Guten Morgen!
Ich denke (wir wollen doch vom Besten mal ausgehen und positiv denken...): jeder Reitlehrer versucht sein Wissen so gut wie möglich weiter zu geben und im Sinne seines Schülers zu unterrichten. Jeder Bereiter reitet sein Berittpferd so, daß es danach für den Besitzer leichter/besser ist. (Gut, jeder verantwortungsbewußter Mensch würde es zumindest so tun). Die Schwierigkeit jeweils besteht dann darin: Hab ich ein Berittpferd und kommt mit ihm mittlerweile gut klar, Besitzer reitet grottig wird er weiterhin keine Freude haben mit dem Pferd. Er wird sich leichter tun - aber wirklich DAS Erfolgserlebnis bleibt aus für ihn.
Als Trainer wiederum: wenn das Pferd schon mal Mankos aufweist - und der Reiter deto... wo setz ich da an? Pferd lauft nicht über den Rücken - Reiter kann demnach nicht sitzen. Erstens weil er es nicht kann und zweitens weil es das Pferd nicht zuläßt. Und jetzt hängt es vom Pferd/Reiter - Trainer Dreieck ab. Reitet der Trainer selber auch? Dann könnte er das Pferd mal bischen gymnastizieren und parallel dazu immer wieder Sitzlongen auf dem Pferd mit dem Reiter machen. Bis der unabhängiger sitzt, ist auch das Pferd von sich aus mal bischen lockerer, Reiter tut sich leichter, Pferd gibt nach, Reiter kann besser sitzen, Pferd ist noch lockerer, Reiter kann noch besser sitzen - alle glücklich. Das "gemeine" daran: das dauert seine Zeit und viele wollen diese Zeit und Geld nicht investieren. Ist aber sicher der ideale Weg.
DANN gibt es noch die Variante: Sitzlonge fällt flach. Pferd hasst Longiert zu werden - somit absolut witzlos für alle Beteiligten. Dann muss ich als Trainer eine Möglichkeit finden, das Pferd zu lockern und dem Reiter aber auch diesen Weg zeigen. Das ist immer mittelschwer bis schwer, ist aber zu bewerkstelligen. Denn das nette: Pferde WOLLEN das richtige tun. Sie sind keine Schweine (in der Regel) sondern wollen dem Menschen "dienen" (genauso wie der Hund - beide haben sich diese Rolle "ausgesucht" beim Menschen zu sein und kein Wesen macht das auf so eine Art und Weise wie das Pferd: es TRÄGT den Menschen. Nicht nur bildlich sondern auch im übertragenen Sinne). DH. es wird sofort positiv reagieren, wenn der Reiter seine Sache richtig macht.
Da gehts aber noch gar nicht darum, daß er perfekt oben sitzt - sondern nur mal mit dem Sitz halbwegs Frieden macht und einfach lernt, dem Pferd den Weg zu zeigen. Meist sind es Kleinigkeiten: ich als Reiter bestimme höflich wo und wie schnell wir wo gehen. Wenn er das mal sagen kann, hat er schon die Halbe Miete. Ich bestimme den Takt und den Weg. Dann fühlt sich das Pferd bei dem Menschen sicher, gut aufgehoben - und ist bereit sich ihm zu fügen, entspannt sich entsprechend, konzentriert sich auf ihn - weil es muss ja jetzt nicht mehr aufpassen wie ein "Haftelmacher" (wie man bei uns so schön sagt). Somit kann der Reiter aber wieder sich auch mehr entspannen, kann besser sitzen - und kann dann auch sich besser auf sich konzentrieren und kommt zu einem besseren Sitz. Pferd kann wieder besser loslassen - Reiter.... usw.
DAS sind aber mal alles Basics. Unabhängig davon, welche Stilrichtung ich danach reiten will. Dann kann ich immer noch sagen: ich will eher so oder eher so mit einem Pferd arbeiten oder es in die Richtung ausbilden. Aber dazu gehört ein Grundwissen - oder sagen wir mal Können und Feingefühl dazu.
Es ist der falsche Ansatz zu sagen: Dressur reiten ist so anstrengend, ich reite deswegen jetzt Western. Das ist viel lässiger. Wenn sie dann an einen ehrlichen Westerntrainer kommen, werden sie ihre Sünden abbüsen!
Der feine Sitz wird durch ein immer feineres Pferd ermöglicht. Der korrekte Sitz - der ist dafür allerdings die Basis. Und der wird leider immer mehr vernachlässigt. Welcher Trainer erklärt denn noch, was man mit seinen Bauchmuskeln machen soll - oder mit der inneren Oberschenkelmuskulatur (soll man mit der oder nicht oder??) oder Schulter etc. Wer beschreibt den Galoppsitz, den Trabsitz, Schritt - wie reite ich ein korrektes Rückwärtsrichten? Verstärkung, Aufnehmen etc. pp. WENN korrekt erfolgt es ohne Kraft sondern wirklich am Sitz. Es ist dann nicht mehr anstrengend. Sondern das fließt dann einfach.
ABER der Weg dahin - der ist anstrengend. Und lange. Und - er hört nicht auf.
Und da wären wir wieder bei der Krise...
Gott, war das wieder salbungsvoll. *seufz* Sorry.