Jetzt muß ich als RL auch noch Diätberater sein??
In Hoya übrigens gibt's eine Gewichtsobergrenze (ich glaube 80 kg), wenn man dort auf einem Schulpferd unterrichtet werden will. Das finde ich schon mal gut.
Allerdings habe ich auch eine Schülerin, spindeldürr, aber mit Null Gefühl für ihre Hilfengebung. Die plumpst ihrem Pferd zwar nicht in den Rücken, hängt aber leider ständig am inneren Zügel rum.
Treibende Hilfen werden leider völlig vernachlässigt.
Auch schlecht.
Dann habe ich noch zwei Kinder, 9 und 11, beide leicht übergewichtig und unsportlich. Da ist schon eine Rolle vorwärts zuviel verlangt und nach einer Runde Hopserlauf in der Halle ist die Luft komplett raus.
Trotzdem haben die beiden Bewegungsgefühl und auch ein Gespür für die richtige Hilfengebung.
Theoretisch ist das ja alles richtig, was ihr geschrieben wurde.
Eine gewisse Grundsportlichkeit muß da sein, auch ein gewisses Gewicht darf eigentlich nicht überschritten werden, das ist für mich schon praktizierter Tierschutz.
Aus dem selben Grund ist Reiten als Abnehmsportart völlig ungeeignet, außerdem gibt's da sowieso vielversprechendere Sportarten.
Und als RL würde ich mir am allerliebsten natürlich den sportlichen, talentierten RS wünschen, der stets motiviert ist, alle Anweisungen umsetzen kann, mit dem ich arbeiten und auch etwas erreichen kann und mit dem ich vielleicht auch noch menschlich auf einer Wellenlänge bin.
Jetzt stelle ich mir das aber mal in der Praxis vor:
ein handelsüblicher RS, um die 40, Bürojob, eventuell sogar mit einer Verantwortung, leicht unsportlich und die Figur entspricht dem deutschen Durchschnitt, kommt abends zur wöchentlichen Reitstunde.
Und jetzt soll dieser Mensch vielleicht im Hopserlauf durch die Halle oder sogar darin rumkrabbeln? Dann noch Gymnastikübungen, die ihm wahrscheinlich nicht ganz leicht fallen, denn, wenn sie ihm leichtfallen würden, bräuchte er sie nicht machen.
So, damit ist geht ja schon mal ein bißchen Zeit ins Land.
Außerdem dürfte es den meisten mehr als unangenehm sein, vor den Augen anderer, vielleicht jüngerer und vermeintlich besserer, die o.a. Übungen zu machen.
Da braucht's schon mal Selbstbewußtsein, viele wollen sich ja schon nicht mal mehr an die Longe nehmen lassen, weil sie Sitzübungen für unter ihrem Niveau betrachten.
Und wie lange macht so ein RS das jetzt mit?
Und wie viel Zeit muß ich als RL einplanen?
Und was sollte eine solche Stunde kosten?
Also geht man Kompromisse ein und versucht zumindest, es für das Pferd nicht allzu schlimm werden zu lassen. Der RS muß ja auch noch motiviert bleiben, er soll ja wiederkommen und weiter Geld bezahlen.
Theorie und Praxis klaffen da leider weit auseinander.
Großes Dilemma.
Und wenn ich mich mal in einem normalen Stall so umsehe, müßte ich 95 % aller vom Reitsport ausschliessen.