Autor Thema: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?  (Gelesen 123162 mal)

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Offline Mim

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #135 am: 04.08.10, 16:04 »
Hallo

ist es nicht normal = natürlich das ein Pferd "ohne Reiter" oder "ohne Ausbildung" bei Übergängen - das über die Vorhand läuft...?
Die-mit-dem-äusseren-Zügel-kämpft

Offline zaino

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #136 am: 04.08.10, 17:01 »
Stimmt schon auch, Karotte.
Aber esge, das ist doch Sache der LEHRER - der Reitlehrer, mir Übungsabläufe und Übungen vorzuschlagen, die ein Pferd wirklich lösen bzw. setzen und durchlässig machen. Wogegen sich mancher RL mit Recht wehrt, ist, verfrüht mit netten "Kunststückchen" anzufangen, zwegs Effekthascherei - bevor halt Basisthemen wirklich "sitzen" -  natürlich ist es aber auch wieder verbohrt, zu sagen: Du DARFST das noch nicht üben, Du bist noch zu tleinreitest erst E-Aufgaben, also verrate ich dir nicht, wie es weitergeht... vielleicht vielfach aus der Misere geboren, dass viele Trainer C. halt einfach auch nicht viel Repertoire haben, nicht viel Erfahrung, nicht WIRKLICH viel, und in der Ausbildung nur schematisch Denken statt Querdenken vermittelt wird.

OK rede ich wirr?
Das ist das Gleiche wie mit Sporen reiten - wann hilft es und ist notwendig, wann wird es überfordernd und gefährlich inflationär? Aber aus lauter Angst vor der "Inflation" probiere ich gar nie nix anders oder neu - das nützt nicht wirklich.
Es ist sicher schwierig: Bei Leuten die es hinkriegen könnten, einfach mal zu sagen, what the heck, wir probieren das AUS - und übers Erfolgserlebnis ruckartig weiterkommen wenns gut läuft? Oder stattdessen wahlweise über- oder unterfordern wenns blöd läuft?

« Letzte Änderung: 04.08.10, 17:13 von zaino »

Offline Lacona

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #137 am: 04.08.10, 17:13 »
Wenn ich zu einem guten Westernreiter gehe, dann sagt der mir das gleiche wie ein guter Klassiker oder ein guter FNler.
Die Übungen, die ich dann zur Korrektur bekomme, werden u.U. verschieden ausfallen.
Meine FN-Rl ließ mich gestern Sh reiten und Travers und Kurzkehrt, bevor wir mit den Galopp-Schritt-Galopp-Übergängen angefangen haben. Obwohl ich nur auf E/A rumschrappe, so Turnierklassenmäßig.  ;D
Und ich stand schon als Zaungast bei gutem Westernunterricht. Der ritt da auch fleißig seitwärts durch die Gegend.
Mein persönliches Fazit: guter Unterricht ist guter Unterricht, egal wie sich die Reitweise schimpft.

Subito: warum müßtest du für klassischen Unterricht wieder von vorn anfangen?
Ich hab eher das Gefühl, daß jeder Reitlehrer, bei dem man neu anfängt, den Ausbildungsstand in den ersten Stunden von der Basis an abprüft und dann erst anspruchsvollere Lektionen reiten läßt.
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(Peter Fox)

Offline zaino

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #138 am: 04.08.10, 17:18 »
Mim, das stimmt, damit muss man am Anfang einfach leben, möglichst viele neue Bausteinchen allmählich installieren u. das Pferd damit halt rittiger machen. Von heut auf hopp gehts freilich nicht, und wenn 100 Unken am Zaun stehen und nölen: Der geht auf der Vorhand!
(wer es "kann" bei dem turnt das Pferdchen auch nicht allzu lange auf besagter Vorhand herum... nur, bis mans halt kann.... :-\)

Ja, war ja meine Frage, wieso sollen "FN" und "klassische Reitweise" so endsweit auseinander liegen?
Eher ist es doch so, dass eine kompromisslose Ausrichtung NUR aufs Turnierreiten sich langsam von der klassischen, grundsätzlichen Lehre abspaltet... aber das hat wieder nichts mit der Reitweise an sich zu tun, sondern mit den Leuten, die sie so oder so auslegen, richtig? Das ist ja genau wieder unser Problem hier, richtig?

Offline Mim

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #139 am: 04.08.10, 17:43 »
Aber esge, das ist doch Sache der LEHRER - der Reitlehrer, mir Übungsabläufe und Übungen vorzuschlagen, die ein Pferd wirklich lösen bzw. setzen und durchlässig machen. Wogegen sich mancher RL mit Recht wehrt, ist, verfrüht mit netten "Kunststückchen" anzufangen,

Das ist jetzt die Frage - war letztes Jahr auf einem Kurs, da durfte ich mit dem Pferd erstmal vom Boden aus Traver und Renver Üben *zügelknot* zum "Lösen" bevor ich überhaupt in den Sattel durfte, weil gerade Seitengänge ja ein Pferd unbemein lösen. Und die Frage - was jetzt Henne oder Huhn? 

Gruß Mim
Die-mit-dem-äusseren-Zügel-kämpft

Offline Karotte

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #140 am: 04.08.10, 18:07 »
Übrigens bin ich gerade beim Herrn Putz im Unterricht ganz viele "Lektionen" geritten, an die ich mich noch nicht rangetraut hätte, weil ach so junges Pferd usw., und er hat immer wieder gesagt: "Machen Sie doch einfach mal, ich sag Ihnen dann schon, wenn´s verkehrt läuft". Da sind wir dann z.B. nach einer Stunde mit intensiver Galopparbeit, in der wir an Takt, Gleichmaß, Gleichgewicht und Anlehnung, meiner Lockerheit und meiner vermaledeiten linken Hand gearbeitet haben, am Schluss ein paar Galopptraversalen geritten (Pferd 2 Jahre unterm Sattel und noch nie sowas gemacht), und die haben einfach so richtig gut geklappt. Alles eine Sache der Vorbereitung, das hatten wir hier ja auch schon mal. Wir haben auch einfach mal ausprobiert, was das Pferdchen sagt, wenn man´s zur Passage auffordert (die bietet mein Pferd allerdings zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit von selbst an und kann es ohne jegliches Training rundenweise durchhalten), weil Herr Putz der Meinung ist, Geschenke soll man annehmen und in geregelte Bahnen leiten. Das waren aber alles Sachen, die ich eher unter "Randergebnisse ordentlicher Vorbereitung" verbuchen würde.

Der Wiener, bei dem ich im Moment viel reite, lässt mich gerade Kurzkehrt und Arbeitspirouetten bis zum Abwinken reiten, um mein Pferd mehr aufs Hinterbein zu setzen. Das ist was ganz anderes und geht eher in die von Esge angesprochene Richtung, sprich, Lektionen, die eigentlich "zu hoch" sind, zu einem ganz bestimmten Zweck zu reiten. Mit deutlich sichtbarem Erfolg übrigens.

Und bei meinem Lieblings-RL bin ich vor zwei Wochen wieder fast nur Basics geritten (bis auf ein wenig SH und Trabtraversalen) und es gab 1. mehr als genug zu tun dabei und 2. war eine ebenso sichtbare Verbesserung des Pferdes zu merken und zu sehen, nur halt in anderen Punkten.

Allerdings muss ich sagen, dass alle drei RL sehr ähnlich unterrichten und keiner im Widerspruch zum anderen steht, das wäre auch großer Mist. "Reine Lehre der FN", "Wiener Hofreitschule mit Sportausrichtung" und "Deutsche Klassik/Neindorff/Stecken" scheinen sich also schon mal sehr ähnlich zu sein.
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esge

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #141 am: 04.08.10, 19:12 »
Wir kommen wieder auf das einzig wahre, wenn nicht das einzige Kriterium überhaupt:
Wenn das PFerd besser im Sinne von losgelassener, balancierter, leichter wird, dann ist der Weg richtig - egal welcher. Und zwar sollte das sowohl für die Reiteinheit wie auch für das mittelfristige Arbeiten gelten.

Manchmal schafft man es in einer Reiteinheit nicht. Aber dann sollte die nächste besser werden. Oder ich muss über den Weg nachdenken.

In der Hundeerziehung gibts das sogenannte Ampelprinzip. Beim ersten Versuch steht alles auf grün. Geht dieser erste Versuch schief, schaltet die Ampel auf gelb. ich habe einen weiteren Versuch, das was ich vorhabe, durchzuführen. Gehts wieder schief, springt die Ampel auf rot. Das bedeutet: Stop! Nachdenken, einen Schritt zurück, kleiner weitermachen.

Ich denke, das ist auch für die Reiterei ein guter Hinweis. Eine Arbeitseinheit darf man mal verhauen. Aber wenn das PFerd tage- und wochenlang unzufrieden, verspannt, geschafft, unbalanciert und mit größeren Widerständen aus der Halle geht, ist was verkehrt.

Offline Lacona

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #142 am: 04.08.10, 20:41 »
Wir kommen wieder auf das einzig wahre, wenn nicht das einzige Kriterium überhaupt:
Wenn das PFerd besser im Sinne von losgelassener, balancierter, leichter wird, dann ist der Weg richtig - egal welcher. Und zwar sollte das sowohl für die Reiteinheit wie auch für das mittelfristige Arbeiten gelten.
Zitat
)Aber wenn das PFerd tage- und wochenlang unzufrieden, verspannt, geschafft, unbalanciert und mit größeren Widerständen aus der Halle geht, ist was verkehrt.
Das setzt einen Reiter voraus, der das spürt, dem Pferd glaubt und entsprechend handelt.
Und das ist ganz schön anspruchsvoll.

"Warum reitest du denn jetzt FN?" wurde ich gefragt. Weil mein Pferd viermal die Woche anstandslos in den Hänger watschelt, in seine Trense reinrauscht und im Unterricht den Turbo anschmeißt.
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(Peter Fox)

Offline baura

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #143 am: 04.08.10, 20:49 »
"Warum reitest du denn jetzt FN?" wurde ich gefragt.
*verwirrtguckt* bist Du sonst was anderes geritten? 
Leonard: 'Herrgott noch eins, Sheldon, muss ich jedesmal mein Sarkasmusschild hochhalten, wenn ich mal den Mund aufmache?'
Sheldon: 'Du hast ein Sarkasmusschild?'

Offline Lacona

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #144 am: 04.08.10, 20:52 »
*verwirrtguckt* bist Du sonst was anderes geritten? 
baura! *entrüstet guckt* klassisch natürlich. Was sonst?  8)  ;D
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Offline baura

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #145 am: 04.08.10, 20:52 »
wo definierst Du den Unterschied?
Leonard: 'Herrgott noch eins, Sheldon, muss ich jedesmal mein Sarkasmusschild hochhalten, wenn ich mal den Mund aufmache?'
Sheldon: 'Du hast ein Sarkasmusschild?'

Offline Lacona

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #146 am: 04.08.10, 21:06 »
Mittlerweile definiere ich da keinen Unterschied mehr. Es gibt guten und schlechten Unterricht, gutes und schlechtes Reiten und aus.
Früher hätte ich was Wirres dahergeschrieben von HandohneBeinBeinohneHand, vor der Senkrechten/hinter der Senkrechten, Balance vor Bewegung/Bewegung vor Balance, Lektionen zur Gymnastizierung, Lektionen die sich aus Gymnastizierung ergeben, SH-Sitz innen/außen ... blablablubb. Mittlerweile ist mir das wurscht, ich reite auch 30min Schritt, wenn uns das weiter bringt.
Nur die Nase muß vor die Senkrechte, da bleib ich bei.
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Offline baura

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #147 am: 04.08.10, 21:09 »
aber Du musst doch wissen, was Du jetzt anders machst als vorher?
Leonard: 'Herrgott noch eins, Sheldon, muss ich jedesmal mein Sarkasmusschild hochhalten, wenn ich mal den Mund aufmache?'
Sheldon: 'Du hast ein Sarkasmusschild?'

Offline Lacona

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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #148 am: 04.08.10, 21:20 »
Ich habe erstmalig jede Woche Unterricht, bin dauerhaft motiviert, weil ich jede Woche Fortschritte sehe und wurde ein bisserl anders hingesetzt.
Da mein Ziel war: RAIII schaffen und auf Turnieren überleben, bin ich das erste Mal Aufgaben geritten und wurde den Kriterien entsprechend korrigiert.
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Re: Hat die Reitlehre die Krise oder die Reiter?
« Antwort #149 am: 04.08.10, 21:26 »
na, das hat ja nun wirklich nichts mit der Reitweise zu tun, sondern damit, dass man kontinuierlich feed back bekommt. Bei Kurs-Hoppings fehlt letztlich der rote Faden.
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