Leider hatte sich aber niemand dort mit der Lehre der FN auseinander gesetzt, sondern, ähnlich wie Mim, nur irgendwelche Platitüden von sich gegeben.
Hallenregeln gab es nicht, weil die sind ja sowas von FN und der FN unterwirft man sich nicht. Das führte also zu solchen Szenarien:
Man galoppiert, trabt auf der langen Seite, legt vielleicht mal zu. Plötzlich geht ohne Vorwarnung und ohne "Tür frei bitte"  die Hallentür auf (die war an der langen Seite), ein halfterloses Pferd / Pony kommt hinein, läuft ein bißchen durch die Halle und wälzt sich dann bei laufendem Reitbetrieb.
Nun ja, mE äußerst gefährlich.
Sehr gerne wurden auch Halsringreiten (natürlich ohne jegliche Kontrolle) oder Zirkuslektionen genommen. Schön war auch immer, wenn drei Leute meinten, daß es doch nichts ausmachen würde, wenn sie gleichzeitig longieren würden, man könne ja schließlich um sie herumreiten.
Der Knoten aus drei Ponies, drei Menschen und drei Longen wurde dann später wieder gelöst.
Schön war auch die Hufschlagfigur Autobahn.
Kennt ihr nicht?
Die geht so:
Reiter galoppiert ganze Bahn, RL schreit unvermittelt Autobahn, Reiterlein geht auf zweiten / dreitten / vierten Hufschlage und kachelt los. Die Kurve an der kurzen Seite bereitete immer Schwierigkeiten.

In diesem Stall wurden die Pferde, die natürlich völlig artgerecht in einem Offenstall standen und nie eingedeckt wurden, geritten, bis die mit ihrem Winterfell klatschnass waren. Dann gab's eine Abschwitzdecke mit Halsteil und die Tiere ließ man dann in der zugigen Putzhalle stehen. Nach ca. drei Stunden waren die mal trocken. Die Besitzer / Reiter waren schon lange zuhause, weil irgendeiner stellt die ja wieder raus, die Pferde hatten mittlerweile in die Putzhalle gepi...

Soviele Hustenpferde habe ich auf einern Haufen nie wieder gesehen. Und auch die ach so gewaltfrei gerittenen nasenriemenlosen Pferde gingen lahm und das, obwohl die niemals nicht nach FN geritten wurden, kann ja garnicht sein, oder Mim?
Dicke Sehnen und die anderen Krankheiten gab es genauso oft wie in anderen Ställen auch.
Zum Beispiel kamen gewisse Reiter unter der Woche selten bis nie. Am WE, wenn das Wetter schön war, wurde mal eben vier Stunden ausgeritten. Dann wurde das Pferd weggestellt, eine lange Zeit kam dann keiner, dann war das Wetter wieder schön und es wurde wieder geritten.

Hufschmied wurde auch kaum geholt, es kam eine Hufpflegerin, die dann mehr oder weniger schlecht an den Füßen rumgemacht hat. Irgendwann, wenn es garnicht mehr ging, wurde der TA geholt, der fiel aus allen Wolken, riet zu Beschlag, aber nein, das war ja nicht artgerecht. Dann lieber mit krummen Füßen barhuf.

Komischerweise habe ich so etwas in den gehobeneren Ställen nie erlebt. Und dort, wo Turnierreiter sind, eigentlich nie, denn die können sich das garnicht erlauben, mit einem solchen Hufzustand auf's Turnier zu fahren.
Es ist auch komischerweise leichter, mit 20 Turnierreitern in einer 20x40 Halle zu reiten, als mit zwei Wald- und-Wiesenreitern. Die Turnierreiter können wenigstens die Bahnregeln und sind vollere Hallen auch von Abreiteplätzen gewöhnt.

Man kann übrigens auch nie sagen, daß bestimmte Haltungen immer gut für jedes Pferd sind. Meinen verpimpelten, überzüchteten Hannoveraner mit Wahnvorstellungen kann ich eben mal nicht in einen Offenstall stellen. Das findet der extradoof und überhaupt sind ja da Stechviecher und so ein Kram. Also, der will wirklich in seine Box.
Dem tue ich also mit einer vermeintlich artgerechten Haltung nichts Gutes.
Ich sehe doch an dem jeweiligen Pferd, ob's dem gut geht (Fell, Augen, Hufe, Verhalten), da brauche ich nichts meßbares, sondern nur meine Augen.

Übrigens wechsele ich die Reitweise nicht bei jedem Pferd, außer vielleicht, wenn ich mal aus Versehen auf einem Westernpferd sitze (obwohl, ich mußte feststellen, daß die Reitweisen englisch / western nicht unbedingt verschieden sind).
Ich setze höchstens die Hilfen dem jeweiligen Pferd angepasster ein, meiner Reitweise, in meinem Fall FN, bleibe ich aber treu.

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Offline Mim

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #429 am: 06.09.10, 08:29 »
  Aha, FN ist also gleich Lahmheit, dicke Sehne, Kolik etc. also gewissermaßen die Personifizierung des Teufels. Habe ich das richtig verstanden?

Nein das hast du falsch verstanden.

 Ich meine das nach der anscheinend "heiligen" Lehre der FN

a) es nicht garantiert ist das es den Tieren dort immer gut geht
oder b) das es andersherum nicht ausgeschlossen ist, dass es Tieren gut geht bei Leuten die z.B. von der FN keine Ahnung haben?

Das schließt keinesfalls aus, dass nach

c) FN es Tieren dort gut geht oder schließt auch nicht aus,
d) dass es Tiere ohne FN schlecht geht.

Nicht mehr und nicht weniger.

Das ist wie die Diskussion um konvi oder bio - ich sehe nach viel Recherche, Tieren am Schlachthof (Fleischuntersuchungsbefunde) etc. - das man hier nicht drauf schließen kann "wie gut es einem Tier geht". 

@ Binesdiva, was an meinem Posting hat dich jetzt konkret so aufgebracht?
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Offline zaino

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #430 am: 06.09.10, 08:54 »
Mim, Binesdiva hat das halt falsch (zu schematisch) verstanden, was Du schreibst.
Las sich aber auch fast so "schwarz-weiss", ich hab auch erst gezuckt aber ich kenn' Dich ja  ;D.

Binesdiva beschreibt allerdings Situationen, die in JEDEM Stall vorkommen können, wo stumpfsinnige Ignoranten zugange sind, oder Fanatiker, wurscht, welche Reitweise.
Wenn ich das mit dem "Hufpflege statt Beschlag - um JEDEN PREIS" lese, krieg ich die Krätze.
Wenn ein Pferd nicht mal im Gelände mehr Lust hat, sich zu bewegen, braucht es offensichtlich HUFschutz! Wenn es im meist gepflasterten Auslauf auch nimmer gehen mag, braucht es verdammt nochmal PERMANENTEN Hufschutz, zefix!
Wenn ein Pferd friert, abnimmt, nervös ist und evt. noch dauernd vermackt und verbissen, steht es offensichtlich im falschen Stall oder Stallabteil - dann muss ich das ändern! Ideologie hin und Laufstallkonzept her.

Nach Schema F reiten oder aufs Pferd eingehen - das ist doch nicht von der Reitweise abhängig! Die Amis haben mal böse das Wort vom "German Hang'n Bang" geprägt, dabei gehen manche Pferde TROTZDEM, genau wie bei der Rollkur, und manche, wie mein Kroppzeuch, zeigen Dir den Mittelfinger und vergraben sich im Reitplatz. Das ist dann aber nicht "die deutsche Reitlehre", sondern eben die Dekadenzform davon.
Und wer seine Hilfen und Einwirkungen nicht dosieren und dem Pferd anpassen lernen will/kann, soll Bagger fahren... :P So Figuren gibts leider auch MIT jeweiligem Trainerschein. Die sagen halt z. B. zu sowas wie meinem Russen: "Der taugt nix, der geht nicht" und suchen sich die Trotzdem-Geher auf denen sie gut ausschaun auch WENN sie von vorn nach hinten mit Eisenklaue reiten.

Mim - nicht jedes noch so sehr "gequälte" Pferd bzw. besch*** gerittene Pferd (unregelmässig, zu heftig, gerollkurt, geschrubbt nach Strich und Faden) wird lahm, nicht jedes artgerecht gehaltene Pferd geht NIE lahm, da ist auch verdammt viel Glück oder Pech dabei :-\
Das ist zwar krass ungerecht, aber es IST so.
Erst da, wo nur noch der Kommerz herrscht, hast Du die eindeutig höhere Ausfallrate... über die wird dann schlau geschwiegen... sowas gräbt dann der Heuschmann aus, der 1 Mio Röntgenbilder gesehen hat.

Nach der Theorie in Deinem Post müsstest DU als sportlicher, sich gesund ernährender Mensch NIE zum Zahnarzt oder sonstigen Doc müssen, keine degenerativen oder Stoffwechselkrankheiten kriegen, NIX. Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du das schaffst.
« Letzte Änderung: 06.09.10, 09:09 von zaino »

Offline terra

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #431 am: 06.09.10, 09:26 »
Sorry, Mim, aber ich habs genauso gelesen wie Binesdiva.....und auch nach deiner Relativierung - denn was z.B. ist Haltung nach den heiligen Lehre der FN? Meines Erinnerung nach steht gerade im Band "Haltung" recht viel vernünftiges Zeug  :-*
ANsonsten zaino die HAnd schüttel, gut gesagt  :D

Und was ist überhaupt schlimm an einem Equiden-Pass? (Den übrigens seit kurzem ALLE Equiden haben müssen, auch die, die ihren Hof nur noch mit den Hufen nach oben verlassen werden!) - Nichtschlachtpferd eintragen, fertig - aber nein, dazu ist man ja wohl zu feige, da hat man lieber gar keinen  ;)

Was bin ich - Freizeitreiter  :D, habe meinen 42h/w Job und hinterher gehts zum Pferd - ganz konventionell im pösen FN-Stall, für den ich so nebenher auch noch mit verantwortlich zeichne. Koliken, dicke Beine, Sehnengeschichten - shit happens, aber glücklicherweise nur selten. So wenig TA habe ich in meinem langen Reiterleben noch nicht gesehen   :)
Und vom Reiten? In der Saison gehe ich gerne auf Turniere, Orientierungsritte, ....weils Spass macht, und der Unterricht, zu dem ich zwischendrin regelmässig 150 km fahre, auch. Klönen im Stall - ist hinterher, erst wird geritten!  

Amateur ist die richtige Bezeichnung, Binesdiva  (bei den Westernreiten der "amerikanisch geprägten" Verbänden deutlich von den Profis getrennt, EWU leider(?) nicht mehr)

Dafür würde sich mein hochgezüchtetes Bestientier mit einer dicken Decke im Offenstall schon wohlfühlen - die liebt es, spazieren zu gehen  ;D .... leider habe ich noch keinen in täglich erreichbarer Nähe gefunden, der sportliches Reiten ermöglicht. Die hier vorhandenen sind durchweg "mein Pferd steht im Aktiv-Stall, da muss ich ja nicht reiten, Pferd ist ja soooo ausgeglichen" - aber immer gut geheiztes und vollbesetztes Reiterstübchen  ::)


Offline Bini

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #432 am: 06.09.10, 09:50 »
Ja öhm, ich verstehe Dein Dilemma Olli. Da gibt es im Turniersport eigentlich die Unterteilung:

Amateur-
Berufsreiter

Und wir bzw. ich habe/n den Sinn des Begriffs Freizeitreiter dahingehend abgewandelt, daß es "Nicht-Turnier-Reiter" bedeutet...oder nicht? Also Leute, die im Gelände oder auf Platz/  in der Halle reiten ohen auf ein Turnier hinzuarbeiten.


Wenn Du regelmäßig Turniere reiten würdest also jede Saison mitmachen, dann würde ich Dich als Amateurturnierreiter bezeichnen. Solange Du nur ab und an mal ein kleines Winztturnier reitest, würdest Du für mich unter "Freizi" zählen. Und Freizi ist für mich nicht negativ belegt.
First I rode a horse, now I fly a Traber!

Offline Binesdiva

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #433 am: 06.09.10, 09:50 »
Entschuldige, Mim, habe gerade Deine letzten beiden Postings noch mal gelesen und denke nicht, das ich etwas falsch verstanden habe.

Wenn Du etwas anderes gemeint hast, konntest Du es anscheinend nicht so ausdrücken.

Kein Equidenpass? Nun ja. Wie Terra bereits gesagt hat, der ist vorgeschrieben, man darf ein Pferd ohne den Pass nicht transportieren, streng genommen nicht mal in die nächste Klinik oder zum Schlachter. Müßte ein Verstoß gegen das Tierseuchengesetz sein.

Ansonsten, Zaino, genau, *zustimmendnick*
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Kommt wieder raus:
Pony weg...

Offline terra

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #434 am: 06.09.10, 11:13 »
Noch schlimmer Binesdive - seit diesem Sommer braucht wirklich JEDER Equide einen Pass  :-* Bin mal gespannt, wie das weiter geht ::)