Autor Thema: "Reitlehre in der Krise"  (Gelesen 137698 mal)

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Offline zaino

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #165 am: 07.06.10, 23:14 »
Hexle, wahrscheinlich gibts in Punkto Ehrgeiz oder persönliche Ziele jede Menge Exemplare auf der Skala verteilt vom Gefährlichen Geländehoppler bis zum Hohe-Schule-Reiter ;D Und da wieder Freizis, die in Lektionen die Gymnastik sehen, und Spass haben, sich weiter zu entwickeln, und andere, denen ists Banane, so lange sie das Pferd im Gelände nur wieder anhalten können.

Und man tut wirklich gut daran, sich RL entsprechend auszusuchen, d. h. hin, reden, zugucken, zuhören, ansehen wie die selber reiten, oder Zaungast auf Kursen sein oder in Probestunden investieren, ob man auch miteinander kann. UND Ziele zu definieren.
Leider muss man gar oft das nehmen, was vor Ort die Reitplätze unsicher macht, weil man z. B. nicht verladen und sonstwohin karren kann oder mag...

Binesdiva, schon ein losgelassener Sitz ist ein Super Ziel  ;) und ja, ich tät es machen, wenn jemand mir so viel Sitzlonge geben will, bitte, her damit! *Sabber*

Offline Binesdiva

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #166 am: 08.06.10, 04:54 »
Das waren doch jetzt die zwei Extrembeispiele, schon klar, daß es dazwischen auch unendliche Abstufungen gibt  ::)

Und Hexle, die Klassiker, die ich (leider) kennen gelernt habe, hatten die Piaffe wirklich als einzigstes Ziel.
Reitet ein Cowboy zum Friseur.
Kommt wieder raus:
Pony weg...

Offline terra

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #167 am: 08.06.10, 11:35 »
Hexle, bei uns siehts bei den "Klassikern" leider auch nicht viel anders aus wie bei Binesdiva, obwohl wir eine RL in der Region haben, die wirklich nach klassischen Regeln, gut, korrekt und mit viel Zeit unterrichtet. Ihre Schüler sind dann die "berüchtigten" (in diesem Fall positiven :D) Ausnahmen von der Regel  "Hauptsache piaffeln" ;)
Vor ein paar Wochen habe ich so nebenbei eine "Klassik"stunde bei einer anderen RL mitbekommen, und mich eigentlich nur noch gefragt, wieso diese auf dem Pferd klemmende und sich an den Zügeln festhaltende Reiterin unbedingt Travers und SH reiten sollte.... Am Liebsten hätte ich Longe und Ausbinder ausgepackt  :-*


Offline zaino

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #168 am: 08.06.10, 12:15 »
Das waren doch jetzt die zwei Extrembeispiele, schon klar, daß es dazwischen auch unendliche Abstufungen gibt  ::)
Stimmt, es gibt auch noch die, denen es egal ist, dass sie die Pferde draussen GAR nicht mehr anhalten können ::) ;D *duckundweg*

Vor ein paar Wochen habe ich so nebenbei eine "Klassik"stunde bei einer anderen RL mitbekommen, und mich eigentlich nur noch gefragt, wieso diese auf dem Pferd klemmende und sich an den Zügeln festhaltende Reiterin unbedingt Travers und SH reiten sollte.... Am Liebsten hätte ich Longe und Ausbinder ausgepackt  :-*
Wer sagte hier nochmal, die Piaffe ist für die "Klassiker" eine Gymnastikübung, für die FN-ler eine Art Endziel? Die Wahrheit liegt vermutlich mal wieder in der Mitte.
Stimmt, das ist der extreme andere Trend: Man kriegt ja fast Komplexe, wenn man dies und das als Lektion NICHT reitet bzw. erreicht. Denke mal, ohne kontinuierlichen Unterricht und Korrektur braucht man die anspruchsvollen Sachen, die ja mal unter "Hohe Schule" fielen, gar nicht anfangen. Es laufen schon genug irgendwie verknotete Pferde herum, da mach ich lieber halbwegs ordentlich meine Basisübungen, von denen ein Pferd auch gut durchlässig wird.
Ein reeler RL wird nicht mit dem Schüler an sowas herumbasteln, wenn die Basis wackelt. Andererseits ist es halt einfach ein ungeheurer Werbeeffekt, wenn Schüler herumlaufen, die sagen "Der Sowieso hat mir geholfen, mein Pferd jetzt anzupiaffieren"... Klar ist das ungemein schmeichelhaft ...
« Letzte Änderung: 08.06.10, 13:15 von zaino »

Offline terra

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #169 am: 08.06.10, 13:10 »
Auch für den Balkenhol stellt die Piaffe gelegentlich eine Gymnastikübung dar ..... Nur auf die Idee, dem Pferd das piaffeln beizubringen, wo noch nicht mal reel versammeln klappt, auf die käme er nicht  ;)

Andererseits ist es halt einfach ein ungeheurer Werbeeffekt, wenn Schüler herumlaufen, die sagen "Der Sowieso hat mir geholfen, mein Pferd jetzt anzupiaffieren"... Klar ist das ungemein schmeichelhaft ...
nicht nur für den RL, auch und besonders fürs Selbstwertgefühl des Reiters

Offline zaino

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #170 am: 08.06.10, 13:24 »
...nicht nur für den RL, auch und besonders fürs Selbstwertgefühl des Reiters
Klar, hauptsächlich für DEN - den binde ich mir dann als treuen, überzeugten Kunden fest ans Bein, der/die zahlt gutwillig 40 Euro aufwärts pro Unterrichtseinheit. Auch WENN ich als RL weiss, da fehlt es an der Basis, und zwar gründlich, aber ein tolles Schulpferd machts möglich.
Durch die Bindung kann ich diese Könnens- und Wissenslücken freilich kontinuierlich schliessen, DAS ist möglich, das unterstelle ich jetzt einfach mal.
KANN klappen, muss aber nicht - Selbstüberschätzung ist grad beim Reiten ein echt gefährliches Pflaster.
Aber da die Konkurrenz ja bekanntlich nicht zu schlafen pflegt... :-\

Gibt ja auch diese fiesen Gerüchte über die weniger repräsentativen Barockreiter - die wären so langsam dass man sie im Gelände nur wg. ihrer Kostüme sieht, die sich von der Umgebung abheben... gnadenlos heruntergetunte Pferde, die dabei Takt und Schwung verlieren, aber "versammelt" wirken...  :P

Offline tara

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #171 am: 08.06.10, 13:38 »
... gnadenlos heruntergetunte Pferde, die dabei Takt und Schwung verlieren,

das kann man auch von -na ich schätze mal 85% der Quarter-Reiter sagen.....
stell dir vor, du hast ein Pferd und es kann nicht t ö l t e nin diesem Sinne...
Gruß tara

"Ausbildung heißt, das zu lernen, von dem du nicht einmal wußtest, dass du es nicht wußtest."
(Ralph Waldo Emerson, (1803 ‐ 1882)

Offline MimTopic starter

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #172 am: 09.06.10, 08:50 »
Mittlerweise versuche ich nun fast 36J. das Reiten zu erlernen, man kann mir wirklich glauben, dass ich schon sehr viele RL "durch" habe, aber ich habe noch keinen angetroffen, der die Bedingung von Mim erfüllen würde.

Hallo Terrier,

und ich tu mich als RS schwer die "Anforderungen von RL" zu erfüllen, wenn es hier z.B. von dir heißt:

Ich denke, dass man als  Erwachsener" einfach mal mitdenken sollte und dann selber feststellen muss, was fehlt. Das "einfach-nicht umsetzten-können, oder die körperliche Fähigkeit, es nicht zu können.  

und von Netto:

 Ich kann es mittlerweile nicht mehr ausstehen, wenn man mir erklärt, warum das und das schlichtweg unmöglich ist, weil.....*hmpf* Wenn man mir sagt: auf Grund meiner Muskulatur/schiefen Beckens/Verletzung/wasauchimmer tu ich mir damit sehr schwer, aber ich bemühe mich - dann find ich das super. Aber von vornherein zu sagen: geht nicht....- geht nicht.  

Was jetzt - darf ich z.B. als Erwachsener mit Hypermobilität sagen, das und das kann ich nicht/fällt mir schwer (bei mir lösen z.B. kürzer Steigbügel sofort Knieschmerzen aus!) - oder darf ich das nicht?

Immer noch meine Fragen:

Wieviele aller Reitschüler oder Reitunterrichtkunden "vertragen" es gut angebrüllt zu werden?

 Kenne einen schönen Fall: Grundschulkind wegen davonrennendem 1,30 Pony (unötig/kontraproduktiv) zamgebrüllt, Kind weigerte sich dann weiter in diese RS zu gehen - und die Eltern wechselten mit, weil sie nicht in 2 Ställe gleichzeitig  fahren wollten: 1 Brüller = 3 Kunden verloren  ::)

Wieviele aller -"- und -" - in Deutschland (%tenual) haben eine Piaffe als Ziel/Übung/Mittel zum Zweckwasauchimmer? Siehe unten - wenn nicht mal 10 % aller bay. Pferdehalter Tunier reiten wollen?

Und - ich finde ein Blick in die Zukunft a)  mit welchen Voraussetzungen in den RU kommen?

@ Zaino und Fittness. Einfach mal ein Blick zu den Kinderergotherpeuten, eine Bekannte bestätigte mir, dass die Fittness der Kinder von Jahr zu Jahr einfach abnimmt, heißt zur Einteilung müssen die Punkteskalen/Anforderungsprofile was "normal" oder schlecht oder besonders gut: Nach unten geschraubt werden. Parallel nimmt das Gewicht der Deutschen - auch der Frauen - von Jahr zu Jahr zu, wir werden in Zukunft im Schnitt (nicht die Schnittmenge der Sportamazonen) schlechter koordinierteren und "dickeren" Reitschülerklientel haben. Frage - können/werden sich die RL darauf einstellen?

b) mit welcher Erwartungshaltung wird an den Reitsport herangegangen, die Kinder von heute sind die Erwachsenen von morgen finde ich immer noch diese aussagefähig (unabhängig ob ich es GUT) finde:

Wir, das sind Frau Dr. Helga Adolph als Sportwissenschaftlerin und ich als Psychologe, hatten 1994 eine empirische Studie über pferdevernarrte Mädchen vorgelegt (Adolph & Euler, 1994) und folgende drei Motive für diese Vernarrtheit vorgefunden:

(a) Mädchen und Pferd ist eine Beziehung mit Bindungscharakter, also eine von dem Mädchen als exklusive, als einzigartig und existentiell wichtig erlebte Beziehung mit lebenszeitlicher Perspektive, die Sicherheit und Geborgenheit vermittelt, mit Idealisierung und vermeintlicher Unersetzbarkeit des Pferdes, mit Wunsch nach psychischer und räumlicher Nähe zum Pferd und mit hohem Stellenwert des Pferdes in der Bindungshierarchie. Oder anders gesagt: Wichtig ist das Pferd, weniger das Reiten an sich. Das Pferd ist zwischen Puppe und Partner das ultimate Kuscheltier, also das größte, schönste und letzte, im Übergang von Herkunftsfamilie zu neuer sexueller Partnerbeziehung.

(b) Im Vordergrund steht das Fürsorgemotiv: Sich um das Pferd kümmern zu können gibt den Mädchen tiefe Befriedigung, viel mehr als wettkampfsportliche Motive. Das Pferd ist sosagen ein real-life Tamagochi.

(c) Der Umgang mit dem Pferd erfüllt die Sehnsucht nach unverfälschtem Naturerlebnis und bewältigbarem Abenteuer: Auf dem Rücken des Pferdes in eine fremde Natur hinausreiten ist ein häufiger Wunschtraum dieser Mädchen


Und nochmal aus dem Startlink/dem geliehenen Boxentitel der Bayerns Pferde bestätigen diesen Trend:

Zitat
Auch wenn er einräumt, dass viele „Profis die Wünsche ihrer Kunden ignorieren“, so ist sich der umtriebige Pferdefachmann sicher: Die Schuld liegt auch an der Kundschaft selbst. „Das Bedürfnis nach anderen Reitweisen resultiert häufig aus einer romantischen Vorstellung von der Partnerschaft mit dem Pferd“, meint Six. „Wir haben in Deutschland mittlerweile eine Vielzahl von Pferderassen, die jede mögliche Reitweise zulassen. Und viele scheinen leichter zu sein, als die klassische Reitweise.

Manche Reiter betrachten ihr Pferd als eine Art Hund. Aber das funktioniert eben nicht, das ist Träumerei – und ein gefährlicher Irrtum.“ Die nötige Disziplin und Energie, die man für eine solide Reitausbildung aufbringen muss, könnten viele Berufstätige einfach nicht aufbringen, hat Six durchaus Verständnis.


Beim BRFV in München-Riem geht man davon aus, dass es etwa 130.000 Pferdeleute in Bayern gibt – aber gerade mal 9000 Reiter beantragen regelmäßig eine Turnierlizenz. „Fast 90 % der Vereinsmitglieder betreiben den Pferdesport als Freizeit- und Breitensport“, konstatiert man zum Beispiel beim Regionalverband Niederbayern/Oberpfalz. Auch Breitensportfestivals, wie zum Beispiel das letztjährige 4. Bundes-Pferdefestival in Salgen, auf dem über 2400 Starts gezählt wurden, sind Ausdruck einer Sehnsucht nach reiterlichen Alternativen zum regulären Turniersport. (...)

„Die Krise, die wir gerade im Reitsport erleben, ist vor allem hausgemacht“, sagt der ambitionierte Pferdewirtschaftsmeister. „Wenn Ausbilder ihre Kundschaft alleine lassen, ihnen nicht genügend Hilfestellung geben oder sich weigern, auch mal schwierige Pferde zu reiten, dann muss man sich nicht wundern, wenn die Leute woanders nach Antworten suchen.“ Wie sehr gute Betreuung gefragt ist, weiß Borriello aus eigener Erfahrung: Bevor er hier vor einem halben Jahr als Reitlehrer anfing, war der Stall halb leer. Inzwischen gibt es Wartelisten. „Die Leute wollen eine Orientierung und eine ordentliche Anleitung“, sagt er. Und: Jeder Reitschüler verdiene es, ernst genommen zu werden – „egal auf welchem Niveau er reitet“.

Keine Frage, auch die Reitschüler/Kundenklientel ist denke ihm Bereich Pferd mitunter das schwierigste was es überhaupt gibt un der RL immer in der Schere/Verpflichtung.  

Aber kann man sich Kunden "backen" oder beim Weihnachtsmann bestellen?

Gruß Mim

« Letzte Änderung: 09.06.10, 08:55 von Mim »
Die-mit-dem-äusseren-Zügel-kämpft

Offline Terrier

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #173 am: 09.06.10, 09:20 »
Mim - Das ein Erwachsener merken kann, wo seine Grenzen sind, heisst für mich aber auch, dass er fähig ist, jenes zu artikulieren und dem RL klar zu machen. Manche Kinder wissen sicher auch, warum sie was nicht umsetzen können, aber trauen sich oft nicht es dem RL. zu sagen.
Dein Satz
"Aber kann man sich Kunden "backen" oder beim Weihnachtsmann bestellen? "
 kann man ummüntzen und statt Kunden einfach Reitlehrer einsetzen.

der bissige Terrier schickt Grüsse
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Ich bin zu alt um nur zu spielen und zu jung um ohne Wunsch zu sein

Offline Olli

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #174 am: 09.06.10, 09:54 »
es geht doch noch ums reiten,oder??

meine rl´s dürfen mich gern anbrüllen, wenn ich mist mache!
sie dürfen laut werden, um mich anzuspornen!
aber beleidigen, never ever...das würden sie auch nie tun, warum auch,
wir teilen ja ein gemeinsames, reiten, ihren beruf mein hobby.

ich kenne zum glück solch RL´s nicht von den ihr hier sprecht *aufholzklopft*

Das ein Erwachsener merken kann, wo seine Grenzen sind, heisst für mich aber auch, dass er fähig ist, jenes zu artikulieren und dem RL klar zu machen.
*unterschreibt*
Wir dürfen das Pferd nicht vermenschlichen,
wir müssen uns verpferdlichen.“

Offline terra

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #175 am: 09.06.10, 10:11 »
Bei Terrier und Olli unterschreib  :)

Offline zaino

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #176 am: 09.06.10, 10:29 »
@ Zaino und Fittness. Einfach mal ein Blick zu den Kinderergotherpeuten, eine Bekannte bestätigte mir, dass die Fittness der Kinder von Jahr zu Jahr einfach abnimmt, heißt zur Einteilung müssen die Punkteskalen/Anforderungsprofile was "normal" oder schlecht oder besonders gut: Nach unten geschraubt werden. Parallel nimmt das Gewicht der Deutschen - auch der Frauen - von Jahr zu Jahr zu, wir werden in Zukunft im Schnitt (nicht die Schnittmenge der Sportamazonen) schlechter koordinierteren und "dickeren" Reitschülerklientel haben. Frage - können/werden sich die RL darauf einstellen?
In Vielen geb ich Dir ja recht, Mim, aber irgendwo ist die Schmerzgrenze auch für RL oder Pferdebesitzer erreicht - stellvertretend für die Pferde.
Reiten zum Abnehmen? NEVER! Da seh ich ROT!
Wurde vor Jahren im Reiterhof mal angebenzt, da lief mein Pferd eh im Schulbetrieb mit. Kind wünscht ein Pflegepferd, und meins wäre soo nett und lieb und Töchterlein liebt ihn so.
OK, allein reiten = allein aufsteigen. Ich hab die 10jährige mit meinem Pferd in die Halle geschickt und zugeguckt (gemein, was?). Die wog mit 10 Jahren mehr als ich damals mit 39. Die kam nicht hoch und zog mein Pferd, etwas "blütig", 550 kg, 1,62 Stm, krumm und schief, ungelogen! HÄtte ja nicht so viel gemacht, wenn sie sich innerhalb von 30 sek hochgewurschtelt hätte. Sie zappelte aber wirklich minutenlang an der Seite, das ist einfach saugefährlich. Mein Pferd blieb ja geduldig mit Leidensmiene stehen, weil er mit Kindern gut kann, aber garantieren kann ich das natürlich NICHT, es ist ein Tier, es kann erschrecken, die Geduld verlieren, und dann hängt das Schratz da kopfunter mit dem Fuss im Bügel! Supergau! Ich hab das dann so gesagt, geht nicht, sie kommt ja nicht alleine hoch, sorry, so kann man sie nicht mit diesem Pferd alleinelassen. Die Mutter war dann furchtbar beleidigt.
Als RL hätte ich es mir nicht leisten können, das zu sagen???? das wäre dann zu streng, zu kundenunfreundlich etc. gewesen?
Als Privatpferdbesitzerin sehr wohl.

Offline MimTopic starter

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #177 am: 09.06.10, 11:35 »
o.k. Zaino, dann lass uns eine BMI-Grenze definieren oder doch absolut-kg? Wieviel Über/Gewicht kann man einem Pferd zumuten? Oder gilt diese Grenze nur für Kinder?

Wenn wir BMI nehmen - als Beispiel die durchschnittliche Körpergröße mit 1,67 cm bei Frauen ist das "Normalgewicht" schon 70 kg o.k (BMI 25),
 im "noch nicht behandlungswürdigen BMI-Übergewicht" (BMI 30) schon 84 kg.

Andersherum brauch ich mir nur die Bilder/Videos von AvG anschauen um zu sehen, dass auch spindeldürre Amazonen anrichten können? (jetzt in beiden Fällen auf die Spitze getrieben)

Gruß  Mim

Die-mit-dem-äusseren-Zügel-kämpft

Offline Olli

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #178 am: 09.06.10, 11:40 »

Als RL hätte ich es mir nicht leisten können, das zu sagen???? das wäre dann zu streng, zu kundenunfreundlich etc. gewesen?
Als Privatpferdbesitzerin sehr wohl.
als rl hättest du ein anderes pferd genommen, oder dem kind einen hocker gebracht ;-)
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Offline donau

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #179 am: 09.06.10, 12:05 »
ein schwer übergewichtiges kind mit einer groben reiterin, die KEIN vorbild im sinne der reitlehre ist zu vergleichen, finde ich ein wenig sinnlos, weil ersteres nichts mit krise der reitlehre zu tun, letztere aber sicher ein grund ist, für die abkehr von der klassischen lehre... ::)

beim übergewicht geht es auch um´s anstrengend und wollen, schließlich ist ja jeder beleidigt, wenn man ihm sagt, um ordentlich sitzen zu können, und eine grundgeschmeidigkeit zu erhalten, solltest du dringend abnehmen. RL hat das zu akzeptieren, dafür ein passendes pferd bereit zu stellen, und passende übungen zu machen und die defizite auszugleichen, oder wie?! ::)

da sind wir doch wieder bei: ich will reiten, ohne rücksicht auf verluste, und der RL hat das zu akzeptieren. und nein, ich mach nix extra (sport, spezial-kurse, abnehmen, physio, gymnastik...), weil mein RL muss das alles ausgleichen, der muss das ja verstehen.

ps.- ganz ehrlich: 70kg auf meine 1,76 find ich mehr als ausreichend... 10kg mehr wären :-X
Wer auf seinem Standpunkt beharrt, darf sich nicht wundern, dass er nicht weiterkommt...

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