Mim, bei dem Ausritt gestern mit der Norweger-Dame bei uns am Hof, wurde mir wieder klar: wie wenig weiss bzw. denkt man?
Die Dame hatte ihren spanischen Hengscht dabei, sehr nervöses ängstliches Tier, das sie aber mit unerschöpflicher Geduld auf seinen Job als Reitpferd vorbereitet. Sie war beim Traben immer 100 m hinter mir. Auf meine Frage, ob wir ihr zu schnell gingen, sagte sie, nein, Tempo passt prima, nur: das soll so sein, der soll nicht einfach hinterherlaufen, sondern bei IHR bleiben, mental und überhaupt. Wow.
Nun hab ich ja ein braves Pferd, aber ich LIESS meinen anfangs hinterhergehen, weil ichs nicht besser wusste, und war damit ausgeliefert, wenn die anderen ohne Vorwarnung abpreschten... Andererseits: Ich bin gestern auch nicht im rechten Winkel zwischen die Maisfelder abgebogen im Trab, da wäre ich dann sekundenlang komplett ausser Sicht gewesen. Das tut man nicht, finde ich, das hätte den kleinen Spanier unnötig erschreckt, wenn der Kumpel auf einmal verschwunden ist. Klar müsste er auch DAS irgendwann packen, aber dann nach Absprache, oder wenn er ruhiger ist. Klar käme die Reiterin damit zurecht, DIESE Reiterin - aber ich hätts so ohne Vorwarnung hirnlos gefunden.
Grad für solche Umzüge, oder generell, wenn man anspruchsvollere Ausritte machen möchte, gehört da sehr sehr viel Arbeit dazu. Bei vielen Jagd- und Turnierpferden gehts ja AUCH! Polizeipferde und die Heiter früher beim Militär - die sind/waren alle schussfest! Die hatten gelernt, auch wenn sie erschrecken, dann nicht ins Bodenlose auszurasten.
Auf einem Mittelalterfest wurde gezeigt, wie Pferde über Feuer springen, oder wie vom Reiter aus dem Galopp Brandpfeile auf präparierte Ziele geschossen wurden, bis nach einer SAuserunde des Reiters die Arena hell erleuchtet war - gut sah das aus! Und: Ich kann dem Pferd nahezu ALLES beibringen, wenn ichs mir nur vornehme und vorher übe.
Letztes Jahr beim Reitpass, wo es ja um die Fähigkeit geht, eine Gruppe im Gelände z führen bzw. wenigstens ein Pferd im Gelände im Griff zu behalten, wurde DAS auch nicht vermittelt. Bissl Kreise galoppeln, bissl leichter Sitz, bissl Hüpf - gut und schön. Ok, 1x wegreiten von den anderen - nie geübt, nur beim Prüfen verlangt. Dergleichen sollte in der Ausbildung VIEL VIEL mehr betont und trainiert werden! Es wollen nicht alle lebenslang im Viereck rumeiern, Reiten ist auch eine Perspektive, die Welt zu entecken, und das bitte so sicher wie möglich!
Vertrauen, Gewöhnung, wieder und wieder die Situationen proben, in die man kommen könnte, das ist genauso Arbeit wie das Training auf dem Platz! Mal vereinbaren, dass man die Position im Gelände wechselt, wegtrabt, weggaloppiert, sich kontrolliert überholt, nebeneinander gehen lässt, ganz gezielt - wer macht das? Hand aufs Herz?
Ich kenne einen Hof, da sagte mir die Besitzerin, eine sehr kompetente Reiterin und Pädgoging, Ausritte? NIEMALS - da komm ich in Teufels Küche, wenn was passiert.
Aber könnte man denn nicht so reiten lernen/ausbilden DASS nichts passiert???