Ich bin durchaus überzeugt vom Clickern als Prinzip. Wende es mti sehr viel Erfolg beim Hund an. Und für "Kunststückchen" habe ich es auch schon sehr erfolgreich beim pferd benutzt. Beine kreuzen, Teppich einrollen, apportieren - hat mein Pferd mit dem Clicker in Nullkommanix gelernt.
Aber bislang habe ich noch absolut niemanden gesehen, der mir das überzeugend in die Reiterei übertragen hätte. Alles was ich da bislang gesehen habe war, mit Verlaub, Killefit! Man kann zwar sogar sowas wie eine Piaffe mit dem Klicker andressieren - und ich habe, bis zu einem gewissen Punkt überhaupt nichts dagegen, Dinge "anzudressieren", solange die dem Pferd eine Idee der Lektione geben, damit ich sie anschließend gymnastisch wertvoll ausbauen kann. Aber genau hier liegt der Hase im Pfeffer: diese Sache mti dem gymnastisch wertvoll geht einfach über "versteh die Lektion" hinaus. Und sie hat, da kommt keiner drumherum, was mit körperlicher Anstrengung, gezielter Ansprache bestimmter Muskelgruppen sowie mit über den eigenen SChatten springen zu tun. Und DAS hat mir noch keiner mit dem Clicker überzeugend zeigen können.
zweite Idee zum Clicker und Reiterei: Wie natürlich ist die rein positive Verstärkung für das Fluchttier Pferd überhaupt? Was motiviert das Pferd in freier Natur, sich zu bewegen? Futtersuche - die findet in entspannter Haltung und im Schritt statt. Lebensrettung - die findet in äußerst unentspannter Haltung und im Galopp statt und ist immer mit negativen Reizen verbunden. Spiel - für junge und energieüberschüssige Exemplare. Der einzige Ansatzpunkt für den clicker. Fortpflanzung - betrifft im wesentlichen Hengste im Hormonrausch und hat nix mit Entspannung zu tun.
Es gibt nun Pferde, die sind wirklich sehr leicht zu motivieren, weil sie sich auch als erwachsene Pferde einen hohen Spieltrieb bewahrt haben (Kastration männlicher Tiere erhält infantiles gehabe, sowie ein immer guter Futterzustand, der Energiereserven schafft, außerdem leider oft notorischer Bewegungsmangel). Ihre überschüssige Bewegungsenergie kann man jetzt relativ leicht in gewünschte Bewegungen ummünzen.
Aber viele Pferde sind halt auch nicht so bewegungsfreudig. Energiesparmodelle die sich zu sagen scheinen: Ich bin satt, ich bin nicht in Gefahr, warum also soll ich mich bewegen? In dem Moment, wo ich nun als Reiter komme und sage "du, ich will dich aber trotzdem reiten, auch wenn du nicht von allein tanzen möchtest", in dem Moment gebe ich die innerliche Zustimmung, das auch mal mit Nachdruck durchzusetzen.
Fazit, Achtung, sehr provokativ: wer das nicht möchte, muss sich ein Pferd anschaffen, das zur verspielten, bewegungsintensiven Fraktion gehört. Die übrigen Exemplare (die aber halt meist sehr viel leichter zu reiten sind, da phlegmatischer und geduldiger und weniger hypersensibel) gehören dann auf immer auf die Weide oder auf den Teller.