Autor Thema: "Reitlehre in der Krise"  (Gelesen 137573 mal)

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Offline Terrier

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #150 am: 07.06.10, 11:55 »
Mim - DU meinst ein Erwachsener merkt nicht, warum er bestimmte Sachen nicht machen kann, aber ein RL soll genau wissen, warum RS XY diese Übung körperlich nicht kann??
Vielleicht sprach ich von "manchen Ärzten" die Sachen übersehen, sorry, es sind VIELE Ärzte die dies tun. In meiner langen Laufbahn als Patient und kurzen Laufbahn (15J.) als Therapeut ist mir sehr viel gezeigt worden, wie chaotisch die meisten Ärzte Symptome diagnostisieren.
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Offline terra

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #151 am: 07.06.10, 12:20 »
Terrier voll und ganz zustimm  :D (auch ohne eigene Erfahrung im Therapiebereich)

Mir hat vor vielen Jahren eine Amtsärtzin bei meiner ersten Einstellungsuntersuchung massive Rückenbeschwerden und tierische Kopfschmerzen diagnostiziert, die ich, toi,toi,toi,  noch nie hatte und noch immer nicht habe .... geglaubt hat sie es mir nicht, bei dieser massiven Skoliose HAT man Schmerzen!

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #152 am: 07.06.10, 12:21 »
Hallo Terrier,

es gibt einen schönen Spruch - wenn dein einzigstes Werkzeug der Hammer ist - sieht die ganze Welt wie ein Nagel aus. Heißt bei Rückenproblemen suche ich sicher keinen Arzt sondern eher einen Physio, Masseur oder eben bestenfalls einen Osteopathen auf, die wirklich jeden Tag ein Kreuz in der Hand halten.

Kenne eine schöne Geschichte wo eine Patientin 2 Jahre lang bei einer Therapeutin war wegen "stressbedingten" Durchfällen, die ein erfahrener Hygiene-Doc dann als Darmbakterium erkannte das intervallmäßig die Darmwand auskleidet und ausfällt mit 5 Tage AB "kuriert" hat... ;-).

Ich stelle einfach fest - mein persönlicher und zeitlich und beschränkte Erfahrung - das an Reitschüler sehr viele Erwartungen hinsichtlich bemühen, weiterbilden, Tränen, Eigenreflektion, Kritikfähigkeit, Gewaltlos/drucklos schonend reiten, ausbilden etc. gestellt werden. Nur wenn man dann das Wort Reitschüler mal durch Lehrer und das Pferd durch Reitschüler ersetzt a la Kantsche Imperativ:
Das eine aufgestellte Regel dann für alle! gelten sollte - wirds anders? Ach ich weiß - es liegt ja nie nicht am Pferd. Es liegt ja nie nicht am Reitlehrer. Es sind immer die Reitschüler  ;)?

In den ersten Reitabzeichen gibt es in den FN Büchern so einen schönen Passus wie sorgsam ein Reiter und fair und überhaupt mit einem Pferd umgehen soll. Ich hab mir mal dann den Spaß gemacht, dass Wort Pferd durch Reitschüler und das Wort Reiter durch Reitlehrer zu ersetzen und laut in der Runde vorzulesen. Löste ein Lächeln im Gesicht der Mitreiter und einen roten Rechtfertigungkopf bei der Reitlehrerin aus mit einer Kaskade warum und überhaupt Reitschüler da "mehr" aushalten müssten. Nunja, anscheinend sind Reitschüler weniger Wert als Pferde, nur doof das die Pferde i.d.R. keine Goldesel sind - sondern die Schüler die Euronen bringen (sollen).

Wiederum - mein beschränkter Erfahrungschatz, nicht repräsentativ: Ich auf Reitkurs Meyners, fremder Reitelefant 21 Jahre, 1,75 m - ein "Reitschulkriegsveteran" würde man sagen. Für mich vom Typ her mein absolutes Anti-Pferd. Zu groß, zu mächtig etc. Fühlte mich absolut nicht wohl, kam nicht zum sitzen. Alles in mir als Erwachsene schrie: Das ist nicht mein Pferd, die Gangarten die ich mag/sitzen kann, absolute Grenze.

Binnen 1 Stunde durch Meyners - konnte ich ihn sitzen, am langen Zügel aus dem Schritt angaloppieren. Wie jetzt - ich hätte doch meine "Grenzen" wissen können/müssen? An deine Karotte komme ich nicht heran.

Ebenso: Reitkollegin & Traberstute die in den letzten Jahren kaum ausgesessen wurde, nur ihr Geloffel gegangen ist. Reiterin: "Ich kann das nicht/nie. Die kann man nicht sitzen". 2 x "Turnübungen dank Meyners", hinspüren, auf das Pferd. Sitzen, durch den Rücken an den Zügel und die Frau hat mit mir im Roundpen gelacht und fast geweint. Ich weiß - läppische Beispiele.

Andersherum - warum ist dann das "Anbrüllen" zum Über den Sprung reiten wie in den vorhergehenden Beispielen notwendig gewesen? Ist doch Reiterentscheidung/verantwortung ob jemand nun den Willen hat da drüber zu gehen? Wenn ich als Erwachsener meine Möglichkeiten und Grenzen immer selbst wissen/kennen muss - warum benötige ich dann Reitlehrer oder Therapeuten?

Und noch zum differenzieren beim Anbrüllen: Ich kenne es eher (im Reitsport) als Abwertung/destruktiv (warum machst du immer alles falsch!!!)
 "Konstruktiv" im Sinne von "Ausleihen von Entschlossenheit" = Unterstützung  -> Geh jetzt da drüber du schaffst das! ist ja konstruktiv  ist ja eine ganze andere Sache...?

Gruß Mim

« Letzte Änderung: 07.06.10, 12:25 von Mim »
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Offline donau

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #153 am: 07.06.10, 12:49 »
wenn dein einzigstes Werkzeug der Hammer ist - sieht die ganze Welt wie ein Nagel aus. Heißt bei Rückenproblemen suche ich sicher keinen Arzt sondern eher einen Physio, Masseur oder eben bestenfalls einen Osteopathen auf, die wirklich jeden Tag ein Kreuz in der Hand halten.

Kenne eine schöne Geschichte wo eine Patientin 2 Jahre lang bei einer Therapeutin war wegen "stressbedingten" Durchfällen, die ein erfahrener Hygiene-Doc dann als Darmbakterium erkannte das intervallmäßig die Darmwand auskleidet und ausfällt mit 5 Tage AB "kuriert" hat... ;-).


aber wenn ich in den reitunterricht gehe, dann soll der reitlehrer gefälligst das alles kennen und können und verstehen, für pferd UND reiter? aha... irgendwie wird da mit zweierlei maß gemessen, weil spezialisten brauch ich keinen beim reiten ::)

wenn die erwartung an sich selber nur halb so hoch wär, wie an einen potentiellen trainer in dem fall, himmel, da dürfte ja keiner aufs pferd. aber nachdem ich weder vom pferd, noch vom trainer noch von mir perfektion erwarte, sondern bereit bin, da immer kompromisse zu machen *schulterzuck* ;)

ps.- ich geh zum dressur-reiten-lernen zum dressurtrainer, für´s springen zu einem 2. und den vs/jagd/orientierungs-kurs mach ich dann beim jeweiligen spezialisten. genauso für spezielle sitzschulung, wenn ich western reiten wollte, oder gangpferde oder oder oder... und ja, ich zumindest kenne meine grenzen soweit, als ich weiss, wann ich für bestimmte sachen einen spezialisten brauche...
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Offline zaino

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #154 am: 07.06.10, 13:21 »
Und noch zum differenzieren beim Anbrüllen: Ich kenne es eher (im Reitsport) als Abwertung/destruktiv (warum machst du immer alles falsch!!!)
Ebend.  Das ganze 50 min lang, bei 10 Dezibel und derb bayerisch - dann hast Du Herrn W. Ob man DAVON dann besser reiten lernt??? Naja, wenn mans eh schon kann und SEHR begabt und SEHR robust gestrickt ist, bestimmt.

es gibt einen schönen Spruch - wenn dein einzigstes Werkzeug der Hammer ist - sieht die ganze Welt wie ein Nagel aus.
Ich find den Spruch ja gut, weil ich ihn eher so verstehe: wenn ich zu einspurig denke und keinen Bock habe, mich in Probleme, Nichtverstehen, Ängste, Blockaden, Umsetzungsbremsen hineinzudenken und sie geduldig zu bearbeiten, sondern immer nur denke: Die tun den Pferden weh, die sind faul, doof, indolent und WOLLEN nur nicht - tja, dann werde ich pädagogisch nicht wirklich was leisten können.
Und ich für mein Teil wäre mit etwas Geduld und Pädagogik UND natürlich einer gewissen reiterlichen Kompetenz schon reichlich happy, ich stelle da nicht so hohe Ansprüche wie Mim ;)

geolina

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #155 am: 07.06.10, 14:58 »
@mim
herr meyners kann dir und dem pferd aber keine piaffe erklären, dazu geht man dann zum reitlehrer und das ist der unterschied zwischen einem sitztrainer und einem reitlehrer.

klar gibt es mittlerweile einige in personalunion. aber da ich mich eh gerne von unterschiedlichen personen mal begutachten lasse bin ich bisher immer gut mit meiner rl und meiner sitztrainierin zurechtgekommen. im sitzkurs hatte ich auch so einge aha-erlebnisse, die man so im normalen unterricht nicht herstellen konnte und im reitunterricht hab ich (obwohl ich der sitztrainierin hier gar nicht absprechen will, dass sie reiterlich pferd und reiter schulen könnte) so einiges vom sitzkurs wieder aufnehmen und weiterentwickeln können, was mir da so einige aha-erlebnisse gegeben hat.

man darf eben nicht ganz so engstirnig sein, dass der nun alles können muss.

weder als rl: nimm schon endlich dein äußeres bein zurück *ähm, und wie?*
noch als schüler: du musst ein wolperdinger sein, oder ich trainiere alleine (das ist für mich der beste weg nix mehr dazuzulernen oder in falsche richtungen zu gehen)

alex

Offline Orion

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #156 am: 07.06.10, 15:01 »
*hml aus*

Hallo,

also ich stelle da schon meine Ansprüche. Für mein sauer verdientes Geld erwarte ich Höflichkeit (mir und dem Pferd gegenüber), ein Eingehen auf meine speziellen Probleme (Reiten und Fahren Band 1 und 2 habe ich selber gelesen) und vielleicht den einen oder anderen Tipp, der mich und mein Pferd weiterbringt. Anbrüllen lasse ich mich nicht mehr, ich bin Kunde und will auch so behandelt werden. Und wenn beispielsweise die Hacken immer hochrutschen, wird sich das durch Anbrüllen auch nicht ändern.

Es ist aber ein großer Unterschied, ob man Kinder, Teenager oder Erwachsene unterrichtet. Erwachsene brauchen und erwarten viel mehr Erklärung. Wenn ich einem Erwachsenen erkläre,warum er etwas so und nicht anders machen soll, kann er das besser umsetzen. Bei Kindern braucht man mehr einen spielerischen Ansatz, zum Beispiel auf dem Pferd rumturnen. Die meisten Erwachsenen kommen sich bei sowas blöd vor. Teenager sind da noch eine Gruppe für sich, ich glaube, die lassen sich noch am ehesten durch "Anbrüllen" und durch "Mach das so" beeindrucken. Vor allem funktioniert da auch der Gruppendruck.

Ich glaube inzwischen, das eben nicht jeder jede Altersgruppe unterrichten kann. Ich z.B. komme am besten mit Erwachsenen, auch Anfängern, klar. Teenager geht noch und bei Kindern wird es schwierig. Dazu kommen noch die unterschiedlichen Ausbildungsstufen. Schon da wird es schwierig, für jede Zielgruppe den richtigen Ausbilder zu finden.

Gruß

Orion

*hml ein*

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #157 am: 07.06.10, 15:07 »
Schon spannend - was ist eigentlich mein Anspruch?

Das was Zaino schrieb

 + ein wenig der Hinweis, wenn eine Aufgabe nicht klappt der Reiterlehrer zumindest soviel von Anatomie und Bewegungsabläufe (nicht nur beim Pferd) sondern auch vom Reiter versteht, dass er a) einfach einmal ein paar Lockerungsübungen weiß/ vorher/zwischendurch ausprobiert oder b) empfiehlt einen (Pferde)Osteo/Physio drüberschauen zu lassen oder sich zu überlegen hier einen (Reitbewegungs) Spezialisten aufzusuchen und nicht stur beharrt: Du ~ willst ~ blos nicht, du bist ~ beratungsresistent ~, du ~ übst ~ nur nicht genug und du bist eben ~ talentfrei ~, du hast nicht ~ genug Gefühl ~ ?

Und zudem - was wäre so schlimm, wenn nicht nur das Pferd "warmgeritten" wird, sondern sich die Reiter auch gezielt "warmmachen" mit Übungen? Ist das (noch) gängige Praxis oder nur an der Longe?

Wieviel RL - empfehlen denn andere RL/Spezialkurse? @ Geolina - nun Meyners kann es vielleicht nicht, aber Volesky vielleicht schon  ;) ?

Und doch - mein Anspruch ist so "hoch" - das wenn es um verkrampfen/falsche/grobe Hilfen geht - ich echt kein "angeblökt" werden brauche, sondern eine Hilfestellung, Lernweg, wie ich das selbst ohne "Anblöcker" im Hintergrund erspüren und vermeiden kann. Bin da ein Montessori-Fan "...hilf mir es selbst zu tun.."

Die Anahme - Reitlehrer müssten/bräuchten keine Ahnung von Sitzlehre habe (hab ich das falsch herausgelesen), der kann ich nicht folgen?
  
Gruß Mim
« Letzte Änderung: 07.06.10, 15:18 von Mim »
Die-mit-dem-äusseren-Zügel-kämpft

Offline donau

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #158 am: 07.06.10, 15:21 »
nein, nein mim, das hast du dann falsch rausgelesen. RL müssen natürlich ahnung haben vom "sitzen", weil ich ja die hilfen über den sitz gebe, zu 80%. und weil eben viel in der mittelpositur hakt - nur, wenn ich ein spezielles problem habe (bei mir ist das rechte schulter- linke hüfte durch einseitige tragehaltung zb.) oder bei etwas nicht und nicht weiter komme (z.b. aussitzen), DANN mache ich einen sitzkurs, wo ich an dem problem arbeite.

danach im normalen unterricht, beim REITlehrer, kann ich dann "tu deine schulter da und da hin", "hüfte vor-zurück-seitlich" viel besser umsetzen und daher dann auch den erklärungen wie ich was zu reiten habe, besser folgen. ich erwarte ja von einem dressurtrainer auch nicht, dass er mir gymnastiksprünge lernt, aber ich nehme den gefestigten takt bzw. das vermehrte vorwärts, oder die aktivere hinterhand auch mit aus dem stangentraining in die dressur.

bin da vielleicht altmodisch, aber ich meine immer noch, erstmal sitzen lernen, dann reiten lernen, und das sitzen immer wieder per spezialkurs verbessern, unabhändig vom reiten ansich. von daher verlange ich das auch nicht von einem reitlehrer. wohl aber, dass der mir dressur/springen/gelände sprünge etc. beibringt, je nach "sparte".

manche können halt 2 dinge, zb. springen und dressur, oder sitzschulung und dressur usw. , aber je nach meinen zielen /ausbildungsstand suche ich mir dann das passende ;) (weil ich meine grenzen kenne...)
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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #159 am: 07.06.10, 15:39 »
Donau wir sind uns eigentlich einig.

Ich sehe es einfach so - die Reiterkundschaft wird im Schnitt immer "älter" werden. Weil immer mehr Menschen auch im Alter reiten oder fitter sind als noch vor 20 Jahren. Aber auch - wer nicht - viele Menschen ab 35 ihr Zpperlein haben, ein Verspannung hier, eine Blockade dort... es ignoieren, gar nicht wissen? Ich sehe es pragmatisch als "Alleinstellungsmerkmal" wenn sich RL hier weiter/fortbilden dieses "Zusatzwissen" anbieten können: Ich weiß/sehe woran es bei dir liege könnte und hier auch ein bißchen "Werkzeug" es den Reiter zu erleichtern/Hilfestellung auch zum Ziel zu kommen als stures-immer-wieder-üben.

Sitzlehre und Reitlehre - wer war zuerst da die Henne und das Ei? Das ist es ja wo sich Meyners noch mit den Oberbereiter der Wiener Hofreitschule um dieses unsägliche/lange ohne-Steigbügel-reiten und die Folgen für den Sitz diskutiert. Wie kann ich reiten lehren wenn ich nicht weiß wo welcher Muskel dann gegenspannt/blockiert? Wieviele "favorisieren" noch das ohne-Steigbügel-leichttraben in der Reitausbildung -  obwohl es sitzkontraproduktiv ist?

@ Piaffe. Ich hab mal grad in meinem bescheidenen Freizeitreiterbekanntenkreis rumüberlegt, wer hiervon von dem lernen einer Piaffe träumt, das sieht dünn aus  8). Wieviel Reiter von ALLEN Reitern Deutschlands die Unterricht nehmen sind solche "Spezialitäten" im Dressurbereich überhaupt Ziel?

Viel mehr sehe ich einen gelösten, entspannten, guten Sitz, Freude am Reiten, respektvoller Umgang mit dem Tier, Ent-Stressen durch/beim Reiten nach dem Hauptberuf, Kinder, Haushalt.

Für mich einfach die Frage - wohin bewegen/verschieben sich die Kundenschichten - und dahin wird? (oder auch nicht) ein Gro der RL mit ihrem Angebot folgen (müssen).

Hier in Franken hab ich mal einen Managementberater für Pferdehöfe gehört, der Reithöfe dadurch "rettete" dass er die ganzen Tuniergiraffen hinausschmiss und ruhige 1,50 Pferde anschaffen lies für Freizeitreiter, Späteinsteiger, vormittags-Mutti-Reitkurs-Cliquen, nur-Spaß-am-Reiten-haben-woller und andere "Ehrgeizlose" die Reiten als Hobby sehen? Oder warum boomt der Isihof hier um die Ecke?

Gruß Mim
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Offline Terrier

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #160 am: 07.06.10, 16:29 »
Isi-Reiten...ganz einfach  ;D Darf man sich im bequemen Sitz setzen, Beine nach vorne und einfach reiten.....heutebösebin

Mim- Ist ja im GRunde schon richtig, was Du sagst, aber WO findet man denn das? ICH habe eben Ergeiz und WILL auch Turniere reiten, aber solche Reitlehrer gibt es nicht. Bi ja froh, wenn ich überhaupt RL finde, die den Unterricht machen, den ich auch umsetzen kann.

Selbst beim Behi-Sport wurde nicht immer wirklich auf die Behinderung eingegangen. Dann kam "Ich sag nur, wie es normal geht, musst dir selber deinen Weg suchen" Dann hatte der RL eben mehr gesagt, was das Pferd "falsch" macht, eventuell noch, wie man es normalerweise nun korrigieren würde.
Ich bin sehr froh, dass ich nun 2 RL (mehroderweniger) hab, die sehr pferdegerecht unterrichten. Zumindestens ist der Eine sehr "Kundenorientiert", was schon fast übertrieben wirkt, der Andere wirklich sehr gute Tipps gibt, die helfen mich auf dem Pferd,Im R für die Hilfen halbwegs korrekt, sitzen zu lassen.

Mittlerweise versuche ich nun fast 36J. das Reiten zu erlernen, man kann mir wirklich glauben, dass ich schon sehr viele RL "durch" habe, aber ich habe noch keinen angetroffen, der die Bedingung von Mim erfüllen würde.
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Offline tara

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #161 am: 07.06.10, 16:42 »
Mittlerweise versuche ich nun fast 36J. das Reiten zu erlernen, man kann mir wirklich glauben, dass ich schon sehr viele RL "durch" habe, aber ich habe noch keinen angetroffen, der die Bedingung von Mim erfüllen würde.


ich habe auch schon einige gehabt. Und ich habe festgestellt, daß es durchaus nützlich ist, so nach 2-3 Jahren mal jemand anderen schauen zu lassen. Dem fallen viele andere Dinge auf....
stell dir vor, du hast ein Pferd und es kann nicht t ö l t e nin diesem Sinne...
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"Ausbildung heißt, das zu lernen, von dem du nicht einmal wußtest, dass du es nicht wußtest."
(Ralph Waldo Emerson, (1803 ‐ 1882)

Offline zaino

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #162 am: 07.06.10, 18:45 »
Isi-Reiten...ganz einfach  ;D Darf man sich im bequemen Sitz setzen, Beine nach vorne und einfach reiten.....heutebösebin
jaaa, weil Isis auch kaputt gehen, wenn sie mies geritten werden, zumal von Schwergewichten. Die isländischen extra eingeflogenen Reiter-Richter für große Turniere, die ich in Aktion gesehen habe, die konnten alle reiten - da legst dich echt lang! Boah!  

tara, hatte auch schon 2 RLs parallel... jeder guckt anders und arbeitet mit anderem Schwerpunkt. Das kann sehr produktiv sein.

Sitz-Schulung heisst für mich, ich beame alles andere aus, lass mich an die Longe hängen und mach die Augen zu. Und bin nicht mit so Kram wie Lenken, Treiben, Bremsen befasst  :D

Es gab auch schon VOR Meyners gute Kniffe und Lockerungsmethoden. Wie z. B. von Sally Swift, die lieferte manches gute Eselsbrücklein. Und auch in grauer Vor-Meyners- Zeit haben allerhand Leute bei normalen RLs gut reiten gelernt. Es kommen einfach viele Faktoren zusammen, damit es gut klappt.

MIch ärgert nur, wenn es schon als "zu anspruchsvoll" gilt, sich als RL jemand mit Geduld, Einfühlungsvermögen, etwas Interesse an mir als Kundschaft, und Fachkompetenz zu kriegen, der/die auch Menschen und nicht bestenfalls einige Pferde mag... :P ::)
Ich hab mal einer RL-Dame den Kram hingeschmissen: 1. pfeift sie mich an wg. Absage 1 Stunde zu spät, also voll zahlen. Na gut. 2. die machte immer das gleiche Programm, korrigierte nicht, Springcoach brüllte anderntags: "WER HAT EUCH EIGENTLICH BEIGEBRACHT DIE PFERDE SO ZU VERBIEGEN!" - äh,  Biegung? Stellung? DIE war das, jaaa! 3. hatte sie dann ein altes aber fittes Geschenk-Schulpferd Probe geritten, eine gutwillige flotte Stute, ca. 20, bissl dick und steif, na klar, jahrelang nur mit Fohlchen auf der Koppel gewesen. Sagt sie am Schluß (Stute gab alles, machte aber öfter den Kopf hoch...) : Selten so ein besch*** strackes steifes Pferd geritten! Hält an, dreht die Gerte um und haut der Stute nur so aus Laune den Knauf mit Schmackes zwischen die Ohren. *kotzsmileysuch* Ne echt, mit sowas red ich doch nicht mal mehr.  >:( >:( >:( Wie heisst es doch: Wenn ihrs nicht fühlt - ihr werdets nicht erjagen!  :(
« Letzte Änderung: 07.06.10, 18:49 von zaino »

Offline Binesdiva

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #163 am: 07.06.10, 19:36 »
@ Piaffe. Ich hab mal grad in meinem bescheidenen Freizeitreiterbekanntenkreis rumüberlegt, wer hiervon von dem lernen einer Piaffe träumt, das sieht dünn aus  8). Wieviel Reiter von ALLEN Reitern Deutschlands die Unterricht nehmen sind solche "Spezialitäten" im Dressurbereich überhaupt Ziel?

Wenn ich mich dazu in bestimmten Klassikkreisen umsehe würde ich sagen: alle.

Und Terrier, das mit den Isis war fies.... ;)

Zaino, boah, woher kennst Du eigentlich immer diese krassen Negativbeispiele?
Weia.
So krasse Typen sind mir noch nie untergekommen (obwohl, diesen berühmten Hr. W. würde ich doch gerne mal kennen lernen).
Und Recht haste:
Auch vor Meyners gab's schon Übungen, Tricks und Kniffe für einen losgelassenen Sitz. Ist ja nu nichts Neues, was der EM da auspackt. Der hat nur Glück, daß es jetzt gerade eine gute Zeit dafür ist und alle auf dieser Welle mitschwimmen.
Habe letztens mal ein Buch aus den 60er-Jahren gelesen, da stand auch schon was von körperlicher Fitness der Reiter und wie man die erreichen kann.

Und zu dem "ohne Bügel reiten":
auch das muß man mal differenzierter betrachten. Gelegentliches "ohne Bügel reiten" ist wertvoll, wenn der RS bereits ausbalanciert und zügelunabhängig sitzen kann.
Das kann einem nämlich zu einem tieferen Sitz verhelfen.
Das ewige ohne Bügel leichtraben bei einem Durchschnitts-RS, der vielleicht 1-2x/Woche reitet und / oder Unterricht hat, ist kontraproduktiv.
Aber die an der Hofreitschule haben doch einen bombastischen Grundsitz, denen hat das wohl nicht geschadet.
Ich hatte mal einen RL, bei dem habe ich mal sechs Wochen lang jeden Tag (!) eine Sitzlonge gemacht. Da war immer ohne Zügel und ohne Bügel angesagt. Geschadet hat's nicht, ganz im Gegenteil in allen Protokollen stand etwas von einem sehr korrekten Dressursitz mit korrekt getragenen Zügelfäusten bei korrekter Schenkellage.
Das war übrigens der gleiche RL, bei dem ich auch Springen hatte (der Brüller).
Waren sehr anstrengende sechs Wochen, aber auch sehr gewinnbringende.
Aber welcher RS möchte sich das noch antun?

Übrigens, ICH gehe zum Arzt mit Rückenschmerzen. Die anderen (Physio etc.) suche ich dann auf, wenn ich eine Diagnose habe und die dann helfen sollen, damit sich das wieder bessert.

Ich glaube, man sollte mal überlegen, was man als RS eigentlich will:
möchte ich nach der Arbeit ausspannen, die Natur geniessen und reicht mir ein losgelassener Sitz oder möchte ich neben der Arbeit noch Turniere reiten (und ich spreche mal jetzt hier nicht von A, sondern ab L), das auch noch erfolgreich?
Beide RS haben ja im Prinzip Ehrgeiz, nur andere Interessen.
Also werden beide sich vermutlich unterschiedliche RL suchen.
Also alles gut.

Das Problem dürfte dann entstehen, wenn sich jemand aus der 1. Gruppe versehentlich an einen RL wendet, der den absoluten Leistungsgedanken mitträgt und der sich eben nicht nur mit einem losgelassenen Sitz zufrieden gibt. Oder auch umgekehrt.
Vielleicht passt es, vielleicht aber auch nicht.

RS und RL tun eigentlich gut daran, wenn beide vor dem RU mal ihre Ziele definieren und diese auch dem anderen mitteilen.
Und auch nach jeder Stunde mal ein Feedback geben.
Reitet ein Cowboy zum Friseur.
Kommt wieder raus:
Pony weg...

Offline Hexle

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Re: "Reitlehre in der Krise"
« Antwort #164 am: 07.06.10, 23:01 »
nö Binesdiva den Klassikern ist eine Piaffe eine Lektion zur Gymnastizierung wie jede andere  .. als ZIEL sehen es nur FNler ;)

Zitat
möchte ich nach der Arbeit ausspannen, die Natur geniessen und reicht mir ein losgelassener Sitz oder möchte ich neben der Arbeit noch Turniere reiten (und ich spreche mal jetzt hier nicht von A, sondern ab L), das auch noch erfolgreich?
oder möchte ich das dazwischen ??

Nämlich so gut reiten, dass mein Pferd schon losgelassen ins Viereck kommt - das man wiederum max. 2 -3 x wöchentlich betritt weils auch für ein Pferd zu langweilig ist täglich Kreise in den Sand zu ziehen .. 

Will ich ein Pferd das ich quasi in versammelten Lektionen warmreiten kann, weil es schon komplett gelöst auf die Bahn geht .. eben weil es nicht dauernd dem ERfolgsdruck des Reiter ausgesetzt ist (oh gott am WE ist TURNIER und ich hab noch nicht ...)

Will ich nicht lieber ein Pferd das Spass daran hat hohe Leistung zu bringen weil sein Reiter gut sitzt, mit genügend Spannung um das Pferd  in seiner Bugwelle zu haben ohne sich dabei zu verspannen und das ganz ohne das anderen Reitern auf irgendwelchen Turnieren beweisen zu müssen ? 

Man kann auch als Freizeitreiter verdammt hohe Ansprüche an sich und die eigene Reiterei stellen (und mit hoch meine ich hoch .. also weit mehr als L) ohne dabei verbissen zu werden, zu verkrampfen (im gegenteil ;) )  ..

übrigens waren die BESTEN S-Dressurler die ich je gesehen habe (es waren wenige - die meisten reiten recht besch....) , sehr oft mit ihren Pferden total entspannt im Gelände  .. oder zu Hause im Springparcours unterwegs  :D deren PFerde hatten auch immer sichtlich SPASS an der "Arbeit"  eben weil die Reiter nach ihrer anstrengenden Arbeit unter der Woche lieber ins Gelände gegondelt sind .. und das Wochende  dann das andere Spassprogramm war  :D


Du wirst sicher nicht jedes Ziel erreichen, dass du dir gesetzt hast. Du wirst aber ganz sicher kein Ziel erreichen, dass du dir nicht gesetzt hast...