Autor Thema: "Reitlehre in der Krise"  (Gelesen 136809 mal)

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Offline terra

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #270 am: 15.06.10, 18:24 »
Jetzt stellen sich mir allerdings die Fragen:
- wann wendet man sich mit Grausen ab  ;D (beim hopsenden Späteinsteiger oder dem perfekt sitzenden, aber saugroben Dressurgirlie?)
- was macht man mit dem Englisch-Schüler mit th-Schwäche, der behauptet, dass er das ja gar nicht lernen braucht, weil die Engländer in auch so verstehen...
- wie/wer erklärt dem Reitschüler, dass er "nur" Talent genug hat, um auszureiten (muss ja jetzt per se nichts schlechtes sein ;)) und dass es mit der hohen Schule nun mal sooo schnell und einfach nichts wird

Geollina - wenn jemand schon Reiter ist, sollte er einen wenigstens halbwegs anzusehenden Sitz schon hinbekommen, aber leider gibts auch welche, die erst Reiter werden wollen  ;D (ich habe einen solchen Fall demletzt heimgeschickt, weil ich das Mädel keinem unserer Schulpferde zumuten wollte)
 

Offline Binesdiva

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #271 am: 15.06.10, 20:38 »
- wann wendet man sich mit Grausen ab  ;D (beim hopsenden Späteinsteiger oder dem perfekt sitzenden, aber saugroben Dressurgirlie?)

Bei beiden wahrscheinlich, wobei ich dem saugroben Dressurgirlie noch weniger Freundlichkeit entgegenbringen würde.  ::)

Wären die RL nicht auf das Geld angewiesen, würde vermutlich schon der eine oder andere mal jemanden nach Hause schicken.
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Offline Jolly

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #272 am: 15.06.10, 22:27 »
Ich sehe das etwas anders ... Reiten ist in meinen Augen nicht nur das, was hier darunter verstanden wird. Es ist auch eine Beziehung zwischen Mensch und Pferd, wenn die stimmt, dann scheint das "Können" dem Pferd oft egal zu sein. Und es gibt eine verdammt große Grauzone zwischen Reiten und Reiten als Gesundheitssport oder auch therapeutischen Reiten. Wenn ich jemanden nicht unterrichte, weil er meinen Ansprüchen nicht genügt, dann gibt er das Reiten ja deswegen nicht auf. Also kann ich die Situation für das Pferd doch nur verbessern, wenn ich Pferd und Reiter dazubringe besser zu kommunizieren. Das ist doch dann die Herausforderung, der ich mich als RL stellen muss. Jeden Schüler dort abzuholen, wo er gerade steht...

Offline zaino

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #273 am: 15.06.10, 22:46 »
Stimmt irgendwie, Jolly. Und ich sags doch die ganze Zeit: RL die sich auf diese, "moderne" Situation: Mensch mit Pferd - einstellen, die sind ausgebucht, die verdienen richtig Geld!
Dass andere da bitter jammern und auf die Reitschüler schimpfen - mei, *achselzuck*... müssen sie halt alles aussieben was noch nicht "L" reitet und sich um den Rest kümmern. UND es muss ja niemand einen Job machen den er sooooo sehr hasst...
Nach wie vor ist nicht die ReitLEHRE in der Krise, wie ich finde, denn die ist eigentlich so weit in Ordnung, sondern nur so einige ReitLEHRER - die ewig gestrigen halt, die offenbar selber nichts dazulernen wollen. Sorry to say. Der Reste tät schon passen.
Dass die FN beklagt, dass es Trends zum Exotischen gibt - mei, auch nicht neu! Die Wach-auf-Klingel scheppert doch schon seit Ursula Bruns die ersten Isis importiert hat und die Mädels vom Immenhof darauf so herrlich sorglos durch SChläfrig-Holstein gebürstet sind! :D
Einfach mal die Ohropax rausnehmen?

Und Mim, ich hab z. B. ums Verrecken kein Ballgefühl, und in der Schule beim Boden- oder Geräteturnen war ich die reinste Niete! Dafür bin ich bis heut gut im Klettern, Kraxeln, Laufen u.s.w. Jeder Mensch ist anders. Mancher ist so begnadet, der weiss irgendwann genau wann welches Bein vom Pferd jeweils WO unter ihm ist, das ist auch was, das ich nur im Ansatz erahne. Bei willen und Interesse von Schüler- und Lehrerseite lässt sich VIEL bewegen, aber nicht immer ALLES. Macht ja auch gar nichts.
Und die ganz Selbstunkritichen, völlig Lernresistenten, die gab es leider auch schon immer... hatte ich auch schon erwähnt.

Offline Figonero

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #274 am: 15.06.10, 23:37 »
Nun, zum Einen ist es halt ein recht hoher Anspruch, der da an den RL gestellt wird:
- Didaktisch auf dem Neuesten Stand soll er sein
- Psychologe auch
- Selbst natuerlich ein hervorragender Reiter
- Aber auch in der Lage, zu verstehen, warum manche Nulpen einfachste Anweisungen nicht umsetzen koennen
- Menschlich symphatisch
- Mit dem noetigen Fingespitzengefuehl ausgestattet, seinen Unterricht so aufzubauen, dass man was lernt, sich aber nicht blamiert fuehlt.
- Empathie fuers Pferd, sehen warum das anatomische Desaster nicht daherschwebt, es korrigieren und letztendlich jede Gebaeudemonstruositaet in ein Traumpferd verwandeln.

Auf der Anderen Seite sind die meisten RL einfach Reiter, die in erster Linie selbst reiten wollen/wollten und das Lehren eher als Notwendigkeit zum Broterwerb sahen. Die allerwenigsten machen ja die Lehre als Pferdewirt, mit dem ausgesprochenen Ziel, RL zu werden. Deshalb findet man oft die Besten RL unter denen, die eigentlich was ganz Anderes machen, und RL aus Passion sind, nicht weil die eigene Turnierkarriere nicht in die Poette kam.
Kerstin

Offline Binesdiva

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #275 am: 16.06.10, 00:01 »
Also, ich nehme mir auch das Recht heraus, nicht jeden zu unterrichten bzw. den Unterricht bei einigen auch irgendwann einfach nicht mehr fortzuführen.
GsD verdiene ich mein Geld nicht mit dem RU, sondern habe nebenberuflich zwei B-Scheine gemacht. ZUm einen den Trainer B-Basisport Anfänger, weil das einfach den größten Teil meiner Kundschaft ausmacht, zum anderen den Trainer B-Leistungssport Dressur.
Einfach, um ein möglichst weites Spektrum abzudecken.

Für mich ist das wirklich Luxus, nur mit denjenigen zu arbeiten, mit denen ich menschlich und sportlich auf einer Länge bin.

Ich kenne aber auch viele, viele andere RL, größtenteils hauptberuflich, die sich fast schon prostituieren müssen, um über die Runden zu kommen.
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Offline terra

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #276 am: 16.06.10, 07:33 »
zaino - den sich auf Mensch und Pferd einstellenden RL habe ich auch schon erlebt - Mensch war glücklich gebauchpinselt, die Reiterei trotzdem zum Abwenden (ich gebe allerdings zu, dass es bei den Pferden bestimmt nicht noch mehr kaputt gemacht hat)...so what....  :-\

Bine - da bist Du wirklich im Vorteil  :D

Figonero - du hast ein wichtiges Element in deiner Aufzählung vergessen :-* Dieser optimale RL darf aber nun leider mal nix oder nur wenig kosten  :-[
der Hauptberufler ist da wirklich im Spagat.


Offline sasthi

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #277 am: 16.06.10, 09:01 »

Geolina, weiß nicht, am liebsten würde ich Dir zustimmen, daß im Prinzip jeder reiten lernen kann, aber genau das geht mE nicht. Bzw. müßte man mal schauen, woran es liegt, daß die jeweilige Person nicht weiter kommt.
Ich denke, wer nun so gar kein Gefühl für die Bewegung (für die eigene und auch noch für die des Pferdes) oder auch einfach nur Gleichgewicht mitbringt sollte überhaupt nicht reiten.
Welchem armen Pferd möchte man so etwas auch über eine längere Zeit zumuten?


Aber isses nicht genau das, dass "man" schauen müsste, woran es liegt? Binesdiva, ich hab den Eindruck, ihr seid da gar nicht so weit voneinander entfernt, ihr sprecht nur unterschiedliche Sprachen ;)
Beim einen ist es eine Hyperflexibilität, beim anderen eine Blockade.
Ich persönlich erwarte nicht, dass ich jetzt "Hilfe zur Abhilfe" bekomme, aber zumindest den Tipp, mich mal durchchecken zu lassen beim Physio/Osteo/Arzt. Normal hat man ja auch beim ersten Mal so eine Art "Vorgespräch", ich geh durchaus auch hin zum RL und sag, dass ich da und da Probleme habe (und ich bin mir sicher, dass ein Groß der Reiter sich durchaus bewusst ist, dass er Knieprobleme/Hüftprobleme, etc. hat) und dass mer halt versuchen müssen, wie weit da was geht, und wie weit eben nicht.
Und ich glaube schon, dass sich auch jeder Reiter insofern seiner Grenzen soweit bewusst ist, wie weit der Weg ungefähr gehen kann und wo einfach Ende Gelände ist. Der Rest der "ich möchte Reiten mal probieren, weils HIP ist, verliert eh sehr schnell wieder die Lust".
Wenn zwei das Gleiche tun ist das noch lange nicht das Selbe.

Haflinger sind nicht stur, sie geben ihrem Menschen nur mehr Zeit, über seine Fehler nachzudenken

Offline zaino

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #278 am: 16.06.10, 11:45 »
zaino - den sich auf Mensch und Pferd einstellenden RL habe ich auch schon erlebt - Mensch war glücklich gebauchpinselt, die Reiterei trotzdem zum Abwenden
GHAAAA... sorry, aber kannst Du das auch mal weniger extrem lesen, bitte?

Möchtest Du beispielsweise einen RL, der sagt: DU kannst ja womöglich was lernen, aber kauf dir bitte ein gscheites Pferd, das was du da hast, wird es nie bis zu L-Dressur bringen.
Und: Was ein Nulpe ist, ist ja auch subjektiv. Oder wie definierst Du "Geduld"? Gestern hörte ich von einer, die seit 1 Jahr jemand unterrichtet, und seufzend meinte: Sie merkt sich halt nix. Es geht langsam, unendlich langsam! - DAS finde ich mal extrem geduldig.

Früher war dieser oft garstige militärische Ton wohl ein "Prüfstein für Herz, Charakter und Willen" - wer wirklich reiten lernen wollte, liess sich Tod und Teufel bieten und hielt lächelnd durch. Wenn auf Dauer aber vor lauter "Prüfsteine legen" die Qualität des Unterrichts als solchem zu kurz kommt und das oft unzulänglich vorbereitete oder alte, müde Schulpferd den ganzen Job des Lehrens alleine machen soll, hörts für mich auf.

Klar gibt es selbstverliebte Oberpfeifen, die sich jedem guten Unterricht in jeder Weise entgegenstemmen. Keine Frage. Insgesamt denk ich mir aber mein Teil zu dem Genöle über "Reitlehre in der Krise" und "alle Schüler laufen uns weg weil sie nix lernen wollen und sich nicht anstrengen wollen" - ist die einzige Lösung immer noch das gute alte "Aussieben" der Schüler durch Härte?
IN den letzten Jahrzehnten ist der Reitsport (FN, WEstern, auch Barock und sonstige) eine gnadenlose Materialschlacht geworden. Moderassen, angesagte Abstammungen sollen Prestige und "Vermögen" und Erfolge garantieren... und was nicht perfekt ist, wird sowieso naserümpfend als "Freizeitpferd" verkauft...  ::)
Nun haben sie also die besten Sportpferde aller Zeiten, jetzt müssen wieder die SChüler dran glauben?
Natürlich unterrichtet es sich am nettesten und bequemsten, wenn ich nur die Begabten mit den GUTEN Pferden habe. Die Zwergerl und die "Hausfrauen" und die "Freizeitreiter", das ist doch alles Kroppzeug, die überhaupt zu unterrichten, die nur 1-2x die Woche Zeit für Unterricht haben und sich ansonsten in anderen, sitzenden Jobs, um ihr Geld abmühen, das ist dann "Prostitution", wie?

Und da muss ich Mim wieder recht geben - Pädagogen freuen sich über jeden kleinen Fortschritt bei jedem und arbeiten dafür. Das unterscheidet sie von den Leuten, die das Unterrichten halt lieber lassen sollten... und BITTE kommt mir keiner mit der Ausrede: "WAs sollen wir machen, wir haben ja nichts anderes gelernt"....
« Letzte Änderung: 16.06.10, 13:25 von zaino »

Offline ricki

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #279 am: 16.06.10, 13:05 »
Möchtest Du beispielsweise einen RL, der sagt: DU kannst ja womöglich was lernen, aber kauf dir bitte ein gscheites Pferd, das was du da hast, wird es nie bis zu L-Dressur bringen.
Der meinige hat mir, als ich mit meinem neuen Pferd ankam, auch ganz geschmeidig mitgeteilt: „Ich hätte dir ein anderes Pferd gewünscht.“
Wir verstehen uns trotzdem bestens und ich bekomme guten, konstruktiven Unterricht :D
"Deine Stute hat doch nicht mehr alle Latten am Zaun – aber sie passt zu dir."

"Wir sind doch hier nicht bei den Lottentotten!"


Offline zaino

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #280 am: 16.06.10, 13:16 »
Der meinige hat mir, als ich mit meinem neuen Pferd ankam, auch ganz geschmeidig mitgeteilt: „Ich hätte dir ein anderes Pferd gewünscht.“
Wenn danach RUHE ist, und es einem so relativ nett gesagt wird, ists ja auch ok.
Denn es gehört, wie jeder GUTE Reiter und RL wissen sollte, einfach viel mehr dazu als das reine "Material".

Offline terra

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #281 am: 16.06.10, 13:56 »
GHAAAA... sorry, aber kannst Du das auch mal weniger extrem lesen, bitte?
[qoute]

Wie Du mir so ich Dir  ;D ;)

Möchtest Du beispielsweise einen RL, der sagt: DU kannst ja womöglich was lernen, aber kauf dir bitte ein gscheites Pferd, das was du da hast, wird es nie bis zu L-Dressur bringen. [qoute]

Ja, das möchte ich sogar, wenn mein Ziel  L-Dressur fürs Turnier ist ....

to be continued




Und: Was ein Nulpe ist, ist ja auch subjektiv. Oder wie definierst Du "Geduld"? Gestern hörte ich von einer, die seit 1 Jahr jemand unterrichtet, und seufzend meinte: Sie merkt sich halt nix. Es geht langsam, unendlich langsam! - DAS finde ich mal extrem geduldig.

Früher war dieser oft garstige militärische Ton wohl ein "Prüfstein für Herz, Charakter und Willen" - wer wirklich reiten lernen wollte, liess sich Tod und Teufel bieten und hielt lächelnd durch. Wenn auf Dauer aber vor lauter "Prüfsteine legen" die Qualität des Unterrichts als solchem zu kurz kommt und das oft unzulänglich vorbereitete oder alte, müde Schulpferd den ganzen Job des Lehrens alleine machen soll, hörts für mich auf.

Klar gibt es selbstverliebte Oberpfeifen, die sich jedem guten Unterricht in jeder Weise entgegenstemmen. Keine Frage. Insgesamt denk ich mir aber mein Teil zu dem Genöle über "Reitlehre in der Krise" und "alle Schüler laufen uns weg weil sie nix lernen wollen und sich nicht anstrengen wollen" - ist die einzige Lösung immer noch das gute alte "Aussieben" der Schüler durch Härte?
IN den letzten Jahrzehnten ist der Reitsport (FN, WEstern, auch Barock und sonstige) eine gnadenlose Materialschlacht geworden. Moderassen, angesagte Abstammungen sollen Prestige und "Vermögen" und Erfolge garantieren... und was nicht perfekt ist, wird sowieso naserümpfend als "Freizeitpferd" verkauft...  ::)
Nun haben sie also die besten Sportpferde aller Zeiten, jetzt müssen wieder die SChüler dran glauben?
Natürlich unterrichtet es sich am nettesten und bequemsten, wenn ich nur die Begabten mit den GUTEN Pferden habe. Die Zwergerl und die "Hausfrauen" und die "Freizeitreiter", das ist doch alles Kroppzeug, die überhaupt zu unterrichten, die nur 1-2x die Woche Zeit für Unterricht haben und sich ansonsten in anderen, sitzenden Jobs, um ihr Geld abmühen, das ist dann "Prostitution", wie?

Und da muss ich Mim wieder recht geben - Pädagogen freuen sich über jeden kleinen Fortschritt bei jedem und arbeiten dafür. Das unterscheidet sie von den Leuten, die das Unterrichten halt lieber lassen sollten... und BITTE kommt mir keiner mit der Ausrede: "WAs sollen wir machen, wir haben ja nichts anderes gelernt"....


Offline ricki

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #282 am: 16.06.10, 15:18 »
Ich fand den Spruch auch vollkommen in Ordnung – ist doch besser als hintenrum.
Wir hatten, als ich mein altes Pferd noch hatte, über Wünsche, Vorstellungen, Ziele gesprochen - und dass ich die meinigen mit diesem Pferd nicht erreiche bzw. es mir mit diesem Pferd schwerer als nötig mache weiß ich auch.

Was ich damit eigentlich sagen wollte: wenn ich ein bestimmtes Ziel habe (welches auch immer) möchte ich schon, dass ein RL mir ehrlich sagt ob das mit meinem Pferd zu erreichen ist.
Und dann liegt es halt an mir, was ich draus mache.
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Offline zaino

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #283 am: 16.06.10, 15:34 »
Ja, das möchte ich sogar, wenn mein Ziel  L-Dressur fürs Turnier ist ....

Tja, dann wirst Du vernünftigerweise schon danach suchen bzw. Dein Pferd auf den Rat des RL hin kaufen. Dazu sag ich jetzt nix....
Ich nehme Unterricht, damit ich das vorhandene Material möglichst nicht beschädige und noch eine Weile gut reiten und behalten kann, also eine völlig andere Zielsetzung.

"Die Freizeitreiter da abholen, wo sie stehen" heisst ja nicht, ewig Ignoranz und mieses unbemühtes Reiten geduldig zu tolerieren, sondern eben für andere Zielsetzungen und Gegebenheiten Verständnis aufbringen. Wenn ich von Haus aus keine Haflinger oder sonst Robustpferde oder Exoten oder sowas mag, wenn ich keine Lust habe, Wander- bzw. Geländereiter in Pferde-"Gymnastik" zu unterrichten, dann darf ich auch nicht rumheulen, wenn diese Klientel sich anderweitig nach Unterricht umschaut. Wenn ich nur din-genormten Unterricht für din-genormte Leute und Pferde geben mag - dann wird mein "Markt" etwas enger... *flöt*

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #284 am: 16.06.10, 16:14 »
Hallo

es gibt einen schönen Spruch "Wachsen im Leid - aber Blühen im Glück".

Natürlich wächst man an Dingen, Herausforderungen (ein Pferd das nicht zu einem passt  ;D) - die man noch nicht erreicht hat. Aber vor lauter Leid und Darben darf man das Blühen ja auch nicht vergessen und das wäre/ist für mich - eine Zielvereinbarung von RL und RS. Wo will der RS hin und auch für die jeweiligen RStunden Ziele setzen, wo man sagen kann, ich hab den Berg noch nicht erklommen, kann mich aber DIESER überwundenen Stufe freuen?

Wenn ich die Anforderungen an RS so hier lese, bin ich froh als Kind un-endlich geduldige Turnlehrerin und nettestes Volleyballkollegen zu haben. Bei ersterer brauchte ich 2 Jahre bis ich ein Rad konnte, bei letzteren 2 Jahre bis sie bei meinen Aufschlägen nicht mehr die Köpfe einziehen mussten. Alle motorischen Bewegungen müssen a) erlernt b) stabilisiert und c) automatisiert werden. Und das kann dauern...
Zurückblickend hab ich mir viel, viel hart erarbeitet mit "dranbleiben" und "nicht-aussortiert-werden". Umso ehrlich-verärgerter reagiere ich dann wenn mir als "Schüler" dann auch im Reitsport "Karotten" (wie ein Esel) hingehängt werden die ich (in einer bestimmten Zeit/Dosierung) nicht erreichen kann oder wenn ich auf Unverständnis traf das eine falsch automatisierte Bewegung nicht einfach "gelöscht" werden kann.

Und das Gefühl - versuche ich dann bei Schülern von mir (in anderen) Sparten eben NICHT zu erzeugen, sondern immer den Blickwinkel auf das größere Ziel in Einbeziehung der bisherigen (rückschauend) Erfolge motivierend einzusetzen. Perspektiven öffnen, Fortschritte beloben, Frusterlebnisse puffern. Man, jede Mutter muss das doch jeden Tag!? Den Blickwinkel auf das Glas das halb voll ist - oder halb leer?

Wirklich lesenswert der lange Artikel/Blog aus dem Link die letzten Tage. Das die "alte Reitlehre" aus der Kavallerie stammt, aber es eben keine kadavergehorsamen befehlsempfangenden Soldaten mehr sind sondern Kunden die im Reitunterricht Geld hinlegen,  die eben keine ich sag mal übertrieben unterwerfend-darbenden Ambitionen haben.

Dieser Tage habe ich auf einem (erfolgreichen) Pferdehof übernachtet mit über 50 Schulpferden deren Kundenklientel ganze Schulklassen und vor allem (O-Ton!!!) "reitvereinsgeschädigte Kinder" sind, die in der Umgebung gezielt einen beziehungsgeprägten Umgang mit Pferden ohne Zwang und Druck und Geschrei erleben. Hat mir sehr zu denken gegeben... ::).

Und hier wieder der Gedanke an die Hofreitschule und die aussteigenden Eleven die es eben zum Bereiter nicht schaffen, die werden dann halt Reitlehrer. Weil sie gern unterrichten oder weil sie "nicht gut genug für den Bereiter/Profireiterjob" waren? Und schaffen sie grad die die aus dem hoch-disziplinierten Leistungssport  es umzuschwitchen vom Vorbild wie sie in der RS unterrichtet worden sind hin zum Feierabendkunden?

Das ist wie unser Desaster in der Kindererziehung, die Tage 2 Mädels dagehabt die Kinderpflegerin lernen wollen, heja, weil beide ohne Quali dastanden und Hauswirtschaft war nix, dann eben einen Beruf der wenig/kaum Qualifikation erfordert und dann wundern wir uns, warum in der absolut wichtig/sten Erziehungsphase der Kinder ...?

Das würd mich mal interessieren - eine Umfrage: Warum sind sie (hauptberuflich) Reitlehrer geworden?

Gruß Mim

« Letzte Änderung: 16.06.10, 17:50 von Mim »
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